Die Aula

Die Aula wirkte immer sehr leer, wenn die Stühle nicht gestuhlt waren, sondern an den Wänden aufeinander getürmt wurden. Ich hockte am Eingang, direkt neben der Türe auf dem Boden und starrte zu den großen Glasfenstern raus. Dies Sonne warf ihr Licht in den großen Raum, der jetzt irgendwie verwahrlost wirkte. Es herrschte nur selten reges Treiben hier, wenn die Direktorin etwas zu verkünden hatte oder es eine Veranstaltung, wie einen Talentwettbewerb oder so gab. Ehrlich gesagt hasste ich solche Events. Die ganze Schule an einem Ort versammelt.... viel zu viele Schüler. Ein Glück war ich nicht Schulsprecher oder so, phu.
Zugegeben ich hockte ziemlich ungünstig, würde jemand den Raum betreten, würde er über mich stolpern.

Warum wollte ich gleich noch in die Aula? Ach ja ich wollte mir die Bühne hier mal anschauen und die Akustik austesten. Ich hatte meinen Hund mitgenommen, weil... ja einfach weil ich ihn mitnehmen wollte. Ich öffnete schwungvoll die Tür und trat ein, wobei ich auch direkt über irgendeinen der Affen die hier sonst noch so rum liefen fiel. Man musst du dich direkt in die Tür setzen? Kann man nicht in irgendeiner Ecke heulen? fuhr ich den Blonden direkt an und stellte mich erstmal wieder hin. Ich klopfte mich ab und richtete meine Klamotten wieder. Dann musterte ich den Jungen mit einem typisch kritischem Blick. Meine Hund machte einen deutlich eleganteren Satz über ihn, aber der hatte ihn ja auch schon gesehen. Ich richtete noch schnell den Kragen des Poloshirts und betrachtete die Aula dann ziemlich skeptisch. Die Bühne war wohl kaum groß genug um darauf Theater zu spielen. Ich schenkte dem Jungen an der Tür eigentlich kaum Aufmerksamkeit. Mein Hund schaute ihn ein wenig an, aber irgendwie war der Hund etwas zu schüchtern. Ich kniete mich zu ihm runter und kraulte ihn kurz hinterm Ohr. Komm geh mal hin und schnupper mal an ihm ermutigte ich den Hund dann. Dann konnte der Junge sich mit dem Hund unterhalten, dann konnte ich das hier wenigstens in Ruhe alles inspizieren.

Es kommt wie's kommen muss ein mir fremder Junge, den ich bisher nur von sehen her kannte, stolperte über meine ausgestreckten Füße und legte sich der Nase lang hin. Allerdings schien das ganze Ereignis ihm nicht sonderlich geschadet zu haben, denn wenige Sekunden später hatte er mich mit einem blöden Spruch angemacht und stand wieder auf den Beinen. "Sorry", murmelte ich und knetete die Hände in meinem Schoß. Ich war wirklich tief in den Gedanken an Frankreich, Steelback und mein Team versunken gewesen, dass ich meine Position nicht wirklich überdacht hatte. Eigentlich war ich auch davon ausgegangen, dass ich alleine blieb. Der Junge ließ seinen Blick über die Bühne wandern, seinem Blick nach zu urteilen war er nicht zufrieden mit dem was er sah. "Stimmt was nicht?", wagte ich es leise zu fragen und warf ihm einen Blick hinter meiner Brille zu. Sein Hund kam zu mir rüber und schnüffelte an mir. Danke ich lebe noch, grummelte ich in Gedanken, streckte aber die Hand aus um ihn zu streicheln.

Ich fand diese Aula einfach nur abgeranzt. Ich war echt besseres gewöhnt und das lag nicht nur daran das ich ein verzogenes Balg war. Wir hatten an meiner alten Schule wenigstens eine richtige Bühne. Das der Junge was gesagt hatte vernahm ich nicht mal richtig. Malito hingegen schien ihn jetzt schon zu mögen, wie eigentlich jeden zu dem er sich traut hinzugehen oder sich dazu motiviert,woran genau es bei dem Hund scheitert weiß er wahrscheinlich selber nicht. Passte nicht ganz zu meinem Pferd und mir, aber das war okay, schließlich brauchte man immer einen Ruhepol. Kommt drauf... Nun jetzt mal abgesehen davon das dies wahrscheinlich die hässlichste Aula der ganzen Welt ist sollte wohl alles in Ordnung sein. Ob irgendwas nicht stimmt sollte man eher dich fragen meinte ich dann in einem leicht schnippischen Ton und sah kurz zu ihm und wandte meinen Blick dann aus dem Fenster.

Der Junge betrachtete die Aula weiter, alleine sein Blick offenbarte seine Meinung darüber. Als ich seinen Blick folgte musste ich ihm teilweise zustimmen. Der Raum war etwas dunkel für eine Aula und die Stühle, die am anderen Ende des Raumes aufgestuhlt waren wirkten so als hätten schon Abermillionen Leute darauf gesessen. "Die Aula ist hässlich das stimmt", pflichtete ich dem unfreundlichen Jungen bei. Er machte mich schief von der Seite an, obwohl ich ihm nichts getan hatte. Na ja ich war ihm im Weg gesessen, aber er hätte ja auch seine Augen weiter aufmachen können. Ich streichelte den Hund, der vor mir stand. Er mochte mich auf jeden Fall lieber als sein Herrchen. Wenigstens merkte man mir, während ich den Hund streichelte, nicht an, wie nervös ich war. "Mir geht's gut, danke der Nachfrage", murmete ich mit einem leicht ironischen Unterton.

Ich musterte weiterhin abschätzig die in einem irgendwie traurigen weiß gestrichene Aula, in der sich die Stuhlfarben mit der Bodenfarbe biss. Die Stühle waren alt, steinalt. Als er mir zustimmte schmunzelte ich kurz. Dann setztr ich mich einfach mal auf die Treppe der Bühne, auch wenn die aussah als wäre sie ewog nicht gewischt worden, aber da ich mich sobald ich loswollte eh umziehen würde, konnte ich ein wenig Staub gerade noch ertragen. Malito saß freudig hechelnd neben dem Jungen, oh ein Wunder. Ich verdrehte die Augen leicht. Bist du schon lange in dieser Bruchbude hier? es war ein eher kläglicher und nicht wirklich ernstgemeinter Versuch eine Konversation aufzubauen. Allerdings wären meine Eltern nicht erfreut daran wenn in der nächsten Zeit noch ein Anruf Zuhause einging, nun ja vielleicht sollte ich einfach mal mit irgendwem reden. Ich lachte mich bei dem Gedanken zwar selber fast aus, aber konnte es unterdrücken, zumal er eh wirkte wie jemand den man leicht so manipulieren konnte das er tat was er sollte.

Mein Blick hinter meiner Brille folgte ihm zur Treppe hinüber, wo er sich fallen ließ. Ich verzog kurz das Gesicht, denn ich war mir sicher, dass die Putzfrauen nicht die Gründlichsten waren. Eigentlich hätte ich gar keine Reaktion zeigen dürfen, denn immerhin saß ich auf'm Boden neben einem Hund. Langsam kraulte ich das Fell hinter seinen Ohren und an seinem Hals. Schon immer hatte ich ein eigenes Haustier gewollt. Seine Frage verneinte ich mit einem Kopfschütteln. "Einen Monat vielleicht?", überlegte ich laut und zuckte dann mit den Achseln. Irgendsowas in der Länge wird's gewesen sein. Zugegeben, die Zeit verstrich doch schneller als ich anfangs gedacht hatte. Mein Tagesablauf war sowieso geregelt: Aufstehen, frühstücken, Schule oder lernen (je nachdem ob Wochenende war oder nicht), Solo-Q, Scrimm, Abendessen, ins Bett. Ich aß schon lange nicht's mehr zu Mittag und wenn ich nicht gerade in der Warteschlange der Queue saß, war ich in der Sporthalle und versuchte mich irgendwie körperlich fitt zu halten.
Ich beschloss die Konversation aufrecht zu erhalten und fragte schüchtern, wie ich war: "Du etwa? Ich hab dich vorher noch nicht gesehen" Es war mehr eine Feststellung, aber dennoch.

Mir entging sein Blick nicht als ich mich auf die Treppe setzte. Nun gerade er verzog da das Gesicht? Der Boden in der Türregion war wahrscheinlich noch um einiges dreckiger als der hier. Nun mir egal. Sollte er doch. Malito schien die Streicheleinheiten zu genießen, er mochte betuddelt werden. Nun er hatte auch ohne irgendwelche Chemekalien ein super weiches puschliges Fell, da lud der braun schwarze Hund schon echt zum kuscheln ein. Zu was anderem war er eh nicht gebrauchen. Er war zu ruhig um mit ihm irgendwas anzustellen, natürlich wenn ich ausreiten ging kam er immer mit, aber das war ja auch keine große Aktion. Wobei mir einfiel das mein Schimmel sich nun auch eingelebt haben sollte und ich diesen wahrscheinlich auch wieder normal arbeiten konnte, vielleicht war ein Ausritt eine gute Variante um ihn nach dem Monat lockerer Arbeit wieder ans Schwitzen zu gewöhnen. Bin auch erst nen Monat hier. Das du mich noch nicht gesehen hast liegt wahrscheinlich an deinem Hobby in der Aula in der Tür zu sitzen. Nun ich war wahrscheinlich auch nicht präsent genug, dank Prüfungen. antwortete ich darauf und konnte mir die bissigen Bemerkungen einfach nicht sparen. Natürlich war mir nicht entgangen das er schüchtern wirkte, aber ich wollte ihn ja heiraten oder so, eigentlich war ich mir nicht mal sicher ob ich diese Unterhaltung führen wollte, aber wer weiß vielleicht war er ja doch zu irgendwas zu gebrauchen.