Ich nickte. Er hatte recht und ich war erleichtert, dass er es verstand. Eigentlich konnte und war es mir völlig egal, was andere von mir, meinem Leben und meiner Einstellung hielten, denn das war meine private Angelegenheit und ich musste das einfach so handhaben, bei so viel "Meinung", wie ich es während des Studiums so zu hören bekam. Doch bei Logan war es mir wichtig. Es war mir nicht egal, was er von mir dachte, weshalb ich einfach froh war, das er so reagierte.
Ich horchte aufmerksam Logans Rat auf das Problem "Meiner Freundin". Ich war nicht dumm. Und er war es auch nicht. Ich war mir sicher, dass er genauso gut wie ich wusste, dass diese gute Freundin neben ihm saß. Doch ein kleines Fünkchen Hoffnung in mir wollte noch glauben, dass er es mir abkaufte. Auch, wenn er es wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich, nicht tat, so besaß er den Anstand mir ohne zu lachen oder Anspielungen zu machen, völlig ernst zu antworten. Ich biss auf meiner Unterlippe herum, während ich es mied, ihn direkt anzusehen, weshalb mein Blick immer knapp an seinen Augen vorbei ging, was kaum auffiel, jedoch sicher auffallen konnte, wenn man seine Aufmerksamkeit darauf richtete. Sein Tipp war auf jeden Fall sehr aufschlussreich, was seine Einstellung anging und noch aufschlussreicher, wenn man bedachte, dass wir beide eigentlich wussten, um wen es ging. Ich nickte bedacht. "Klingt einleuchtend." erwiderte ich, mit einem leichten Lächeln.
Sein Problem war beruflicher Natur und ließ mich die Stirn runzeln. Claire Dupin... dabei klingelte was bei mir. Ich nickte nachdenklich, während er weiter erzählte. Mein Gesichstausruck wurde während Logans Erzählung zunehmend mitfühlender. "Das arme Mädchen. Ihr Vater kommt mit dem Verlust seiner Frau nicht klar und weiß nicht, wann er sie wieder bekommt und seine Tochter leidet darunter." Mit meiner Mutter war es damals das gleiche gewesen. "Du darfst dich nicht in private Angelegenheiten einmischen, aber du kannst den Vater des Mädchens für ein Informationsgespräch was die Mutter eingeht einladen und dabei kannst du auch anderweitige Themen anschneiden, was dir im Krankenzimmer eben so aufgefallen ist. Wenn du willst, kann ich mit dem Mädchen reden, ich war selbst in einer ähnlichen Situation, wie sie nun mit ihrem Vater, auch wenn ich älter war." schlug ich vor, konnte ihm jedoch keinen sicheren oder total wissenden Rat geben, da die Situation ziemlich schwierig war. Es waren schließlich Personen, die man kaum kannte und eine schwierige Situation für alle Beteiligten, bei der man nicht wusste, wie auf versuchte Hilfe reagiert werden würde.
Als das vom Tisch war, waren wir tatsächlich bei der letzten Frage angelangt. "Okay, letzte Frage:36. Wenn du heute Abend sterben würdest, ohne die Möglichkeit mit jemandem zu sprechen, was würdest du bereuen, jemandem nicht gesagt zu haben? Warum hast Du es noch nicht gesagt?" Die Frage war ziemlich tiefgründig und ich schwieg, während ich darüber nachdachte, was und vor allem WIE ich antworten sollte. Denn es gab nur genau eine Sache, die ich richtig bereuen würde, sie nicht getan oder gesagt zu haben. "Ich würde bereuen nicht gesagt zu haben... Ich holte durch den Mund tief Luft und atmete sie mit geschlossenen Augen durch die Nase wieder aus. Wie es mir von Tag zu Tag schwerer fällt daran zu denken, dass du mein Chef bist, weil es mir von Tag zu Tag schwerer fällt, nicht an dich zu denken. Immer. Überall. Andauernd." gab ich zu und hielt seinen Blick mit meinem fest, auch wenn es mir schwer fiel, den ich fühlte mich gerade wieder wie ein Teenager. "Ich denke der letzte Teil der Frage erübrigt sich von selbst?" ich hob eine Augenbraue leicht an und wartete einfach auf... irgendeine Reaktion, auf seine Antwort auf die Frage, auf irgendetwas. Am liebsten hätte ich als Antwort auf die Frage einfach meine Lippen auf seine gelegt, Taten anstatt Worte sprechen lassen... Doch der Gedanke immer noch am Arbeitsplatz zu sein hemmte eben doch, trotz der ganzen Anspielungen während der Fragen.