← Die Bar
Der Weg von der Bar bis zum Hotel bis letztendlich zum Zimmer kam mir ungewöhnlich kurz vor. Vielleicht weil ich dabei mit Kopfhörern Musik gehört habe, vielleicht auch weil ich mich etwas beeilt habe und deswegen um einiges zügiger angekommen bin. Jetzt, ohne Musik, alleine, konnte ich endlich klar denken. Alles in Ruhe durchgehen, was in der Bar passiert war. Ich schlug mir mit der Hand gegen den Kopf und stöhnte leise auf. Wie kann ich nur so dumm sein. Ich kenne ihn nicht. Oder so wie ich ihn einschätze, geht er immer gern auf Beutesuche und hat schon viele Herzen gebrochen, dachte ich und ließ mich gegen die Tür gleiten, nachdem ich ins Zimmer eingetreten war. Ich bereute meine vorherigen Worte. Ich hätte ihm irgendein Getränk ins Gesicht schütten sollen und verschwinden sollen, aber jetzt war es zu spät. Ich gehe ihm einfach aus dem Weg. Früher oder später verliert er das Interesse, denn das Eine kann er sich auch bei jeder anderen holen nur nicht bei mir, dachte ich mir noch, ehe ich aufstand und mich aufs Bett legte. Meine Zimmergenossin war gerade nicht da, weshalb ich in aller Ruhe meine Eltern anrufen konnten. Natürlich fragten sie mich alle möglichen Sachen und ich beantwortete alle Fragen mit viel Geduld. Anschließend hörte ich mir noch an, was sie zu erzählen hatten, bis wir uns irgendwann verabschiedeten. Und schon wieder kreisten meine Gedanken darum, wie ich das mit Cal ungeschehen machen soll. Auch wenn keine Gefühle – was sage ich da, es werden keine Gefühle entstehen, dann bleiben wir Freunde. Also kein Grund zu Verzweifeln, oder doch? Ich vertraute ihm nicht. Er hatte etwas, vor dem mich meine Leihmutter immer gewarnt haben. Schon immer warnte sie mich vor den Jungs mit Augen die Mädchenherzen höher schlagen ließen.
Eine Weile hing ich meinen Gedanken nach, bevor ich beschloss, ein Nickerchen zu schlafen. Halbherzig deckte ich mich zu und schlief allmählich ein.