Warum auch immer aber Cole hatte mein tiefes Interesse geweckt und so ließ es mich nicht los ihn einfach auszufragen, wissen zu wollen, wie er ist und wie er tickt. Er scheint auf mich wie ein Mensch, der eigentlich gar nicht so ungut ist, wenn man ihn erst richtig kennt und kennen lernt. Wie es scheint, hatte er als Kind nicht wirklich die Liebe bekommen, die einem Kind gebührt, doch das war mir egal. Ich lebe viel lieber im hier und jetzt, im Moment und in einem Atemzug, denn einen Atemzug später kann das Ganze schon wieder vorbei sein und niemand kann einem anderen mehr helfen. Das Leben ist nur ein Abschnitt, ein Moment und irgendwie wollte ich gerade diesen Moment mit ihm genießen. Warum ich die Zeit mit einem wildfremden genieße? Ich weiß es nicht, irgendwie ist es so, als würde ich ihn schon lange kennen, auch wenn ich der Meinung bin, dass es von seiner Seite aus nicht so ist.
"Das freut mich, immerhin ist es mir irgendwo lieber nicht immer alleine in den Bergen unterwegs zu sein, vorausgesetzt ihr seid fit genug um mit uns mitzuhalten", schmunzelte ich mit einem leicht herausfordernden Funkeln in den Augen, welche noch immer auf Coles Gesicht liegen, als wäre ihnen nie etwas anderes in den Sinn gekommen.
"Es ist schon okay, ich weiß, dass er es gut hatte und das er gerne bei mir war, dazu habe ich jetzt einen Beschützer der von Oben auf mich aufpasst", versuche ich das Ganze etwas schön zu reden, bevor ich wieder zu Murphy und ihn kurz beobachte, nicht, dass er noch etwas anstellt.
"Eine Bekanntschaft kann zu einer Freundschaft werden und diese Heilt Wunden, wo kein Pflaster platz findet", gebe ich mal wieder ein wenig zu philosophisch von mir und sehe Cole wieder an, versuche den Blickkontakt zu vermeiden, was für mich verdammt schwer ist, doch ich wollte es ihm zu liebe versuchen.
"Ein Auto hätte ich schon, aber ich weiß nicht ob du mit dem Monster fahren willst", schmunzelte ich kurz und überreiße erst jetzt, das der Kerl Motorrad fährt. "Ich fahre selbst regelmäßig. Nicht mehr so oft seit ich arbeite, aber meine Steht auch noch bei mir in der Garage, also würde ich nur zu gerne mit dir mitfahren",
Murphy sah mich an, als hätte er genau verstanden was Cole gesagt hat und schnüffelt sanft aber zurückhaltend an der Hand, wobei er seine kühle Nase gegen diese drückt und ihn mit seinen großen Knopfaugen erwartungsvoll ansieht. Kurz geht der blick der Rüden zu dem anderen und sieht ihn an, als wollte er schon fast fragen, ob es okay ist, denn er würde sofort weg gehen, wenn dem anderen Rüden widerfällt, dass er bei Cole ist. Ich trinke noch mein Bier leer, als ich merke das Cole antwortet sehe ich zu ihm, aufmerksam und neugierig, bin irgendwie froh, dass er etwas sagt und beginnt danach selbst wieder zu sprechen: "Ich habe meinen älteren Bruder hier, sonst keinen. Mit einer Polizistin wollen die wenigsten in meinem Alter zu tun haben, die haben irgendwie Angst, dass ich sie verpfeife sobald sie was anstellen", mein Blick fiel auf den Boden, besser gesagt die Bierbank und ich schluck kurz etwas unsicherer, was auch mein Blick verrät, wobei ich mich selbst wieder fange und mein warmes Lächeln auf meine Lippen zurück kommt, dabei schaff ich es nach zwei mal schlucken wieder zu ihm zu sehen.
"Ja, klar, gehen wir", irgendwie wirke ich ein wenig verwirrt und durch den Wind, doch irgendwo hatte ich mich vielleicht bald wieder gefangen, Murphy stand auf als ich mich bewege und kommt zu mir, ich ziehe meinen Rucksack über die Schultern und sehe einfach mehr oder weniger fröhlich zu ihm runter. "Aber das ganze wird sich sicherlich noch ändern. So lange bin ich noch gar nicht wieder hier und deshalb denke ich, dass ich irgendwann sicherlich jemanden finden werde, der meinen Freundeskreis irgendwie erweitert", versuche ich eher mich selbst zu motivieren und animieren als mit Cole zu sprechen, auf den ich warte, bis er mich an meiner Seite eingeholt hatte, damit wir nebeneinander her gehen konnten.
Irgendwie fiel mir gerade selbst kein Thema mehr ein, über das wir sprechen konnten und so schwieg ich vorerst, beobachtete Coles Bewegungen und seine Mimik, die absolut nichts über ihn verrät. "Vermisst du deine Eltern manchmal? Oder bist du froh, alleine zu sein", die frage kommt wie aus dem Nichts, denn irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand wie er überhaupt jemanden vermissen konnte. Ich selbst vermisse meine Familie und meine Heimat, mein Leben und alles was irgendwie dazu gehört. Doch inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, nur Jasper zu haben und keinen anderen, der auch nur im Ansatz bei mir ist, wenn ich mal wieder aus einem Einsetz komme und dringend wen brauche, der für mich da ist und mir zuhört.
Irgendwie wollte ich Cole nicht zu nahe treten, immerhin kannten wir uns kaum und doch wollte ich mehr über den Lockenkopf wissen, wollte mehr über ihn heraus finden und ihn öfter sehen, wollte ihn irgendwo zumindest ein wenig auftauen lassen, denn so schlimm, wie er sich gibt, ist er ganz sicher nicht. "Ich bewundere Leute wie dich. Ich könnte nie in den Krieg ziehen, das Leid würde mich fertig machen und ich wüsste nicht, wie ich damit klar kommen würde. Ich kann auf Menschen schießen, aber nicht so oft. Die Leute, die ich erschossen habe, hängen mir teilweise immer noch nach und ich will gar nicht daran denken wie es dir da gehen muss...", wieder flüstere ich nur und beiße mir auf meine Unterlippe. Ich hoffe ich habe keinen Wunden Punkt getroffen und sehe ihn mit meinen treu wirkenden Augen an, ein Lächeln auf den Lippen, welches ehrlich ist und von Herzen kommt, dazu noch mein Hund, der Cole noch immer freundlich, jedoch etwas unsicher mustert und irgendwann nur noch neben mir her tappt. Irgendwie mache ich mir den ganzen Tag zu viele Gedanken darum, wie es wäre komplett alleine zu sein, auch ohne Jasper und ohne alle die mir was bedeuten und die ich liebe, doch damit musste ich irgendwann klar kommen.