Isaac
Er hört ihm zu, eigentlich nur halbherzig, aber so sah er auch nicht aus. Irgendwie ist es ihm mehr oder weniger egal, auch weil er hier gar keine Freundin finden will, er will seinen Spaß haben, einfach Zeit mit seinem Bruder verbringen, ein wenig abschalten, den Kopf frei bekommen und nebenher, wenn er zwischen den ganzen Partys noch Zeit findet, den Abschluss machen. Mit seinen 18 Jahren ist er jemand, der nicht viel auf seine Bildung gibt und schon gar nicht an seine Zukunft denkt, warum auch? Es kommt ohnehin immer anders, was man an seinem Bruder wunderbar sehen kann.
Ich brauch nicht viele Freunde hier, schon allein weil ich mich mit dem ersten Jungen geprügelt habe, den ich hier in Spanien gesehen habe, in Frankreich gab es noch niemanden der wirklich so interessant war, das ich länger als nur einen Tag mit ihm verbringen könnte und ja, zur Not gehe ich eben allein los und such mit ein paar Weiber, die mit Kommen damit hatte er in England auch noch nie Probleme gehabt. Er hat einfach irgendwelche Weiber angemacht und wirklich jede ist spätestens nach den Worten „Aber ich will doch nur dich“ und den dazu gefügten Worten, die natürlich nur in seinen Gedanken vorkamen, „zumindest im Moment“ mit ihm gekommen. Als hier noch mehr Menschen antrudeln und Isaac vorschlägt joggen zu gehen blickt er nochmal aufs Meer, hinunter zu seinen Beinen und hoch in den Himmel
Ich war heute zwar schon, aber mehr wird mir auch nicht schaden in England war er früher dreimal am Tag draußen gewesen, anfangs unfreiwillig, auch weil Miquel ihn einfach mit geschleppt hat und nicht daran gedacht hat, ihn mit zu nehmen aber so hat er zumindest eine Regelmäßigkeit in seinem Leben behalten: Jeder Morgen um elf auf und erst mal joggen, dann konnte er abschalten und musste sich keinen Kopf machen, das er am Frühstückstisch wieder weg pennt. Unter der Schulzeit verschob sich das ganze natürlich um fünf Stunden nach vorne, wie soll es anders sein.
Hier am Stand? fragt er nochmal eher weniger misstrauisch, denn er wusste nicht, ob das wirklich die beste Idee ist, schon allein wegen dem Untergrund, der zwar federt aber zum einen können überall Löcher sein, man kann leicht ausrutschen und dazu ist es noch nicht beleuchtet. Wenn er ehrlich ist, hat er nämlich keine Lust über irgendwelche knutschenden Pärchen zu stolpern, auf der Schnauze zu liegen und danach los Lachen zu müssen, weil der Typ wahrscheinlich blind ist oder vielleicht auch nur schlau, weil er die Tusse in den Hintersten und dunkelsten Winkel Spaniens geschleppt hat. Geduldig wartet er, doch einen Vorschlag konnte sich der junge Briete nicht verkneifen:
Wäre vielleicht die Strandpromenade nicht eine bessere Wahl? Wenn man an den Untergrund und die Bedingungen denkt? seinen Kopf mit den recht langen, braunen Haaren legt er etwas zur Seite und betrachtet so sein Gegenüber, den er sich ganz ehrlich nicht mal beim weg gehen vorstellen könnte, so unschuldig wirkt er, aber auch eigener Erfahrung weiß er: Genau solche Typen sind die, auf die man aufpassen muss.