Der Tierpark

Ich hing oben am Besucherzaun und beobachtete meine Schützlinge beim Fressen. Meine Jacke hatte ich über meiner Schulter hängen, da es bereits seit einigen Stunden viel zu warm für diese ist. Warum ich sie vorhin überhaupt mit raus genommen hatte, war mir immer noch nicht klar, aber jetzt war sie hier und störte. Während ich die Wölfe beim Fressen beobachtete kamen auch einige Besucher hinzu, welche als sie das Zoo-Logo sahen sich auch nicht mehr scheuten mir Fragen zu stellen. Auch meine beiden Raben ließen nicht mehr lange auf sich warten. Hugin setzte sich ohne groß zu zögern auf meine Schultern, während Munin doch den Zaun bevorzugte. Dadurch dass ddie beiden hier im Tierpark groß geworden waren, hatten sie keine Probleme mit Menschenaufläufen. Ich steckte Hugin dann eine Nuss zu die ich in der Tasche hatte, mit welcher er dann aufgeregt zum nächsten Stein flatterte. Dann fragte mich ein kleines Mädchen ob sie dem anderen Vogel eine Nuss geben konnte, da sie das einzige Kind hier war, willigte ich ein und deutete Munin an sich auf meinen Arm zu setzen und ganz vorsichtig zu sein. Eine ältere Dame, die dabei war wollte ihn auch gerne einmal streicheln, was er auch über sich ergehen ließ, wenn auch eher widerwillig. Einer der Besucher wollte Hugin streicheln, der fand das aber gar nicht witzig und flog davon. Ich leichte leicht und erklärte dem Besucher, dass beide Vögel sich ungerne anfassen ließen, wenn man sie denn nicht bestach. Nebenbei warf ich auch einen Blick auf das Rudel unten im Gehege. Nara war immer noch tragend und auch schon ein paar Tage überfällig, es war allgemein unüblich das sie so spät noch Junge bekam, aber sonst war sie immer eher überpünktlich mit den Würfen. Ich machte mir schon ein wenig Sorgen um die alte Dame. Die jüngste war sie nun wirklich nicht mehr. Wenn die Welpen diese Nacht nicht kamen, wird wohl auch morgen der Tierarzt kommen müssen und sich das anschauen. Nun die Tierärtzin war die letzten tage eh vermehrt gekommen, aber da hatte sie immer nur kurz geguckt und hatte versucht mich zu beruhigen. Vielleicht machte ich mir einfach zu viele Gedanken darum. Bei allem anderen war ich nicht so schlimm, aber wehe die Tiere.

Hafthor

Dieser Vormittag war einfach so Aufregend. So lange war ich nun noch nicht die Auszubildende meines Stiefvaters und hatte daher noch nie viel außerhalb zutun gehabt. Heute jedoch hatte ich quasi einen Spezialauftrag erhalten. Mein Stiefvater war mit seiner ausgelernten Kraft zu einem Bauernhof gerufen worden anscheinend verlief die Geburt bei einem der dortigen Pferde nicht ganz reibungslos. So war mir die Aufgabe zugefallen in den Tierpark zu gehen und nach der trächtigen Wölfin zu sehen. Sollte sich hier etwas ändern, so würde ich dies gleich an ihn weiter geben, aber auch nur dann durfte ich ihn stören.
So also kam ich an und machte mich auf dem Weg zu dem Gehege. Ich konnte nur hoffen das ich auch alles deuten konnte von dem was mir gesagt worden war auf was ich zu achten hatte. Mit diesen Gedanken kam ich dann also am Gehege an. Das erste was ich hier tat war mit den Augen nach der Wölfin zu suchen. Es schien sich noch nicht wirklich etwas getan zu haben. So verharrte ich einige Augenblicke bis mir der junge Mann auffiel der die Kleidung des Parks trug. So wartete ich bis die Leute die sich um ihn gescharrt hatten weniger geworden waren.
„Entschuldigung, sind Sie für die Wölfe verantwortlich? Dr. Blanc hat mich schon mal her geschickt er musste zu einem Notfall und kommt im Anschluss direkt her.“
Ich textete ihn einfach zu, vermutlich hielt er mich schon für total bescheuert aber das lag heute einfach an der Aufregung.

Ich erklärte den Besuchern einfach ganz lieb alles was sie wissen wollten. Hauptsächlich kamen Fragen wegen der beiden Raben. Nur ein kleines Mädchen schaute die ganze Zeit auf die Wölfe und schien sich nicht so recht zu trauen etwas zu fragen. Solange bis ich sie bemerkte und ansprach. Sie war wirklich ein wenig schüchtern, aber sie erzählte mir dann zögerlich was sie wusste und stellte mir ein paar Fragen. Eigentlich ziemlich süß die Kleine. Sollte ich später einmal Kinder haben, wäre ich echt glücklich solche zu haben. Nun bei mir eher unwahrscheinlich. Meine Kinder würden wahrscheinliche aufgedrehte Flummis werden, so konnte man mich früher auch beschreiben. Nun so recht wusste ich teilweise eh nichts mit dem Gedanken anzufangen, was passierte wenn ich alt und vergreist bin. Wahrscheinlich würde ich dann immer noch hier im Tierpark arbeiten, Nalas Urgroßenkeln dabei zusehen wie sie ihre Jungen groß zogen und zweimal die Woche Tinitus bekommen. Wenn mein Leben so weiter gehen würde, gerne! Dagegen hätte ich eigentlich nichts. Ein wenig in Gedanken versunken zuckte ich kurz als ich direkt angesprochen wurde von einer Stimme die ich vorher in dem Gewirr noch nicht vernommen hatte. Unter anderem, ja. Aber zuerst einmal, ich wäre Ihnen sehr verbunden wenn Sie mich duzen konnten, so alt bin ich noch nicht und so wie ich das sehe, Sie auch nicht. antwortete ich der jungen Dame dann als ich mich gefangen hatte. Sie machte einen netten Eindruck auf mich. So sah ich sie kurz an, ehe ich sie dann fragte Wollen wir dann schon mal runter zu den Wölfen, oder sollen wir auf Dr. Blanc warten? Ich hatte keine Ahnung was sie abgemacht hatten, aber nun gut, die Gute schien eh etwas aufgeregt, da konnte ich es ihr verzeihen, dass sie soetwas vergaß zu erwähnen.

Ich wartete geduldig bis der Tierpfleger auf meine Frage Antwortete. Dann nickte ich leicht darauf das er gedutzt werden wollte.
„Gut aber nur wenn du dann auch du zu mir sagst.“
Meinte ich daraufhin freundlich. Ich war froh das dieses Warten wohl dann doch nicht so gezwungen und förmlich ablaufen würde wie bei anderen Terminen.
Was seine nächste Frage anging wusste ich nicht so recht was ich sagen sollte. Ich hatte den Auftrag erhalten den betreffenden Wolf zu beobachten und sicher zu gehen, das in der Zeit bis mein Stiefvater kommen würde nichts passierte. Würde man das von unten auch so gut sehen? Ich war mir unsicher und genau so sah ich ihn auch an.
„Von wo kann ich sie am besten beobachten?“
Sie hatte schon öfter in der Praxis auch vor ihrer Ausbildung geholfen, doch ein Wolf war etwas anderes als ein Hund. So konnte ich einfach nur hoffen das nichts passieren würde und das mein Stiefvater bald kommen würde. Das der etwa gleichaltrige nett zu sein schien, kam mir bei meiner Nervosität allerdings entgegen. Sein freundliches auftreten machte es mir leichter, denn ich konnte mich langsam etwas entspannen. Da fiel mir ein, wenn wir uns schon auf das du geeinigt hatten, da konnte ich auch gleich mein Versäumnis nachholen und mich vorstellen.
„Ich bin übrigens Inara, Inara Harris. Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“
Holte ich es also nach.

Ich hatte sofort ein noch freundlicheres Lächeln auf den Lippen als sie meinte ich solle sie dann auch duzen. Ich denke das lässt sich einrichten. Also ich bin Hafthor, teilweise auch genannt Hafi. Nicht unbedingt meine Lieblingsvariante, aber bei einer hübschen, jungen Dame könnten wir auch eine Ausnahme machen. erklärte ich ihr dann schmunzelnd. Sie war hübsch, dieses Detail war ja nicht einmal gelogen, aber eigentlich meinte ich diese Aussage nur halbernst. So recht wollte ich nämlich wirklich nicht so genannt werden, ich bin schließlich kein Haflinger wobei das echt tolle Ponys sind. Vielleicht sollte ich mir mal einen zule- ich schweife ab! Ich blickte sie weiterhin freundlich an und schaute dann hinunter. Nun im Moment kann man sie von hier oben ganz gut sehen, ich könnte sie aber auch reinholen, dass wäre vielleicht auch keine schlechte Idee. Je nachdem wie lange Dr. Blanc noch etwa braucht. antwortete ich ihr darauf dann. Ich schaute wieder runter zu Nara. Sie wirkte nicht so als würde sie jetzt gleich umfallen, aber das haben so viele vor ihrem Tod nicht. So wie ihr Bruder, Nasair wirkte bis wenige Augenblicke vor seinem Tod nicht so, als würde er noch hundert Jahre leben. Schon allein deswegen war ich bei Nara besonders nervös, wobei man mir das nach außen hin nicht zwangsläufig anmerkte. Sie stellte sich dann auch schon vor, was ich ja erst gar nicht erwähnt hatte, so musste ich wenigstens nicht noch einmal nachfragen.

Hafthor

Ich erwiderte sein lächeln und zog die Augenbrauen hoch als er sich vorstellte. Hatte ich da einen kleinen Schleimer vor mir? Nun er wirkte eigentlich nicht so als hätte er so etwas nötig. So schob ich den Gedanken bei Seite denn ich wollte nicht jetzt schon vorurteile aufbauen. Was seinen Spitznamen anging, wenn er ihn nicht mochte, so würde ich ihn auch nicht benutzen.
„Ich glaube ich bleibe dann bei deinem Vollständigen Namen.“
Sein Name war dabei schon recht interessant, denn es war kein häufiger Name und das lies ihn im Gedächtnis bleiben, zumindest bei mir.
Reinholen war wirklich kein schlechter Vorschlag. Dann hatte mein Stiefvater nachher weniger zutun. Er sollte ja hoffentlich in der nächsten Zeit hier eintreffen.
„Reinholen klingt gut. Dann ist es sicher einfacher wenn Raphael da ist.“
Ich hatte den Vornamen meines Stiefvaters benutzt ohne darüber nach zu denken und nun hätte ich mich dafür Ohrfeigen können, aber gut vielleicht bekam Hafthor das ja gar nicht mit.
„Sie sollten auf jedenfall bald da sein, dann wird dem armen Tier endlich geholfen.“
Mein Verdienst würde das dann nicht sein, denn noch durfte ich nichts anderes tun als Handlangerin zu spielen. Aber so lernte man ja auch das eine oder andere beim zusehen.
„Du magst die Wölfe oder?“
Man spürte bei ihm schon fast, das er nicht einfach nur hier war, weil er eine Job brauchte sondern das er sich hier wohl fühlte.

Wie immer wich mein freundliches Lächeln auch nicht mehr, auch nicht als sie die Augenbraue hochzog. Das war wohl die Reaktion darauf, das ich sie hübsch nannte, aber es die Wahrheit, sie war hübsch anzusehen und bisher schien sie auch sehr nett zu sein. Wenn sie dies immer war, wäre sie wohl wirklich die perfekte Frau. Dies war allerdings etwas, was ich nicht laut aussprechen würde, obwohl ich mich schon nicht vor viel zierte. Das ist sehr freundlich von Ih- dir. beinahe hätte ich sie wieder gesiezt. Ich war es einfach gewohnt, dass die meisten von außerhalb unseres Teams hier einfach gesiezt werden wollen, so brauchte ich einen kleinen Augenblick ehe ich mich daran gewöhnte. Allerdings kam Hugin auch schon wieder her und beäugte die junge Dame ebenfalls. Es kam sein typisches Kerah hervor, ehe er sich wieder etwas entfernte. Ich belächelte das Verhalten des Rabens etwas, konzentrierte mich dann aber wieder auf Inara. Okay, dann holen wir die Süße mal rein. Folge mir bitte unauffällig., meinte ich dann zu ihr und bewegte mich in Richtung des Weges wo wir irgendwann zum Haus der Wölfe kommen würden. Auf ihre Frage schaute ich etwas verdutzt, aber antwortete gleichbeibend freundlich. Natürlich, sonst würde ich eher nicht hier arbeiten. Wenn man nicht mit Leib und Seele dabei ist, hat man bei Tieren nichts verloren. genau das war meine Ansicht dazu. Ich mochte die Leute nicht, welche auf irgendwelche Shows oder Turniere mit ihren Tieren gingen bei denen es nur ums Geld ging. So etwas sollte aus Leidenschaft passieren und nicht aus Gier. Leider gab es zu viele, die soetwas aus Gier taten und diese Leute die es aus Leidenschaft taten einfach in den Dreck zogen, weil viel zu viele Leute es sich einfach machten und alle überall über einen Kamm scherrten.

Er war wirklich Nett es machte sicher Spaß mit ihm zu Arbeiten. Vielleicht sah man sich ja in Zukunft öfter, wenn mein Stiefvater mich wieder mitnehmen würde. Jetzt aber sah ich ihn leicht Amüsiert an.
„So bin ich halt“
Ich zwinkerte ihm zu, es war ein Spaß und ich wollte nicht dass er mich für Eingebildet oder ähnliches hielt. Einer der Raben kam an und ich musterte ihn vermutlich genauso neugierig wie er mich.
„Interessante Tiere.“
Ich sprach die Worte dabei eher unterbewusst aus. Das ich ihm unauffällig folgen sollte, nun das hätte er mir hingegen gar nicht erst sagen brauchen, denn das sollte ja schon irgendwie klar sein. So beantwortete er dann auch schon meine Frage. Dabei gefiel mir seine Einstellung zu den Tieren, weshalb ich leicht nickte. Es gab einfach zu viele Tiere die schlecht behandelt wurden. Ich hatte durch unseren Gnadenhof ja schon das eine oder andere gesehen und da widerte es mich an, zu was manche Menschen fähig waren.
„Ich finde es gut, dass du so denkst.“
Gab ich deshalb auch offen zu.