Damien
Ich ließ ihn reden. Sollte er doch reden. Er wurde immer aufgebrachter und warf mir mein Shirt an den Kopf. Ich ließ es auf den Boden fallen. Vollkommen ruhig war ich, sah ihn einfach nur an, hörte zu und versuchte zu verstehen, was er von mir wollte. Ich wusste nicht, ob ich auf alles, was er sagte reagieren könnte, denn es war schwer sich das zu merken. Etwas erstaunt war ich über mich selbst. Ich war zwar schon immer ruhig gewesen und in einem Streit hatte ich oft einen kühlen Kopf behalten, aber so sehr, wie Damiens Worte mich verletzten, war ich überrascht, dass ich nicht durchdrehte. Vielleicht gerade weil mir so viel an ihm lag und ich nicht wollte, dass das hier noch mehr ausartete, wenn ich auch lauter wurde.
Ich war innerlich aber ziemlich angeknackst. Waren die ganzen Worte vorher gelogen gewesen? Von wegen, er spiele nicht mit Gefühlen von Menschen, die welche für ihn hatten, von wegen er könnte auch ernsthafte Beziehungen haben, von wegen ich wäre nicht nur hier, um mit ihm zu schlafen. Er zeigte mir ganz deutlich, dass er mich nicht nötig hatte und ich ihm zu anstrengend war, nur weil ich nicht gleich mit ihm ins Bett hopste.
Mein Blick wurde kalt, meine Stimme blieb aber vollkommen sachlich. "Damien, nur weil du deine Unschuld so früh verloren hast, heißt dass nicht, dass du erwachsener bist als ich. Und es ist schön, dass du der für die eine Nacht bist, der bin ich aber nicht. Und ich glaube kaum, dass das ein guter Grund ist, um fünfzehnjährig zu sein. Ich bin der Meinung, es zeugt von viel mehr Reife, wenn du nicht sofort mit jedem schläfst, der nicht bei drei auf dem Baum ist." erzählte ich hintereinander weg, atmete kurz durch und fuhr dann fort "Und es ist sehr schade, dass du nicht an die Liebe glaubst, weil du verletzt wurdest, aber wenn ich an sie glauben will, dann solltest du mich das tun lassen und jetzt nicht so ein Aufstand deswegen machen. Ich denke du übertreibst hier etwas. Ich will jemanden kennen, bevor ich mit ihm schlafe, akzeptiere das doch. Das heißt nicht, dass du ewig nicht hättest mit mir schlafen dürfen. Es hätte einfach geheißen, du wartest ein zwei Tage, was weiß ich. Und wenn ich dir nicht in dein Beuteschema passe, kannst du mir das jetzt sagen, ich bin weg und du kannst jemanden von deinen ... Betthäschen anrufen und hast deinen Spaß." Meine Stimme klang schneidend. Ja ich war verletzt und ja, er sollte das merken. "Ich... hätte echt nicht gedacht, dass du mich so anlügst... Aber ja, sei ruhig stolz darauf, dass du lauter Menschen täuscht und ihre Herzen brichst... Ich hoffe nur, dass du nicht mal irgendwann allein dastehst. Aber das ist ja nicht schlimm, wie?" lachte ich leise, um halbwegs zu verstecken, wie traurig ich war und hob dann mein Shirt auf, um es anzuziehen. Das war echt erbärmlich hier. Warum musste ich mich in so einen Mistkerl verlieben?! Und mit so jemandem hätte ich fast mein erstes Mal gehabt, bevor er mir mein Herz bricht. Na danke aber auch, Leben. Ich bin so froh, dass du mich mit diesem Beziehungskram 23 Jahre verschont hast.