Zimmer 4

Das Zimmer von
# Alice Feé

CF: ZEITSPRUNG; Kostümatelier

Unruhig ging ich im Zimmer auf und ab. Das war nicht gut, gar nicht gut. Doch 5 Tests konnten nicht lügen. Ohne Michelle wäre ich nicht mal auf die Idee gekommen, dass es das ist.
Seit einigen Tagen war mir bereits übel und ich hatte mich gestern deswegen bei Michelle beschwert. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass die Meeresfrüchte, die ich vor 4 Tagen gegessen hatte daran schuld waren. Michelles Witz, dass ich ja schwanger sein könnte, ihr war da auch immer übel gewesen die ersten Wochen bzw Monate, hatte mir jedoch alle Farbe aus dem Gesicht weichen lassen. Ohne mir etwas anmerken zu lassen hatte ich mich verabschiedet und war in die Apotheke gegangen. Wieso hatte ich mir nicht früher Gedanken darüber gemacht, dass ich seit 5 Tagen überfällig war? Und wieso fiel mir erst jetzt auf, dass wir nicht mal verhütet hatten und ich doch die Pille nicht genommen hatte, weil mir eine neue verschrieben wurde?

Das brachte mir im Nachhinein natürlich alles nichts. Gestern Abend hatte ich die 5 Test gemacht. Alle positiv. Wenn die Abiturergebnisse bloß so viel positives hätten, wie diese 5 verdammten Tests. Schwanger... Ich konnte doch nicht schwanger sein, naja wie die Tests zeigten konnte ich leider sehr wohl. Und dann auch noch von Nick. Er würde tot umfallen, wenn ich es ihm sagte.
Eigentlich müsste ich gerade Prüfungen korrigieren, doch mir fehlten dazu die Nerven, außerdem war mir wieder übel und mit Nick musste ich auch noch sprechen. Oje.

Ich hatte mir sämtliche Ordner, Listen meiner Klasse und sonstige Blätter die mir bei der Punkte- und Notenverteilung helfen sollten, unter den Arm geklemmt und hatte mich mit einem Kaffee in der freien Hand auf den Weg zu Alice gemacht. Wir beide mussten wohl oder übel die Prüfungen korrigieren - beziehungsweise ich für meine Klasse, da ich morgen mit meiner Klasse auf Exkursion gehen wollte, da würde die Zeit einwenig knapp werden. Außerdem hatte ich irgendwo einwenig Motivation und Ehrgeiz aufgesammelt weswegen ich heute fertig werden wollte.
Ich klopfte an ihrer Tür ein, zwei Mal an, ehe ich die Hand etwas kompliziert mit dem Ellenbogen öffnete. Ich bin motiviert und ehrgeizig. Heute werd ich fertig Natürlich fühlte ich mich in Alice Zimmer wie zuhause und ließ meine Unterlagen auf den Tisch fallen, an dem wir schon paar Mal unsere Klassenarbeiten gemeinsam korrigiert hatten. Ich Geschichte zum Beispiel und Alice Russisch oder so. Ich nahm einen großen Schluck meines Kaffees, setzte mich und zog eine Prüfung zu mir, die ich noch nicht bearbeitet hatte. Ich wollte mich von nichts ablenken lassen und begann sofort mit der Arbeit an.

Als hätten meine Gedanken ihn herbeigerufen, platzte plötzlich Nick ins Zimmer. Wobei seine Motivation wirklich greifbar war. Mit angehobener Augenbraue beobachtete ich, wie er es sich an meinem Tisch bequem machte, mich nicht mal wirklich ansah und sofort zu korrigieren begann. "Wow, was haben sie dir denn versprochen wenn du sie bis morgen fertig hast." fragte ich amüsiert nach und vergaß kurz meine Sorgen. Leider wurde ich jedoch deutlich daran erinnert, als mir wieder so übel wurde, dass ich unbedingt die Kloschüssel umarmen wollte. Somit hatte Nick nicht mal die Möglichkeit auf meine Aussage zu antworten, als ich auch schon im Bad saß und unschöne Geräusche von mir gab. "Nick verdammt komm her und hilf mir!" rief ich dem korrigierwütigen besten Freund und Lehrer zu, der bisher noch nicht auf die Idee gekommen war ins Bad zu kommen. Das war doch seine Schuld! Naja, auch.

Ich bekam kaum mit, was sie zu mir sagte, so sehr schwirrten mir die Zahlen und Wörter im Kopf herum, weswegen ich verwirrt aufschaute, als ich Alice rufen hörte. Igitt, was tat sie da? Hatte sie zu viel getrunken oder warum musste sie erbrechen?
Ich legte meinen leuchtroten Stift beiseite und begab mich ins Bad, wo ich mich zu ihr hinunterbeugte. Hast du Laktoseintoleranz oder was? Ich grinste kurz, wobei ich jedoch den Blick in die Kloschüssel vermied und zu Alice Deo griff um den Geruch etwas zu überdecken. Ja, ja, ja - beste Freunde eben.
Waren deine Prüfungen, die du korrigieren musst, so schlecht dass du jetzt kotzen musst oder wie? ich war wirklich keine Hilfe, auch wenn ich ihre Haare zurück hielt. Aber mal ehrlich, wer wollte bitteschön vollgelabert werden, wenn es einem schlecht ging?

"Das ist NICHT witzig Nick, ganz und gar nicht. motzte ich und wischte mir mit Toilettenpapier über den Mund. Seine Witze halfen mir gerade wirklich nicht weiter, so gerne ich sie sonst hatte. Deshalb war ich froh, dass er mir immerhin die Haare netterweise zurückhielt. "Nein du Komiker. Guck einfach auf die unterste Ablage der linken Spiegeltür über dem Waschbecken." wies ich ihn an und zeigte nochmal mit der Hand in die Richtung, in der sich die gemeinte Ablage befand. Dort lag der einzige Schwangerschaftstest, den ich nicht weggeworfen hatte. Da ich nicht wusste, wie ich es sagen sollte, und mir fehlten selten die Worte, ließ ich einfach taten und Tatsachen sprechen. Da es mir mittlerweile auch wieder besser ging, musste er meine Haare nicht halten. Ich spülte ab, ließ mich neben das Klo auf den Hintern plumsen und wischte mir nochmal mit Toilettenpapier über den Mund. Danach sah ich abwartend und mit gemischten gefühlen zu Nick hoch.

Das ist einfach zu verlockend, wenn die beste Freundin vor einem kniet und sich die Seele aus dem Leib kotzt Grinsend ließ er ihre Haare los und spülte das herunter, was Alice in der Toilette hinterlassen hatte.
Mensch Alice, ich muss Arbeiten. Wenn ich heute nicht fertig werd hab ich ein Problem - morgen bin ich den ganzen Tag unterwegs maulte ich, während ich widerwillig das tat was sie mir aufgetragen hatte. Ich musste mich wirklich sputen. Kaum hatte ich den Streifen in der Hand und ihn einen Moment lang betrachtet, drehte ich mich zu Alice um und zog die Augenbrauen hoch. So jung und dann schon werdende Mutter?
Da meine Gedanken immer noch an den aufgetürmten Prüfungen hingen konnte ich nicht wirklich konzentriert darüber nachdenken. Jetzt schon? Wer ist der Glückliche? Ich legte den Streifen zurück und verließ das Bad. Die Reaktion war sicher nicht die was sie erwartete aber erstens war ich nicht wirklich begeistert dass sie mit 25 schon Mutter wurde - vor allem kurz vor ihrem ersten Jahr als echte Lehrerin - zweitens stand ich unter Zeitdruck und konnte mich nicht damit beschäftigen und drittens...ja keine Ahnung warum ich nicht so gut drauf zu sprechen war.

Ich verdrehte seufzend die Augen. Sein anschließendes Gemecker ignorierte ich. Ich hatte größere Probleme. Naja, noch waren sie ganz klein, aber in 8 Monaten waren sie ziemlich groß. Ich legte instinktiv die Hand auf meinen - noch -  flachen Bauch. Bei Nicks derzeitiger Dummheit wurde mein Blick jedoch ungläubig. Wo hatte er denn bitte sein Hirn gelassen? Unfähig auf seine Frage zu antworten und weiterhin ungläubig sah ich ihm hinterher, als er das Bad verließ. Männer! Ich stand auf und spülte mir den Mund aus um dann mit dem Schwangerschaftstest in der Hand ebenfalls zurück in mein Zimmer zu gehen. "Ist das dein ernst? Mir fällt nur eine Person ein mit der ich vor ungefähr 4 Wochen Sex hatte!" Ich warf mit dem Test nach ihm, ja nicht die beste Lösung, aber ich war gerade wirklich schlecht gelaunt. das kam zwar selten vor, doch es kam vor. Eigentlich war ich sogar ziemlich ausgeglichen wenn man bedachte, dass ich mit 25 ungewollt schwanger war, mitten in meinem Referendariat von meinem besten Freund, der es nicht mal checkte und der sich benahm als wäre gerade alles wichtiger als ich.

Ich kaute auf meinem Stift herum und schaltete alles im Umfeld von fünf Metern aus - vor allem Alice, die mir gefolgt war und mir sagte, sie hätte in den letzten Wochen nur mit ihm geschlafen. Ich wollte mit meiner Arbeit fertig werden und das konnte ich nur - Warte, wie bitte?
Mein Ellenbogen rutschte vom Tisch als ich nach meiner kurzzeitigen Denkpause ruckartig aufschaute. Was? war mein geistreicher Kommentar dazu, bis mein Blick wieder zu dem Teststreifen flog, den sie mir liebevoll nachgeworfen hatte. Ich wurde Vater? Das wollte ich doch gar nicht.
Ich dachte du nimmst die Pille? Ehrlich...in dem Moment hatte ich rein gar nichts gedacht. Fuck Kinder waren putzig und man konnte ihnen sicher den gleichen Humor antrainieren aber ich war noch zu jung für solche nervigen Kleinkreaturen, die jedes Mal eine neue Windel brauchten. Ich starrte Alice entgegen und schüttelte ungläubig den Kopf. Das war doch sicher ein schlechter Witz. Auch wenn der Test etwas ganz anderes behauptete. Etwas überfordert mit der neuen Situation griff ich wortlos nach dem Test und starrte diesen an. Um irgendwas zu sagen, was uns in der Situation helfen könnte, dazu fehlten mir momentan eindeutig die passenden Worte.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich gegen die Wand. Na endlich, der Werte Herr hatte es begriffen. Und war alles andere als begeistert. Doch ich hatte keine andere Reaktion erwartet. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut und das sah man mir auch an. "tu... tat ich auch aber ich hab vergessen dass ich sie in diesem Zeitraum abgesetzt hatte weil ich eine neue gebraucht habe." erklärte ich und Pulte nervös an der Haut meines oberarms, die mittlerweile schon ganz rot war. Dabei sah ich Nick an, der wortlos den Test ansah. Er sagte nichts, doch ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte, weshalb ich ebenfalls erst mal schwieg. Was machte ich denn nun? Ich wusste auch nicht wie Nick nun weiter reagieren würde. War er sauer und gab mir die Schuld weil ich das mit der Pille vergessen hatte? Würde er mir helfen? Er war mein bester Freund doch erstens war genau das das Problem und zweitens war das keine Situation das normalerweise in einer Freundschaft entstand. Ach scheiße!

Ich hatte absolut keine Ahnung was ich sagen geschweige denn tun sollte. Ich merkte zwar, dass sie nervös war und trotzdem war ich momentan nicht in der Lage aufzustehen und sie in irgendeiner Weise zu trösten. Wie denn bitte? Das Kind war ja irgendwie schon existent.
Wortlos legte ich den Streifen zur Seite und legte meinen Kopf langsam aber sicher auf das vollgeschriebene Prüfungsblatt vor mir. Das konnte doch nicht seeeeein. Wieso passierte mir das? Wieso nicht irgendeiner Assi-Schülerin von mir, die sowieso in die Ghettos von Frankreich abgerutscht und von der Rauchsucht nicht mehr heilbar war?
Ich hob erneut meinen Kopf und fuhr mir mit beiden Händen zweimal durch das Gesicht und durch die Haare, sodass meine Frisur komplett zerstört war. Erst jetzt sah ich wieder zu Alice hinüber. Und was jetzt?

Das Schweigen war mehr als drückend. Eine ziemlich neue Erfahrung zwischen mir und Nick, denn wenn es da überhaupt einmal Momente des Schweigens gab, dann waren sie nicht drückend. Ich konnte nicht mehr still stehen und begann dementsprechend auf und ab zu gehen, wie vorhin schon vor Nicks auftauchen. Ich raufte mir die Haare und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. Mein Blick schweifte dabei immer wieder zu Nick. Immerhin saß er noch hier und war nicht wütend abgedampft. Irgendwann ließ ich mich aufs Bett fallen, sodass ich auf diesem saß und Nick ansah. Damit ich nicht weiter mit den Händen nervös herumwuselte, setzte ich mich mit den Oberschenkeln auf diese drauf. Die Verzweiflung, die vorhin noch durch den Schock und später die Angepisstheit überschattet gewesen war, bahnte sich nun immer mehr einen Weg nach oben und sorgte dafür, dass mir die Tränen die Sicht versperrten, auch wenn ich versuchte sie wegzublinzeln. Als Nick dann jedoch aussprach, was ich eben noch gedacht hatte, brach der Damm komplett und die Tränen liefen mir die Wangen herunter bis zum Kinn, wo sie auf meine Beine Tropften. Wortlos zuckte ich, die sonst so fröhlich war, mit den Schultern, nicht fähig etwas zu sagen durch den Klos in meinem Hals. Außerdem wüsste ich sowieso nicht was.

Ich atmete tief ein und wieder aus um irgendwie einen kalren Gedanken zu fassen. Vergebens. Planlos beobachtete ich Alice, wie sie im Zimmer herumtigerte und schließlich auf ihrem Bett Platz nahm. Ich hatte absolut keinen Plan ob ich überhaupt Vater werden wollte, ob ich ein guter Vater werden konnte. Ich war zwar erwachsen...aber ich war ich und das war eben das Problem. Außerdem war die Mutter meine beste Freundin - das Kind wuchs mit Eltern auf, die sich weder liebten noch jemals geliebt hatten.
Langsam stand ich auf und näherte mich der Braunhaarigen, wobei ich mich ohne ein Wort zu sagen neben sie setzte, als sie zu weinen begann. Ich war ein grauenvoller Tröster und das wusste sie und dennoch nahm ich sie in den Arm und legte meinen Kopf auf den ihren. Mit welchen Worten sollte ich sie denn bitte trösten? "Wird schon wieder?" Ha, das wäre ein guter Witz. Immerhin wuchs das Kind in ihrem Bauch heran.

Ich wusste das Nick grauenvoll im trösten war, doch ich konnte ja schlecht etwas an meinen Tränen oder an meinem derzeitigen Zustand ändern. Ich war einfach froh, als er mich in den Arm nahm, das half mir und bedeutete schon einiges, er hielt keinen Abstand, denn irgendwo war die Angst ja doch da gewesen, auch wenn ich es nie von Nick erwarten würde und ihm vertraute. Ich lehnte mich gegen ihn und schlang die Arme um meinen besten Freund um den Kopf an seiner Brust zu vergraben. Mir liefen die Tränen immer noch über die Wangen, doch es wurde gerade etwas besser.
"Ich werde nicht abtreiben. aber das weißt du." murmelte ich mit rauer Stimme an seinem Shirt. gut, dass ich ungeschminkt war, das wäre sonst eine echte Sauerei. Eigentlich war klar, dass ich nicht abtreiben würde. das würde ich nicht übers Herz bringen. Auch wenn ich eindeutig nicht bereit dazu war Mutter zu werden. Oh Gott ich würde Mutter werden! Ich spürte, dass ich auch noch wieder Kopfschmerzen bekam, also ein neuer Migräneanfall... na super, das fehlte mir noch, war jedoch nicht überraschend, da Stressituationen diese auch auslösten.
"Oh Gott Nick was machen wir denn jetzt?" Die Verzweiflung war mir deutlich anzuhören. Ih hob ruckartig den Kopf und sah ihn mit roten verheulten Augen an. Ich musste furchtbar aussehen. "Du lässt mich nicht allein oder?" Ich traute es ihm nicht zu, niemals eigentlich. Aber ich war gerade völkig fertig und brauchte seine Bestätigung, Sicherheit in wenigstens einer Sache.

Ich hielt sie so nah an meinen Körper gedrückt, dass ein Außenstehender sicher die Sorge hätte, ich würde sie komplett erdrücken. Und doch hielt ich sie sanft in meinem Arm und war einfach für sie da, auch wenn es absolut keine Worte gab, mit denen ich die Lehrerin beziehungsweise Refrendarin trösten konnte. Das war doch eine dumme Situation...
Ich weiß flüsterte ich. So hatte ich Alice nie eingeschätzt. Egal wie jung sie Mutter geworden wäre, sie würde wohl niemals einem Lebewesen die Chance nehmen, leben zu können. Und schon gar nicht ihrem eigenen Kind. Keine Ahnung Völlig ratlos starrte ich über ihre Schulter hinweg an die Wand, ehe ich sie losließ als sie ihren Kopf ruckartig hob und um Millimeter mein Kinn verfehlte. Ich bin mir zwar ziemlich sicher dass ich ein grottenschlechter Vater sein werde, der seinem Kind nur dumme Sprüche beibringen kann...aber ja, ich lass dich nicht alleine. versprach ich. Das würde eine schwere Zeit werden.
Ich fuhr ihr mit dem Daumen über die Wange und wischte ein paar Tränen von ihrer Haut, ehe ich sie schwach anlächelte. Wir schaffen das Was gab es denn sonst zu sagen was sie trösten könnte?

Auch, wenn Nick mich halb zerquetschte, so war ich doch froh darüber, dass er mich so fest hielt. Dass ich mich dadurch sicher und geborgen fühlen konnte. Auch, wenn seine Aussage nicht gerade beruhigend war. Seine nächsten Worte ließen mich jedoch lächeln, wenn mir auch immer noch von vorher die Tränen in den Augen standen. Es nochmal aus seinem Mund zu hören erleichterte mich ungemein, es war eine kleine Last, die von meinen Schultern fiel. Ich erwiderte sein Lächeln und wischte mir selbst nochmal über die Augen. "Das stimmt gar nicht, du wirst ein toller Vater." meine Stimme war immer noch etwas rau von den Tränen, doch es kamen immerhin keine neuen mehr nach und auch lächeln konnte ich wieder. Wir schaffen das... ja, das hoffte ich, denn das mussten wir wohl. "Oh Gott... ich werde.. Mutter. Wir werden Eltern." dieser Gedanke kam gerade erst zu 100% bei mir an und war seltsam. Sowohl beängstigend als auch irgendwie... erwartungsvoll.
Ich wischte mir nochmal über die Augen und legte den Kopf auf Nicks schulter ab. "Danke, dass du zu mir hälst." murmelte ich. "Auch wenn du irgendwqie schuld daran bist. Ohne dich wäre das nicht passiert." scherzte ich und grinste ganz leicht, ja mir ging es schon weder besser.

Das Kind wird Witze über alles und jeden reißen. Da gibt es sicher viele Menschen, die mich darauf hinweisen dass das keine Erziehung ist, die man sich einem Kind wünscht - und das als Lehrer witzelte ich. Ja, ich kam mit der Situation selbst noch nicht so ganz klar. Aber rückgängig machen konnte man es nicht also musste ich mich schnellst möglich damit anfreunden und das ging eben meist nur durch meine lockere Art. Jetzt werd ich irgendwann endlich mal einen gescheiten Grund haben Babybrei zu probieren. Das wollt ich schon immer mal machen überlegte ich laut vor mich hin, ehe ich Alice beruhigend den Kopf tätschelte. Ja ich weiß...es tut mir auch leid. Irgendwie musste ich mich ja für das Schlamassel entschuldigen, was unser ganzes Leben verändern würde. Stell dir mal vor...ich nehm es mit und es sitzt während dem Geschichtsunterricht auf meinem Lehrerstuhl und spielt mit Spielzeugautos Ich musste bei der Vorstellung grinsen - ja, die bildliche Vorstellung gefiel mir. Vielleicht konnte ich es auch zu einem Genie in Geschichte und/oder Chemie machen.

Ich lachte leicht. "Ich Sorg schon dafür dass das Kind Manieren hat. Bei dir hat das ja auch geklappt da krieg ich es auch bei einem unschuldigen Kind hin." seine nächste Aussage war wieder so typisch Nick und normal, dass ich grinsend die Augen verdrehte.
Seine Entschuldigung ließ mich seufzen. "Mir auch, aber nun ist eben so." ich fand es gut, dass es Nick war, mit dem dieser Unfall passiert ist. Es gab kein Drama, keine Streiterei und ähnliches, weil wir beide eben nicht so tickten, klar waren wir geschockt doch wir hielten zusammen und akzeptierten dass es nun eben so war. Zumindest nach dem ersten Schock. Ich quteschte mich nun erst mal aus Nicks Umarmung. "uff, das wird auf Dauer warm." erklärte ich entschuldigend.
Seine nächste Aussage fand ich wirklich, wirklich niedlich. "Ich mag die Vorstellung irgendwie." gab ich deshalb schmunzelnd zu. "Der Blick der Schüler wwäre wohl auch interessant...." nun verzog ich das Gesicht leicht. Ich wollte gar nicht wissen wie Schüler und Kollegen darauf reagieren würden. "Ich bin dafür wir sagen solange nichts, solange man nichts sieht." ich wusste dass das eigentlich nur eine Verzögerungstaktik war um sich nicht dem zu stellen was kam doch desto länger wir Zeit hatten desto besser fand ich.

Naja...am ehesten bin ich ja Schuld. Ohne Mann kein Kind nuschelte ich unverständlich vor mich hin und ließ sie augenblicklich los als sie sich aus meiner Umarmung zwängen wollte. Muss ich jetzt mit einer zickigen, keifenden, nachtragenden Alice mit Stimmungsschwankungen klarkommen? Der Gedanke, dass aus meiner unglaublich lustigen, freundlichen besten Freundin täglich eine Furie werden konnte, wenn man sie schlecht behandelte, war irgendwie beängstigend. Ich hoffte nur dass sich die 9 Monate nicht wie 9 Jahre anfühlten und ich am Schluss noch meine Alice wieder erkennen konnte.
Als sie mich auf die Kollegen und Schüler hinwies, wurde ich für einen Moment blass. Wir waren weder verheiratet noch in irgendeiner Weise ein Paar. Und bekamen trotzdem ein Kind. Unsere Kollegen werden uns für verrückt halten murmelte ich und ließ mich nach hinten aufs Bett fallen. Vermutlich auch zu unreif, unerfahren. Vielleicht würden sie uns sogar vorwerfen, wir hätten keine Ahnung was da auf uns zukommen würde. Verdammt.
Wir sagen ihnen nichts Ich richtete mich wieder auf, gab Alice einen kurzen Kuss auf die Stirn und stand schließlich auf. Ich konnte mit der Information sicher nicht mehr wirklich arbeiten.

Ich verstand fast nicht, was er sagte, weshalb es etwas dauerte bis die genuschelten undeurlixhen Worte in meinem Kopf einen Sinn ergaben. "Einigen wir uns darauf, dass wir beide ziemlich dumm waren. Ohne Blümchen keine Pollen undso." ich sah ihn vielsagend an. Schließlich war das mit der Pille mein Fehler gewesen.
Für seine nächste Aussage kassierte Nick einen Schlag gegen den Arm und einen finsteren Blick. "Ich bin schwanger! Nicht Schizophren, nicht von einem Alien besetzt und auch nicht von einem bösen Zwilling ausgetauscht. Also schau mich nicht so an, als würde mir gleich ein zweiter Kopf wachsen." Also das war natürlich typisch man. Eine Schwangere war doch kein Lebewesen aus einer anderen Galaxis. Ich verdrehte die Augen und täschelte ihm die Schulter. "Ich hab keine Ahnung von Schwangerschaften. Aber ich denke ich werde keine komplett andere Person." ich schmunzelte, da ich es ihm nicht lange übel nehmen konnte. Das schmunzeln verging mir jedoch bei Nicks gemurmelten Worten. "Nein, für Jung, unreif und dumm. Aber nicht alle, manche denken eh schon wir sind zusammen hab ich gehört. Wäre ja ne Lösung sie in dem Glauben zu lassen?" Ob der Vorschlag ernst gemeint war, wusste ich nicht so recht, das würde wohl ganz von Nicks Reaktion abhängen.
Dass er dafür war nichts zu sagen fand ich gut. Bis zum 3. Monat sollte man ja eh nichts sagen. Was Nick dann brachte war so typisch, dass ich einfach lachen musste, weil er natürlich typisch Mann damit ankam, dass ja immerhin meine Brüste größer würden. "Typisch Kerl Eine super natürliche Methode zur Brustvergrößerung. Die tun übrigens jetzt schon weh!" ich rieb mir mit der Hand demonstrativ über die linke Brust.