Richard
Dieser Blick, er widert mich an. Arroganz, vielleicht schon Narzissmus. Es grenzt daran, da bin ich mir ziemlich sicher. Seine Augen sind kalt, doch auf eine gewissen Weise auch voller Schmerz. Und das amüsiert mich, denn er ist verletzbar. Mehr als ihm vermutlich bewusst ist. Mehr als mir im Moment bewusst ist. Und der Junge der vor mir ist vielleicht groß und hat anscheinend ein paar Muskeln, doch er kann mir nichts an tun.
Ein Mundwinkel von mir zieht sich bei seiner Antwort hoch. Seine Antwort die mehr Sarkasmus enthält und meine Augen die sich verdrehen. Er denkt wirklich er sei etwas besseres. Dabei ist er nur ein Mensch. Und Menschen sind schlecht -alle. Menschen sind egoistisch und selbstverliebt und dieser Junge scheint mehr von dem zu sein als man sich erhoffen würde. Einfach zum ankotzen.
Schon wie er dort steht. Erhoben. Herabwürdigend. Aber auch einsam.
Ich runzele leicht die Stirn, als er seine Flasche raus holt. Es riecht nach etwas anderem als Wasser, aber darauf werde ich jetzt nicht weiter eingehen. Dabei interessiert es mich auch nicht wirklich...wieso sollte es auch? Wie ich schon erwähnt habe ist mir im Moment wirklich alles egal. Es ist das Gefühl der Leere, welches über mich herrscht. Welches über alles zu herrschen scheint im Moment. Es verfinstert meine Sicht und legt sich um alles wie ein dunkler Schleier. Es ist wie Gift welches durch meinen Adern strömt.
Ich lege den Kopf leicht schief und sehe ihn immer noch an. Einfach in seinen kalten Augen. Meine Augen die versuchen die Leere in ihn rein zu schieben, ihn zu vergiften und ihm den Atem zu nehmen. Die Dunkelheit die in mir wohnt und ihn verschlucken will.
Ich lehne mich wieder mit dem Rücken gegen den Baum, verschrenke meine Arme vor mir und sehe ihn uninteressiert an. Ich weiß, dass wenn ich auf ihn einschlagen würde ich es erstens mit ihm zu tun bekommen würde, zweitens mit der Schule, drittens mit meinem Psychiater und viertens mit meinem Bewehrungshelfer. Und das kann ich gerade nicht gebrauchen, auch wenn es mir egal ist.
Bei seinen Worten muss ich lachen.
Ich weiß zwar nicht wer du bist, aber denkst du wirklich, ich würde mit für deine Meinung interessieren? Du hast selber Komplexe, wenn du schon so drauf bist. sage ich, bis mein Grinsen etwas geringer wird. Manche Leute machen mich einfach wütend und manche sind so traurig, dass sie mich zum lachen bringen.
Vermutlich hast du niemanden der dich wirklich lieb hat, die armes Ding du während ich die Worte spreche mache ich eine Schnute.
Aber hey, du kannst mir soviel sagen wie du willst. Wirklich, interessiert mich nicht. Also lass dein kleines Ego raus." sage ich nun wieder schulterzuckend.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es ihm gerade auch egal ist. Doch ich habe einfach keinen Nerv dazu mich weiter damit großartig zu beschäftigen. Zur gleichen Zeit überrumeplt mich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit erneut, wodurch mein ist-mir-egal-Modus nur noch stärker aktiviert wird. Schon als würde dieser Modus fast ernährt werden von diesem Jungen, von allem eigentlich. Sogar von mir selbt. Meine rechte Hand die unter meinen linken Arm verschrenkt liegt, kratzt leicht an meinen Arm, drückt nie Nägel etwas rein bis ich den blutigen Schmerz spüre. Auch wenn ich ihn nur sehr leicht fühle, gibt er mir ein Gefühl der Kontrolle. Ich möchte nur ungerne vor diesem Jungen ausrasten. Ich muss mich erst kontrollieren, danach ist alles andere egal. Danach kann passieren was auch immer passieren soll.