School Life Internat


Wer denkt, das Leben an einem Internat wie diesem sei wie jedes andere, der irrt gewaltig.
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Sometimes you've got to bleed to know, that you're alive and have a soul

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Wer: Erin Kavanagh & Ronan Kavinsky
Wo?: Auf Ronan's New Yorker Party

-.-

Ich ziehe kräftig an meiner Zigarette und stoße den Rauch einige Sekunden später aus meinen Lungen wieder in die Luft hinaus. Der Rauch wabert durch die dunkle Nacht bis er sich schließlich auflöst. Ich blicke mit trägen Augen dorthin, wo er verschwunden war. Langsam drehe ich mich zurück zum Geschehen.
Ich sitze am Fenster des alten Fabrikgebäudes, welches für eine meiner Partys genutzt wird. Es ist eine Mischung aus Altem und Neuem. Wäre jetzt kein Mensch da, könnte man sehen was es für eine gemütliche und doch bedrohliche Erscheinung es macht, doch es ist rappelvoll. Sind es 200 Leute? Oder doch um die 300? Ich kann es nicht einschätzten, da ich mich nur in einem Stock befinde von den vorhandenen 3 Stockwerken. Auf den Parkplätzen starten die Autorennen, im ersten Stock gibt es Alkohol und Drogen in hohen Mengen, im zweiten wird wild getanzt und rumgemacht und im dritten Stock befinden sich genug Räume, damit sich manche Menschen in Zweisamkeit begnügen können. Hinter dem Fabrikgebäude wird wie immer irgendwelches Zeug mit illegalem Sprengstoff versetzt und angezündet. Mein Auto fliegt erst beim Finale der Party in die Luft. Wann das Finale ist entscheide ich.
Ich befinde mich im zweiten Stock und beobachte die Menschen um mich herum mit einem kühlen Blick. Den Großteil kenne ich nur flüchtig, kann viele auch nicht leiden und behandle sie auch dementsprechend, aber nichts macht eine Party legendärer als ein Haufen von verrückten Menschen. Die Party breitet sich immer aus wie ein Lauffeuer und mit einer gewissen Genugtuung eskaliert sie jedes Mal auf's Neue. Das dabei mein Geld aus dem Fenster fliegt geht mir am Arsch vorbei. Diese Partys gehören einfach zu meinem Heilungsprozess. Ein Heilungsprozess, der wohl nie enden wird.
Ich hüpfe vom Fenster hinunter und marschiere zielstrebig durch die Menge. Ich komme bei Skov an, der sich wie immer ordentlich die Kante gibt. „Willst du nichts in die Luft fliegen lassen?“, schreie ich ihm ins Ohr, damit er mich versteht. Er sieht mich breit grinsend an und schüttelt den Kopf. „Nee, ich habe auf die gewartet, K.“ Er will sich nach vorne beugen, eindeutig um mit mir rumzumachen, doch ich sehe Swan in unserer Nähe und bedeute ihm mit einer Handbewegung, dass er sich um den Punker kümmern soll. Ich wuschel Skov grob durch die weiße Haare und lasse ihn in der Obhut von Swan.
Ich begebe mich in den unteren Stock um ein paar neue Gäste in Empfang zu nehmen. Nach einigen abgefuckten Trotteln, verziehe ich mich hinters Gebäude und sehe den paar Explosionen zu. Manche sind klein, unscheinbar und machen sich nur durch einen Knall bemerkbar. Ich gebe einen abschätzige Laut von mir und trete ein paar Schritte nach vorn um zu zeigen, dass ich nun dran bin. Meine Hände kramen durch eine der gefüllten Kisten und ziehe dabei meinen Liebsten heraus. Ich suche mir ein altes Schrottauto aus. Wir haben vieles vom Schrottplatz geholt um es nun zu zerstören. Mit zielstrebigen Schritten gehe ich darauf zu und öffne die Fahrerseite. Ich drehe den Zündstoff in den Händen und meine Sicht verschwimmt kurz wegen des hohen Alkoholpegels. Ich kneife die Augen fest zusammen und sehe plötzlich das Bild meines toten Vaters vor mir. Das kommt schon mal des öfteren vor.
Ich reiße meine Augen unwillkürlich wieder auf, hellwach und mit nüchternen Gedanken. Ohne weiter zu zögern zünde ich es mithilfe meines Feuerzeugs an und hüpfe aus dem Auto. Den Sprengstoff habe ich einfach auf den Rücksitz geworfen.
Mein Herz schlägt schnell und laut, meine Adrenalin fließt durch jede einzelne Faser meines Körpers. Ich entferne mich noch so weit vom Auto, bis ich genau weiß, dass die Explosion nicht viel Schaden anrichten kann. Viele andere Leute um mich sind viele Meter weiter davor geflüchtet und in ihren Augen spiegelt sich die Angst, als das Auto mit einem ohrenzerberstenden Knall in die Luft geht. Ein seliges, fast schon wahnsinniges Lächeln zeichnet sich auf meine Lippen, während die Einzelteile zu Boden fallen und die Reste des Autos zu Brennen anfangen. Die Party hat somit offiziell begonnen und es beginnt der Wettlauf mit der Zeit bis die Bullen da sind.

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Es ist kalt. Doch obwohl ich nur leicht bekleidet bin, spüre ich die Kälte kaum. Ich bin schon einige Momente weiter, spüre schon die Hitze der anderen Körper neben mir, obwohl ich das Fabrikgebäude noch nicht sehen kann. Allerdings bewege ich mich schon jetzt zum Rhythmus und dem Beat der Musik, welche die Stille der Nacht ins Exil geschickt hat. Ich habe es im Blut. Den Rhythmus. Es passiert automatisch.
Vor dem Eingang ist - wie Aline, meine derzeitige Mitbewohnerin mir vor ein paar Minuten angekündigt hat - viel los. K's Partys sind legendär. Sogar ich habe von ihnen gehört, obwohl ich nicht in New York lebe, sondern nur ab und an für ein Fotoshooting hier bin. Heute werde ich mir von seinen Partys selbst ein Bild machen und bewerten können.
Während wir warten, zünde ich mir eine Zigarette an und puste den Rauch gen Himmel. Aline wirft mir einen missbilligenden Blick zu, doch ich ignoriere die Schwarzhaarige. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nichts für sie übrig. Innerhalb des Gebäudes, lasse ich sie dann auch einfach stehen und verschwinde zwischen all den Menschen, deren Gesichter verschwimmen und zu eine farblose Masse werden. Auch sie interessieren mich nicht. Ich besorge mir etwas zu trinken und folge einem Typen zu seinen Freunden, um mich ein paar Minuten später mit ihrem Joint aus dem Staub zu machen. Sie haben es nicht einmal bemerkt. Ihre Wahrnehmung lässt bereits nach. Und auch ich bin darauf aus. Noch fühle ich zu viel. Zu viel Falsches.
Nachdem ich mehrere Male an dem Joint gezogen habe, schnippe ich ihn weg. Ich werfe mich im zweiten Stock zwischen die anderen Tänzer und gebe mich der Musik völlig hin. Ich weiß nicht, wie viel Zeit bereits verstrichen ist. Aber meine langen Haare, kleben mir im Nacken, ich schmecke Bier auf meinen Lippen - von dem Blonden, mit dem ich auf der Tanzfläche rumgemacht habe und meine Haut glänzt vor Schweiß. Inzwischen ist mir heiß und der Alkohol, wie auch der Joint entfalten ihre Wirkung. Ich bahne mir meinen Weg durch die Menschen. Ich bin der Menschen überdrüssig. Und doch brauche ich sie. Ich brauche das hier.
Ich verlasse die Tanzfläche und den zweiten Stock. Draußen schlägt mir die Kälte mit aller Wucht ins Gesicht und haut mich beinahe um. Für einen Moment bin ich viel zu nüchtern, bevor ich angerempelt werde und weiter mit ein paar anderen zu den Parkplätzen taumle. Alles wird wieder weicher, angenehmer und ich fühle nur das, was wichtig ist. Ich hebe die Bierfalsche, wo auch immer diese herkommt, an meine Lippen und nehme einen kräftigen Schluck. Es schmeckt viel zu herb, doch es ist besser, als nichts. Die kleineren Explosionen, bekomme ich nur am Rande mit. Abschätzig lasse ich meinen Blick über die Verrückten neben mir schweifen, die jedes Mal gröhlen, wenn etwas in die Luft fliegt. Ich hingegen bleibe stumm und genieße das irre Gefühl, das mich seit meiner Ankunft auf dieser Party gepackt hat. Es ist immer das Gleiche. Und es ist alles, was ich will.
Als einer der Typen sich aus der Menge löst und kurz darauf mit einem gewaltigen Knall ein Auto in die Luft jagt, spüre auch ich das Adrenalin durch meine Adern rauschen. Weil ich verpasst habe, mit den anderen weiter nach hinten zu treten. Ich spüre die Hitzewelle der Explosion - nur leicht, aber wahrscheinlich stärker, als die Schaulustigen hinter mir. Ich lache und juble mit den anderen, weil ich mich plötzlich einfach frei fühle. Und ich weiß, dass die Party mit K's Autoexplosion jetzt offiziell begonnen hat. Ich setze die Bierflasche zum letzten Mal an meine Lippen und leere sie. Dann lasse ich sie einfach neben mir zu Boden fallen. Bevor sie aufkommt und zerbricht, bin ich schon einige Schritte weiter weg und zünde mir mit vorgehaltener Hand die nächste Zigarette an. Ich lehne mich an die Wand und beobachte die Leute, die sich auf der Suche nach Alkohol wieder nach drinnen verziehen. Kurz glaube ich, ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Doch ich täusche mich. Hier ist niemand aus Dublin. Das hier sind Fremde. Oder bin ich hier die Fremde?

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Ich bemerke nur am Rande wie mir einige Typen anerkennend auf die Schultern klopften und ziehe daher energisch meinen Körper weg. Ich taxiere sie mit einem kalten Blick, auf ihre Heuchelei kann ich verzichten. Ich wende mich ab und suche das Geschehen nach Proko ab. Er ist eigentlich immer bei den Explosionen in der Nähe und wirft sich irgendwelche Pillen mit irren Nebenwirkungen ein. „Was ist mit dir denn los, du Freak?“ Ich drehe mich abrupt um bei den Worten. „Was sagtest du, Arschloch?“, knurre ich und balle bereits eine Faust zusammen. Betrunken ist mit mir nicht zu scherzen. Sein Freund scheint mich zu erkennen und packt seinem Kumpel fest an der Schulter. „Hey hör auf, das ist Kavinsky.“ Er wirft mir einen entschuldigenden Gesichtsausdruck zu. Eigentlich ist es mir egal, aber irgendwie muss man ja den Leuten zeigen wer hier das Sagen hat. Wenn ich will könnte ich auch die Bullen anrufen und dann schnell abhauen. Verraten würde mich schon keiner, aus Angst bei der nächsten Party nicht dabei sein zu dürfen. Unerwünschte Gäste finde ich mit Leichtigkeit und räume sie auf eine unangenehme Weise aus dem Weg. Vielleicht dienen sie auch zum Entertaiment aller Leute, indem man sie auf einen Tisch fesselt und ihnen einen Apfel in den Mund steckt wie einem abgeschlachteten Spanferkel. Wäre aber definitiv noch das harmloseste.  
Die beiden ziehen ab und ich krame aus meiner Hosentasche nach meinen Zigaretten. Ich öffne die Schachtel und klemme eine zwischen meine Lippen. Eigentlich sollte man nicht an einem Abend rauchen, trinken und kiffen, aber mein Körper hat schon so viel Scheiß ausgehalten, dass es keinen Unterschied mehr macht. Solange ich nicht wie ein völliger Penner aussehe, kann es nicht so schlimm aussehen.  
Verdammt, wo ist mein verfluchtes Feuerzeug,denke ich mir gereizt, während ich meine Hosentaschen durchsuche. Frustriert fahre ich mir mit der Hand durch die nachgewachsenen Haare und setzte dann wieder meine umgedrehte Cap auf. Ich sah mit den bis zu 3 mm kurz rasierten Haaren zwar viel krasser und draufgängerischer aus, aber die jetzige Frisur ist wohl ein Teil des innerlichen Heilungprozesses. Doch ich fühle mich nicht so als wäre irgendwas geheilt. Ich bin eine einzige, große, blutige Wunde und mit einem kleinen Pflaster drauf. Vielleicht wollte ich auch nicht 'heilen'. Vielleicht will ich alles auch um mich herum blutig sehen, damit ich nicht der einzige bin der blutet.
Ich kippe den Kopf nach vorne und atme tief durch. Der Alkohol hat meine Gedanken noch dunkler und depressiver gemacht als sie ohnehin schon sind. Am besten ersticke ich sie im Rauch, doch wie gesagt ist mein Feuerzeug nicht zu finden. Ich blicke auf und starre auf das brenne Auto. Das Finale – also mein nagelneuer, weißer Mitsubishi – wartet versteckt hinter dem anderen Gerümpel. Der reine Gedanke lässt erneut das Adrenalin durch meine Venen fließen. Doch stattdessen stelle ich fest, wo ich mein Feuerzeug verloren habe. Als ich den Sprengstoff angezündet habe, habe ich anscheinend auch das Feuerzeug dort liegen lassen. Nun ist es vermutlich in tausend Teile zersprungen und liegt verteilt am Boden. Entnervt wende ich mich von dem kleinen Lagerfeuer ab und lasse ein paar Leute ihren Spaß damit haben indem sie darin ein paar Sachen verbrennen.  
Ich suche die Gegend erneut ab. Kein Proko zu sehen, mist. Der hat immer um die fünf Feuerzeuge dabei. Stattdessen entdecke ich ein Mädchen, angelehnt an die Wand der alten Fabrik. War sie nicht noch vorhin relativ in der Nähe der Explosion?  
Ich verenge die Augen und betrachte sie eingehender, genauer. Ihre Haltung und ihr Auftreten kennzeichnet mir auf eine unbewusste Art und Weise, dass sie das erste Mal hier ist. Nicht ohnehin würde sie der ganzen Explosion zu nahe kommen. Es ist kein Geheimnis, dass ich mir das Zeug illegal besorge und man das Weite suchen sollte. Sie dagegen verlangte fast danach selbst draufzugehen.  
Ich zögere nicht. Ich nehme die Zigarette aus meinem Mund und laufe hinüber. Die Kälte kann meinen nackten Armen nichts an tun und mein Atem wird in weißen Wolken vor meinem Gesicht ausgestoßen. Das zersprungene Glas knirscht unter meinen Sneaker und meine Gedanken werden kürzer und rasender. Ich brauche wirklich jetzt Feuer.
Ich trete vor sie und sage: „Hey Püppchen, hast du Feuer?“ Ich hebe meine Hand mit der Zigarette und warte ab. Ich lasse es mir nicht nehmen einen Blick über sie zu werfen. Für eine Nacht wäre sie schon was, für mehr aber sicherlich nicht. Einerseits passte sie mit ihrem Erscheinungsbild in diese ganze Szene. Anderseits auch wieder nicht. Irgendwie wirkt sie auch wie jemand, der nur gegen ihre Eltern rebellieren will indem sie hierher kommt, letztendlich aber mit 20 Jahren einsieht, dass man sich beugen muss um das ganze Erbe abzustauben.  
Doch irgendwie ist es mir vollkommen egal. Hauptsache ich bekomme meine Beruhigungszigarette und kann mich meiner eigenen, verrückten Party widmen.
Jetzt wo die meisten Menschen auch wieder nach drinnen verschwunden waren, traut sich auch Chainsaw, mein Rabe, hervor. Sie stoßt ihren typischen Schrei Kerah aus und macht sich auf meiner Schulter breit. Viele finden es abstoßend, ich allerdings bin froh um ihre Gesellschaft. Mit schief gelegtem Kopf mustert sie das Mädchen vor uns und flattert leicht mit den Flügeln.

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Ich lehne noch immer an der Wand und sehe dabei zu, wie mein Atem sich mit dem Zigarettenrauch mischt. Aber inzwischen spüre ich die Kälte nicht mehr. Alkohol, Adrenalin und Drogen - sie lassen dich solche Dinge vergessen.
Ich sehe auf, als ein schmaler Schatten auf mich fällt. Aline. Sie sieht wütend aus. Jedenfalls fuchtelt sie wild mit ihren Armen herum und ihr Gesicht bekommt rote Flecken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so für ein Shooting oder einen Catwalk gebucht werden würde. Ich muss lachen, was sie nur noch wütender zu machen scheint. Ich weiß nicht, was sie sagt. Es ist mir auch egal. "Du siehst hässlich aus", teile ich ihr unverblümt meine Gedanken mit. Für einen Moment ist sie still. Doch dann wird sie wieder lauter. Allerdings höre ich sie nicht. Es ist fast so, als befände sich eine dicke, massive Wand zwischen uns, die sie von mir abkapselt. Sie befindet sich wohl einfach nicht in meiner Welt. Merkt sie das nicht? Wieso ist sie hier? Ein paar Gedanken tauchen auf, doch sie verschwinden genauso schnell wieder. Sie ist mir gleichgültig -Aline. Ich puste ihr meinen Rauch ins Gesicht und kann nicht anders, als sie spöttisch anzugrinsen, als sie zu husten beginnt. Als sie meint, dass sie jetzt verschwinden würde, bevor die Bullen kommen, winke ich nur mit einer Hand. Es sieht aber eher aus, als würde ich ein Insekt verscheuchen. Eine größere Rolle wird sie in meinem Leben auch nie spielen: Sie ist wie ein Insekt, welches kurz meine Aufmerksamkeit erlangt, weil es mehr als nervtötend ist und ich es gegen die Wand klatsche, wenn es sich nicht wieder verzieht. Doch anscheinend ist sie intelligenter, als sie aussieht. Denn sie dreht sich tatsächlich auf dem Absatz um und stolziert in die Nacht hinaus.
Ich sehe ihr nicht hinterher, sondern lasse meinen Blick stattdessen wahllos über die anderen Herumstehenden hier draußen wandern. Dabei begegne ich einem eindringlichem Blick aus stechend grünen Augen. Kavinsky. Natürlich erkenne ich ihn. Man erkennt die 'Gastgeber' immer.
Ich lehne meinen Kopf leicht etwas gegen die Wand hinter mir und verlagere das Gewicht auf mein anderes Bein. Meinen Blick wende ich allerdings nicht ab. Auch nicht, als er auf mich zugeht. Ich bin niemand, der vor anderen kuscht. Außerdem ist er jemand, der die Blicke nur so anzieht. Jedenfalls kann man nicht leugnen, dass er attraktiv ist.
Ich ziehe gekonnt eine Augenbraue hoch, als er bei mir ankommt. "Püppchen?", frage ich zynisch und puste ihm provokant den Zigarettenrauch ins Gesicht. Ich kann solche Spitznamen oder Kosenamen nicht leiden. "Wie originell", spotte ich.
Während er mich ein weiteres Mal mustert, ziehe ich den Moment, in dem ich mein Feuerzeug aus der hinteren Tasche meiner schwarzen Jeans ziehe, in die Länge. "Sure", erwidere ich dann nur mit einem Schulterzucken, als würde ich ihn nicht auch gerade auf meine Weise testen. Dann beuge ich mich allerdings nach vorne und zünde seinen Zigarette an. Für einen Moment ist das das Einzige, was ich wirklich wahrnehme. Das Feuerzeug, die Flamme und die Zigarette. Doch dann ist dieser Augenblick vorbei und ich lehne mich wieder zurück und lasse das Feuerzeug zurück in meine Tasche gleiten. Ich sehe dabei zu, wie seine Zigarette aufglüht, während ich ebenfalls an meiner ziehe. Er scheint nicht hinter der komischen Glaswand zustehen, wie die meisten Leute hier. Doch bevor ich wirklich darüber nachdenken könnte, flattert ein Rabe auf Kavinskys Schulter. Wahrscheinlich wäre ich vor Schreck zurückgezuckt, wenn da nicht die Wand gewesen wäre. Stattdessen weiten sich nur kurz meine Augen. "Oh fuck...", murmel ich. Zuerst denke ich nämlich, dass ich zu zu bin. Dass meine Wahrnehmung mir einen Streich spielt. Immerhin ist Alkohol, Rauchen und Kiffen keine gute Verbindung. Aber der Rabe bleibt, egal, wie lange ich ihn ansehe. "Das ist irre. Total irre", denke ich und kann nur den Kopf schütteln.

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Ich hatte definitiv die Aufmerksamkeit von ihr erlangt, auch wenn ihr die Bezeichnung Püppchen anscheinend nicht zu gefallen schien. Der Zigarettenrauch, den sie mir ins Gesicht bläst, lässt mich keine Miene verziehen. Wenn sie mich damit provozieren will, dann war das ein ganz schön kläglicher Versuch. Mehr machte es mich an als dass es mich ärgerte. Auf ihre bissige Bemerkung ging ich auch nicht wirklich ein. Okay, vielleicht doch, denn einen ebenfalls provokanten Kommentar konnte und wollte ich auch nicht unterdrücken. „Genau so originell wie einen auf unnahbar machen, Prinzessin“, erwidere ich trocken. Ich mache hier nicht auf 'ich bin ein supernetter Typ und behandle dich auch so'-Kerl, nur damit ich sie ins Bett kriege, sondern gehe einzig allein meinem Wunsch nach einer Zigarette nach. Wenigstens hat sie ein Feuerzeug und ist so großzügig meine Zigarette gleich anzuzünden. Dabei beugt sie sich nach vorne und ich lasse meinen Blick auffällig langsam über ihr Gesicht gleiten. Sie verkörpert oder ist auch die Art von Mädchen, deren Kontakt ich im geringsten nicht suche. Oftmals leicht zu haben,nachdem man nur die richtigen Worte gesagt hat, immer auf Drama aus und viel zu sehr auf sich selbst fixiert. Doch anscheinend nicht zu fein für diese Party, wundert mich etwas.  
Ich höre wie einige Leute etwas Angst bekommen, weil jederzeit die Bullen auftauchen könnten und deshalb das Weite suchen. Darum mache ich mir keine große Sorgen, schließlich ist das eher eine abgelegene, verlassene Fabrik und man hat zwar die große Explosion gehört, doch das ist in dieser Gegend eh üblich. Meine Zigarette ist nun angezündet und ich nehme einen kräftigen Zug. Sie zeigt sofort ihre Wirkung, denn mein Körper entspannt sich wieder und die dunklen, verworrenen Gedanken in meinem Kopf verschwinden wieder. Ich halte einige Sekunden den Atem an, bevor ich den Rauch auspuste und ihr ebenfalls ins Gesicht blase.  
Chainsaw's Anwesenheit scheint sie wohl ziemlich deutlich in Kenntnis zu nehmen. Sie scheint nicht direkt davon angewidert zu sein, aber vollkommen spurlos scheint der Rabe vor ihr auch nicht vorbei zu gehen. Ich strecke leicht den rechten Arm aus und sage: „Sag mal Hallo, Chainsaw.“ Sie hüpft meinen Arm entlang bis zur Hand und ich kann ihre Greifer deutlich in meiner Haut spüren, allerdings macht mir das wenig aus. Stattdessen schaue ich dabei zu, wie sie langsam ihren Körper nach vorne neigt und mit ihrem Schnabel fast die Nase des Mädchens berührt. Sie scheint zu überlegen, was sie mit dem Menschen vor ihr anstellen soll, bleibt aber dann ganz brav und schüttelt nur leicht ihr Gefieder, sodass eine Feder auf den Boden hinabsegelt. Anschließend setzt sie sich wieder auf meine rechte Schulter nieder und zupft sanft an meiner Cap rum. Ich nehme einen weiteren Zug meiner Zigarette und gebe dann von mir: „Sie verspeist manchmal kleine Kinder zum Frühstück, gegen größere Happen hat sie allerdings auch nichts.“ Auf meinem Gesicht erscheint ein provozierendes Grinsen, ehe ich die Zigarette wegschnippe.  
Plötzlich höre ich in der Nähe von uns laute, scheppernde Schritte. Ich weiß sogleich, dass es von der Feuertreppe kommt und warte ab, wer sich denn auf das Dach gewagt hat, denn eigentlich haben wir sie für uns Gastgeber abgesperrt. Tatsächlich kommt jemand von dort und ich erkenne sogleich Prokopenko, den ich zuvor noch gesucht habe. Hinter ihm taucht ein Mädchen auf mit zerzausten Haaren und verwischten Make-up. Mein Grinsen wird breiter und ein Stückchen ehrlicher. Er sieht mich ebenfalls und zieht eine Grimasse, die so viel bedeutet wie 'die Alte ist irre'.  
Eigentlich würde ich gerade mit ihm rummachen, so wie fast jedes Mal, aber wir haben uns aus den Augen verloren und es ist schwer sich dann hier wiederzufinden. Er wirft mir noch einen bedeutsamen Blick zu, bevor er ins Innere des Gebäudes verschwindet. Ich wende mich wieder der Unbekannten zu und stoße mich von der Wand ab, an der ich zuvor noch leicht gelehnt bin. „Na, Lust auf einen Drink und dann ab auf's Dach? Super Aussicht und guter Ort um jemanden klangheimlich umzubringen.“ Ich starre sie herausfordernd an und grinse leicht. Ich will sie nicht abschleppen, zumindest nehme ich mir das bis jetzt nicht vor, doch wer weiß, was noch laufen könnte. Außerdem brauche ich eine Auszeit von manchen dummen Gestalten hier unten.

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Ich verziehe die Lippen zu einem zuckersüßen Lächeln. "Na dann. Schön, dass wir das geklärt haben", erwidere ich nur, klinge aber gelangweilt und schnippe den Zigarettenstummel weg. Mir ist nicht unbedingt nach einem Schlagabtausch. Und er scheint dafür ohnehin der Falsche zu sein. Außerdem wäre ich wohl auch zu betrunken für eine ernsthafte Diskussion. Ganz davon abgesehen war ich einfach nur hier, um etwas Spaß auf seiner Party zu haben und nicht um mich mit solchen Kleinigkeiten herumzuschlagen, wie im normalen, ernsthaften, langweiligen Leben. Ich wollte abschalten und einfach nur das tun, was ich wirklich wollte. Egal, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde.
Meine Augen wandern wieder zu Kavinsky. Ein amüsiertes Grinsen huscht über meine Lippen, als er nun mir den Rauch ins Gesicht pustet. Ich lehne mich unbewusst leicht nach vorne, atme tief ein und schließe für einen Moment die Augen, obwohl ich selbst schon Zwei geraucht habe. Ich tue es auch vielmehr aus Gewohnheit. Eigentlich ist mir auch eher nach etwas Stärkerem - einem Joint vielleicht - als nach Nikotin. Als ich bemerke, was ich da tue, lehne ich mich schnell wieder zurück an die Wand hinter mir und lasse meine Augen unbeteiligt über ihn streifen und fixiere stattdessen irgendwelche Idioten hinter ihm.
Als er jedoch seinen rechten Arm ausstreckt und mit dem Raben redet, ruhen meine Augen wieder auf Kavinsky. Ich beobachte, wie der schwarze Vogel bis zu seiner Hand hüpft und sich mir damit nähert. Ich bleibe ruhig und lege nur etwas den Kopf schief. Das hier ist zwar ziemlich verrückt, aber ich stehe auf solche Sachen. Vielleicht auch, weil ich high bin. Deswegen hebe ich auch kurz die Hand, als würde ich das Gefieder des Vogels berühren wollen. Jedoch lasse ich sie dann doch wieder sinken. Stattdessen sage ich: "Chainsaw. Wie eine Metal-Band, die ich kenne." Ich nicke leicht, bevor ich leise auflache und eine Verbeugung andeute. Ich bin eindeutig schon lange nicht mehr nüchtern. "Freut mich. Ich bin Erin", sage ich zu dem Vogel. Und somit wäre diese Vorstellungsrunde wohl auch abgeschlossen.
Auf seinen Kommentar zu den Essgewohnheiten seines Raben, grinse ich spöttisch. "Ich denke, nach dieser Party werden genug alkoholisierte Leichen herumliegen", erwidere ich und verziehe meine Lippen nun zu einem amüsierten Grinsen. Auf mich beziehe ich seine Worte erst gar nicht und gehe somit auch auf seine versuchte Provokation nicht ein.
Auch ich wende den Blick zur Feuertreppe neben uns, als sich von dort scheppernd zwei Personen nähern. Mir entgeht der Blickaustausch der beiden Männer nicht und werfe kurz dem Mädchen einen Blick zu, bevor die beiden wieder verschwinden. Allerdings kümmern sie mich recht wenig, was man mir wohl auch ansieht. Ich bin nämlich niemand, der anderen dahingehend etwas vormacht. Die Leute, die ich uninteressant finde, merken das meistens auch recht schnell.
Auf Kavinskys Vorschlag zucke ich leicht mit einer Schulter. Schaden konnte es ja nicht. "Klar, warum nicht?", gebe ich von mir und stoße mich ebenfalls von der Wand ab. Seinen herausfordernden Blick erwidere ich. Ich weiß nicht, was wir hier für ein Spiel spielen und wohin dieses letztendlich führen wird. Aber Aussteigen kommt für mich nicht infrage. Während ich Kavinsky aufs Dach folge, sehe ich ab und an nach oben. Wahrscheinlich wird es dort tatsächlich ziemlich genial sein. Außerdem wären dort oben weniger von diesen Idioten, die hier unten herumalbern. Ich werfe ihm einen Blick von der Seite aus zu, bevor ich mich wieder auf das Laufen konzentriere.

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Ihre Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen, was natürlich nicht gerade echt, sondern eher aufgezwungen wirkte. Mit einer trockenen Bemerkung schmetterte sie meine Neckerei ab und ich hob leicht verwundert eine Augenbraue. So ganz vorhersehbar ist sie nicht, scheint als würde ihre Laune ständig hin und her wechseln. Was in den Köpfen von manchen Weibern abgeht verstand ich noch nie. Doch ich bin zu betrunken um mir großartig darum Gedanken zu machen. Auch wenn ich jetzt förmlich ausnüchtere, da ich meinen letzten Drink vor einer Stunde hatte. Aber wer sagt, dass ich unbedingt weiter mit dem Alkohol mache? Es gibt so viele andere, schöne Aufputschmittel.
Natürlich blieb mir nicht unbemerkt, wie sie sich nach vorne lehnte um den Rauch zu inhallieren. Ein laszives Schmunzeln umspielt meine Lippen, ehe sie sich viel zu schnell wieder von mir entfernt, fast schon eilig. Ich schüttle nur unmerklich den Kopf als sie wieder eine betont abweisende und gelangweilte Miene zieht. Es würde sie sicher keiner dafür verurteilen Spaß auf einer meiner Substenzparty Spaß zu haben. Allerdings scheint sie allein hier zu sein, also ist der Spaß vielleicht etwas begrenzter. Mich soll es aber nicht kümmern, ist schließlich nicht mein Problem.
Auf Chainsaw reagierte sie zu meiner Überraschung recht gelassen. Was wohl wahrscheinlich mehr daran liegt, dass sie nicht gerade stocknüchtern ist. Auch das war mir nicht entgangen. Wie auch? An ihr klebt – wie auch an mir – der Geruch nach Alkohol, Zigaretten und Gras. Hier muss man ja auch nur einmal durch den ersten Stock gehen und du stinkst nur danach ohne selbst etwas davon einzunehmen. Jedenfalls sah ich dabei zu, wie sich das Mädchen leicht verbeugte und als Erin vorstellte. Mit ihrer Behauptung, dass nach diesem Abend wohl genug Alkoholleichen rumliegen würden, hat sie wohl recht. Damit umging sie aber mal wieder meine Provokation und langsam fragte ich mich, ob es daran liegt das ich der Gastgeber bin oder weil sie einfach keine Lust auf Diskussionen hat. Gegen meinen Willen ließ ich den Versuch fallen und behalte einen kühlen Gesichtsausdruck.
Auf ihre Zustimmung hin mache ich mich kurz auf den Weg in den ersten Stock um irgendwelchen Alkohol zu holen. Letztendlich konnte ich mir irgendeine Schnapsflasche von der Bar krallen und mir einen Joint und Pillen von einem halb bewussten Typ schnorren. Schließlich ging ich dann wieder nach draußen. Mit einer Handbewegung zeige ich ihr, dass sie mir folgen soll. Bei der Feuertreppe angelangt springe ich über die Absperrung – bestehend aus einer schlichten Eisenkette – und warte, dass sie auch drüberspringt. Dann fängt der Anstieg an und ich öffne nebenbei die Schnapsflasche. Ich setze sie am Mund an und nehme einen kräftigen Schluck. Der süß-bittere Geschmack bleibt ein paar Sekunden im Mund bestehen, bevor er wieder verschwindet. Doch das reicht um den hohen Alkoholgehalt in dem Getränk deutlich zu schmecken. Ein warmes Gefühl macht sich automatisch im Bauch breit und meine Mundwinkel zucken kaum merklich. Alles was mich mehr in den dunklen Abgrund zurückzieht, lässt mich leichter werden und das Leben erträglicher. Ich drücke anschließend ihr die Flasche in die Hand.
Wir gelangen auf's Dach und man kann vereinzelt das Werk von Proko sehen. Zerbrochene Bierflaschen, eine alte Matratze und ein paar Zigarettenstummel auf der Mauer. Die Musik dringt nur noch gedämpft zu uns hoch und man kann von hier aus die Autorennen perfekt beobachten. Eigentlich wollte ich auch mitmachen, allerdings sind die Gegner bis jetzt ziemlich lahm. Sie hängen noch zu sehr an ihrem Leben. Sie müssen fahren, als würde es um ihr Leben gehen, denn erst dann kann man von einem echten Autorennen auf meiner Party sprechen.
Ich setze mich an die Dachkante und lasse die Beine vor dem Abgrund baumeln. Ich warte, dass sie dazu kommt und sich auch setzt. Mir scheint als würden wir ein Spiel spielen. Ein Spiel, das ich zu gut kenne und deren Regeln nicht existieren. Es ist nur die Frage wer Spieler und wer Spielleiter ist.
„Joint rauchen oder Pillen schlucken?“ Mal wieder kann ich es nicht lassen sie ein bisschen herauszufordern. Für Pillen braucht man definitiv mehr Überwindung. Mir ist es allerdings gleichgültig, denn am Ende des Abends habe ich vermutlich eh alles intus und bin halb tot.

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Ich warte, während er nochmal zwischen all den Leuten verschwindet. Ich weiß nicht, was er vorhat oder ob er es sich inzwischen vielleicht anders überlegt hat und mich hier stehen lässt. Jedenfalls wäre es nicht das erste Mal, dass mir das passiert. Ich bin für die meisten zu unberechenbar. Sie können mich nicht einschätzen, weshalb sie mich als eine undefinierbare Variable sehen, welche sich in etwas Gefährliches verwandeln könnte. Manche finden gerade das anziehend, aber die meisten scheint es abzuschrecken. Zu welcher Sorte er gehört wird sich wohl noch zeigen. Und zwar in den nächsten Minuten. Entweder er kommt wieder, oder er bleibt verschwunden.
Während ich warte, ziehe ich an dem weißen Top herum und stecke den Saum zurück in die schwarze Hotpants. Als ich wieder aufsehe, begegne ich dem Blick eines Typen, der schon vorhin immer mal wieder zu mir herüber geschaut hat. Anscheinend hat er nur darauf gewartet, dass Kavinsky verschwindet, den er löst sich aus der Gruppe und kommt auf mich zu. Ich frage mich, was sie in mir sehen. Wahrscheinlich die Beute. Die Männer halten sich immer für die Jäger. Und manchmal lasse ich sie in dem glauben, während sie gar nicht merken, wie ich sie ausweide und ausnutze. Das hier ist alles ein Spiel. Und nur selten gehe ich als ein Verlierer nachhause.
Der Typ ist nur noch wenige Meter von mir entfernt, als Kavinsky wieder neben mir auftaucht. Ich wende mich ihm zu und vergesse alle anderen um uns herum, die ohnehin gleich zurückbleiben werden. Auch ich springe über die Absperrung und finde es fast ein wenig enttäuschend, dass diese nur aus einer Eisenkette besteht. Sicher lande ich auf meinen hohen Schuhen, was mir zeigt, dass ich langsam aber sicher wieder nüchtern werde. Prompt bekomme ich von Kavinsky eine Schnapsflasche in die Hand gedrückt. Sehr gutes Timing. Ich lache leise auf. "Danke", murmle ich, während ich ihm die Treppe hinauf folge. Dabei hebe ich die Flasche an die Lippen und kippe einen Teil der hellen Flüssigkeit meinen Hals hinunter. Es schmeckt süß. Glücklicherweise nicht so süß wie die Erdbeerbowle von der letzten Party. Süß ist nicht unbedingt mein Ding. In jeder Hinsicht. Ich spüre, wie der Schnaps in mir entflammt und sein Feuer durch meinen Körper schickt. Ich liebe dieses Gefühl. Dafür würde ich wahrscheinlich sogar töten. Weil es zu den Dingen gehört, die ich brauche, um leben zu können.
Als wir auf dem Dach ankommen, lasse ich meine Augen kurz über den Boden und die herumliegenden Sachen schweifen, bevor ich ich meinen Blick auf die Leute unten richte. Sie sehen klein aus. Unbedeutend. So, wie ich sie fast immer wahrnehme.
Von hier oben hat man wirklich einen unglaublichen Ausblick. Er hatte Recht und ich bin froh, dass ich nicht mehr dort unten stehe. Ich setze mich zu ihm an den Abgrund, wobei ich davor meine Schuhe ausziehe. Ich habe wenig Lust, diese nachher da unten wieder einzusammeln. Ich fahre mir durch die langen, hellen Haare und nehme einen weiteren Schluck aus der Flasche, bevor ich sie ihm hinhalte und mich ihm mehr zuwende. Auf seine Frage, ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Oder?", wiederhole ich irritiert. "Wo bleibt da die Herausforderung? Ich hoffe, du meintest 'Joint rauchen und Pillen schlucken'", fahre ich inzwischen amüsiert fort und verbessere seine Worte, wobei nun ich es bin, die ihm einen weiteren herausfordernden Blick zuwirft. Ich weiß nicht, für wen oder was er mich hält. Anscheinend hat er noch nicht begriffen, dass wir auf der selben Schiene in den Abgrund fahren. Ich scheine ihm einen Schritt voraus zu sein. Wir sind beide kaputt und verlangen nach dem gleichen Mist, der uns das Gefühl gibt, zu heilen.

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Während Erin sich neben mich setzt, werfe ich einen Blick auf's Handy. Swan hat mir eine Nachricht geschickt und gefragt, wo ich stecke, aber ich schreibe nicht zurück. Die Jungs kommen auch ohne mich zurecht und zudem habe ich von hier aus einen besseren Überblick über die ganze Party. Ich sehe in die Masse hinunter, die grölend den Autofahrern zurufen und einen gewissen Lärmpegel halten. Ich kann kein bekanntes Gesicht darunter ausmachen, versuche es auch gar nicht erst. Die meisten hier kenne ich nicht, aber sie glauben mich zu kennen. Für sie bin ich der abgefuckte, durchgedrehte und zerstörerische Kavinsky. Die meisten wissen vermutlich nicht einmal meinen Vornamen, geschweige denn kennen mich wirklich persönlich. Doch es ist mir egal. So lange ich ein Teil meines Geldes für die Party rausschmeiße, wollen sie nicht mehr wissen. Und ich ehrlich gesagt auch nicht.
Ich merke erst, wie versunken ich in meinen Gedanken war, als ich die Flasche in meinem Augenwinkel sehe, die mir Erin entgegenhält. Ich nehme sie in die Hand und nehme drei tiefe Schlücke. Durchatmen. Wieder ein Schluck. Merken würde ich nichts vom Alkohol solange ich sitzen bleibe. Anschließend stelle ich sie zwischen uns. Chainsaw, die noch immer brav auf meiner Schulter sitzt, knabbert meine Cap an. Mit einer Handbewegung bedeute ich ihr, dass sie ein paar Runden fliegen kann und lehne mich etwas zurück. Zunächst hüpft sie von meiner Schulter und flattert mit den Flügeln, bis sie letztendlich in die Luft gelangt und Kreise zieht. Ich empfinde mehr Zuneigung für sie als für so manchen Menschen. Sie ist wenigstens loyal und stellt auch keine Fragen. Ihr reicht es, dass ich derjenige bin, der sie davor bewahrt hat zu sterben.
Ihre Flugkünste haben mich so in den Bann gezogen, dass ich unser Vorhaben fast vergessen habe oder vielleicht sogar Erin's Anwesenheit. Ich rufe mir ins Gedächtnis, was sie gesagt hat und grinse breit. Das Grinsen trifte nur so vor Gehässigkeit. „Die Frage war mit was wir anfangen wollen. Denkst du ernsthaft ich würde mich nur für eins entscheiden?“, erwidere ich und entscheide letztendlich selbst. Den Joint lege ich zwischen uns neben die Schnapsflasche und nehme stattdessen die Pillen. Erst jetzt sehe ich sie genauer an und erkenne, dass es die sind, die Proko irgendwo im Ausland besorgt hat. Es sind meine Lieblinge. Mit ihrer giftgrünen Farbe warnen sie schon praktisch vor der Einnahme. Ich kenne jede einzelne Nebenwirkung von ihnen. Von Erbrechen, zu Hemmungslosigkeit bis zu Halluzinationen. Es gab noch ein paar mehr und nie treffen alle zu, deswegen macht es auch so einen Spaß. Ob es schwere Schäden im Körper anrichtet ist nicht sicher, aber Prokopenko und ich leben noch, also wird es nicht gerade schlimm sein.
Ich kenne jede Nebenwirkung, aber ich will dir den Spaß nicht verderben,“ sage ich zu Erin und ein tiefes Lachen klingt aus meiner Kehle, bevor ich noch hinzufüge: „Fürs erste Mal hier hältst du schon ganz schön mit im Vergleich zu anderen.“ Kaum zu glauben, aber manche Leute beschränken sich immer nur auf ein Rauschmittel. Man kann die Leute mühelos unterscheiden. Es gibt die, die alles in Flammen aufgehen sehen wollen. Und dann gibt es noch die, die sich lieber in Distanz zum Geschehen aufhalten, nur mitreden und nicht in den Abgrund gezerrt werden wollen.  
Ich klemme mir die grüne Kapsel zwischen die Zähne und halte Erin auffordernd die andere hin. Nach der Einnahme dauert es gerade mal 5 Minuten, bis es ins Blut gelangt und dem Körper erste Streiche spielt. Vielleicht nicht von Vorteil so etwas auf dem Dach zu machen aus dem Risiko heraus man könne runterspringen aus lauter Hemmungslosigkeit, aber normalerweise sollte das nicht so schnell passieren.  
Ich warte, bis sie die ihre entgegengenommen hat und schlucke anschließend die Kapsel runter. Nachfolgend trinke ich noch einen Schluck vom Schnaps. Von mir selbst weiß ich, dass ich höchstwahrscheinlich leichte Halluzinationen habe und meine Hemmschwelle noch geringer ist als ohnehin schon. Ansonsten lässt es auch meine Müdigkeit verschwinden und klarer denken. Viel spannender ist es allerdings zu sehen, welchen Effekt sie auf Erin hat. Bei Skov war es beim ersten Mal so schlimm, dass er seinen kompletten Magen entleert hat und halb bewusstlos wurde.  
Mal sehen wie gut sie beim Spiel mitspielt. Aussteigen steht nicht mehr zur Wahl.

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Kavinsky scheint ziemlich wegzudriften. Jedenfalls mental. Wohin auch immer. Jedenfalls ist er irgendwie abwesend. Und ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt. Denn dann hätte ich auch den Abend mit jemanden verbringen können, der eigentlich gar nicht mehr wirklich hier ist. Ich bin noch viel zu anwesend, auch wenn sich die Mischung des Abends doch langsam bemerkbar macht und mich ein wenig betäubt und meiner Welt die harten Kanten nimmt.
Jenseits der Rufe, Pfiffe und dem Gegröhle, kann ich schwach den Highway und die Stadt hören, wie ein ferner Fluss. Ich sehe von hier oben die leuchtenden Lichter der Skyline von New York, die versuchen, die Dunkelheit zu verdrängen. Doch die Dunkelheit wird sich nach und nach breitmachen. So, wie sie sich auch in mir ausbreiten und sich dort wie immer einnistet wird.
Als Kavinsky mir nach einer ganzen Weile die Flasche aus der Hand nimmt, sehe ich ihm dabei zu, wie er trinkt. Allgemein, sehe ich ihn einfach weiterhin an. Weil ich versuche, ihn irgendwie einzuordnen. Doch ich glaube so langsam, dass er sich nicht einordnen lässt. Es wäre auch viel zu einfach, wenn man ihn einordnen könnte. Außerdem wäre er dann auch irgendwie der Falsche. Ich schnappe mir die Schnapsflasche, welche er zwischen uns gestellt hat und hebe diese an meine Lippen. Nur wenige Augenblicke später schmecke ich den inzwischen bekannten bittersüßen Geschmack, der sich kurz darauf in Feuer verwandelt und versucht mein Inneres zu verbrennen. Meine Augen folgen Chainsaw, als diese über uns ihre Kreise zieht, bevor ich wieder zu Kavinsky neben mir sehe und die Flasche abstelle. Natürlich entgeht mir sein gehässiges Grinsen nicht. Ich lache nur kurz auf. "Sehr gut. Ich hatte schon Angst, dass du doch nicht in der gleichen Liga spielst und ich mich total in dir getäuscht habe", erwidere ich und werfe ihm einen spöttischen Blick zu, während er die Entscheidung für uns trifft. Dagegen habe ich nichts, weshalb ich mich etwas entspannt zurücklehne und leicht den Kopf schüttle, sodass meine Haare über die Schultern rutschen und mir nicht mehr so ins Gesicht hängen. Solange Kavinsky die grünen Pillen betrachtet, ziehe ich mein Feuerzeug wieder aus der Tasche und lege es neben den Joint. Immerhin werden wir das nachher brauchen.
Auf seine Worte bezüglich der Nebenwirkungen, winke ich nur ab. "Ich komme inzwischen so gut wie mit allem klar", sage ich nur lässig und meine damit, dass ich so einiges gewöhnt bin. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ich etwas einwerfe. Nur der Stoff und die Konzentration ändert sich jedes Mal. Doch ich denke nicht, dass ich deswegen Schwierigkeiten bekommen werde. Sehr wahrscheinlich wirkt es wie immer und selbst wenn nicht – mein Körper verkraftet mehr, als man so denkt. Bei seinen nächsten Worten sehe ich ihn wieder einfach nur an. "Ich bin nicht als die anderen", entgegne ich dann nur, bevor ich den Blick abwende und meine Hand nach seiner ausstrecke, um die grüne Pille entgegenzunehmen. Ich schlucke sie und greife danach ebenfalls nochmal nach dem Schnaps. "Wie lange?", frage ich dann und meine damit, wie lange ich darauf warten muss, bis sich die Wirkung entfaltet. Immerhin ist das sehr unterschiedlich und meistens ist es eine Überraschung. Allerdings sah er so aus, als würde er diese Pillen kennen. Demnach gehe ich davon aus, dass er mir meine Frage auch beantworten kann. Nicht, dass das groß eine Rolle spielen würde. Aber ich gehöre doch eher zu den ungeduldigen Menschen. Dann nicke ich ihm noch einmal zu. "Verrätst du mir deinen Vornamen? Oder genießt du es, der große, unbekannte K zu sein?", frage ich ihn dann und lasse mich nach hinten auf den Boden kippen. Ich strecke die Arme seitlich aus und betrachte die Sterne. Sobald sie anfangen, mich in ihre Welt zu reißen, weiß ich, dass die Pille anfängt zu wirken.

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Ich bezweifle, dass wir überhaupt in der gleichen Liga spielen. Wir spielen vielleicht das gleiche Spiel, doch aus anderen Gründen,“ entgegnete ich nur und starrte ihr einige Sekunden direkt in die Augen, bevor ich mein Gesicht abwand. Sie liebt vermutlich das Spiel mit dem Feuer, das Gefährliche und Zerstörerische. Sie ist jemand, der nicht wirklich weiß, was einige durchmachen. Zumindest ist das meine Beurteilung über sie. Bei den anderen – Skov, Swan und Proko – wäre sie ein rotes Tuch. Jeder von ihnen hat ein Päckchen zu tragen und sie würden schnell dahinter kommen, dass sie das alles nicht macht, weil ihre Zukunft aus einem Scheiterhaufen besteht oder sie Traumatiches erlebt hat, sondern weil sie nur Spaß möchte. Klar, Spaß wollen wir auch haben, aber viel mehr ist das gemeinsame Vergessen und Verlieren in der dunklen Welt der Beweggrund für alles.  
Doch im Grunde spielte es keine Rolle für mich. Ich will nicht mit ihr befreundet sein und sie ist kein Mensch, dem ich leichtfertig vertrauen würde. Stattdessen versuche ich eher ihre Grenzen auszutesten. Zu sehen, wann ihr Selbstbewusstsein einen ordentlichen Knacks bekommt und sie einen Rückzieher machen würde. Oder noch besser: sie so tief in meine düstere Welt voller Dämonen zu ziehen und zu sehen, wie sie Angst bekommt.
Auf ihre Entgegnung, sie sei nicht so wie die anderen, grinse ich spöttisch. „Rede dir das noch schön selbst ein, Prinzessin. So einen großen Unterschied machst du für mich noch nicht im Vergleich zu den anderen.“ Ich weiß genau, dass es Mädchen ärgert, wenn man sie als ordinär bezeichnet. Sie wollen anders sein, originell, individuell. Doch das macht sie nur zu einer weiteren grauen Masse für mich wie so viele andere Menschen. Vielleicht sind wir für uns gegenseitig nur ein kleines Spielzeug für zwischendurch und in einer Stunde haben sich unsere Wege wieder getrennt.
Auf ihre Frage hin gebe ich ein knappes „Fünf Minuten“ von mir und nehme mir ebenfalls nochmals die Schnapsflasche. Erin legt sich hin und betrachtet die Sterne und einen Augenblick sehe ich ihr zu. Schließlich setzte ich mich mit dem Rücken zur Tiefe hin und nehme den Joint und das Feuerzeug in die Hand. Während ich ihn anzünde, fragt sie mich nach meinem Vornamen. Es widerstrebt mir, ihr ihn diesen zu nennen. An ihm hängt meine ganze Vergangenheit. Von meiner Geburt zu meiner Schullaufbahn auf einer Elite Schule bis zu dem Tod meines Vaters hängt alles an dem Namen. Damals wurde ich nicht - ausgenommen an der Schule – Kavinsky oder K genannt. Da war ich Ronan. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das sage ich nicht, stattdessen stelle ihr eine Gegenfrage: „Warum interessiert dich das? Um Recherchen anzustellen?“ Meine Worte trieften nur so vor Sarkasmus.  
Ich nehme einen kräftigen Zug vom Joint und schließe dabei leicht meine Augen. Als ich den Rauch ausatme, öffne ich sie wieder und gebe ihn weiter. Dann tue ich es ihr gleich und starre hoch zum Sternenhimmel, während ich langsam bemerke, wie die Wirkung der Kapseln einsetzt. Ich habe keinen genauen Plan, was ich mit ihr vorhabe. Ob ich mit ihr rummache, oder vielleicht mehr Drogen nehme oder ob wir einfach nur was trinken. Lange werde ich nicht bei ihr bleiben, nur selten beschränke ich mich auf eine Person auf einer Party. Außerdem wartet noch das große Finale, nämlich die Explosion meines Autos.

{sorry, dass er so kurz ist und ich finde ihn auch echt nicht gut, aber je länger ich dran rumbastle, desto schlechter wird er. Der nächste wird hoffentlich besser :c}

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Ich lache. "Ach. Das ist witzig. Du glaubst mich zu kennen, nur weil du eine Version von mir gesehen hast? Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, K. Aber du kennst mich nicht. Genauso wenig, wie ich dich kenne. Aber das ist okay. Bilde deine Vorurteile, wenn du dich damit besser fühlst. Steck' mich in eine Schublade, in die ich eigentlich nicht gehöre. Schmeiße mit besserwisserischen Phrasen um dich. Nur lass mich da raus. Führe es mir nicht vor. Hör einfach auf zu handeln, als wüsstest du, wer ich bin. Denn das weißt du nicht. Und du wirst es auch niemals wissen", sage ich ruhig. Zu ruhig. Ich wünschte ich könnte schreien. Ich wünschte all das, was sich dunkel in mir ansammelt, herausschreien zu können. Aber ich bin es leid. Ich bin es müde geworden. Sollen sie mich doch für das halten, was sie gerne in mir sehen würden. Solange sie mich damit in Ruhe lassen. Wenn ich die Menschen nicht ab und an brauchen würde, würde ich mich wahrscheinlich gänzlich von ihnen verhalten. Sie verstehen mich nicht. Und ich habe aufgegeben, sie zu verstehen. So wie sie mich aufgegeben haben. Sie sehen nur das, was ich sie sehen lasse. Und das ist ein Fake. Doch so wie es ihnen egal ist, ist es mir egal geworden. Weil mein ganzes Leben einer Lüge gleicht und ich angefangen habe zu spielen, bis es mich das Leben kosten wird.
Ich zucke leicht mit den Schultern. "Ja, vielleicht hast du Recht. Wir spielen das gleiche Spiel. Aber aus anderen Gründen. Und? Das macht uns beide zu Spielern. Oder zu den Spielfiguren", erwidere ich dann wirklich auf seine Aussage. Das vorhin, hatte einfach gesagt werden müssen. Weil ich gemerkt habe, was er mit mir macht. Wenn er das in seinem Kopf tut, soll es mir recht sein. Aber ich will keine Worte von ihm über mich hören. Er weiß nicht, wer ich bin.
Ich schenke ihm ein Lächeln – eines der ehrlichen Sorge. "Noch nicht, Kavinsky", erwidere ich nur. Noch spielen wir ja auch noch nicht lange. Wobei ich mir momentan nicht einmal sicher bin, ob er noch lange dabei ist.
Ich nicke leicht, als er knapp antwortet, dass es fünf Minuten dauern würde. Ich beobachte weiterhin die Sterne. Allerdings tut sich noch nichts. Als ich dann höre, wie er den Joint anzündet, wandern meine Augen instinktiv zu ihm. Meine Frage nach seinem Vornamen scheint ihm unwillkommen zu sein. Natürlich wehrt er erst einmal mit einer Gegenfrage ab. Ich lache auf. Es klingt eigentümlich hart und kalt. "Nein. Ich bitte dich. Nach dieser Nacht wirst du mich wahrscheinlich nie wieder sehen. Und ich werde dich nie wieder sehen. Und das ist gut so. Weil wir beide kein wirkliches Interesse an den Menschen haben. Wieso also, sollte ich Recherchen über dich anstellen. Ich will nicht wissen, wer du bist. Ich will dich nicht kennen", antworte ich und übergehe seinen Sarkasmus. "Es interessiert mich einfach", schließe ich dann mit einem Schulterzucken ab. Und das ist dann doch schon fast ein Kompliment. Immerhin interessieren mich die wenigsten Leute. Und er tut es wenigstens etwas – sonst würde ich wohl kaum wissen wollen, wie sein Vorname lautet.
Ich beobachte ihn, während er an dem Joint zieht und strecke ungeduldig eine Hand danach aus. Als ich ihn zwischen den Fingern halte, nehme ich ebenfalls einen kräftigen Zug und stoße den hellen Rauch gen Himmel. Die Sterne fangen an zu tanzen, sich zu drehen und zu pulsieren. Daran merke ich, dass die Wirkung der Pille einsetzt. Und ich entspanne mich mit jedem weiteren Herzschlag. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen, ziehe nochmal an dem Joint, bevor ich ihn wieder an Kavinsky reiche und die Augen öffne. Die Welt wird weicher, die Kanten verwischen und alles wird sich unglaublich anfühlen. Ich weiß es. Weil ich so oft auf das hier hinarbeite. "Danke", murmle ich und ziehe langsam meine Arme über den Boden wieder zu mir heran. Dabei lasse ich meine Fingerspitzen über den Boden streichen.

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Ich höre ihrer kleiner Ansprache zu. Sie wird weder laut noch hysterisch. Stattdessen bewahrt sie ihre Ruhe, doch da sie so beharrlich mir klar machen will, dass sie nicht so ist wie ich denke zu wissen, ist es mir klar. Ich atme tief aus und kippe meinen Kopf leicht nach hinten, wobei ich einen kleines Lachen nicht unterdrücken kann. „Oh, ich habe wohl einen wunden Punkt getroffen.“ Meine Worte hatten einen leichten spöttischen Ton. Wenn sie glaubt, dass ich auf ihre Gesellschaft angewiesen bin, dann täuscht sie sich. Ich will nicht von ihr gemocht werden, von mir aus bin ich in ihren Augen das größte Arschloch. Es interessiert mich einfach nicht. Lediglich sehe ich nur zu gern die Reaktion auf meine provokanten Worte. Und irgendwie fand ich es lustig. Die ganze Zeit spielte sie die Unnahbare, doch meine Worte scheinen sie doch irgendwo zu treffen, auch wenn sie es nicht zugeben würde.
Ich erwidere auf ihre nächsten Worte erst lange nichts und legte mich stattdessen auch auf den Rücken, wozu ich mich erst einmal wieder umdrehen muss. Mit der einen Bewegung zirkuliert bereits mehr Blut durch meinen Körper, sodass die Kapsel sogleich ihren ersten Schub macht. Kurz verdunkelt sich alles um meine Augen und mein Körper zuckt kurz, kaum merkbar. Wie immer sind bei mir die ersten Sekunden der Wirkung am schlimmsten. Bilder tauchen wie Blitzlichter vor meinem inneren Auge auf und sie sind nur so kurz da, sodass man sie nicht richtig fassen kann. Die Farben vermischen sich. Schwarz, grau, weiß und ganz viel rot. Sehr viel rot. Dann ein klares Bild. Ein 16 jähriger Junge steht im Badezimmer und hält einen Rasierer in der Hand. Sein rechtes Auge ist blau angeschwollen, seine Lippe aufgeplatzt und seine Fingerknöchel blutig. Er starrt so lange in den Spiegel vor sich und vergisst dabei fast, was er vorhatte. 'K?' sagte jemand. Es hörte sich an als wäre dieser jemand direkt vor mir und gleichzeitig so weit weg. Der Junge sieht auf und nickt nur. Er übergibt ihm den Rasierer und der andere beginnt seine Haare langsam abzurasieren. Stück für Stück. Die abrasierten Haare landen im Waschbecken. Es dauert nur eine Weile bis sie fertig sind. 'Danke Swan', sagte der Junge und fängt langsam an, sich seine Wunde an der Hand auszuspülen.
Komplette Klarheit. Es ist jedes Mal wie in eiskaltes Wasser springen und wieder auftauchen. Ich sollte die Kapseln hassen, dafür dass sie mir so etwas zeigen, doch ich mag sie eher deswegen mehr. Sie geben mir ein Stück von meinem Alten Ich zurück. Die Klarheit bewirkt auch, dass ich mich an Erin's Worte erinnern kann. Deswegen antworte und zitiere ich : „Wenn es zur Endrechnung kommt, stellt sich meist heraus, dass es selten die Spieler selbst sind, die den Verlust bezahlen. Irgendjemand, der am Spiel ganz unbeteiligt war, muss bluten.“ Bevor mein Vater ermordet wurde, war ich einer der besten Schüler in meiner damaligen Elite-Schule. Nur Momente dieser absoluten Klarheit lassen mich das Gelernte wieder vollkommen fehlerfrei abrufen.
Ich starre einige Minuten in den Himmel und kann förmlich spüren wie Welt sich dreht. Die Musik hört sich an, als wäre sie meilenweit entfernt und doch noch hörbar. Ich setze mich halb auf und betrachte die Aussicht auf ganz New York. Funkelnde Lichter, triefende Dunkelheit und Geräusche einer warmen Herbstnacht. New York hat noch nie so schön aus der Ferne ausgesehen.
Ich nehme den Joint wieder entgegen und nehme eine paar Züge, bevor ich ihn wieder zurückreiche. Ich stoße den Rauch in die Luft hinaus und beobachte, wie er sich langsam auflöst und nicht mehr sichtbar ist. Dann meine ich, bezogen auf ihre Rechtfertigung warum sie meinen Vornamen wissen will, mit einem milden Grinsen auf dem Gesicht: „Ich bin Kavinsky, mehr brauchst du echt nicht wissen. Wie du schon sagtest: Wir werden uns nie wieder sehen. Warum also mich  unnötig vorstellen, wenn die einzige Information, die du über mich zu wissen brauchst die ist, dass ich diese Party veranstalte und das ganze Zeug besorge.“
Ich stehe auf und schnappe mir die Schnapsflasche um den plötzlichen Durst zu stillen. Damit wäre auch der letzte Tropfen weg und ich schmeiße sie mit einem Knall auf den Boden, um  zu sehen wie sie in mehrere Teile zersplittert. Das Geräusch löst bei mir Zufriedenheit aus. Jede Bewegung fühlt sich kräftiger und koordinierter an und doch fühlt man sich leicht wie eine Feder.
„Na, zufrieden mit den Pillen?“, frage ich Erin und sehe sie selbstsicher an. Klar, die Wirkung ist bei jedem unterschiedlich stark und auf eine andere Art und Weise, aber sie schlägt immer an.

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