School Life Internat


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Justus Collini

Justus Collini
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Kenneth und Justus

Mal wieder hatte sich Justus in die Bücherei verzogen um dort seine Freizeit zu verbringen. Seine Freunde teilten diese Art von Freizeitgestaltung nicht gerade mit ihm, aber das machte ihm nichts aus. So konnte er auch mal seine Ruhe haben und zum lesen war das sowieso besser. Im Moment war es erstaunlich ruhig hier drinnen, beinahe geisterhaft, Vielleicht lag es auch daran, dass der Bücherclub erst vor wenigen Stunden hier drin gewesen war. Trotzdem war Justus noch hier geblieben und hatte einfach weiter gelesen, sich in eine ihm bisher unbekannte Ausgabe einer Sammlung von Edgar Allan Poes Werken vertieft. Jetzt stand er vor einem der großen Regale, schob das Buch wieder zurück an seinen Platz und blickte prüfend über die Titel die direkt daneben standen. Keine Titel die ihm irgendwie unbekannte waren, also lief er zur anderen Seite der Bücherei. Justus war ein Vielleser und verschlang wahllos so ziemlich alles, was ihm zwischen die Finger kam. Die meisten Sachen die er las, konnte er sich auch erstaunlich gut merken und gerade deshalb machte es für ihn auch Sinn Bücher zu Themen zu lesen, mit denen er sich bisher nie zuvor befasst hatte. Man konnte ja nie wissen, wann man dieses Wissen mal gebrauchen konnte. Trotzdem spielte der Junge langsam mit dem Gedanken die Bücherei wieder zu verlassen, denn allmählich wurde es schon dunkel draußen. Noch in Gedanken vertieft hörte Justus hinter sich, nicht weit entfernt, ein Geräusch. Überrascht darüber, dass nun scheinbar doch wieder etwas Leben in den Raum kam, drehte er sich um.

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Schon einige Zeit lang hatte ich in der Bücherei gesessen, die Ruhe genossen. Ich mochte Bibliotheken. Es war still und allzu viele Leute stürmten sie eben auch nicht. Ja, ich war sogar im Bücherclub, der Teufel weiß wieso. Ich mochte Bücher schon immer. Aber Menschen? Irgendwie fühlte es sich anfangs merkwürdig an, zu erfahren, dass noch andere Leute dein Buch gelesen hatten. Es fühlte sich irgendwie so an, als würde einem etwas entrissen werden. Aber mit der Zeit hatte ich mich an dieses Gefühl gewöhnt. Ich mochte es noch immer nicht, aber man kann nicht alles beseitigen, was einem nicht passt. Also...kann man schon, aber...mich hielt etwas davon ab und irgendwie beruhigte mich das. Ich war eben doch nicht verrückt.
Also nein, ich hatte in der Bibliothek nicht nach Büchern geschaut, sondern einige Zeit stumm herumgesessen, bis mir aufgefallen war, dass ich nicht alleine war. Langsam und vorsichtig stand ich auf und schlich an einem Regal entlang, sah dann vorsichtig hindurch und sah die andere Person hier. Es war Justus Collini (ich konnte mir Namen zu gut merken - besser als mir hin und wieder lieb war). Er war vorhin auch beim Treffen des Bücherclubs gewesen. Ein eher stillerer Junge. Ich war der Meinung, dass er schüchtern war und irgendwie hegte ich eine gewisse Sympathie für ihn. Zumindest würde ich ihn nicht als erstes essen, sollte ich einmal nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel landen und am Verhungern sein. Ich schlich noch ein paar Schritte weiter und sah dann durch die Lücke im Bücherregal, wie Justus sich umdrehte. Er hatte mich wahrscheinlich gehört. Einen Moment lang überlegte ich, mich einfach weiter unsichtbar zu halten, entschied mich dann aber dagegen und trat hinter dem Regal vor, sodass er mich jetzt richtig sehen konnte. "Hast du mal Alice im Wunderland gelesen?", fragte ich und steckte meine Hände in die Hosentaschen. "Ist mein Lieblingsbuch." Vermutlich wusste Justus das sogar. Oft genug hatte ich meine abgegriffene Ausgabe mit zum Bücherclub geschleppt und, wenn ich auch nichts dazu gesagt hatte, stets in meinen Händen gehalten.

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Da er durch das plötzliche Erscheinen des Anderen etwas überrumpelt war, zuckte Justus zusammen als der Junge so plötzlich zwischen den Regalen hervortrat und ihn ansprach. Irgendwie fühlte er sich sofort im Nachhinein beobachtet. "Hey Kenneth", sagte Justus trotzdem in seiner typischen höflichen Art. "Ich hab gar nicht gemerkt, dass du auch noch hier bist." Justus kannte Kenneth bereits aus dem Bücherclub, auch wenn er sonst noch nicht wirklich etwas mit ihm zu tun gehabt hatte. Bisher wusste er nicht so richtig, was er von dem Jungen halten sollte. Er konnte Menschen generell nicht so gut einschätzen, aber bei Kenneth erschien es ihm besonders schwierig, obwohl Justus nicht einmal erklären konnte, warum. Eigentlich wirkte Kenneth recht nett auf ihn, allerdings war er ziemlich ruhig und zurückhaltend, tauchte dann aber plötzlich auf, so wie jetzt, und redete aus heiterem Himmel über Alice im Wunderland. Das war vielleicht ein wenig seltsam, aber Justus machte sich nicht daraus. Kenneth hatte das Buch schon oft genug dabei gehabt und so wunderte Justus diese Frage nicht einmal sonderlich. "Ja, das ist aber schon einige Jahre her", antwortete er ruhig und fuhr sich über die fröstelnden Arme. Er wusste, dass diese Geschichte auch das Lieblingsbuch seiner Mutter gewesen war. Es war seltsam so oft auf diese Weise an sie erinnert zu werden, aber diesbezüglich lies sich der Braunhaarige nichts anmerken, schob die Gedanken einfach, wie so oft, beiseite. Stattdessen meinte er schnell an den Jungen gewandt:"Das hab ich mir fast gedacht." Justus brachte so etwas wie ein kleines Lächeln zu Stande und kramte einen Moment in seinem Gedächtnis. "Geschrieben von Lewis Carroll, 1865 veröffentlicht. An die Geschichte kann ich mich auch noch ungefähr erinnern. Ein wenig verrückt", meinte er schließlich. Vielleicht mochte es komisch sein, aber es war einfach seine Art diese Fakten von sich geben zu müssen, wenn er sie im Kopf hatte. Das brachte wahrscheinlich einige Mitglieder des Buchclubs schon in den Wahnsinn, denn es passierte auch mal, dass er eine ganze Inhaltsangabe von sich gab, wenn ihm gerade danach war. Glücklicherweise verschonte er Kenneth in diesem Moment davon. "Was gefällt dir an der Geschichte denn so gut?", fragte er dann vorsichtig weiter. Es sollte keinesfalls kritisierend klingen und Just hoffte, dass es so auch nicht bei seinem Gegenüber ankam. Er war einfach nur neugierig wie Kenneth so tickte. Bisher hatte er ja noch nie wirklich etwas zu dem Buch gesagt bei ihren Clubtreffen. Aufmerksam beobachtete Justus sein Gegenüber.

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Ich sah, wie Justus kurz zusammenzuckte, als ich vorgetreten war. Habe ich ihn erschreckt? Vermutlich schon, aber das war gar nicht meine Absicht gewesen und irgendwie tat es mir auch ein bisschen leid. "Hey Kenneth", hörte ich Justus sagen und darauf musste ich lächeln. Er weiß auch wer ich bin. Er kennt meinen Namen. Ein Teil in mir hatte befürchtet, er würde gar nicht wissen, wer ich war. Aber dass er es tat, beruhigte mich ungemein. Auf seine Anmerkung, er hätte nicht bemerkt, dass ich noch hier wäre, zuckte ich langsam mit den Schultern, sagte aber nichts. Hellhörig wurde ich erst wieder bei seiner Antwort auf meine Frage. "Vielleicht solltest du es noch einmal lesen. Manche Leute vergessen zu schnell", sagte ich dann und wandte dabei meinen Blick nicht von Justus. An meiner alten Schule die Schüler, die hatten zu schnell vergessen...oder so getan als hätten sie vergessen. Am liebsten hätte ich dafür gesorgt, dass sie nicht vergessen. Dass sie mich nicht vergessen würden und wie sie mich behandelt hatte. Ich für meinen Teil vergaß nie. Würde ich nie tun.
Justus nannte Erscheinungsjahr und Autor meines Lieblingsbuches. Er scheint auch niemand zu sein, der vergisst. Die Informationen stimmten, das wusste ich natürlich, aber die Tatsache, dass Justus sie kannte, machte mich aufmerksamer. Als nächstes fragte er mich, was mir an der Geschichte gut gefallen würde. Ich lächelte kurz. "Es ist so realistisch", erklärte ich Justus dann. "Verrückt und nichts macht Sinn. Wie das Leben. Und die Menschen sind wie die Bewohner vom Wunderland. Ich mag die Grinsekatze." Ich sah kurz an Justus vorbei und redete dann schnell weiter. "Was ist dein Lieblingsbuch?"

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Kenneths Worte überraschten Justus. Die Art wie er das sagte wirkte fast etwas unheimlich, aber gleichzeitig lag auch eine gewisse Tiefgründigkeit dahinter. Oder bildete Justus sich das nur ein? Er war sich nicht sicher. Manchmal wünschte er sich, dass er in die Gedanken anderer Menschen blicken könnte. Vermutlich wäre dies aber ebenso beängstigend wie interessant. Justus nickte einfach zustimmend und erwiderte Kenneths Blick. "Ja, da stimme ich dir zu", meinte er etwas leiser. "Vielleicht sollte ich es nochmal lesen, dann könnten wir im Bücherclub darüber reden", fügte er noch hinzu und lächelte den Jungen einen Moment lang an. Insgeheim glaubte er nicht, dass er das Buch wirklich noch einmal lesen würde. Nicht, weil er es nicht mochte oder es ihn nicht interessierte, sondern einfach weil er auf jegliche aufkommenden Erinnerungen auch gut verzichten konnte.
Kenneth schien sich nicht daran zu stören, dass Justus die Daten des Buches genannt hatte und darüber war er recht froh. Manche Menschen fanden ihn wohl gerade wegen solchen Aussagen überheblich. Aber Kenneth schien ihn nun noch aufmerksamer anzusehen und bei Justs Frage lächelte er sogar kurz. Die Antwort des Blonden war ein wenig verwunderlich, aber zeugte durchaus von Kreativität. Justus fragte sich, warum er wohl bei den Buchtreffen nie so viel von seinem Lieblingsbuch erzählte. Vielleicht mochte der Blonde es einfach nicht, wenn so viele Leute ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hatten? Justus wusste es nicht. Er konnte nur raten. "Ich weiß zwar nicht ob realistisch das erste Wort gewesen wäre, dass mir in Relation zu der Lektüre eingefallen wäre, aber das ist auf jeden Fall eine interessante Ansicht. Ich finde die Bewohner des Wunderlands sind tatsächlich so differierend wie die Menschen selbst", meinte er und seine Wortwahl klang mal wieder ein wenig umständlicher als es überhaupt notwendig gewesen wäre. Irgendwie wunderte es Justus kaum, dass Kenneth dann auch noch meinte, dass er die Grinsekatze mochte. Er selbst hatte sie bisher als ziemlich faszinierender, aber auch recht undurchsichtiger Charakter empfunden. Irgendwie fand er, dass es sogar etwas zu Kenneth passte. Zeit sich dazu auch noch zu äußern hatte er allerdings kaum, was vielleicht auch besser war. Kenneth führte das Gespräch schnell weiter. Justus fuhr sich verlegen durch die dunklen Haare. "Das ist schwierig. Ich glaube, ich hab gar kein explizites Lieblingsbuch. Aber ich mag zum Beispiel alles von Edgar Allen Poe. Aber auch.. vieles Anderes" antwortete er ein wenig unsicher. Er hatte schon so viele Bücher gelesen, so viele gute und interessante, die teilweise so völlig unterschiedlich waren, dass es ihm fast unmöglich erschien ein Einzelnes herauszupicken. Immerhin mochte er Bücher, die mehr auf Unterhaltung ausgelegt waren, genauso sehr wie diese, welche eher auf Wissensbereicherung ausgelegt waren. "Vielleicht kennst du die Sherlock Holmes Geschichten von Arthur Conan Doyle? Die würde ich wohl auch zu meinen Lieblingsbüchern zählen", fügte er dann noch hinzu. Direkt wirkte er wieder selbstsicherer als er es nicht lassen konnte auch noch eines seiner Lieblingszitate zum Besten zu geben: "Es ist nicht einfach, das Unaussprechliche auszusprechen." Obwohl er Kenneth mit festem Blick ansah, hoffte Justus innerlich irgendwie, dass der ihn nicht so langsam für völlig banane hielt.

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Justus stimmte mir zwar zu, aber er kannte die wahre Bedeutung hinter meinen Worten nicht. Vielleicht ist es auch besser so. Als er allerdings meinte, er sollte das Buch vielleicht noch einmal lesen, lächelte ich breit, ohne etwas zu sagen. Ich würde mich darüber freuen. Ich mochte Justus, hatte ich in den letzten Minuten beschlossen. Er war nicht so wie die meisten, das Gefühl hatte ich jedenfalls. Aber ich wusste trotzdem nicht, ob ich ihm völlig trauen konnte.
"Ich weiß zwar nicht ob realistisch das erste Wort gewesen wäre, dass mir in Relation zu der Lektüre eingefallen wäre, aber das ist auf jeden Fall eine interessante Ansicht", hörte ich dann Justus sagen und dabei sah ich ihn weiterhin direkt an. Und er redet auf jeden Fall interessant. Ich mochte diese Art, mit der er sprach. Das klang so gebildet und intelligent. Vermutlich war er das auch. Intelligent. Auf eine gewisse Weise.
Auf meine Frage nach seinem Lieblingsbuch antwortete Justus zunächst, dass er kein explizites Lieblingsbuch hätte, nannte dann aber noch die Namen Edgar Allen Poe und Sir Arthur Conan Doyle. Kriminalromane. Die waren natürlich immer interessant, wobei ich bloß ein paar Holmes Geschichten gelesen hatte. Und als Justus ein Zitat nannte, überlegte ich kurz, ob auch mir eine Zeile einfiel. "Es gibt nichts Trügischeres als eine offenkundige Tatsache", murmelte ich dann etwas abwesend und sah mich kurz im Raum um. Abgesehen von uns beiden war der Raum leer...und still. "Ist das nicht schön?", fragte ich leise und sah in Richtung Fenster. "So still." Es wurde schon langsam dunkel. Dann erinnerte ich mich plötzlich wieder an das Zitat, das Justus eben gesprochen hatte. Es ist nicht einfach, das Unaussprechliche auszusprechen, wiederholte ich im Kopf. "Was ist das Unaussprechliche?", fragte ich schnell. "Das Unaussprechliche für dich..." Mein Blick wanderte vom Fenster wieder zurück zu Justus.

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Kenneth sagte zwar nichts dazu, aber er schien sich wirklich darüber zu freuen, dass Justus ihm sagte er würde das Buch noch einmal lesen. Es war interessant, dass ein paar Worte einem Menschen schon ein gutes Gefühl geben konnte, selbst wenn es vielleicht nur leere Versprechungen waren. Wobei Justus jetzt beinahe ein schlechtes Gewissen bekam und sich wie ein Lügner fühlte, auch wenn das vielleicht lächerlich sein mochte. Vielleicht würde er das Buch wirklich noch einmal lesen..
Kenneths Reaktionen auf Justus Aussagen waren irgendwie sehr angenehm, was vielleicht komisch klingen mochte, wenn man bedachte, dass der Junge so ruhig war. Aber es war einfach schön mal keine seltsamen Blicke zu ernten oder gar irgendeinen dämlichen Kommentar, nur weil man so war, wie man eben war. Justus konnte natürlich nicht in Kenneths Kopf sehen, aber er schien ihn nicht zu verurteilen oder abzulehnen. Oder er war einfach gut darin das nicht zu zeigen. Das machte ihn auf eine gewisse Weise sympatisch. Als er dann auch noch mit einem weiteren Zitat des großartigen Meisterdetektives antwortete, hellte sich Justus Miene merklich auf. Es war ihm anzusehen, dass er sich ziemlich über ein einfaches Zitat freuen konnte. Nun hatte er erst recht das Gefühl einen interessanten Gesprächspartner gefunden zu haben. Es war wirklich schön mal zur Abwechslung mit jemanden zu reden, der auch zumindest ein bisschen die eigenen Interessen teilte, verstand und darauf einging, was man so von sich gab.
Während Justus noch stumm vor sich hin lächelte und in Gedanken vertieft war, blickte sich Kenneth in der Bibliothek um. Was dem Jungen wohl durch den Kopf ging, wenn er sich so umsah? Kurz war es ruhig, dann erklang Kenneths Stimme erneut. Justus hob den Kopf und beobachtete den Blonden, welcher den Blick zum Fenster gerichtet hatte. "Ja, außerordentlich angenehm", stimmte ihm Justus mit ebenso leiser Stimme und blickte nun auch zum Fenster. Justus mochte diese Stille ebenfalls. Zumindest meistens. Es war eine angenehme Atmosphäre. So ohne Lärm und Hektik. Besonders gut war das, wenn man einfach nur lesen, lernen oder nachdenken wollte. "Deshalb gefällt es mir hier um diese Zeit am besten", erzählte Justus und hielt seine Stimme immer noch bedeckt, wollte er eben jene Stimme ja nicht selbst zerstören. Er hatte oft das Gefühl, dass diese angenehme Stille besonders um die jetzige Tageszeit auftauchte. Er mochte diese Zeit, wenn es kurz davor war dunkel zu werden und alles in einer friedlichen Ruhe zu liegen schien. Der Himmel begann sich langsam zu verfärben und die Menschen wurden ruhiger, weil sie wussten, dass sie sich jetzt erstmal erholen konnten von ihrem anstrengenden Tag. Allerdings gab es auch Momente in denen Stille beängstigen sein konnte. Justus ging es nicht oft so, aber manchmal konnte selbst ihn die Stille verschlingen. Allerdings vermutete er, dass das wohl einfach im Wesen des Menschen lag und jeder solche Momente hatte in denen selbst Stille nicht mehr schön war.
Just wandte seinen Blick wieder vom Fenster ab und sah überrascht zu Kenneth als dieser ihm die Frage nach dem Unaussprechlichen stellte. Aus irgendeinem Grund musste Justus schlucken. Diese Frage hatte ihm noch nie jemand gestellt. Das war ja auch nicht gerade eine alltägliche Frage. Zum einen war sie interessant, zum anderen irgendwie recht ungewohnt und schwierig. Kenneth war wohl ein Mensch, der auch viel nachdachte und sich womöglich über Sachen Gedanken machte, welche andere Leute gar nicht interessieren würden. Tiefgründige Dinge. Zumindest begann Justus ihn so langsam so einzuschätzen. Allerdings kannte er ihn ja bisher kaum. Das machte Kenneth und diese Begegnung aber nur umso interessanter, aber auch schwieriger für Justus, denn eigentlich war er ein eher verschlossener Mensch, welcher seine Gedanken auch mal für sich behielt, wenn sie eine für ihn zu groß wirkende Bandbreite an Emotionen enthalten sollten. "Uhm.. naja.. interessante Frage", begann er deshalb ein wenig überfordert herumzudrucksen und überlegte was er darauf wohl antworten sollte. Erwartete Kenneth überhaupt eine Antwort? Justus grübelte. Was ist das Unaussprechliche für mich? Justus Augen huschten zu Boden. Es passierte selten, dass er so nach Worten suchen musste. Dafür begannen nun seine Gedanken zu rasen. Ich hasse Ungewissheit. Ich hasse Ungerechtigkeit. Ich vermisse meine Eltern. Ich habe Angst die paar Menschen, die ich noch habe, auch noch zu verlieren. Ich habe Angst mehr Menschen zu gewinnen, die mir wichtig sind, weil ich nicht noch mehr Angst davor haben will, sie zu verlieren. Das alles waren Sätze die Justus plötzlich durch den Kopf gingen, zwar selbst hier noch mit einer gewissen Sachlichkeit, so als wäre es eine einfach Aufzählung irgendwelcher trivialer Dinge, aber für seinen Geschmack mit viel zu viel emotionalem Anklang. Vermutlich hätte es noch so weiter gehen können, aber da Justus selbst über seine eigenen Gedanken erschrak, schaffte er es selbst das kleine Gedankenkarussel zu stoppen. Schnell schüttelte er den Kopf, so als könnte er damit all die Gedanken abschütteln. Nun, waren das jetzt überhaupt richtige Antworten auf das Unaussprechliche? Ja oder Nein, völlig egal, denn Justus würde diese Gedanken momentan sowieso unausgesprochen lassen. Er wusste das sie da waren, aber er sprach nicht darüber. Er redete ja nicht einmal über seine besten Freunde über seine Ängste, wie sollte er dann mit einem fremden Menschen darüber reden? Er war einfach nicht der Typ dazu, der gerne irgendwelchen persönlichen Fragen beantwortete und all zu sehr über Gefühle redete. Vielleicht beinhaltete das Unaussprechliche ja nicht einmal die Angst, sondern sogar etwas Positives. Dann hätte Justus weit gefehlt.
Er räusperte sich, hob den Kopf und sah Kenneth nun endlich wieder an. Er war viel zu lange still gewesen, also bemühte er sich schnell darum eine Antwort aus seinem Hirn hervor zu kramen. "Ich schätze, wenn ich dir das sagen würde, wäre es ja nicht mehr unaussprechlich, oder?", antwortete er etwas zaghaft und sah sein Gegenüber beinahe entschuldigend an. Das war eine jämmerliche Antwort. Aber zumindest zeigte diese Situation wie sehr dieser Satz überhaupt wahr war. "Ich schätze das Unaussprechliche ist wohl das, was man nicht in Worte fassen kann und nur mit sich selbst ausmacht. Ich könnte meine Gedanken nicht alle aussprechen, selbst wenn ich es wollen würde", fügte er hinzu. So langsam hatte er sich weider gut im Griff und seine Gedanken suchten jetzt nach allen möglichen logischen Erklärungen. "Möglicherweise impliziert das Unaussprechliche auch einfach unsere Gefühle. Oder aber irgendetwas, was wir selbst gar nicht wissen, gar nicht erfassen können mit unseren Gehirn. Das macht es dann zweifelsfrei unaussprechlich. Oder es ist doch etwas ganz anderes..", redete Justus dann weiter. Er war offensichtlich in seinem Element. Vermutlich hätte er noch eine Weile so weiter machen können, allerlei wilde Theorien aufstellen und hierüber nachdenken können, aber wirklich beantworten konnte er die Frage damit trotzdem nicht.
Nun doch etwas verlegen über diese ganze Situation gerade, kratzte Justus sich am Kopf. "Nun.. letztendlich muss ich mir wohl erst einmal darüber klar werden was das Unaussprechliche für mich bedeutet. Vielleicht kann ich dir die Frage dann beantworten. Es sind wohl wirklich die Gedanken, die ich einfach für mich behalten möchte. Jedenfalls ist es interessant den Satz mal auseinander zu pflücken", meinte er abschließend. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ließ er seine Hand wieder sinken. "Was meinst du, was das Unaussprechliche sein könnte und was es explizit für dich ist?", gab er die Frage nun endlich zurück. Immerhin war er jetzt schon neugierig was Kenneth überhaupt selbst darüber dachte. Justus glaubte nicht, dass sein ruhiger Gesprächspartner ganz so tickte wie er selbst, aber gerade das machte seine Antwort wohl umso interessanter. Und da Kenneth dieses Thema begonnen hatte, musste er wohl damit gerechnet haben, dass auch ihn diese Frage treffen würde. Abwartend und mit aufmerksamen Blick sah Justus ihn an.

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Justus schien sich irgendwie über das Zitat zu freuen, das ich leise gemurmelt hatte. Zumindest hellte sich seine Miene sichtlich auf und das deutete ich mal als ein positives Zeichen. Ich war ja eben auch kein Experte, was den Umgang mit Anderen anging. Den vermied ich immerhin in den meisten Fällen eher. Als eine Art Schutzfunktion. Wem diese galt, darf jeder für sich selbst munkeln, ich werde es nicht verraten.
Aber auch Justus genoss die Stille in der Bibliothek, jedenfalls nach eigenen Angaben. Ich würde nicht behaupten, wir würden gleich ticken, aber immerhin schien er ein paar Vorlieben mit mir zu teilen. So ähnlich hatte ich ihn auch irgendwie eingeschätzt. Ich glaube, er war auch keine der Personen, die sich riesig über das Verhalten anderer lustig machen würde. Das taten Menschen ja oft, um jemand anderem zu gefallen und ich hatte bei ihm bisher noch nicht beobachten können, dass er danach strebte, irgendwem zu gefallen. Aber vielleicht täuschte ich mich auch gewaltig und Justus war genau so eine Person. Vielleicht spielte er auch mit meinen Gefühlen, genau jetzt, nur um sich später darüber lustig machen zu können. Ich wusste es nicht, aber wenn das der Fall wäre, würde er es bitter bereuen, das schwor ich mir in diesem Moment, während ich ihn nur mit einem dezenten Lächeln ansah.
Die Frage, die ich ihm gestellt hatte, ließ Justus sichtlich nachdenklich werden. Man konnte es geradezu in seinem Kopf rattern sehen, wie er nach den geeigneten Worten für seine Antwort suchte. Sein Blick fiel zu Boden, während ich ihn weiterhin interessiert musterte. Als Justus irgendwann wieder sprach, enttäuschte mich seine Antwort im ersten Moment. Nachdem er aber weitergesprochen hatte, hellte sich mein enttäuschter Gesichtsausdruck wieder etwas auf. Schließlich hatte jeder (das vermutete ich jedenfalls) Gedanken oder Erinnerungen, die nicht dazu bestimmt waren, mit anderen geteilt zu werden. Es faszinierte mich, wie Justus redete. Die Art und auch was er sagte. Er redete nicht einfach vor sich hin, sondern sagte auch wirklich etwas. Es war nicht verwunderlich, dass ich die Frage zurückgeschoben bekam. Vermutlich hatte ein Teil von mir genau das gewollt. Einen Moment sagte ich nichts, obwohl ich genau wusste, wie ich diese Frage beantworten würde.
"Ich hasse Menschen", sagte ich dann heiser. "Ich hasse sie. Und ich meine das nicht so wie ein 14-jähriges Mädchen in seiner Pseudo-Depressionen-Phase. Ich meine es genau so, wie ich es gesagt habe. Ich hasse sie. Fast alle. Die meisten würde ich gerne tot sehen." Ich hatte das schwache Gefühl, ich könnte Justus halbwegs trauen. Nur deshalb sagte ich ihm diese Sachen und das mit vollem Ernst. "Manchmal träume ich nachts davon, aber es ist nicht wie ein Albtraum. Es ist schön. Die Tage nach diesen Träumen sind die schönsten." Ich lächelte und schloss kurz meine Augen. "Aber dann wache ich auf und sie sind noch da. Und leben. Sie sind nicht tot." Ich öffnete meine Augen wieder und spürte, wie heiße Tränen in meinen Augen brannten. Schnell wischte ich sie weg und starrte dann Justus an. "Du verstehst mich doch bestimmt, oder?", fragte ich unsicher.

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Es schien so als würde Kenneth die erste Antwort, welche Justus ihm gegeben hatte, ebenso dürftig finden wie er sie selbst fand. Doch seine nächsten Worte wischten Kenneths enttäuschten Gesichtsausdruck wieder beiseite. Scheinbar fand er Justus langatmige Überlegungen über das mysteriöse Unaussprechliche irgendwie gut. Abermals empfand Justus Kenneth als angenehmen Gesprächspartner, der ihm zuhörte und der ihn irgendwie zu verstehen schien. Nun ja, zumindest kam ihm das so vor.
Es dauerte einen Moment bis nun Kenneths seinerseits anfing zu sprechen. Im Gegensatz zu Justus schien er sich seiner Antwort allerdings sehr sicher zu sein. Schon seine erste Aussage war sehr direkt und es überraschte Justus, dass der Junge seine Gedanken so frei aussprach. Vor allem überraschte es ihn, dass Kenneth ihm scheinbar so soweit vertraute, dass er ihm seine Gefühle einfach mitteilte. Die Ernsthaftigkeit mit der Kenneth seinen Hass gegenüber den Menschen Preis gab, beunruhigte Justus irgendwie. Es war definitiv kein witzig gemeinte Aussage und auch nicht einfach so dahergesagt, weil man mal einen schlechten Tag hatte. Wie oft hat er wohl schon solche Träume gehabt und sich danach gut gefühlt? Irgendwie fand Justus diese Vorstellung beängstigend. Auf der anderen Seite konnte er es aber sogar nachvollziehen, was beinahe ebenso beängstigend war. Es läge Justus fern irgendjemanden zu hassen oder gar den Tod zu wünschen. Er war zwar ein gerechtigkeitsliebender Mensch, aber so sah Gerechtigkeit nicht für ihn aus. Aber manchmal konnte man seine Gefühle und Gedanken auch nicht kontrollieren. Menschen konnten verdammt grausam sein, das wusste auch er. Er konnte nicht verstehen warum man andere Menschen nicht einfach akzeptieren und so leben lassen konnte, wie sie es wollten. Und er verstand nicht, weshalb manche Leute anderen grausame Dinge antaten, sie vielleicht sogar in den Selbstmord trieben oder auf andere Weise zum Tod oder der immensesten Verzweiflung führten, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Das war Justus unbegreiflich und er hasste es, dass manche Leute so ignorant waren. Und manchmal erinnerte sich Justus daran, dass es sogar für ihn jemanden gab, den er abgrundtief hasste und Verzweiflung und Tod wünschte. Gerechtigkeit auf eine ganz andere Art, von der Justus normalerweise sagen würde, dass sie grundlegend falsch war. Von daher konnte er Kenneths Aussage wirklich irgendwie etwas nachvollziehen, auch wenn er sie selbst nie von sich gegeben hatte. Vor allem nicht auf solch drastische Art und Weise.
Kenneths nächsten Satz begleitete sogar ein Lächeln. Machte ihn der Gedanke andere Menschen tot zu sehen etwa so glücklich? Justus erschauderte leicht und er wusste nicht ob das der Fall war, weil er sich fürchtete und oder weil er über diese Gedanken auch schon gelächelt hatte. Genau beobachtete er den blonden Jungen, der sich fahrig über die wieder geöffneten Augen wischte. Weinte er? Just hatte keine Zeit das genauer zu analysieren, denn Kenneth starrte ihn nun an, fragte danach ob er verstanden wurde. Justus konnte dem Blick zuerst nicht richtig stand halten. Kenneth brachte es heute wirklich sehr erfolgreich fertig seine Gedanken andauernd zum rasen zu bringen. Seine blauen Augen huschten ein paar Sekunden unruhig durch den Raum. Er seufzte leise, atmete tief durch und versuchte sich innerlich so unauffällig wie möglich auf die Fortsetzung des Gesprächs vorzubereiten. Dann sah er Kenneth endlich wieder in die Augen, die ihn so abwartend anstarrten und eine Antwort, vermutlich sogar eine Zustimmung von Justus verlangten. "Naja, ich kann deinen Hass durchaus verstehen. Ich weiß nicht warum du alle so sehr hasst. Es geht mich wohl auch nichts an, aber du hast vermutlich deine Gründe. Menschen können extrem grausame Monster sein. Aber ich hasse nicht die Menschen selbst, ich hasse es einfach wie sie sich aufführen und gegenseitig verletzen. Und ich verstehe es nicht.. und diese Tatsache hasse ich noch mehr um ehrlich zu sein, denn dann kann ich auch nichts daran ändern", antwortete Justus in die Stille hinein. Er verabscheute das Gefühl, wenn er etwas nicht verstand und nicht erklären konnte. Er beobachtete genau Kenneths Reaktion auf seine Worte. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund wollte er den Jungen nicht enttäuschen, verspürte sowas wie Mitgefühl oder was auch immer das war. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass Kenneth ihm so viel Vertrauen entgegen brachte. Oder war es einfach seine Art seine Gedanken so frei auszusprechen? Justus bezweifelte das, aber wirklich gut kannte er den Blonden natürlich nicht. Trotzdem traute er sich nicht Kenneth noch genauer nach dem Grund seines immensen Hasses zu fragen, obwohl er ziemlich neugierig war und irgendwie das Gefühl hatte daran rütteln zu müssen. Vielleicht würde er das später versuchen, wenn er Kenneth besser kannte..
Justus trat langsam zwei Schritte auf Kenneth zu. Er sah den etwas Größeren direkt an und ein leichtes Lächeln zierte nun sein Gesicht. "Weißt du.. es gibt auch eine Person, die ich gerne tot sehen würde. Und vielleicht wünsche ich mir das tief im Inneren ja sogar für noch mehr Menschen, will das aber nicht wahrhaben oder werde irgendwann noch mehr Leute hassen. Und es ist sicher umso schlimmer, wenn man so viele Personen gerne tot sehen würde, so wie du es tust. Aber die Frage ist, ob es wirklich etwas bringt, wenn sie tot wären", fing er leise an zu sprechen. "Angenommen jemand tut dir oder jemandem, der dir wichtig ist etwas wirklich Schreckliches an.. denkst du nicht es wäre gerechter und für dich noch.. schöner, wenn er für den Rest seines Lebens leiden würde anstatt nur mit seinem Leben bezahlen zu müssen?", fragte Justus und war ziemlich gespannt auf Kenneths Meinung.

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Justus behauptete, meinen Hass verstehen zu können, aber irgendwie war ich mir da mittlerweile nicht mehr ganz so sicher. Er hatte irgendwie ein wenig nervös ausgesehen, zwar nicht gezittert oder sowas, aber er wirkte ein wenig unsicher, so wie ich das gesehen hatte. Ob er denkt, ich wäre verrückt? Ich wollte nicht, dass jemand so über mich dachte. Ich war kein Psychopath. Ich gehörte nicht in die Irrenanstalt. Was war, wenn Justus zur Schulleitung gehen würde und dort etwas über meine Träume erzählen würde? Würde ich weggekarrt werden? In Zwangsjacke? Ich maß es mir an, zu behaupten, ich hätte vor wenigem Angst. Aber es gab dieses eine Horrorszenario, das mir nicht aus dem Kopf ging. Dass mich irgendjemand in die Klapse zieht. Ich war ja nicht dumm. Wahrscheinlich würden so einige Leute meine Gedanken, mein Verhalten als "nicht ganz dicht" bezeichnen. Aber so war ich nicht. Das war ein Irrtum. Ich war nicht verrückt.
Aber erneut konnte Justus mich mit seinen folgenden Worten etwas beruhigen. Er klang nicht so, als hätte er gar kein Verständnis für mich und auch nicht so, als hielte er mich für geisteskrank oder als wollte er mich einliefern lassen. Auch wenn ich da noch irgendwie sicher gehen musste...
Es kam mir auch so vor, als wüsste Justus wovon er redete, als er sagte, Menschen könnten sehr grausam sein. Am liebsten hätte ich ihn nach seinen Erfahrungen gefragt, aber Justus sprach schon weiter und ich wollte ihn nicht unterbrechen und so hörte ich weiterhin nur stumm zu und sah ihn an.
Als Justus erklärte, er würde nicht die Menschen hassen, sondern nur im Grunde, was sie taten, konnte ich seinen Worten nicht mehr vollständig folgen. "I-ich verstehe das nicht ganz", sagte ich langsam. "Aber es sind doch die Menschen, die die ganzen Grausamkeiten tun. Ohne sie gäbe es gar nicht den ganzen Scheiß, der passiert." Vorsichtig hob ich meine Hand und rieb mir kurz die Schläfe mit Zeige- und Mittelfinger. "Wie kannst du dann die Menschen nicht hassen?" Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich Justus an und wartete auf eine Antwort, die meine wirren Gedanken ein wenig ordnen könnte.
Ich blieb still stehen, als Justus dann ein wenig auf mich zutrat und leicht lächelte. Er gestand, auch gerne eine Person tot wollen zu würden, woraufhin mein Blick eine Mischung aus Überraschung und Neugier annahm. Dann fuhr Justus fort, fragte mich, ob es nicht gerechter wäre, wenn jemand sein Leben lang leiden müsste, als mit dem Leben zu bezahlen, der es verdiente. Kurz sah ich ihn stumm an, ehe ich wieder anfing zu sprechen. "In meinen Träumen", begann ich zögerlich, "da sterben diese Menschen nicht einfach, weil sie krank sind oder durch einen Unfall oder sowas." Ich hob meine Hände auf Hüfthöhe und sah sie dann an. "Sie sterben, weil ich sie umbringe. Und es fühlt sich so richtig an, jedes Mal. Wenn mich die Leute fürchten, vor denen ich mich immer gefürchtet habe. Sie leiden, wie ich immer gelitten habe." Ich senkte meine Hände wieder und blickte wieder zu Justus. "Ich glaube nicht, dass es mir um Gerechtigkeit geht. Ich will nicht, dass sie leiden. Ich will sie leiden sehen. Es geht um Rache." Ich bemerkte nicht, wie mir wieder ein paar Tränen aus den Augen schossen, während ich redete, nur irgendwann fuhr ich mir instinktiv über die Augen und dann spürte ich, wie sie brannten.

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Justus musste zugeben, dass Kenneth mit seinem Widerspruch nicht ganz unrecht hatte. Irgendwie machte es kaum einen Sinn die Menschen dafür nicht zu hassen. Trotzdem lag es Justus fern jemanden hassen zu wollen. Erst recht die komplette Menschheit, denn das war für ihn reine Pauschalisierung. "Naja.. ich hoffe einfach irgendeinen Grund dafür zu finden, dass sie so sind wie sie sind und es vielleicht ändern zu können. Ich glaube die meisten Menschen könnten im Grunde genommen gut sein und weniger grausam. Es ist ja auch nicht jeder Mensch nur schlecht. Und jeder ist individuell. Wir Menschen sind eben einfach nur unfassbar kompliziert und aus irgendeinem Grund haben wir leider auch ein unglaubliches Talent dazu uns gegenseitig zu verletzen. Davon können auch wir zwei uns auch nicht ausschließen. Man verletzt andere Menschen nun mal, ob man will oder nicht. Allerdings ist es natürlich etwas völlig anderes ein Individuum vorsätzlich zu verletzen, in welcher Art auch immer. Vielleicht habe ich einfach die Hoffnung in die Menschheit noch nicht ganz verloren. Aber du hast recht.. im Grunde genommen macht meine Ansicht vielleicht nicht so viel Sinn", antwortete er und lächelte traurig. Mal wieder hatte er einen Wortschwall von sich gegeben und er fragte sich warum ihn diese Unterhaltung so sehr forderte, wenn es darum ging sich präzise und sachlich auszudrücken. Normalerweise fiel ihm das doch nicht so schwer, aber Kenneths Ansichten ließen seine Gedanken schwanken.
Er lauschte dann Kenneths Antwort und beobachtete den Jungen, der seine Hände so inständig betrachtete als wären sie blutverschmiert. Justus fand das dies eine viel zu passende Vorstellung zu Kenneths Aussage war. Seine Worte bereiteten ihm Unbehagen. War das wirklich sein Ernst? Er sah nicht so aus als wäre er zu Witzen aufgelegt. Sollte er jetzt etwa Angst vor ihm haben? Misstrauisch sah er Kenneth an. Es war doch etwas anderes zu sagen, dass man jemanden tot sehen wollte oder ob man ihn selbst umbringen wollte. Oder kam es letztendlich nicht doch auf das Gleiche raus? Im Endergebnis ging es wohl genau um das Gefühl, dass man hatte, wenn man aus eigener Kraft zu der Genugtuung kam, dass ein Mensch, den man tot sehen wollte, starb. Was das anging konnte Justus Kenneths Gedankengang schon verstehen, auch wenn es schrecklich klingen mochte. Aber eine Sache störte den Dunkelhaarigen daran ganz gewaltig. Und das konnte er auch nicht einfach so bejahen. "Weißt du was der Fehler daran ist? ", fing er leise an zu sprechen, erhob dann seine Stimme aber etwas als er fortfuhr. "Du würdest auch Menschen verletzten die gar nichts damit zu tun haben. Du würdest auch die Familie und Freunde der Menschen verletzten die du töten würdest. Und vielleicht würden diese Leute sogar zu den wenigen Personen gehören, die du nicht abgrundtief hasst", sagte Justus und seine Stimme klang eine deutliche Spur kühler als sonst. "Ich weiß nicht ob dir der Schmerz geläufig ist, den man hat, wenn man eine Person verliert, die einem wirklich viel bedeutet, aber falls das nicht der Fall ist, solltest du dir darüber Gedanken machen." Er sah Kenneth nun beinahe herausfordernd an. Hatte er ihn nun wütend gemacht? Innerlich hoffte er, dass es nicht so war und Kenneth einfach darüber nachdenken würde.
Aber als der Blonde dann weiter sprach und Justus die Tränen sah, dämpfte das seine eigene aufkommende Wut wieder etwas. Er biss sich auf die Unterlippe und blieb erstmal still, denn er war manchmal wirklich schlecht darin mit den Gefühlen anderer Menschen richtig umzugehen. Aber es war doch nicht seine Schuld, dass er jetzt weinte? Überfordert mit der Situation ließ Justus seine Augen über die vielen Bücher um sie herum wandern, bis sein Blick irgendwann erneut auf Kenneth landete. "Warum musstest du dich vor den Leuten fürchten?", fragte er schließlich. Nun klang seine Stimme wieder etwas sanfter. Er ließ die neuen Informationen durch sein Gehirn gehen. Noch immer versuchte er herauszufinden was Kenneth wohl genau für ein Mensch war, warum er so tickte und warum er solche Gedanken hatte. Irgendetwas musste dem Jungen doch schrecklich zugesetzt haben, wenn er so verbittert war. Außerdem hatte er ihm gerade sozusagen gestanden, dass er ein potenzieller Mörder sein könnte, wenn man es drastisch ausdrücken wollte. Das ging erst einmal gegen alles was Justus von Gewalt und Gerechtigkeit hielt, abgesehen von der einen Person, für die er wirklich nichts anderes als Rache wollte. Aber vermutlich hatte er gerade deswegen das Gefühl, dass er herausfinden musste warum Kenneth so wütend auf andere war und nicht minder Lust verspürte zu morden. Immerhin hatte er ja auch auf gewisse Weise verstanden weshalb er die Menschen tot sehen wollte, auch wenn Justus das für einen etwas fragwürdigen Ansatz hielt. Er hielt Kenneth eigentlich nicht für einen wirklich bösen Menschen und es war auch nicht so als würde er in ihm jetzt direkt einen psychopathischen Mörder sehen. Das wollte er auch gar nicht. Er wollte die Dinge immer aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Kenneth war ihm noch immer irgendwie sympatisch, auch wenn er andere Ansichten hatte was bestimmte Dinge betraf und ihn diese eine eben doch etwas wütend gemacht hatte. Vielleicht konnte er diese bösartigen Gedanken, die in Kenneths Kopf zu herrschen schienen sogar davon abhalten, dass sie irgendwann zur Wirklichkeit wurden? Vermutlich eine blöde Idee sich so eine Aufgabe vorzusetzen. "Hör mal, ich kann verstehen, dass es dir um Rache geht, auch wenn du das vielleicht nicht glauben kannst. Ich denke nicht, dass du grundlos einen solchen Hass verspürst und du hast sicher allen Grund Vergeltungsmaßnahmen ergreifen zu wollen. Ich will auch Rache. Und es ist schlimm, dass du leiden musstest. Das Unvorteilhafte daran ist eben nur, dass es immer nicht nur einen Menschen trifft. Alle hängen irgendwie miteinander zusammen und früher oder später trifft es auch jemanden, den du vielleicht nicht verletzten wolltest. Würde sich das für dich etwa richtig anfühlen?", fragte er sein Gegenüber und beobachtete ihn aufmerksam.

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Wieder gab Justus eine längere Antwort von sich, der ich aufmerksam zuhörte. Einerseits stimmte er mir zu, andererseits erwähnte er, Menschen wären unheimlich kompliziert und er hätte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Hoffnung ist zwecklos. Menschen sind Monster. Aber ich schwieg dazu und behielt meine Gedanken ganz für mich.
Weiterhin wurde er plötzlich etwas energischer und er wirkte nicht mehr so ruhig und gelassen wie vorher. Ich würde auch Menschen verletzen, die nichts damit zu tun hatten. Dann fragte Justus mich, ob das Gefühl kennen würde, wenn man eine Person verlieren würde, die einem etwas bedeutete. Er klang nicht mehr so...sachlich wie vorher. Als Justus dann schwieg, sah er mich herausfordernd an, mein Blick blieb stetig und auf ihm gerichtet. "Wen hast du verloren?", fragte ich ihn dann mit stoischer Ruhe und irgendwie wanderten meine Mundwinkel einen Millimeter nach oben.
Als Justus mich fragte, weshalb ich mich vor den Leuten fürchten musste, fiel mein Gesichtsausdruck auseinander. Nein. Das ist nicht richtig. Nein. Schockiert starrte ich Justus an. "An meiner alten Schule", begann ich und brach dann ab, mein Blick wurde starr. "Nein, ich möchte nicht darüber reden. Nicht jetzt. Nicht hier..."
Justus sprach weiter und mittlerweile schlug meine Stimmung in Ärgernis um. Seine Versuche, mich von seiner Meinung zu überzeugen, nervten mich. "Es reicht", sagte ich stur und unvermittelt. "Ich hätte nicht darüber reden sollen." Hastig rieb ich mir die Augen. "Ich brauche keinen Therapeut oder so. Mir geht es bestens."

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Es überraschte Justus ein wenig, dass Kenneth so ruhig blieb als er ihn so herausfordernd anblickte. Seine Frage kam so plötzlich, ebenso wie das kleine, kaum merkliche Lächeln, so dass Justus ihn nur verwirrt ansehen konnte. Kenneth war offensichtlich alles andere als dumm, aber dieses kleine Lächeln stand doch in ziemlichem Kontrast mit seiner Aussage. "Meine Eltern", antwortete Justus leise. Unbewusst umklammerte er mit seiner rechten Hand sein linkes Handgelenk, als könne er sich so vor Erinnerungen oder verletzenden Kommentaren schützen. Seine Aufmerksamkeit wurde dann jedoch schnell wieder auf Kenneths Reaktion gelenkt. Er starrte Justus ganz geschockt an und Just war sich sicher, dass er diese Frage vielleicht nicht hätte stellen sollen. Im ersten Moment schien Kenneth sogar darüber reden zu wollen, brach dann allerdings wieder ab. "Entschuldige, ich hätte nicht fragen sollen", meinte Justus schnell. Kenneth jedenfalls schien die pure Erinnerung an das Erlebte schon stark zuzusetzen und so wollte er nicht noch länger darauf herumreiten. Es störte ihn allerdings, dass er nicht wusste was Kenneth dazu dachte, dass er vielleicht jemand Unschuldigen verletzen würde. War ihm das etwa egal? Konnte man die Menschen so sehr hassen? Manchmal war Justus Neugierde nicht unbedingt ein Segen für seine Mitmenschen. Ebenso wenig wie seine penetrante Art andere von einer Meinung überzeugen zu wollen. Das merkte er nun wieder an Kenneths plötzlichem Ausruf. Justus, der gerade mit einem weiteren Wortschwall loslegen wollte, hielt abrupt inne. Ein wenig schuldbewusst blickte er Kenneth an. "Ich hatte nicht die Absicht dir dieses Gefühl zu vermitteln", gab er sachlich zurück. Dass es seinem Gegenüber bestens ging, hielt er zwar für nicht unbedingt ganz richtig, schon allein wegen der Tatsache, dass er weinte, aber Justus wollte ihn auch nicht unbedingt noch mehr reizen. Er fuhr sich durch die dunklen Haare, ging ein paar Schritte und ließ sich dann auf einen der etwas bequemeren Sessel fallen, die hier in manchen Ecken aufgestellt waren um etwas gemütlicher lesen zu können. Nachdenklich fuhren seine Finger Kreise über die etwas abgegriffene Armlehne. Er dachte noch immer über das Gespräch nach und da fiel ihm auch noch etwas ein. "Ich habe erst kürzlich in einem Buch gelesen, dass der Mensch vermutlich schon immer das Bedürfnis hatte, seine Mitmenschen zu bekämpfen. Und das wird sich wohl in Zukunft auch nicht ändern. Von daher-" Justus hielt mitten im Reden inne und schüttelte über sich selbst den Kopf. "Wir wollten nicht mehr darüber reden", sagte er mehr zu sich selbst als zu Kenneth und atmete einmal tief durch. Prüfend blickte er zu dem Jungen rüber, denn er wollte sich vergewissern, ob er sich beruhigt hatte. "Wenn du deine alte Schule, wie ich annehme, so gehasst hast, wie gefällt es dir dann eigentlich jetzt auf dem Internat?", fragte Justus und versuchte damit ein zumindest etwas anderes Thema anzuschneiden. Kenneth war ja noch nicht allzu lange in seiner Parallelklasse und Justus fragte sich, ob sein Hass wohl von seinen Mitschülern von Neuem geschürt wurde. Bisher hatte er jedenfalls noch nichts mitbekommen.

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"Meine Eltern", beantwortete Justus leise meine Frage. Ich war mir nicht sicher, was an dieser Stelle angebracht war. Mitgefühl? Ein "Mein Beileid"? Leicht verunsichert sah ich meinen Gegenüber an und überlegte, was ich spüren würde, wenn ich, auf welche Art auch immer, meine Eltern verlieren würde. Nichts. Ich würde nichts spüren. Damit meine ich nicht die Allbekannte Leere, die Menschen hin und wieder angeben zu spüren. Es wäre tatsächlich nichts. Das half mir nur nun auch nicht weiter. Ich entschied mich für eine Antwort, die ich meinte, schon in Filmen oder so gehört zu haben. "Das tut mir leid", sagte ich langsam und hoffte still, dass das eine angemessene Aussage war und ich somit wenigstens einen Zweig für mögliche Fragen abgeschnitten hatte.
Als Justus sich für seine Frage über meine Vergangenheit entschuldigte, musste ich mich zusammenreißen, nicht den Sturkopf zu spielen und so etwas zu sagen wie "Du hast völlig recht. Das geht dich gar nichts an". Ich atmete stattdessen einmal tief durch, und zwang mir ein Lächeln auf. "Ist schon okay", sagte ich dann. "Konntest du ja nicht wissen, dass ich so reagiere." Es war besser, Justus ein gutes Gefühl zu vermitteln, so war zumindest meine Idee. Der andere Weg würde nur zu mehr Diskussionen und Fragen führen.
Das nächste, was Justus sagte war so etwas wie eine sachliche Entschuldigung. Ich nahm es einfach so stumm hin, ohne etwas darauf zu erwidern und als er ein paar Schritte ging und sich in einen Sessel setzte, tastete ich kurz hinter mich, ehe ich mich auf den Teppichboden setzte, die Beine angewinkelt und den Kopf gegen einen der Regalböden gelehnt. Vermutlich wollte Justus dann wieder etwas zu dem nun abgehakten Gesprächsthema einwerfen, ehe er sich selbst unterbrach und sich erinnerte, dass wir eigentlich nicht mehr darüber reden wollten. Gut so.
Dann fing er mit einer neuen Frage von Neuem an, wie es mir jetzt auf dem Internat gefiele. Ich war wirklich noch nicht sehr lange hier und zumindest hatte mich noch niemand angespuckt und mich als Schwuchtel beschimpft oder als Schwanzlutscher oder so was, aber bis auf ein paar oberflächliche Gespräche hatte ich keinen großen Kontakt zu anderen Schülern hier. Und das will ich auch mit den meisten gar nicht. Menschen sind scheiße. Wer braucht schon Freunde? "Ich...es ist okay. Die Leute sind okay", sagte ich einfach um Justus zu beruhigen und fasste mir mit der Hand in den Nacken. Meine Hand war eiskalt. "Du liest wohl sehr viel", erwähnte ich dann aus dem Blauen heraus, um ihn davon zu überzeugen, dass es mir wirklich bestens ging. Irgendwie schien er dieser Tatsache nicht ganz überzeugt. Und irgendwie wollte ich ihn auch beruhigen, weil ich ihn auch irgendwie mochte, abgesehen von dieser zu neugierigen Art, die er an sich hatte. Menschen sind scheiße. Wer braucht schon Freunde?, wiederholte ich still in Gedanken.

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Justus winkte ab bei Kenneths Worten des Mitgefühls. Mittlerweile kam er eigentlich damit klar, zumal er sich sowieso kaum an seine Eltern erinnerte. Der Umstand ihres Todes war nur keine besonders schöne Angelegenheit und Kenneths Worte hatten ihn daran nur allzu schmerzlich erinnert. Es war also wohl kein Wunder, dass er weniger begeistert darüber war, dass Kenneth das Bedürfnis hatte Menschen zu töten. Umso mehr wurmte es Just, dass er nicht wusste, ob Kenneth wirklich einfach Unschuldige mit ins Verderben reißen würde. Soweit konnte er den Jungen nicht einschätzen. Erst recht nicht nachdem dieser solche Sachen gesagt hatte. Eigentlich hatte Justus ihn anfangs für einen eher mitfühlenden Typen gehalten. Umso verwirrender wurde es für Justus als Kenneth so umgänglich reagierte. Gleichzeitig war er erleichtert und froh darüber, dass die Stimmung sich wieder entschärfte. Also nickte er einfach dankbar um das Thema damit abzuschließen. Immerhin war es wirklich nicht seine Absicht gewesen Kenneth auf die Füße zu treten mit seiner aufdringlichen Art.
Während er noch auf eine Antwort zu seiner Frage wartete, beobachtete er wie Kenneth sich auf den Boden sinken ließ. "Okay?", hakte Justus mit hochgezogener Augenbraue nach. Das klang ja nicht besonders überzeugend. "Naja, immerhin etwas, das ist doch ganz gut, oder? Menschen, deren Hirnleistung maximal für die Stoffwechselvorgänge ausgeprägt sind, gibt es ja leider überall", meinte er dann und ließ sich noch etwas tiefer in den Sessel sinken. Er musste sich wirklich zurückhalten nicht doch noch weiter zu bohren, war er sich doch ziemlich sicher, dass Kenneth das nicht unbedingt gefallen würde. Aber zumindest war okay ja schon mal besser als grausam.
Ein wenig zusammenhanglos kam dann Kenneths Frage. Der Junge hatte wohl irgendwie ein Händchen dafür aus dem Nichts mit irgendwelchen Fragen aufzutauchen. Vermutlich wollte er einfach auch möglichst weit weg vom vorherigen Thema kommen. Justus nickte und ein kleines Lächeln bildete sich nun wieder auf seinem Gesicht. Er las tatsächlich ziemlich viel. Wenn seine Freunde ihn nicht manchmal von den Schmökern wegzerren würden, würde er wohl fast nur noch zwischen irgendwelchen Buchseiten hängen. "Präzise Beobachtung", antwortete er mit freundlicher Stimme. "Wie kommst du darauf?", fragte er dann und grinste kurz. "Ich finde beim Lesen kann man gut den Kopf frei bekommen von Gedanken, die einem womöglich das rationale Denken verwehren würden. Man lernt ja auch fast immer etwas dabei. Und man kann..", begann Justus, stockte dann aber kurz und überlegte ob er überhaupt weiter reden sollte. "Man kann auch ganz gut mal in eine andere Welt abtauchen", beschloss er schließlich den Faden wieder aufzunehmen. "Aber du bist ja sicher auch nicht nur wegen Alice im Wunderland im Bücherclub, oder?", gab Justus die Frage sozusagen zurück. Irgendwie war er generell neugierig wie der Blonde wohl sonst noch so seine Freizeit gestaltete. Bisher hatte er ihn ja höchstens mal auf dem Schulflur gesehen, und ansonsten eben nur in der Bücherei. Allerdings wollte er den Jungen auch nicht mit Fragen bombardieren, denn er war sich unsicher ob das auf viel Begeisterung treffen würde.

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Justus winkte ab auf mein mickriges "Das tut mir Leid". Ich hätte mir das zwar seöber nicht abgekauft, aber immerhin schien es wohl wirklich eine halbwegs angebrachte Aussage zu sein, denn Justus ging auch nicht weiter darauf ein oder wirkte verwirrt oder überrascht oder so. Er nickte dann noch, als ich seine Entschuldigung bezüglich meiner Gefühle mit einem "ist schon okay" abtat. Ich deutete das als ein Abschlusszeichen und er sagte nichts mehr dazu und ich sagte nichts mehr dazu, also war das Thema für mich abgehakt.
Mit meiner Antwort auf die Frage, wie es mir auf dem Internat gefiele, schien Justus nicht völlig zufrieden zu sein, sah mich mit gehobenen Augenbrauen an. Für gewöhnlich wäre das nichts Dramatisches gewesen, aber sein nachhakendes "Okay?" brachte mich doch ein wenig aus der Fassung. "Ja, okay", wiederholte ich gereizt und einen Ticken zu laut, wie es mir schien. "Hab ich doch schon gesagt, dass es okay ist. Oh-kay!" Für einen Moment starrte ich Justus an, dann den Boden, dann wieder Justus, dann wieder den Boden. Ich hob beide Hände und ließ meine Finger um meine Schläfen kreisen, das beruhigte mich im Moment irgendwie. Nur nicht die Kontrolle verlieren. Nach einem Moment senkte ich die Hände wieder. "Tschuldige. Hab das nicht so gemeint. Wollte nicht laut werden", murmelte ich. "Ich bin kein schlechter Mensch." Um ehrlich zu sein, das war nur eine kleine Eskalation. Hin und wieder war ich schon mehr ausgerastet. Wie ein Topf mit zu viel Druck, der ganz plötzlich in die Luft fliegt. Oder so.
"Wie kommst du darauf?", fragte Justus auf meine Bemerkung hin und grinste dabei. Ironie. Ich erwiderte das Grinsen, nur etwas reduzierter, sagte aber nichts. Dann erzählte Justus, was ihm am Lesen so gefiel. Ich lauschte seinen Worten und sah ihn dann an. "Du redest schön", sagte ich kurz etwas abwesend und holte mich dann zurück ins Hier und Jetzt um irgendwie auch auf Justus' Gesagte eingehen zu können. "I-ich lese auch gerne, ja. Besonders Bücher mit Ich-Erzähler. Man kann da immer so gut in seine Gedanken sehen. Das ist sonst nicht so einfach, zu erfahren, was in einer Person vorgeht." Das ist bei mir sicher auch nicht immer einfach. Aber irgendwie mochte ich das auch. Manche Gedanken gehörten nur mir und so sollte das bleiben. Und wenn ich sie mit jemandem teilen wollte, konnte ich das tun, aber es bleib meine Entscheidung.

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Die Tatsache, dass Kenneth plötzlich so laut wurde, ließ Justus ungewollt zusammenzucken. Verschämt biss er sich auf die Unterlippe. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Nachfragen so eine Wirkung, so eine genervte Reaktion hervorbringen würde. Eigentlich hatte er nur sichergehen wollen, dass Kenneth in Ordnung war, auch wenn er selbst nicht wirklich wusste, weshalb. Warum musste er auch so neugierig sein und sich immer in die Angelegenheiten anderer Menschen einmischen? Allerdings war diese Reaktion von Kenneth wohl auch nicht ganz alltäglich. Überfordert von der Situation wischte Justus mit seinen Blicken den Boden. Er wusste nicht wirklich was er sagen sollte. Kenneth erleichterte ihm das Ganze glücklicherweise indem er sich entschuldigte. Justus hob seinen Kopf wieder und blickte Kenneth an. "Schon in Ordnung. Ich wollte dich nicht bedrängen..", meinte Justus leise und lächelte Kenneth beinahe versöhnlich an. Eine Auseinandersetzung war wohl das Letzte was er gerade wollte. Kenneths letzter Satz irritierte Justus dann aber doch irgendwie. Es klang fast so, als wollte der Blonde sehr dringend deutlich machen, dass er kein schlechter Mensch war. Vielleicht um auch sich selbst davon zu überzeugen. Vorhin hatte dieser Junge noch darüber geredet, dass er die Menschen um sich herum gerne tot sehen würde. Beides stand irgendwie in einem krassen Kontrast zueinander. Justus entschied sich erst einmal nichts zu sagen. Er wollte Kenneth nicht verunsichern oder eine negative Diskussion lostreten. Er glaubte aber auch nicht wirklich, dass Kenneth ein schlechter Mensch war.
Die Themenänderung empfand Justus doch als recht angenehm. Kenneths Worte überraschten ihn. Es war schön zu hören, dass Kenneth seine Art zu sprechen nicht seltsam fand, denn das war auch schon so oder in ähnlichen Ansichten vorgekommen. Dass jemand seine Wortwahl als schön bezeichnete, war nun doch eher neu für ihn. Ein wenig verlegen kratzte Just sich am Hinterkopf. "Findest du? Danke", meinte er und konnte ein leicht stolzes Lächeln nicht verbergen. Bei Kenneths darauffolgenden Worten nickte Justus zustimmend. "Das kann ich gut verstehen, denn der Meinung bin ich auch. Man könnte ein Individuum über mehrere Wochen hinweg beobachten, seinen Worten Gehör schenken und wüsste nachher trotzdem nicht im Geringsten wie es in seinem Inneren aussieht", meinte Justus grübelnd. Er unterdrückte ein Gähnen, stützte den Kopf auf seiner Handinnenfläche ab, während sein Ellbogen auf der Armlehne des Sessels Platz gefunden hatte. So sah er zu Kenneth rüber. "Menschen sind schon schwierig", sagte er belustigt. Irgendwie schien das ja heute ihr Hauptthema zu sein. Auch, wenn es eben noch in eine recht andere Richtung gegangen war. Andererseits war das Innere eines Menschen wohl manchmal genauso düster wie das vorangegangene Gespräch der zwei Jungen.

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Ich merkte, wie Justus zusammengezuckt war und dann eine Zeit lang auf den Boden starrte. Dabei wollte ich das gar nicht. Ich wollte ihm keine Angst machen (ich nahm an, dass das Zusammenzucken irgendsowas in die Richtung andeutete), ich war kein Monster. Da draußen, die Menschen, da schwirrten die Monster umher, aber nicht hier. Nicht in diesem Raum. Ich war es nicht und Justus ganz sicher auch nicht. Nach meiner kurzen Entschuldigung blickte Justus wieder auf und zu mir. Er sagte, es wäre schon in Ordnung und lächelte mich irgendwie an. Schwach versuchte ich das Lächeln zu erwidern, aber es war wohl nur eine klägliche Kopie eine echten, aufrichtigen Lächelns. Vielleicht fiel es Justus auf, vielleicht auch nicht. Ich hoffte nicht, denn irgendwie wollte ich auch gar nicht, dass er anfing, sich Sorgen zu machen (tat er das überhaupt?).
Ein wirklich, wirklich schönes Lächeln tauchte in seinem Gesicht auf, als ich seine Art zu Reden als 'schön' betitelte. Vermutlich verstand er das als ein nett gemeintes Kompliment, aber eigentlich war es nur eine sachliche Beobachtung gewesen. Wenn man manche Leute mit so etwas glücklich machen konnte - warum nicht? Justus fragte noch einmal nach. Vielleicht war er es nicht gewohnt, positiv darauf angesprochen zu werden und dieses Gefühl kannte ich ja, glaube ich sogar. Bestätigend nickte ich noch einmal langsam, weil er das oder ein 'ja' wahrscheinlich von mir erwartete.
Bezüglich der Ich-Erzähler meinte Justus, er könne das gut verstehen und warf dann noch ein, dass Menschen schon schwierig wären. Ich lauschte einfach wieder seinen Worten und zeigte kaum eine Reaktion, bis diese verklungen waren. Und auch dann sah ich ihn kurz stumm an. "Es tut mir leid, dass du dich mit mir herumplagen musst", platzte es dann plötzlich aus mir heraus und ich konnte mir nicht erklären, wie ich so viel Vertrauen in diesen Jungen stecken konnte, wo ich doch eigentlich der festen Überzeugung war, dass ich niemandem vertrauen konnte, aber ich hatte das Gefühl, dass Justus einen winzigen Bruchteil von mir verstehen konnte und das war um Vielfachesmehr, als ich von jemandem erwarten konnte.

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Im ersten Moment irritierte Kenneths Gesagtes Justus schon etwas, denn das war mal wieder eine dieser Aussagen, die so völlig aus dem Nichts kamen und Kenneth wohl auch irgendwie ausmachten. Komischerweise machte ihn das sogar sympathisch. "Warum? Kein Grund sich zu entschuldigen, Kenneth. Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du so bist wie du bist. Meinst du ich wäre überhaupt noch hier, wenn ich es als Plage ansehen würde mich mit dir zu unterhalten?", gab Justus zurück und lächelte dem anderen Jungen aufmunternd zu. Gut, wahrscheinlich wäre er aus reiner Höflichkeit tatsächlich noch hier, aber in diesem Fall war es ganz sicher nicht die gute Erziehung, welche Justus in der Bibliothek hielt. Er fragte sich, ob Kenneth deswegen so ruhig war. Immerhin war sein Redeanteil ja doch eher etwas kürzer gehalten, was aber wohl gerade im Kontrast zu Justus ständigen Vorträgen auffällig war. Wahrscheinlich dachte er dafür umso mehr nach und kam dann wohl auch zu allen möglichen Schlüssen, die ihn in dieser Situation wohl denken ließen, dass er sich für so etwas entschuldigen musste. Oder hatte Justus sich falsch verhalten damit Kenneth so etwas dachte? Das war wohl etwas, was die Beiden gemeinsam hatten. Auch Just machte sich ständig Gedanken darüber, ob andere ihn als nervig empfanden. Andererseits beschloss er dann immer sich sowieso nichts daraus zu machen. Bei einem Menschen, den er durchaus als angenehm und freundlich empfand, war das aber wohl eher etwas schwieriger. Vielleicht war es bei Kenneth aber auch anders, vielleicht war er einfach wirklich der festen Überzeugung, dass Justus es als störend empfand sich mit ihm herumzuschlagen. Und das war definitiv nicht der Fall. Natürlich war Justus nicht entgangen, dass Kenneth eine Seite an sich hatte, bei der gerade er sich ziemlich bemühen musste, sie besser nicht anzustacheln. Trotzdem war Kenneth interessant und im Laufe des Gesprächs irgendwie zu einem kleinen Mysterium geworden. Justus räusperte sich kurz, ließ seinen Blick über die vielen Bücher gleiten während er sich seine nächsten Worte im Kopf zurecht legte. "Ich würde es zwar selbst ganz bestimmt nicht so bezeichnen, aber ich plage mich gerne mit dir herum. Ich hab das Gefühl, du denkst mehr nach als viele Andere hier. Das macht dich unter anderem zu einem interessanten Gesprächspartner", erklärte Justus ein wenig verlegen. Der Dunkelhaarige beschloss es erstmal hierbei zu belassen, ohne noch weitere Erklärungen von sich zu geben. Was sollte er auch sagen? Dass er ihn nett fand, dass sie ja durch den Buchclub auch ähnliche Interessen hatten, dass Kenneth angenehm ruhig war, Justus es aber auch ebenso spannend fand mit ihm zu diskutieren? Irgendwie kam Justus sich gerade ein wenig komisch vor. Er hoffte aber irgendwie, dass er Kenneth damit entlocken konnte, warum er überhaupt so etwas von sich gab. Ebenso wollte er den Blonden davon überzeugen, dass er nichts gegen ihn hatte und ihn nicht als seltsam oder was auch immer empfand.

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Justus sagte, ich müsse mich nicht entschuldigen und fragte mich dann, ob er überhaupt noch hier wäre, wenn er es als Plage empfände, sich hier mit mir zu unterhalten. Er lächelte dabei und ich glaubte ihm das irgendwie ein bisschen und irgendwie auch wieder nicht. Schlechte Erfahrungen machten misstrauisch. "Es gibt auch Leute, die trotzdem bleiben würden. Es gibt Leute, die bleiben, um sich dann darüber lustig zu machen", beantwortete ich Justus' Frage mit rauer Stimme und sah ihn dabei nicht sehr vertrauenswürdig an. Auch wenn ich ihn irgendwie mochte, konnte ich im Moment noch nicht sicher sagen, zu welcher Sorte Personen Justus gehörte und das Gefühl von Unsicherheit mochte ich nicht.
"Aber wegen dem vorhin...das tut mir leid. Wirklich", fügte ich dann noch einmal hinzu, während mein Gesichtsausdruck etwas Schuldbewusstes annahm. "I-ich hatte keinen Grund dazu...so auszuticken..."
Dieses Verhalten beschäftigte mich wirklich. Ich hatte ja kaum eine Möglichkeit gehabt, mich selber zu kontrollieren und ich wollte nicht, dass Justus dachte, ich wäre immer so.
Dieser sagte dann, dass er sich gerne mit mir "herumplagte" und wirkte dabei ein wenig verlegen. Mich freute, was Justus da gesagt hatte - wenn es denn ehrlich gemeint war. Ich bekam ja eher selten so etwas Nettes gesagt, aber es war ein Schönes Gefühl, es zu hören. "Meinst du das ernst?", fragte ich nach, wobei ich spürte, wie meine Wangen sich leicht röteten.

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Justus beobachtete Kenneths bei der Reaktion auf seine Worte genau. Er versuchte aus seiner Mimik etwas ablesen zu können, versuchte zu erfahren ob Kenneth ihm das Gesagte glaubte oder nicht. Wirklich schlau wurde er aber auch aus seinen Beobachtungen nicht. Er konnte bloß ins Blaue raten, dass Kenneth wohl eher noch skeptisch war, so wie er antwortete und ihn ansah wirkte es zumindest so. Justus nickte verstehend und wischte mit seinen Blicken ein paar Sekunden lang nachdenklich den Boden. Kenneth klang fast so als hätte er damit auch schon seine Erfahrungen gemacht. Und das war einfach nur traurig. "Ja, leider gibt es solche Leute..", meinte der Schwarzhaarige eher leise. Er fand keinen Spaß daran sich über andere Menschen lustig zu machen, verstand diese Menschen nicht, trotzdem würde er nicht versuchen Kenneth davon zu überzeugen, dass er keiner dieser Menschen war. Er sollte sich lieber selbst ein Bild über ihn machen. Allerdings fragte sich Justus schon, was Kenneth wohl von ihm dachte. Dachte er vielleicht wirklich, dass Justus sich nur über ihn lustig machen wollte? Völlig egal was er dachte, Just traute sich nicht ihn zu fragen. Vielleicht wollte er es auch einfach gar nicht so genau wissen.
Als Kenneth fortfuhr, blickte Justus wieder auf. Er legte seinen Kopf schief und musterte den Blonden eindringlich. Es wunderte ihn etwas, dass Kenneth noch einmal auf seine doch eher unfreundliche Reaktion von eben zu sprechen kam. Für Just war die Sache schon wieder so gut wie erledigt, auch wenn er sich erschrocken hatte. Kenneth schien die Sache allerdings wirklich Leid zu tun und offensichtlich beschäftigte sie ihn ja auch irgendwie. "Keine Sorge, Entschuldigung angenommen", sagte Justus schlicht. Er hoffte einfach darauf, dass Kenneth diese Worte vielleicht etwas beruhigen würden, was diese Sache betraf. Ob er wohl wirklich keinen Grund dazu hatte?, fragte sich Justus im Stillen. Manchmal regte man sich schließlich über die einfachsten Worte auf, weil es etwas Bestimmtes im Inneren auslöste. Und manchmal war man einfach nur genervt. "Ich hätte aber auch weniger aufdringlich sein sollen", fügte er hinzu. Immerhin kannten sie sich ja eigentlich noch nicht wirklich lange und noch weniger gut.
Kenneth schien Justus aber beruhigenderweise zumindest nicht für total seltsam zu halten als er ihm sagte, dass er gerne mit ihm redete. Er wusste zwar nicht wirklich, ob Kenneth ihm ganz glaubte und sich freute, aber die Tatsache, dass er sogar nochmal nachhakte, ließ eher vermuten, dass der Junge einfach unsicher war. Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte Justus übertrieben bekräftigend und kam sich dabei etwas vor wie ein kleines Kind vor dem Eisstand. "Ja, absolut", bestätigte er dem Blonden. Justus Lächeln verschwand wieder und er sah ihn nun einfach ernst an. Immerhin sollte Kenneth nicht denken, dass er ihn veralberte, gerade weil Justus sich relativ sicher war, dass er auch in Zukunft eine hohe Meinung von ihm haben würde.

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Justus nickte auf meine Worte hin, blickte dann kurz auf den Boden. "Ja, leider gibt es solche Leute", sagte er leise. Ob er damit auch Erfahrungen gemacht hat? Ganz sicher hatte er das, sonst könnte er nicht so mitsprechen. Die Frage war nur immer, von welcher Seite aus man die Erfahrungen gemacht hatte. So viel kann ich sagen: Ich gehörte nie zu der "Gewinnerseite", zu denen, die ihren Spaß hatten. Um ehrlich zu sein, war ich mir gar nicht so sicher, wie Spaß aussah, wie ich oder andere mir eine Freude bereiten konnte. Wirkliche Freude empfand ich nie, glaubte ich, auch wenn ich Ideen hatte, wie ich dazu kommen konnte. Meine Träume, meine Fantasien...sie machten mich immer so glücklich. Aber das würde ich nicht noch einmal vor Justus sagen. Ich wollte ja nicht, dass er einen falschen Eindruck von mir bekäme. Ich war nicht verrückt und ich wollte nicht, dass Justus das von mir dachte.
"Es ist gut, dass wir nicht zu solchen Leuten gehören, du und ich", erwiderte ich einfach, auch wenn ich mir dieser Tatsache nicht einmal völlig sicher war. Ich lächelte Justus für einen Moment lang an. Dieses Wort, "wir", ich hatte es schon eine lange Zeit nicht mehr bewusst benutzt, zumindest konnte ich mich daran nicht mehr erinnern. Aber vermutlich war dieses "wir" auch nur eine Lüge an mich selbst. Ich war schon immer einsam gewesen und auf mich alleine gestellt und das würde wahrscheinlich auch so bleiben.
Meine erneute Entschuldigung nahm Justus an. "Ich hätte aber auch weniger aufdringlich sein sollen", fügte er hinzu. "Ja", sagte ich und lachte leise auf. Lachen war gut. Es lockerte die Stimmung und Leute fanden dich sympathisch. "Ja, wahrscheinlich. Aber das ist schon okay." Ich winkte ab, noch immer leicht lachend und dann schief grinsend.
Justus bestätigte mein Nachhaken lächelnd, wobei er sehr deutlich nickte. Beides hielt aber nicht sehr lange an und er sah mich wieder ernst an. Ich wusste nicht ganz, wie ich dieses Verhalten zu deuten hatte, weshalb ich nichts sagte, sondern Justus bloß einen irritierten Blick schenkte.

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Die Frage, was Kenneth wohl über Justus dachte bezüglich dieser Sache, beantwortete sich in gewisser Weise selbst als Kenneth meinte, dass er froh sei, dass sie beide nicht zu solchen Leuten gehörten. Justus nickte zustimmend. "Ja, der Meinung bin ich auch", meinte er und sah das leichte Lächeln in Kenneths Gesicht. Innerlich war Justus schon irgendwie beruhigt über diese Aussage. Er war froh, dass Kenneth nicht dachte, dass er ihm etwas vorspielte. Oder es zumindest nicht zeigte, wenn er doch etwas anderes in seinen Gedanken hatte.
Der Junge stimmte ihm auch mit dem Rest zu. Er lachte sogar leicht, was Justus etwas überraschte. Er lachte kurz mit, musterte ihn dann aber nachdenklich, konnte er sich gerade doch nicht daran erinnern Kenneth schon einmal lachen gesehen zu haben. Dabei war es ein schönes Lachen und irgendwie forderte es einen schon fast dazu auf ebenfalls zu lachen. Allerdings wirkte es auch irgendwo etwas gezwungen, so als würde Kenneth das aus reiner Funktionalität tun. Justus rief sich zur Erinnerung, dass das ja nicht gerade höflich von ihm war dies zu denken. Er schmunzelte leicht, setzte sich wieder etwas gerader hin und hörte schließlich auf Kenneth so anzustarren. Vielleicht hatte der Blonde es ja auch nicht gemerkt. "Naja, ich bin eben so", meinte Justus einfach schnell und setzte ein entschuldigendes Grinsen auf. "Ich kann das nicht wirklich abstellen", fügte er noch hinzu. Natürlich sollte das auch nicht unbedingt eine Entschuldigung dafür sein, dass er so neugierig gewesen war. Justus wollte einfach nur ehrlich zu seinem Gegenüber sein.
Dass er Kenneth nach der Verdeutlichung seiner Worte so ernst ansah, schien den Blonden ein wenig zu verwirren. So ganz hatte Justus eigentliche Absicht also nicht funktioniert. Der Dunkelhaarige schüttelte einfach den Kopf und beschloss das Thema mal etwas umzulenken, jetzt wo die Atmosphäre sowieso mal etwas lockerer war. "Was magst du eigentlich sonst noch so, also.. außer Büchern?", fragte er frei heraus. Das war eine ziemlich oberflächliche Frage, sodass Kenneth sie in gewisser Weise auslegen konnte, wie er wollte und selbst bestimmen konnte, worüber er sprach. Immerhin wollte Justus ihn nicht wieder irgendwie bedrängen mit seinen Fragereien, oder ein Thema anschneiden, was ihnen vielleicht beiden nicht gefallen würde. Trotzdem hoffte Justus so etwas mehr über den Jungen vor sich zu erfahren.

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Ich sah wie Justus zustimmend auf meine Worte nickte und hörte, wie er sagte, er wäre der gleichen Meinung. Dass ich mir dieser Tatsache eben noch immer nicht ganz sicher war, verschwieg ich ihm weiterhin. Die Stimmung war gerade so ruhig, da hatte ich nicht wirklich Lust darauf, dass Justus wieder so beunruhigt war und komische Fragen stellte.
Es fiel mir auch auf, dass er kurz auf mein Lachen mit einstieg, nach einer kurzen Zeit aber anfing mich eher nachdenklich zu mustern, was ich mir im Moment rein gar nicht erklären konnte. Menschen waren hin und wieder doch ein großes Rätsel für mich. Was ein umso größerer Grund für mich dafür war, andere Leute sehr aufmerksam zu beobachten, ob sie es merkten oder nicht. Hin und wieder erkannte ich auch kleine Signale, aber eben nicht allzu oft. Letztendlich hatte ich mir aber angewöhnt, aufmerksam zu sein und dass ich mich einer Situation vollkommen achtlos hingab, war doch eine seltene Angelegenheit bei mir. So bemerkte ich auch, dass Justus irgendwann schmunzelte, vielleicht über einen eigenen Gedanken, aber es schien nicht so als würde es etwas Gemeines oder Schlechtes sein, und sich dann etwas aufrichtete.
Justus erklärte, er wäre so und könnte "das" nicht abstellen, woraufhin ich leicht den Kopf schüttelte und mich etwas vorlehnte, fast so wie wenn man jemandem etwas in Ohr flüstern will, und das, obwohl dafür ein zu großer Abstand zwischen uns bestand. "Du solltest dich nicht dafür rechtfertigen, was du bist", sagte ich und sah ihn an. Und genau das meinte ich auch. "Ich finde es beschissen wenn Leute versuchen, sich zu verbiegen, nur damit sie zu so Arschlöchern passen, die denken, sie wären was Besseres." Ich hatte das nie versucht. Ich war immer Ich geblieben und wem das nicht passte, hatte Pech und wenn er versuchte mich dafür fertig zu machen, sollte er das ruhig tun. Irgendwann trifft es jeden und es würde mir nichts ausmachen, wenn ich beim Schicksal ein paar dieser Scheißkerle die Hände mit ihm Spiel hatte.
Es schien fast so, als wollte Justus das Gespräch in eine andere Richtung lenken, wobei er mir dennoch mit seiner Frage einen großen Freiraum ließ. "Musik", antwortete ich schnell. "Aber gute Musik. Nicht dieser Müll, der im Radio läuft, diese Fabrikmusik und der ganze Dreck. Richtige Musik. Hören nur zu wenige Leute."

Justus Collini

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Irgendwie war es fast ein bisschen ironisch, dass Kenneth nun derjenige war, der Justus sagte, dass er sich nicht dafür rechtfertigen musste wie er war. Hatte Just ihm nicht noch vor wenigen Minuten noch etwas ganz Ähnliches gesagt? Er erwiderte Kenneths Blick, welcher ihn direkt ansah. Er schien das, was er sagte, ganz ernst zu meinen. Es war nicht einfach so daher geredet. Justus dachte kurz über Kenneths Worte nach. Er wusste selbst nicht warum er das Bedürfnis hatte sich zu erklären. Vielleicht wollte er, dass Kenneth sein Verhalten einfach verstand? Oder wollte er sich doch nur rechtfertigen? Nun ja, zumindest war er selbst auch nicht gerade der Typ, der sich für andere Menschen veränderte. Das konnte er ebenso wenig, wie er es wollte. Vermutlich war kein Mensch auf der Welt es wert sich für ihn zu verbiegen. Denn was brachte die Zuneigung einer anderen Person einem denn schon, wenn man in dessen Nähe nicht einmal man selbst sein konnte? "Ja, du hast Recht. Ich wollte nur..", Justus wusste nicht mehr weiter, zuckte statt weiter zu reden also einfach mit den Schultern und ließ den Satz unbeendet im Raum stehen. "Wobei ich solche Leute sowieso nun wirklich nicht in meinem Bekanntenkreis präferieren würde", fügte er nach einer Weile hinzu und lachte leise.
Die Antwort auf Justus Frage kam schnell. Die Tatsache, dass Kenneth diese typische Radiomusik nicht zu mögen schien, machte ihn schon wieder sympathischer. Obwohl Geschmäcker nun einmal bekanntlich verschieden waren. Und das war auch gut so. Oder zumindest entsprach es auch eher Justus Musikinteressen, die allerdings sehr breit gefächert waren, auch wenn er sich noch nie besonders viel aus Musik gemacht hatte. Er mochte es, wenn etwas Sinnvolles hinter dem Text eines Liedes steckte, wenn etwas erzählt wurde. Zum Beispiel etwas, was ihm half die Menschen um sich herum besser zu verstehen, besser einschätzen zu können. Aber normalerweise bevorzugte er dann doch eher die Ruhe. "Und was genau fällt bei dir persönlich unter richtige Musik?", fragte er Kenneth. Bei ihm konnte Just wirklich nicht so recht einschätzen, welche Musikrichtung er wohl bevorzugte. "Ich bin übrigens nicht gerade ein Musikexperte", fügte er dann noch leise hinzu und sein Blick huschte ein wenig unsicher durch den Raum, landete beim Fenster. Mittlerweile war es ganz dunkel draußen. Sie unterhielten sich wohl schon eine Weile. Erstaunlich. Wie spät es wohl mittlerweile war? Justus hatte keine Uhr bei sich und diejenige, welche in der Bücherei an der Wand hing, konnte er von hier aus nicht sehen. Naja, Zeit ist relativ. Justus Augen wanderten zurück zu dem blondhaarigen Jungen, sahen ihn aufmerksam und mit aufrichtigem Interesse an.

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Abwartend sah ich Justus an, als er nach seinem angefangenen Satz zögerte, fragte mich, was er nun sagen wollte, aber er ließ den Satz einfach so halb im Raum stehen und zuckte mit den Schultern. Er weiß gar nicht, was er eigentlich wollte. Das verstand ich. Mir ging es da hin und wieder nicht anders. Man tat etwas aus dem Impuls heraus und selbst wenn man diese Tat im Nachhinein nicht bereute, fragte man sich vielleicht doch, warum man so gehandelt hatte. Ich verstand meine Impulshandlungen da auch nicht immer, wenn ich ehrlich war. Justus schwieg eine Weile und ich tat es auch, sah ihn einen Moment lang an und mich dann im Raum um. Wir waren noch immer alleine und das war auch gut so, für mein Empfinden zumindest. Dann ergriff Justus wieder das Wort. "Wobei ich solche Leute sowieso nun wirklich nicht in meinem Bekanntenkreis präferieren würde", sagte er und lachte dabei leise. Mein Blick wanderte wieder zu ihm und ich erwiderte sein leises Lachen mit einem kleinen Lächeln. "Nein, das hätte ich auch nicht erwartet", gab ich zu, während ich Justus wieder aufmerksam musterte. "Ich hätte dich nicht wie so jemanden eingeschätzt. Ich glaube du bist schlau und schlaue Menschen tun so etwas nicht...glaube ich." Für einen Moment wurde mein Lächeln etwas offener. "Ich meine das auch nicht, weil du viel zu wissen scheinst. Eine Festplatte kann auch Daten speichern, aber du...ich glaube du kannst mehr als das. Als das alles." Kurz zuckte ich mit den Schultern. Vielleicht schätzte ich Justus ja auch falsch ein. Vielleicht erwartete ich zu viel von ihm. Eigentlich war ich immer gut damit klargekommen, keine Erwartungen an Personen zu stellen, weil diese tendenziell nie erreicht wurden.
Aber da fragte Justus mich auch schon, was für mich "richtige" Musik wäre und bevor ich antworten konnte, fügte er noch leise hinzu, dass er kein Musikexperte wäre. Eigentlich hatte ich geradezu auf diese Frage gewartet und lange musste ich auch nicht nachdenken, weil es eine vollkommen klare Sache für mich war. "Nirvana", platzte ich es geradezu aus mir heraus und ich richtete mich auf. "1987 gegründet und 1994 mit dem Tod von Kurt Cobain aufgelöst", fügte ich noch hinzu, weil ich mir nicht ganz sicher war, ob Justus wusste in welche Zeit das einzuordnen war. "Für mich gibt es nichts Besseres. Klar kann ich mir auch noch andere Musik anhören, aber das ist wirklich das Beste, was es gibt. Die Texte, die Musik, alles ist so perfekt für sich, aber auch irgendwie unperfekt. Du kennst sie doch bestimmt, oder?" Wie bereits angemerkt, war ich mir dessen nicht so sicher und ich nahm mir fest vor, nicht verärgert zu sein, wenn er sie wirklich nicht kannte. Auf jeden Fall war ich darauf vorbereitet.

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Es war irgendwie schön zu hören, dass Kenneth ihn richtig eingeschätzt hatte. Dann kam Justus wohl zumindest nicht komplett anders rüber als er es vorhatte. Es war allerdings überraschend was Kenneth weiterhin von sich gab. Er hielt ihn für klug, aber sah wohl mehr in ihm, glaubte, dass er mehr konnte. Mehr als das alles? Was war Alles? Justus verwirrte diese Aussage und er wusste nicht wirklich was er sagen sollte. Er mochte es nicht, wenn er etwas nicht ganz verstand. Aber trotzdem störte es ihn nicht einmal all zu sehr in diesem Moment. So etwas hatte noch nie jemand zu ihm gesagt und irgendwie war es unheimlich schön das zu hören. Und irgendwie war Justus dem blondhaarigen Jungen vor sich dafür gerade ziemlich dankbar. Er hielt dessen Blick gerade allerdings nicht lange stand. Vielleicht irrte sich Kenneth ja auch in ihm? Wenn Justus daran dachte, wie oft er vom Verhalten anderer Menschen verwirrt war, konnte das sogar durchaus sein. Eigentlich zweifelte er nicht an seinen Fähigkeiten, war im Gegenteil sogar recht überzeugt von diesen. Trotzdem merkte er immer wieder, dass es Probleme gab, die man nicht lösen konnte, indem man irgendwelches Buchwissen oder logisches Denken anwendete. Und ob er etwas anderes drauf hatte, das war für Justus doch eher fraglich. "Meinst du? Danke, aber i-ich.. weis nicht..", antwortete er schließlich einfach. Die Unsicherheit war deutlich aus seiner Stimme heraus zu hören. Er redete einfach nicht gerne über sowas, was ihn betraf. Oder besser gesagt fiel es ihm einfach schwer.
Es war gut, dass da noch ein anderes Thema war. Ein Thema, dass einfach nur an der Oberfläche unserer Persönlichkeiten kratzt. Nunja, oder auch nicht. So enthusiastisch wie Kenny nun von seiner Lieblingsband zu erzählen begann, verwarf Justus diesen Gedanken sofort wieder. Aufmerksam sah er den anderen Jungen an als er zu sprechen begann. Irgendwie war es beinahe berührend wie viel Herzblut in Kenny zu stecken schien, wenn es um Nirvana ging. Justus musste unwillkürlich darüber lächeln. Sein Gesprächspartner nannte ihm sofort wichtige Eckdaten, etwas was Justus auch hin und wieder gerne machte. Das machte die Dinge leichter, brachte direkt etwas Vorwissen ein. Es war angenehm Kenneth dabei zuzuhören wie er über seine Lieblingsmusik sprach. Natürlich kannte Justus die Band, kannte Kurt Cobain und dessen tödliche Umstände. Er lebte ja nicht auf dem Mond. Trotzdem war das auch schon so ziemlich alles, was er darüber wusste. Allgemeines Wissen. Nichts womit er Kenny hätte irgendwie beeindrucken können. "Kennen, ja. Aber ich habe mich bisher nicht wirklich damit auseinandergesetzt. Ich höre irgendwie gar nicht so häufig Musik. Zumindest nicht so oft wie die Meisten, schätze ich", antwortete Justus ehrlich. Es war nicht, weil ihm die Musik nicht gefiel. Das, was er bisher gehört hatte, gefiel ihm sogar. Er hatte eben nur irgendwie andere Prioritäten. "Hast du auch ein Lieblingslied?", fragte er dann. Ein paar Lieder kannte er und mit ein bisschen Glück würde er auch etwas mit Kennys Antwort anfangen können.

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Auf meine Worte reagierte Justus wieder unsicher, stammelte sich etwas zusammen, während mein Blick weiter auf ihm ruhte. Dann streckte ich kurz meine Beine vor mir aus, nur um sie dann wieder zu mir zu ziehen und mich in den Schneidersitz zu setzen. "Du bist sehr bescheiden, Justus", stellte ich dann fest und legte meine Unterarme locker auf meine Knie. "Das sollten mehr Leute sein. Nicht immer diese Selbstgefälligkeit, die so viele zeigen. Als würde ihnen die Welt gehören." Mein Blick nahm etwas abwertendes an und fiel zur gleichen Zeit zu Boden. Für einen Moment klebte er auch noch dort, auf dem Teppichboden, ehe ich wieder aufsah, die Abwertung aus meinem Gesicht verflogen. "Aber ich meine es wirklich so."
Als ich von meiner Lieblingsband erzählte sah ich, wie Justus ein wenig lächeln musste und als er dann sagte er würde Nirvana schon kennen, aber nicht so häufig Musik hören, stutzte ich und sah ich erstaunt an. "Wie, du hörst nicht oft Musik?", fragte ich überrascht nach und redete nach einem Moment weiter. "Also magst du die Stille? Mir macht sie Angst. Es ist nie wirklich still und dann höre ich mein Blut in den Ohren rauschen. Und es kommt mir so vor, als würde ich meine Gedanken hören, als wären da wirklich Stimmen von außen und manchmal habe ich das Gefühl, dass es nicht einmal meine eigenen Gedanken sind." Ich schwieg kurz. "Ich habe keine Probleme in der Dunkelheit, aber wenn es still ist. Vollkommen still, habe ich das Gefühl ich würde verrückt werden." So war es schon immer gewesen und wenn ich im Bett lag und schlafen wollte, hatte ich doch immer Kopfhörer an, auf denen irgendetwas lief.
Justus fragte mich nach meinem Lieblingslied und nach einem Moment des Überlegens schüttelte ich den Kopf. "Das ist eine unmögliche Aufgabe, vor die du mich gestellt hast. Es sind zu viele gute Lieder und ich habe das Gefühl, wenn ich eines aufstufe und als mein Lieblingslied betitele, werfe ich die anderen weg, weißt du was ich meine?" Nachdenklich sah ich auf meine Beine, die schwarze Hose, die ich trug. "Aber...kennst du Rape Me? Oder...warte, Come As You Are
kennst du doch bestimmt."
Schnell fingerte ich mein Handy aus der Hosentasche, rief meine Musik-App auf und streckte Justus das Display entgegen. "Ich hab alle Alben hier drauf. Und auf CD. Und daheim hab ich noch In Utero und Nevermind als Vinyl. Das Nevermind-Cover kennst du auf jeden Fall. Das ist das mit dem tauchenden Baby."

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"In gewissen Situationen bin ich leider gar nicht so bescheiden", widersprach Justus und legte die Stirn in Falten. So ganz sicher war er sich nun doch nicht ob Kenneth ihn gerade richtig einschätzte. In manchen Dingen konnte Just tatsächlich sogar etwas eingebildet wirken, wenn auch nicht wirklich selbstgefällig. Allerdings galt dies für andere Bereiche, also war es kein Wunder, dass er gerade so einen unsicheren Eindruck machte. Er beobachtete Kenneth, der mit seinen Blicken gerade erfolgreich den Boden wischte. Als er meinte, dass er es wirklich so meinte wie er sagte, legte sich erneut ein Lächeln auf seine Lippen. Vielleicht hatte Kenneth ja wirklich recht damit?
Es schien Kenneth jedenfalls sichtlich zu überraschen, das sein Gegenüber nicht so oft Musik hörte. Vermutlich war das auch nicht gerade ein Satz, den man häufig von Menschen in seinem Alter hörte. Für viele Menschen schien Musik geradezu ein Rettungsanker zu sein. Als Justus noch jünger war, vor allem in der Zeit nach dem Tod seiner Eltern hatte er sich oft tagelang in seinem Zimmer verkrochen. Die Stille war für ihn in dieser Zeit eher zu einem vertrauten Freund geworden. Er fand es tausendmal beruhigender von einer friedlichen Ruhe umgeben zu sein als von lauter, dröhnender Musik. Deswegen fühlte er sich wohl auch in Diskos oder Club so absolut unwohl. Es war nicht nur zu voll und zu laut und zu dröhnend, die Musik war auch noch meistens wirklich schlecht. Aber irgendwann gab es dann eben auch diese Momente, in denen selbst die Stille nicht mehr auszuhalten war und einen zu erdrücken schien. Justus wusste nicht ob Kenneth verstehen würde, was er damit meinte. Eigentlich waren das auch wieder solche Dinge über die Justus nicht mit Anderen sprach. Justus betrachtete eindringlich seine Hände, ehe er er wieder zu Kenneth aufsah. Mit nachdenklichem Blick lauschte er dessen Erklärung, den Grund warum der Junge die Stille hasste. Und nun, da er geendet hatte, glaubte Justus irgendwie, dass Kenneths ihn wohl in gewisser Weise verstehen würde. Der Unterschied zwischen ihnen war zwar, dass es Kenneth sogar wie es schien immer so ging, dass die Stille zu unerträglich, zu laut und zu verworren wurde, aber zumindest konnte Justus dieses Gefühl ein bisschen nachvollziehen. Aber wer wusste schon was in Kenneths Kopf so vor sich ging, was die Stimmen ihm sagten?
"Ja, ich mag die Stille eigentlich", beantwortete Justus Kenneths Frage. "Außer, wenn sie zu laut wird", fügte er noch deutlich leiser hinzu. Er fuhr sich etwas unsicher über die Unterarme und sah Kenneth dann direkt an. Schließlich sprach er weiter: "Und es hört sich so an als wüsstest du was ich damit meine. Auch wenn ich natürlich nicht weiß, was für Gedanken in deinem Kopf so umgehen.. aber ich nehme mal an, deswegen hörst du wohl auch so gerne Musik, oder? Damit deine Gedanken nicht anfangen zu konfus zu werden?" Es klang gerade beinahe so als würde er Kenneth analysieren, während er ihn weiterhin musterte. Er hatte ihn allerdings nicht zu direkt fragen wollen, was er mit den Stimmen nun genau meinte. Ungern wollte er ihn wieder so bedrängen mit seinen Fragen. Du bist immer noch viel zu neugierig!, rief er sich selbst ins Gedächtnis als die Unsicherheit über seine Worte ihn langsam wieder überkam.
Was sein Lieblingslied anging, schien Kenneth sich erst nicht so richtig entscheiden zu können. Bei so einer großen Auswahl war das natürlich auch schwierig. Justus blickte dem Jungen geduldig entgegen. "Ja, ich verstehe", antwortete er. "Nur, weil du ein Lied besonders gerne hörst, macht es die anderen Lieder ja nicht weniger ansprechend", fiel ihm dazu noch ein zu sagen. Dann nannte Kenneth doch noch zwei Lieder, die ihm in den Kopf kamen. Justus musste nicht lange überlegen und ein bisschen, war er froh darüber, dass er zumindest diese Titel kannte. "Ja, die kenne ich. Zumindest Come as you are habe ich schon öfters akustisch aufgenommen. Das andere Lied habe ich erst zwei oder drei Mal im Leben gehört", meinte er. Bei dem Titel Rape Me hatte er sich immer gefragt, warum es ausgerechnet diese drastischen Worte sein mussten, die in dem Lied so penetrant waren. Naja, so oft hatte er den Song nun wirklich noch nicht gehört. Also war es kein Wunder, dass er nicht wirklich wusste, was dahinter steckte. Er beobachtete wie Kenneth in Windeseile sein Handy hervor fischte. Dann warf der Dunkelhaarige einen Blick auf das Display, welches ihm entgegen gestreckt wurde. Es war wirklich unschwer zu erkennen, dass Kenneth ein echter Nirvana Fan war, und mit seiner Sammlung hätte er wohl so manchen Musiksammler neidisch gemacht. Kenneth erzählte weiter und nachdem er seinen letzten Satz beendet hatte, konnte Justus nicht anders als beherzt aufzulachen, was bei ihm doch eher eine Seltenheit war. Als sein Lachen wieder abgeebbt war, sah er Kenneth wieder direkt in die Augen, versuchte dessen Reaktion zu lesen, was ihm wohl aber wieder nicht richtig gelingen würde. Hoffentlich glaubte der Blonde jetzt nicht, dass er ausgelacht wurde. Das war wirklich das Letzte, was in Justus Interesse stand. Er fand es nur beinahe schon süß wie inbrünstig Kenneth über dieses Thema redete. "Tut mir Leid, dass ich lache, aber man merkt wirklich wie sehr du die Band magst. Das ist toll", erklärte Justus sein Lachen schnell. Freundlich lächelte er sein Gegenüber dabei an. "Das Cover kenne ich in der Tat", redete er weiter. "Es hat bestimmt eine Weile gedauert bis du diese ganzen Alben zusammen hattest und du hast sogar Vinyl?", wiederholte Justus sichtlich beeindruckt. "Wow, hast du auch einen Plattenspieler?" Justus legte den Kopf schief und sah Kenneth neugierig an. "Hast du eigentlich auch ein Lied zur Verfügung stehend, dass nicht so bekannt ist? Irgendwas, was ich, als eher seltener Musikhörer, wahrscheinlich nicht kenne? Ich würde gerne mal was hören..", meinte er vorsichtig und schaufelte seine Beine auf den Sessel. Eigentlich war das nicht die feine Art, aber so langsam wurde es doch ein wenig unbequem auf dem Teil.

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Justus widersprach mir, meinte, er wäre in manchen Situationen gar nicht bescheiden, woraufhin ich bloß mit den Schultern zuckte. "Keine Ahnung, wie du sonst vielleicht bist, aber vor mir scheinst du recht bescheiden zu sein. Ich kann nur sagen, was ich sehe" , erwiderte ich etwas leiser und sah kurz überlegend an die Decke. "Vielleicht weißt du Sachen manchmal auch einfach besser als andere. Das wäre durchaus legitim." Ich würde es Justus auf jeden Fall zutrauen. Er schien immerhin viel zu wissen und sein Wissen auch kombinieren zu können.
Er bestätigte meine Annahme, dass ihm die Stille gefiel. Etwas, was ich wenig nachvollziehen konnte. Stille war bei mir nie wirklich...still. Aber das schien er auch gleich darauf damit zu meinen, als er meinte, dass sie ihm manchmal zu laut wurde. Und auch weiterhin schien Justus mich zumindest ansatzweise zu verstehen, weshalb ich langsam nickte. "Ich will nicht, dass meine Gedanken anfangen, über mich zu herrschen. Ich habe...Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren" , gab ich zögernd zu. "Das ist es doch, was einen Serienmörder von einem anderen Menschen unterscheidet. Vielleicht teilen sie die gleichen Gedanken, aber der Serienmörder lässt es zu, dass sie die Kontrolle über ihn übernehmen." Es war ein sehr klarer Moment, in dem ich das sagte, manchmal hatte ich das. Ein Moment, in dem es so scheint, als könnte man jedes noch so kleine Geheimnis dieses Universums erfahren. Und einen Augenblick später vertrübt sich die Sicht wieder und man weiß nichts mehr, man kann im Nebel des Alltags die eigene Hand kaum vor den Augen sehen. Das war eine Vorstellung, mit der ich ganz gut klar kam. Es war oft einfacher, so etwas als Metapher auszudrücken, wenn ich so etwas auch eher selten wirklich aussprach. Aber ich konnte es in meinem Kopf dann besser einordnen.
Es gefiel mir aber, über meine Lieblingsband sprechen zu können und auch wenn Justus sich nicht dafür interessierte, brachte er das Gefühl von Interesse doch ganz gut rüber. "Aber trotzdem. Ich mag es nicht, wenn man...Rankings aufstellt. Das tun manche Leute auch nur zu gerne mit Menschen und wenn jemand da immer ganz unten steht, wenn es ihn interessiert, ist das nicht fair. Aber eigentlich ist ja auch nichts wirklich fair..." Justus kannte die Lieder, was mich leicht lächeln ließ. Ich sagte aber nichts.
Als Justus aus dem Nichts begann, loszulachen, nachdem ich verstummt war, starrte ich ihn ungläubig und auch ein weniger erschrocken an. Machte er sich doch über mich lustig? Hatte ich etwas Komisches gesagt? Aber nach einem Augenblick fiel mir auf, dass das kein typisches Auslachen war. Es war auch irgendwie anders. Justus schien mein Misstrauen aber zu bemerken und entschuldigte sich, meinte, er fände es toll, dass man merkte, wie sehr ich die Band mochte. Mein Blick fiel kurz wieder auf meine Füße und ich lächelte wieder ein wenig. Das war nichts, was ich jeden Tag zu hören bekam.
"Mein Plattenspieler ist daheim, in London", erklärte ich. "Man kommt ohnehin nicht sehr oft dazu, im Zimmer laut Musik zu hören, also höre ich lieber digital und mit Kopfhörern." Ich zuckte mit den Schultern. "Aber eigentlich mag ich Vinyl lieber. Es erinnert so an eine bessere Zeit, finde ich..."
Als Justus mich nach einem unbekannteren Lied fragte, hob ich langsam meine Schultern. Ich wusste nicht, was bekannt war und was nicht, weil mich so etwas nie interessiert hatte. "Vielleicht kennst du ja Breed nicht. Oder Polly..." , sagte ich leise und etwas zögerlich.

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"Ja, das macht durchaus Sinn", meinte Justus und schmunzelte leicht über Kenneths Antwort. Er konnte nur sagen, was er sah? Das war so einfach, wie ehrlich. Und klug. "Ich schätze das tue ich tatsächlich. Die Meisten fänden alleine diese Aussage aber schon im höchstem Maße eingebildet."
Justus hatte bei Kenneth wirklich das Gefühl, dass sie sich, zumindest was manche Dinge betraf, gegenseitig verstehen konnten und das war irgendwie ein beruhigender Gedanke. So ein kleines bisschen Verständnis war in dieser Welt schließlich schon fast etwas Besonderes. Er musste auch zugeben, dass es ihm ähnlich ging wie seinem Gesprächspartner. Auch er hatte Angst die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, behielt das aber, wie so oft, für sich. Aber Justus nahm sowieso an, dass es bei ihm etwas anderes war, als bei seinem Gegenüber. "Das ist schon fast ironisch", begann er zu sprechen. "Du hast Angst, dass deine Gedanken über dich herrschen und ich hab.. ich mag es nicht, wenn sie es nicht tun. Naja, zumindest, wenn es vernünftige Gedanken sind und das ist bei mir glücklicherweise meistens der Fall. Ich will nicht, dass ich keine Kontrolle mehr über sie habe", erklärte er vorsichtig und sah etwas an Kenneth vorbei. Er war einfach gerne Herr über sich und seine Gedanken. Deswegen mochte er auch keinen Alkohol oder Ähnliches. Er nutze sein Gehirn einfach lieber so gut er konnte. Der Gedanke sich und sein Handeln nicht mehr unter Kontrolle zu haben, machte ihm fast schon Angst. So wie es Kenneth Angst machte. "Meinst du? Ich weiß nicht.. ich denke nicht, dass jeder Mensch, der die Kontrolle über seine Gedanken verliert gleich ein Serienmörder sein muss", fand Justus. Warum reden wir jetzt schon wieder über solche Sachen? "Aber ich schätze das kommt auch ganz auf die Gedanken an, die der Mensch inne hat. Und warum gerade ein Serienmörder? Serienmorde beinhalten die Tötung von zwei oder mehr Opfern durch die ein und selbe Person, allerdings separat voneinander. Er müsste jedesmal von neuem die Kontrolle verlieren. Immer und immer wieder.. irgendwann müsste man sich doch mal im Griff haben", fügte er noch etwas leiser hinzu. "Oder auch nicht.."
Kenneth erklärte ihm dann warum er es nicht mochte irgendwelche Rankings aufzustellen. Seine Erklärung war einleuchtend und Justus nickte zustimmend. "So habe ich das noch nie betrachtet, muss ich gestehen. Aber ich stimme dir zu. Das ist in etwa so wie, wenn du beim Schulsport immer der letzte Übrige bist, der dann mit einem widerwilligen Abnicken noch ins Team aufgenommen wird", sagte er und sprach dabei unschöner weise auch von sich selbst.
Justus war jedenfalls ganz froh darüber, dass Kenneth es ihm nicht böse zu nehmen schien, dass er gelacht hatte. Zuerst sah er zwar recht geschockt aus, aber er schien schnell zu bemerken, dass Justus das keinesfalls böse meinte, erst recht nachdem er sich dafür entschuldigt hatte. Mittlerweile konnten sie sich gegenseitig wohl ein kleines bisschen einschätzen. Oder dachten dies zumindest? Just beobachtete Kenneth und sah das leichte Lächeln auf seinen Lippen als er den Blick senkte. Der Blonde sagte zwar nichts dazu, aber zumindest hatten ihn Justus Worte scheinbar zum Lächeln gebracht. Das war doch schon mal etwas. "Du bist aus London?", wiederholte Justus, wobei es eher wie eine Feststellung klang. Viel wusste er ja noch nicht von Kenneth, was seine Heimat oder Familie oder Sonstiges betraf. Es ging ihn ja aber auch nichts an. "Es gibt nicht viele Leute in unserem Alter, die noch einen Plattenspieler besitzen. Ja, ich glaube ich weiß was du meinst. Manchmal kommt es einem so vor als wäre man in einer falschen Zeit geboren, oder?", antwortete Justus etwas zögerlich. er wusste nicht, ob es vielleicht nur ihm so ging. Er lauschte der etwas zaghaften Antwort nach unbekannten Liedern. "Breed sagt mir wirklich nichts..", murmelte er. Eigentlich war es eine dumme Frage gewesen. Justs Blick glitt kurz zum Ausgang der Bibliothek. Er fragte sich, ob hier eigentlich nie abgeschlossen wurde. So lange war er abends bisher nicht hier drinnen gewesen.

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Justus stritt seine Bescheidenheit nicht noch einmal ab, was mich in einem gewissen Maße auch zufrieden stimmte. Als er meinte, die meisten würden bei der Aussage, man wüsste etwas einfach besser wissen, schon sehr eingebildet finden, hob ich kurz die Schultern. "Weil die meisten dumm sind. Wovor fürchten sich die Menschen, wenn man so etwas sagt? Es ist nicht eingebildet, sondern eine subjektive Tatsache. Alle Tatsachen sind subjektiv. Wenn jemand von sich behauptet, er könne etwas nicht sehr gut, bekommt er noch eher eine Zustimmung, als wenn er sagt, er kann etwas gut. Das verstehe ich nicht", gab ich zu und schüttelte dann leicht den Kopf. Warum mussten alle Menschen nur immer so kompliziert sein? Wenn jemand unkompliziert ist und sagt, was er denkt, wird das nie akzeptiert. Die Menschen scheinen es zu mögen in einer Welt aus Lügen zu leben.
"Woher weißt du, dass deine Gedanken vernünftig sind?", fragte ich dann. Vernunft war ein Wort, dass man so sehr strecken konnte. Vernünftig oder richtig, woher wusste man was was ist? Woher wusste man, dass ein vernünftiger Gedanke in Wahrheit das Gegenteil von einem vernünftigen Gedanken war?
Ich war mir nicht sicher, ob Justus meine nächste Aussage so verstanden hatte, wie ich sie gemeint hatte. Er schien sich doch sehr an der Sache mit dem Serienmörder aufzuhängen. Als er fragte, warum gerade ein Serienmörder, setzte ich mich etwas aufrechter hin, bevor ich antwortete. "Ich weiß nicht. Ich finde sie faszinierend. Normalerweise würde jemand jemanden ermorden, weil es ihm Geld geht oder um...Liebe oder um Demütigung, die er nicht mehr erträgt. Er kennt diese Menschen und das meistens recht gut. Ein Amokläufer oder Terrorist will nur möglichst viele Menschen töten, es ist ihm egal, ob er irgendwelche Staatsmänner umbringt oder einen Penner auf der Straße oder Kinder in einer Schule. Wichtig ist nur der Ort und der Ort ist nur wichtig wegen der Zahl. Wenn er irgendwo in einem kleinen Ort um sich schießt und nur einen alten Mann bei seinem Mittagsspaziergang trifft, macht das für ihn keinen Sinn. Es geht ihm nicht darum, wen er tötet. Nur darum, wie viele. Aber ein Serienmörder hat ein Muster. Er ist nicht unbedingt verbittert, dafür ist er meist zu clever drauf. Es geht ihm darum, wen er tötet, er hat einen Grund, auch wenn er die Personen noch nie im Leben getroffen hat. Er erschafft ein Kunstwerk, etwas Abstraktes. Aber er rennt nicht wie ein Verrückter über die Straße, weil er sein Kunstwerk vollenden will. Er hatte da diese Idee, aber die Idee hat die Kontrolle über ihn ergriffen, er ist besessen. Es ist vielleicht ein extremes Beispiel, aber ich finde das ist das perfekte Exempel für eine Person, die ihren eigenen Gedanken nicht mehr Herr werden kann." Die ganze Zeit über war meine Stimme ruhig geblieben, so als würde ich einem kleinen Kind eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen.
Die Situation, die Justus zum Thema Ranking ansprach, war mir selber zu bekannt. Es schien so, als wüsste Justus, wovon er da sprach, aber nach unserer bisherigen Konversation war ich auch nicht davon ausgegangen, dass er eine Sportlerlegende war. Oder derjenige, der in seiner Klasse von jedem angehimmelt wurde.
"Du bist aus London?", fragte Justus, nachdem ich das mit dem Plattenspieler gesagt hatte und eigentlich hatte ich diese Frage sogar schon irgendwie erwartet. "Ich komme eigentlich aus Blanchardstown...in Irland", sagte ich langsam. "Meine Eltern sind dann aber ziemlich bald mit mir nach London gezogen, wegen der Arbeit. Woher..kommst du?" Trotz meiner irischen Herkunft hlrte man mir, denke ich, nicht wirklich viel Akzent an. Ein wenig drang der irische Hauch noch durch, aber meine Eltern hatten sich wegen der Arbeit einen Londoner Akzent angeeignet, den sie auch zuhause gesprochen hatten und so war meiner irgendwo zwischen Londoner und irischen Akzent.
"Ich mag die 20er und die 50er. Es scheint fast so, als hätten die Leute kurz nach den Kriegen immer ihr Leben gefeiert", sagte ich und kratzte mich kurz am Kopf. "Wenn du dich entscheiden könntest, in welcher Zeit würdest du leben wollen?" Es war eine Frage, die ich mir selber gerne stellte, wobei die Antwort eben immer gleich war. Aber jemand anderem hatte ich diese Frage noch nie gestellt.
Justus sagte, ihm würde Breed nichts sagen, woraufhin ich ein bisschen lächelte. "Willst du es hören?"

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Kenneth verurteilte Justus nicht dafür, dass er der Meinung war einfach öfters mal etwas besser zu wissen. Justus lächelte leicht und sah Kenneth dann freundlich an. "Ich habe den Eindruck du bist auch nicht gerade auf den Kopf gefallen, Kenneth", sagte er ehrlich, was ihm gerade durch den Kopf ging. "Ich verstehe das auch nicht, aber die Menschen sind eben so kompliziert und unlogisch gestrickt."
Kenneths nächste Frage war tatsächlich mal eine überraschend andere Frage und ein ebenso interessanter Ansatz. "Naja, ich halte es einfach für vernünftig, wenn man seine Gedanken nicht zu sehr von Emotionen beeinflussen lässt, die ein tatsächliches Bild der Sachlage womöglich verzerren. Wenn man aufgebracht ist leitet das einen nur zu seltsamen Gedankengängen und Handlungen. Ich denke einfach es ist vernünftig, zunächst einmal objektiv und sachlich an die Dinge zu gehen. Außerdem versuche ich es zu vermeiden Leute von vorneherein in Schubladen zu stecken, denn sie könnten mich auch völlig überraschen. Ich denke auch einfach es ist absolut logisch, dass man auf der Welt nicht alles nur in Schwarz und Weiß einteilen kann. Natürlich kann ich mir auch einbilden, dass das solche Gedanken vernünftig sind, das liegt wohl im Auge des Betrachters. Für andere Menschen ist es völlig Logik die eigenen Gefühle zu jeder Zeit mit einzubinden in die eigenen Gedanken. Ich muss aber zugeben, es hat hat wohl jeder Mensch seine eigene Interpretation von vernünftigen Gedanken. Daher ist es wohl eher unsinnig zu sagen, dass gerade meine Gedanken vernünftig sind." Justus hatte nun einen beinahe entschuldigenden Ausdruck in den Augen. Das war mal wieder eine typische ´lange Rede, kurzer Sinn´ - Antwort gewesen.
Aber auch auf Justs Frage, warum es nun ausgerechnet ein Serienmörder war, den Kenneth genannt hatte, folgte ein längerer Monolog von dem Blonden und Justus hörte ihm aufmerksam zu. Er war ein wenig beeindruckt, dass der Junge so viel von sich geben konnte, da er doch eher ruhiger wirkte manchmal. Manchmal verfiel Just ja auch in solche Ausschweifungen, aber seine Stimme war dann nie so gleichbleibend ruhig wie bei Kenneth gerade, was bei dem Thema Serienmörder irgendwie eine seltsame Atmosphäre mit sich brachte. Es war unschwer zu erkennen, dass der Junge dieses Thema faszinierend und spannend fand. "Du weißt ja eine Menge darüber", bemerkte Justus und es lag dabei keinerlei Wertung in seiner Stimme. "Das als Kunstwerk zu bezeichnen ist tatsächlich etwas extrem..", meinte er leise. "Aber ich verstehe schon was du meinst. Es ist tatsächlich ein gutes Beispiel. Ich verstehe nur einfach nicht wie eine Person von dem Gedanken jemanden umzubringen so besessen sein kann. Ich meine, so ein Typ würde doch nicht einfach raus gehen und töten, sondern vorher darüber nachdenken wie er dieses Kunstwerk erschafft. Du sagtest da kommt erstmal diese Idee in seinem Kopf, aber dann muss ihm spätestens beim Mordpläne schmieden doch auffallen wie viele Menschen er mit seinem Mord womöglich noch in den Abgrund reißen würde, wie viele Leben er zerstören würde, erst recht, wenn seine Idee nicht ganz genau so abläuft wie geplant. Wie kann das einer Person so egal sein?", gab er zu Bedenken und schüttelte leicht verzweifelt den Kopf. Er konnte verstehen, warum Menschen das Bedürfnis hatten zu morden, aber er konnte nicht verstehen wie sie tatsächlich so ignorant sein konnten nicht darüber nachzudenken was sie damit wohl noch anrichten würden, mal ganz abgesehen von dem Tod mindestens eines Menschen. Vermutlich gab es auch Menschen, die keiner vermissen würde, um die Niemand trauern würde und bei denen es nicht bemerkt werden würde, wenn sie umgebracht werden, aber das machte das ganze ja nicht weniger schlimm. Eher traurig.
Neben diesen ganzen eher düsteren Gedanken war es nett mal etwas mehr von Kenneths Herkunft zu erfahren. Man hätte kaum bemerken können, dass er ursprünglich aus Irland kam. "Verstehe, dann weißt du auch nicht mehr so viel aus der Zeit in Irland? London ist aber sicher auch toll. Dort würde ich gerne mal hin", sagte Justus und lächelte nun wieder leicht. "Los Angeles. Zumindest bin ich dort geboren. Als ich zu meinen Großeltern gezogen bin, kam ich aber aus der Großstadt raus", beantwortete Justus die Gegenfrage.
Kenneth meinte dann, dass ihn die 20er und 50er Jahre reizen würde, woraufhin Justus sagte: "Das stimmt. Noch am leben zu sein nach und einen Krieg hinter sich zu haben ist wohl irgendwie auch ein guter Grund zum feiern. In der momentanen Zeit ist das nicht gerade gegeben, dass man sein Leben so feiert." Auf Kenneths Frage hin legte er nachdenklich den Kopf schief. "Schwierig. Ich könnte mich nicht wirklich entscheiden, dazu faszinieren mich zu viele zu sehr. Es gibt so viele Zeiten, denen ich gerne zumindest einen Besuch abstatten würde, auch ältere Kulturen, einfach um mehr über die Zeiten damals zu erfahren. Aber ich schätze wir können ganz froh sein, dass wir in einer Zeit mit solchem Fortschritt leben. Auch, wenn es mir so vorkommt, dass diese Zeit auch nicht viel weniger grausam ist als vergangene, nur eben auf eine andere Art. So ziemlich jede Zeit hat so ihre Höhen und Tiefen würde ich mal sagen und das finde ich ziemlich faszinierend. Aber ich weiß nicht wo ich am Besten hinpassen würde, ich habe nur manchmal das Gefühl hier fehl am Platz zu sein."
Kenneth fragte ihn, ob er Breed hören wollte und Justus nickte schnell zur Antwort. Er stand auf und setzte sich mit ein klein wenig Abstand neben Kenneth auf den Boden. Er hoffte einfach mal, dass es dem Jungen nichts ausmachte. Vorsichtig erwiderte er das Lächeln und zog die Beine etwas heran um bequemer zu sitzen.

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Justus meinte, ich würde auch nicht den Eindruck machen, auf den Kopf gefallen zu sein und hätte er mich nicht auf diese ehrliche Weise angelächelt, hätte ich das wohl als Angriff verstanden. Aber was konnte ich darauf entgegnen? "Das stimmt. Das bin ich tatsächlich nicht", bestätigte ich also seine Worte. Wäre stattdessen ein "Danke" angemessen gewesen? Ich wusste es nicht. Dass Menschen eben unlogisch gestrickt waren, konnte ich nicht abstreiten. Auf diesen Pfad kamen wahrscheinlich früher oder später alle, die sich nur ein paar Gedanken über irgendwas machten.
Seinen nächsten Worten zur Vernunft, lauschte ich aufmerksam und als er damit geendet hatte, kratzte ich mich kurz am Kopf. "Demnach wären die Entscheidungen eines nüchternen Programmes, das...ich weiß nicht...logische Entscheidungen errechnet, am vernünftigsten? Das ist ein interessanter Standpunkt und viele würden dir da wohl widersprechen, aber im Grunde stimme ich dir da sogar zu", überlegte ich laut. "Würde man dieses Programm dann fragen, was am Besten und Vernünftigsten wäre, die Erde zu einem friedlichen Ort zu machen, würde das wahrscheinlich sämtliche existierende Atombomben zünden und fertig. Logisch und auf eine gewisse Weise vernünftig, aber natürlich will das kaum jemand." Tatsächlich verleitete mich diese Konversation mit Justus dazu, mir Gedanken zu machen über Dinge, über die ich mir normalerweise keinerlei Gedanken machte.
Als ich meinen kleinen Monolog zum Serienmörder beendet hatte, hörte ich, wie Justus feststellte, dass ich ja "eine Menge darüber" wusste. Wie genau ich diese Aussage zu deuten hatte, wusste ich nicht wirklich, weshalb ich diese einfach so stehen ließ. "Es ist aber ein Kunstwerk", widersprach ich seinen zweifelnden Worten, vielleicht etwas zu energisch. "Es ist anstößig und schockierend, aber gerade das macht es doch zu einem größeren Kunstwerk.
Und ich glaube es geht ihm dann nicht um sein Mordopfer oder um dessen Angehörige. Die sind nur teil seiner Kunst und sollten sich vielleicht noch eher geehrt fühlen ein Teil davon zu sein. Es geht um sein Werk. Das ist faszinierend."
Wieder schlich sich ein gewisser Glanz in meine Augen, die Faszination machte sich irgendwie sichtbar.
Umso extremer war der Unterschied zu unserem anderen Gesprächsthema, das doch recht lasch und einfach war.
"Nein, ich weiß nicht mehr so viel von Irland. Ist echt schon lange her", beantwortete ich Justus' Frage, ohne dabei sentimental zu werden. Auf Orte hatte ich noch nie sehr viel Wert gelegt. "London ist auch nicht sehr anders als andere Großstädte." Dass Justus aus LA kam, nahm ich nickend zur Kenntnis. Was gab es dazu noch groß hinzuzufügen?
"Vielleicht muss es den meisten Menschen erst schlecht gehen, bevor sie etwas werschätzen können", mutmaßte ich dann schulterzuckend. "Und vielleicht gibt es auch keinen richtigen Platz für manche Menschen. Weil die meisten zu ignorant sind, um Großartiges zu erkennen und wertschätzen."
Etwas überraschte es mich, als Justus sich neben mich auf den Boden setzte, um sich das Lied anzuhören, aber er ließ immerhin genug Abstand, auch wenn dieser nicht zwangsläufig nötig gewesen wäre. Ich lächelte noch immer ein kleines Bisschen, während ich Breed startete.

Justus Collini

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Justus fragte sich was wohl jemand denken würde, der zufällig an ihnen vorbei lief und ihr Gespräch hören würde. Immerhin unterhielt man sich eigentlich nicht andauernd über solche Themen. Fast musste er darüber lachen als er sich die Gesichter von vermeintlichen Zuhörern vorstellte. Justus legte den Kopf shcief während er Kenneth zuhörte. "Hmm.. meinst du wirklich die Erde wäre danach ein friedlicher Ort?", fragte Justus. Nur ein leichter Zweifel schwang in seiner Stimme mit. "Naja, die Menschen fänden diese Methode wohl etwas zu radikal. Wir können eben nicht wirklich kontrollieren was in der Welt vor sich geht. Das wäre auch nicht richtig, denke ich."
Just war immer noch ein wenig mulmig zumute, wenn Kenneth so fasziniert von diesem Kunstwerk Mord sprach. Es gab naürlich Leute, die einfach auf morbides Zeug standen, aber bei Kenneth war es irgendwie noch etwas anders, Justus konnte aber beim besten Willen nicht sagen warum. Jedenfalls sprach er so enthusiastisch davon, wie andere Leute von ihren Lieblingshobbys. "Wenn mich also jemand ermordet, soll ich mich bedanken dafür?" Was dieses Werk eines Mörders anging, konnte Justus die Faszination mit Kenneth einfach nicht teilen. Immerhin konnte er den Mord an seinen Eltern auch nicht gerade als Kunstwerk betrachten. Also beließ er es dabei ein verwirrtes Schnauben von sich zu geben und den Kopf zu schütteln.
Kenneth zeigte bei dem Thema der Großstädte eher weniger Begeisterung. Justus dagegen fand zumindest London ziemlich faszinierend. Aber Kenneth hatte in gewisser Weise recht. Letztendlich unterschieden sich die Großstädte wohl gar nicht so sehr voneinander. "Ja, aber ich finde kleine, interessante Unterschiede gibt es fast immer, so von Ort zu Ort", fügte er dem Thema noch hinzu. Er lächelte fast ein wenig traurig als Kenneth meinte, dass viele Menschen einfach ignorant waren und die Dinge daher nicht wertschätzen konnten. "Da hast du leider recht. Das ist wie dieses dämliche Sprichwort: Man sieht erst dann wie sehr man einen Menschen liebt, wenn man ihn verloren hat. Tja, so sind die Menschen eben gestrickt. Es muss einem erst wirklich dreckig gehen bis man die Dinge anfängt wert zu schätzen."
Justus beließ es nun dabei, denn Kenneth startete Breed. Justus legte seinen Kopf auf den Knien ab und lauschte einfach. Es war nicht gerade ein ruhiges Lied, der Text wiederholte sich häufig, aber es passte einfach dazu. Irgendwie konnte Justus nachvollziehen weshalb Kenneth es mochte. Es passt wohl etwas zu dem Jungen. Nachdem die letzten Töne verklungen waren blickte Justus wieder auf und sah Kenneth an. "Ich mag es", stellte er dann ganz einfach fest. Es war irgendwie seltsam angenehm einfach hier auf dem Boden der Bücherei zu hocken und mit Kenneth Musik zu hören. "Wie gesagt, ich habe nicht gerade viel Ahnung von Musik, aber.. ich schätze das ist auch nicht unbedingt nötig um ein Lied zu mögen", fügte er mit einem Lächeln hinzu.

Damien Nolan

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Wir hier noch gespielt? Ansonsten werde ich es am 22.12.2018 löschen!

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