Dear Diary

25. Oktober 2013

Mein Leben geht den Bach runter. Meine Haare sind mir ausgefallen, an meinem Kopf ist kein einziges Haar mehr. Keine Ahnung, was ich machen soll, keine Ahnung, wie ich weiter machen soll. Momentan laufe ich zwischen den 32 Wochen Chemotherapie nur mit einem Halstuch auf dem Kopf rum, manchmal ziehe ich auch Kappen an.
Ich habe nämlich Angst. Angst vom Leben aber noch mehr habe ich Angst vom Tod. Wie es sich wohl anfühlt zu sterben? Wie es wohl ist, alles zu vergessen und die Welt lautlos neben mir untergehen zu lassen? Meine Welt würde beendet werden, aber mich würde keiner vermissen, außer mein Bruder. Leon. Alles was ich habe und alles was ich brauche. Ich habe oft Angst von meinem Leben, auch wenn sie mir die Infusion anhängen. "Wenn es undicht wird, musst du es uns gleich sagen, denn sonst läuft es aus und verätzt deine gesamte Hand", so etwas hört man gerne. Aber jetzt muss ich aufhören zu schreiben, die Visite kommt und ich höre schon, wie sie über mich reden. Das arme kleine Mädchen, dass kaum eine Chance hat zu überleben.

26. Oktober 2013

Gestern hat mein Arzt gesehen, dass ich Tagebuch schreibe. Er meinte, ich soll jeden Tag etwas positives in meinem Leben in dieses kleine schwarze Buch schreiben, das alle meine Freund vorne signiert haben. Aber was gibt es positives in meinem Leben? Vielleicht, dass ich heute mal wieder nur eine Kochsatzlösung an meinen Venen hängen habe? Sonst gibt es nichts. Mir ist immer noch schlecht und ich habe immer noch keine Perücke gefunden, die mir gefällt. Ich meine, ich liebe mein Leben und auch wenn ich mit dem Tod verheiratet bin, kann ich nichts dagegen machen, dass ich am liebsten Fliegen würde, egal wo hin, Hauptsache weg von hier und meinen Krebs hier zurück lassen. Ich stelle es mir gerade vor, wie es so ist, über die Wälder und wiesen zu gleiten, nicht daran denkend, was morgen sein könnte oder wie ich es machen würde, wenn ich heute untergehen würde, nein, ich würde nicht einmal mehr daran denken wie es wäre, wenn ich abstürzen würde, denn warum soll ich mir über so etwas Gedanken machen?
Weißt du, mir ist aufgefallen, dass ich doch etwas schönes heute erlebt habe. Mein Bruder war hier und hat mir ein Buch mitgebracht, sein Lieblingsbuch. "Eine unendliche Geschichte", er meinte, ich solle sie lesen, es würde mich ablenken und das tut es auch. Hoffentlich ist sie wirklich unendlich, wie der Titel sagt.