Justus Collini & Lars Choe Dokgo

Komplett genervt sitze ich in einem Stuhl in irgendeinem Winkel der Bücherei und lege den Kopf etwas in den Nacken, neben mir meine Schultasche und vor mir ein Buch, das ich schon mal gesucht hatte.
Wir sollten Kulturen vergleichen, in dem Fall musste ich mit dem Klassenstreber zusammen arbeiten, wobei mein Wissen nicht so weit reicht, warum ich denn genau mit diesem Kerl zusammen arbeiten musste. Meine Hündin lag neben mir, total entspannt. Warum ich meinen Hund dabei hatte? Sie ist ein Assistenzhund und zeigt früh genug an, wenn ein Anfall bevor steht.
Neben auf dem Tisch neben dem Buch steht eine Wasserflasche aus welcher ich hin und wieder einen kleinen schluck nehme, meine Augen schließe und vor mich hin summe. Draußen scheint sie Sonne und lockt mich schon fast nach draußen, doch ich musste diese Ausarbeitung abgeben und dazu fehlt mir jetzt noch dieser Bücherwurm auf welchen ich hier warte und eigentlich jetzt schon weiß, dass ich am Schluss komplett genervt von im sein werde, ob ich dies nun mal will oder nicht fragt auch keiner.
Als er dann endlich um die Ecke biegt sehe ich zu ihm hin und murmle dann nur ein leises "Endlich", anschließend sehe ich ihn an und muss gleich nochmals was klar stellen: "Ich möchte heute noch in der Sonne etwas joggen gehen, deshalb wäre es cool wenn wir hier nicht fünf Stunden verbraten", er wusste ziemlich sicher, dass ich auch kein schlechter Schüler bin, also würde es hoffentlich ziemlich schnell gehen, dass ich wieder meine Ruhe hatte, denn die Absicht neue Leute kennen zu lernen hatte ich eindeutig nicht.

Justus hätte dieses Projekt wesentlich lieber mit Aaron gemacht, aber er hatte nun mal keine Wahl gehabt. Er mochte es nicht sonderlich mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, die er nicht wirklich kannte, denn die meisten Leute fanden ihn entweder seltsam oder waren selbst ziemlich anstrengend. Gruppenarbeit führte bei ihm gerne mal dazu, dass er völlig verunsichert zurückblieb, obwohl er normalerweise ein sehr gesundes Selbstbewusstsein besaß. Da würde er heute eigentlich ganz gerne drauf verzichten. Der einzige Lichtblick in diesem Fall war wohl, dass Lars wohl selbst ein ziemlich guter Schüler war.
Just betrat die ihm so vertraute Schulbücherei und scannte suchend die Räumlichkeit ab. Recht schnell hatte er den Gesuchten in seiner Ecke gefunden und trat zu ihm. Die Anwesenheit des Hundes machte ihm nichts aus, immerhin war er aus seiner Umgebung schon so einige Tiere gewohnt. Allerdings war er auch clever genug um zu wissen, dass er sich nicht mit Streicheleinheiten auf einen fremden Hund stürzen sollte. Der Dunkelhaarige machte schon den Mund auf, um den Jungen zu begrüßen, doch der nahm ihm gleich mal den Wind aus den Segeln. So viel zur höflichen Begrüßung. Endlich? War er etwa zu spät? Just warf irritiert einen Blick auf seine Armbanduhr. Nein, er war absolut pünktlich. Trotzdem beschloss er nichts dazu zu sagen. Stattdessen versuchte er es mit Freundlichkeit, denn so leicht ließ er sich nicht abschrecken. "Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass wir keine fünf Stunden brauchen werden. Wenn wir ordentlich arbeiten brauchen wir wahrscheinlich nicht einmal halb so lange. Du bekommst also noch genug Zeit um die Sonne zu genießen."  Dieser Junge war also auch so ein Sportler. Etwas, was er wohl nie verstehen würde, aber gegen Sonne konnte man wohl nichts einwenden. Er versuchte es mit einem leichten Lächeln und hoffte, dass der Junge nicht vorhatte die ganze Zeit so genervt zu bleiben, wie er momentan zu sein schien, sonst würde Just sich auch nicht ewig beherrschen können. Irgendwie gaben sie wohl gerade einen recht lustigen Kontrast ab. Während Lars irgendwie jetzt schon genervt wirkte, war Just einfach nur hoch motiviert. Das konnte ja was werden.
Er schnappte sich einen Stuhl und setzte sich neben Lars. Sein Rucksack landete neben ihm und schon wurde darin herumgewühlt. "Ich war gestern schon mal kurz hier und hab etwas passende Lektüre herausgesucht", erklärte er. Etwas war wohl ziemlich nett ausgedrückt, denn schon stapelte er ein ganzes Arsenal an Büchern vor sich auf dem Tisch auf. Sekundärliteratur ahoi! Beinahe triumphierend sah er Lars nun an, während er sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht pustete. Er war sich durchaus bewusst, dass manche seiner Mitschüler jetzt schon schreiend davon gestapft wären und ebenso war er sich der Tatsache bewusst, dass ihm das gerade ziemlich egal war. Außerdem glaubte er nicht, dass er Lars dadurch großartig aus dem Konzept brachte. "Oh und für den Fall, dass wir mal kurz nicht weiter kommen sollten, was ich stark bezweifle - Nervennahrung!" Er zauberte eine große Tafel Schokolade hervor und bot sie seinem Klassenkameraden auch gleich mal mit einem friedvollen Blick an.

Seine Worte tue ich wie immer nur mit einem Nicken ab, denn irgendwie interessiere ich mich nicht sonderlich für den Kerl, doch was meinte Minho? Ich soll offener sein, doch nicht bei solch einem Kerl. auf mich wirkt er nicht sonderlich interessant, er wirkt wie ein Mitläufer, der alles tun würde, um jemandem zu gefallen und sein Gefallen zu erwecken. Irgendwie ist das alles schon fast mitleiderregend. Sun sah sich den jungen Mann kurz an, typisch für sie beachtete sie ihn danach kaum noch und legt den Kopf wieder auf die Pfoten, wobei ich ein kleines Lächeln aufbringen kann, welches aber nur meinem Hund gilt. Meine schwarze Schönheit.
"Ich war gestern auch schon hier und habe scho neinen teil ausgearbeitet, zumindest den Teil in dem es um meine Kultur geht", meinte ich kurz zu ihm, denn nicht nur er ist vorbereitet, ich bin es auch. Denn ich mochte nichts wenig als wie nicht voran zu kommen, wenn ich mit etwas fertig werden will.
Als ich aber sehe wie er so viele Bücher vor sich hoch stapelt sehe ich nochmal zu ihm hin, und in meinem Blick liegt dieses mal wirklich etwas, nun ja, Verwunderung. als der Kerl auch noch Schokolade auspackt ist es um mich schon fast geschehen und ich sehe ihn nur groß an. "Du hast Schokolade dabei?", war meine schon fast ungläubige Frage und ich sehe ihn einfach nur leicht erfreut an, wobei ich ein kleines Stück von der Tafel abbreche und es mir zwischen meine Lippen schiebe, ihm direkt in die Augen sehe und anschließend schon fast etwas friedlicher Wirke. In dem Punkt bin ich wie ein hungriges Tier - gibt mir Schokolade und ich werde handzahm.
"Wie wollen wir das ganze aufbauen und aufziehen?", frage ich ihn anschließend einfach ruhig und sehe zu ihm hin, schnappe mir ein Buch und beginne es durchzublättern, mehr genervt von der Aufgabe als wie interessiert.

Ein gewisses Funkeln trat in Justs Augen als er hörte, dass auch Lars sich bereits ein wenig vorbereitet hatte. Momentan war Justus wirklich etwas hin- und hergerissen. Einerseits ließ sich gegen einen guten und ebenso ehrgeizigen Arbeitspartner kaum etwas einwenden, andererseits kam in ihm immer ein gewisser Ehrgeiz und Wettbewerbssinn hoch, wenn jemand ähnlich clever zu sein drohte, wie er. „Sehr gut“, meinte er trotzdem, klang dabei überflüssigerweise fast lobend. „Du kommst aus Korea, hm?" Neugierig blinzelte er den Jungen an, wobei sein Blick auch kurz zu dessen tierischem Begleiter huschte. Der Hund war wohl immer an der Seite des Jungen, zumindest soweit Just das bisher so gesehen hatte. Eigentlich wusste er wirklich gar nichts über seinen Klassenkameraden, was wohl auch kein Wunder war, denn Justus hatte eigentlich mit niemandem aus seiner Klasse wirklich etwas zu tun, außer eben Aaron. Für Lars galt allerdings auch nichts anderes. Er wusste nichts über Justus und dieser fragte sich für einen kurzen Moment, was wohl in dem Kopf des Anderen so vor sich ging, was er von ihm wohl hielt. Konnte ihm aber auch egal sein, also verschwand der Gedanke schnell wieder aus seinem Gehirn und machte Platz für Wichtigeres.
Eine Spur der Verwunderung tanzte über sein Gesicht, als er sah wie Lars auf die Schokolade reagierte. Einen Moment lang wirkte der Kerl ja fast wie ausgewechselt. Scheinbar hatte Just damit unbewusst bei dem Jungen ins Schwarze getroffen. Just beschloss das unkommentiert und den Jungen einfach futtern zu lassen. Stolz über seinen kleinen Erfolg wechselte sein Blick schnell wieder zu einem zufriedenen Ausdruck und er lächelte matt.
Froh darüber, dass es in der Bücherei meistens friedlich und still war, schnappte auch Justus sich eines der Bücher von seinem Jenga-Bücherturm und ging erst einmal präzise das Inhaltsverzeichnis durch. Nein, nein, falsch, brauch ich nicht, falsches Thema, passt da überhaupt nicht rein.. ah, da! Seine Finger blätterten nach der entsprechenden Seite. Lars Stimme drang zu ihm durch. „Keine essenziell unwichtige Frage..“, murmelte er ohne dabei aufzusehen. Zwar hatte er sich darum schon ein wenig Gedanken gemacht, aber das hatte er dann doch lieber mit Lars absprechen wollen, denn er hatte wenig Lust seine Pläne nachher wieder über den Haufen werfen zu dürfen. „Wenn ich vorschlagen dürfte: Wir sollten anfangs erst einmal ein paar Grundfakten nennen und das Thema richtig einleiten. Was für ein Thema, warum dieses Thema, warum ist es interessant und was wollen wir damit bezwecken? Dann kommt langsam schon dein Kulturteil. Spätestens hier zeigen wir dabei am besten ein paar Bilder, vielleicht sogar einen knappen Filmausschnitt, damit die Leute nicht schon am Anfang unter plötzlich auftretender Narkolepsie leiden. Anschließend sagen wir etwas zur Politik, den Gesellschaftsstrukturen und weisen auf Problematiken hin. Achja und ich wollte noch ein paar unbekanntere Fakten aus den Büchern entnehmen, damit wir auch auf neue Aspekte eingehen. Da müssen wir gleich erstmal kommunizieren, was uns am wichtigsten erscheint. Und am Schluss vielleicht noch ein passendes Zitat. Danach können wir noch auf Fragen eingehen, sollten noch welche anfallen und uns dann Zeit nehmen für eine Diskussion, an der sich mal wieder niemand beteiligen wird. Außerdem sollten wir noch ein Handout anfertigen, damit man dem Projektverlauf überhaupt folgen kann." Just war mal wieder in einen Redefluss geraten mit dem er so manchen Projektpartner in die Flucht geschlagen hätte. Trotzdem lehnte er sich mit einer inneren Ruhe und dem Buch in den Händen etwas zurück und sah Lars nun endlich an. "Irgendwelche Einwände?", fragte er bedächtig.

Seine Frage nach meiner Herkunft nicke ich nur, denn es ist ja mehr als offensichtlich, dass ich wohl nicht aus Österreich stamme mit meiner Optik, wobei ich dazu einfach nichts sagte, ich wollte nicht gleich wieder etwas genervt werden, auch wenn das schon fast mein "Grundzustand" ist aus dem kaum raus komme.
Als der junge Kerl auf meine Frage antwortet ziehe ich meine Augenbraue hoch und sehe ihn dabei skeptisch an, wobei ich anschließend einfach schmunzeln musste und ihn ansehe: "Und jemand wie du hat Freunde?", mehr musste ich dazu wohl nicht sagen, doch bei seinen Einwänden beginne ich ebenfalls zu sprechen und setze mich etwas bequemer auf den Stuhl, lege eine Fessel auf meinen anderen Oberschenkel und das Buch auf den entstandenen 'Tisch'.
"Hast du dir denn das Ganze vorgestellt in einer Bildschirmpräsentation? Dann würde ich nämlich vorerst erläutern wie wir zu unseren Ergebnissen gekommen sind, woher die Quellen stammen und ein kurzer Rückblick über die Problematiken beim Vergleich zweier Kulturen. Anschließend können wir, wie du sagst genauer darauf eingehen, warum, wieso und weshalb dieses Thema, hierzu gilt es zu sagen, dass ich die Fakten, wie du es nennst, mit Bildern unterlegen würde, da sonst das Problem besteht, dass die Leute ihre volle Aufmerksamkeit auf die Folien und nicht auf uns richten. Den kurzen Filmausschnitt finde ich etwas kontraproduktiv, immerhin bricht eine Masse an Jugendlichen danach gerne in Gequatsche aus und das brauche ich nicht. Stattdessen könnten wir zwischendurch eine kurze Anekdote bringen und irgendwann wieder auf das eigentliche Thema zurück schwanken um in die Richtung von Diagrammen und kurzen Analyseteilen, Vergleichsbildern und so weiter alles etwas genauer darzustellen, auf was wir raus kommen wollen. Gegen Schluss ein kurzes Schlusswort mit den Hard Fakts was genau unsere Kulturen verbindet und unterscheidet. So kommen wir locker auf die vorgegeben 30 Minuten Sprechzeit., mein Blick liegt auf dem anderen Kerl und ich nehme einen Schluck aus meiner mitgebrachten Wasserflasche, stelle sie auf den Tisch und stelle beide Füße auf den Boden, sehe ihm schon fast etwas provokant in die Augen und versuche nicht allzu herausfordernd zu wirken, denn in ihm hatte ich nun endlich einen würdigen Gegner was Wissen angeht.

Auf seine Frage hin bekam Justus nur ein Nicken. So viel dazu also. Scheinbar lag er richtig, Lars hätte ja auch aus einer anderen Gegend kommen können. Mehr würde er wohl aber auf diese Weise erst einmal nicht über ihn erfahren.
Just versuchte Lars nächste Bemerkung zu überhören und keinen verletzten Gesichtsausdruck abzugeben, wendete stattdessen kurz den Blick ab und sparte sich jeglichen Kommentar dazu. Trotzdem hörte er dem anderen aufmerksam zu, als auch er seinen monologischen Senf zu dem Thema abgab. „Ja, eine Bildschirmpräsentation ist, denke ich die beste Methode in diesem Fall. Oder willst du etwa etliche Plakate anfertigen?“ Justus unterdrückte ein Seufzen. Teilweise sagte sein Partner dasselbe wie Just und er fragte sich ernsthaft, ob der Junge ihm nicht richtig zugehört hatte. Trotzdem sagte er nichts dazu und nickte Lars Worte einfach ab. Es kratzte immer ein wenig an seinem Ego, wenn jemand seine Vorschläge infrage stellte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie noch mehr Schüler die Schulbücherei betraten und vor sich hin plauderten. So viel also zur Ruhe.
So langsam brauchte der Dunkelhaarige aber auch Nervennahrung, weshalb er sich etwas rüberbeugte und sich ein kleines Stück von der Schokolade abbrach. Allerdings war Just auch zufrieden hier keinen Idioten neben sich sitzen zu haben, der sich null für das Projekt interessierte. Das hier war doch mal was Neues. Ja, fast freute er sich sogar darüber, dass hier jemand neben ihm saß, der mit genauso viel Eifer bei der Sache war. Wenn auch deutlich genervter und ungeduldiger, wie es Just schien. Er sah es einfach als neue Herausforderung. Dementsprechend erwiderte er den provokanten Blick einfach mit einem ruhigen, aber auch ehrgeizigen Ausdruck in den Augen.
Als Lars fertig war, packte er erst einmal seinen Schreibblock auf den Tisch und angelte kurz nach einem Kugelschreiber. „Zugegeben, du hast auch gute Ansätze, aber wir sollten versuchen die sinnvollsten Vorschläge miteinander zu verbinden. Ich schreibe mal den roten Faden mit auf, bevor das hier in totaler Desorganisation endet.“ Wenige Minuten kritzelte Justus nur vor sich hin, ehe er Lars schließlich seinen Block zuschob. Er hatte Lars und seine eigenen Vorschläge miteinander verbunden, so wie er es für am sinnvollsten hielt. Um dem anderen etwas entgegenzukommen, hatte er beispielsweise auch den Filmausschnitt raus gestrichen und stattdessen standen an seiner Stelle nun die Diagramme, die Just tatsächlich für einen sinnvollen Vorschlag hielt, auch wenn sie die womöglich sogar selbst zusammenstellen mussten. Die Reihenfolge hatte er so angeordnet, wie sie sie ungefähr besprochen hatten, wobei er hier und da ein Fragezeichen oder eine Klammer gesetzt hatte. „Wenn wir die Thematik so anordnen und uns nicht zu lange mit den einzelnen Begriffen aufhalten, sollten wir so ziemlich exakt in der vorgegebenen Zeit liegen", erklärte er. "Einverstanden?", fügte er dann schließlich noch hinzu und schaffte es sogar zu einem kleinen Lächeln. "Wir können auch noch etwas verändern." Er wollte Lars nicht das Gefühl geben den Wortführer und Alleinentscheider mimen zu wollen, denn manchmal machte er das, ohne es selbst zu merken und wunderte sich im Nachhinein, warum die Leute genervt waren. Lars schien allerdings sowieso nicht der Typ zu sein, der das so einfach mit sich machen ließ. "Wenn wir Fachtermini einbringen, sollten wir aber auch nicht vergessen diese kurz zu definieren. Manche Leute haben ja noch nie eine Bücherei von innen gesehen..“, meinte er und strich sich durch sein zerzaustes Haar. „Und diese Anektdote? Hast du da eine parat?“, fragte Justus und zog sichtlich skeptisch eine Augenbraue nach oben.

Von Wort zu Wort wurde der Kerl mit etwas unsympathischer, doch ich bin einfach still. Am Einfachsten ist es wohl, still zu sein und einfach zusammen zu arbeiten, so weit es geht und soweit wir hier zurecht kommen würden. Das er einen roten Faden zusammen stellen will nicke ich nur und nehme nochmals einen Schluck aus meiner Wasserflasche.
Meine Einverständnis bekam der verdammt verquatschte Kerl mit einem einfachen Nicken. Wir würden nie mehr was gemeinsam machen, wenn ich nicht durch meinen Leistungsdruck dazu gezwungen wurde, so viel stand fest. Die Chemie, wie man es so geschwollen sagt, passt zwischen ihm und mir einfach kein Stück.
"Ich denke nicht, dass die ganzen Schüler aus unserer Klasse noch nie hier waren, immerhin waren wir in Diversen Stunden und Vorbereitungen gezwungen hier zu sein, da der Unterricht hier statt gefunden hatte", stelle ich nur schulternzuckend fest und schlage das Buch vor mir zu, lege es auf den Starpel in der Mitte und sehe ihm nochmals ruhig in die Augen: "Ich würde vorschlagen, du bearbeitest vorerst deine Herkunft, alle Punkte die wir bearbeiten wollen, anschließend vereinen wir die einzelnen stücke zu einem ganzen. Ansonsten werden wir hier gar nicht mehr fertig. , so setze ich mich dann gezwungenermaßen wieder ordentlich hin, atme genervt durch und beginne dann wirklich mir der Arbeit, wobei ich ja schon einiges vorgearbeitet hatte und so nur noch Feinheiten raus suchen musste.
"Auf die Schnelle nicht, da müsste ich nachforschen. Ansonsten können wir natürlich auch einfach Vorurteile nehmen und diese irgendwo untermauern oder einbrechen lassen", schwenke ich meinen Gedankengang um und ziehe kurz meine Cappy aus, streiche die Haare nach hinten und lasse sie anschließend wieder nach hinten um meine Cappy auszusetzen.

Kam ihm das nur so vor oder wurde der Kerl immer genervter und ruhiger? Hatte er etwas Falsches gesagt? Just ging in seiner Erinnerung seine letzten Sätze noch einmal durch, aber ihm fiel nichts ein, womit er ihm womöglich auf die Füße getreten wäre. Allerdings war er in dieser Hinsicht auch nicht gerade ein Sherlock Holmes. Vermutlich hatte er es auf die übliche Art vermasselt. Justus ließ seine Fingerknöchel knacken und nickte bloß abwesend bei Lars Bemerkung.
Wie es aussah, war der Junge zumindest einigermaßen konform mit seinem Vorschlag, auch wenn er es nicht wirklich sagte. „Das hatte ich vor“, entwich es ihm sofort. Verdammt, das hatte er so gar nicht sagen wollen und vor allem hatte es schroffer geklungen als gewollt, aber was machte der Kerl auch Anweisungen? Auch das genervte Ausatmen seines Nachbarn entging ihm nicht. Ohje, das war ja eine tolle Partnerarbeit. Vielleicht sollten sie einfach diese Sache so schnell wie möglich zu Ende bringen und dann ihres Weges gehen, aber die Atmosphäre kam Just gerade nicht besonders arbeitstauglich vor. „Du gehst wohl sehr gerne joggen, wenn du es so eilig hast fertig zu werden, huh?“ Er grinste schief. Es war ein lahmer Versuch die Stimmung wieder ein wenig von den Minusgraden herunterzuholen, die zumindest Justus glaubte zu verspüren. Dabei begann er auch seine Notizen zur Herkunft anzufertigen, wobei das nicht lange dauern würde, denn er hatte sich bereits Gedanken darüber gemacht, was er schreiben wollte. „Wenn wir nicht zufällig was in den Büchern finden, müssen wir das wohl“, stimmte er Lars Antwort zu. "Aber Vorurteile gibt es ja bekanntlich genug auf der Welt. Dazu etwas zu finden, wird also vermutlich nicht unser Problem werden", merkte er mit einem leicht bitteren Unterton an.
Während Justus seine Notizen in Rekordzeit anfertigte, fiel sein Blick unter dem Tisch erneut auf Lars tierischen Begleiter. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Hund fast mehr einem Wolf als einem Hund glich. "Was für eine Rasse ist das eigentlich?", fragte er neugierig mitten in die Stille hinein und deutete dabei auf den Hund, damit er Lars nicht völlig verwirrte mit seiner Frage.

"Ich bin gerne draußen und sie braucht auch ihre Bewegung", meinte ich ruhig und als ich sie, auch nur indirekt anspreche, sieht sie zu mir hoch, setzt sich auf und legt ihren Kopf auf meine Oberschenkel, wobei ein zartes Lächeln auf meinen Lippen entsteht, dass nur ihr gebührt. So hatte ich noch nie einen Menschen angegrinst.
Meine Stimmung wurde nicht besser und deshalb atme ich nochmals etwas genervt durch und raufe mir durch meine langen Haare. Justus ist hin und wieder etwas zu neugierig,, doch es ist okay so.
"Für Korea wäre typisch, das wir anscheinend alle Hunde essen", schon kam ein kleines Lächeln auf meinen Lippen hoch und dieses mal galt es schon fast Justus, wobei, warum auch immer, der Kerl ein wenig etwas von einem Beschützerinstinkt in mir hoch kocht, was ich aber gleich wieder runter schlucke und froh bin, als er meine Hündin anspricht. "Sie ist eine Mischung aus Husky und Wolf", meinte ich ruhig und kraule sie sanft hinter dem Ohr, wobei sie mir sanft über den Unterarm leckt.  "Alles gut mein Engel", flüstere ich und sie sieht mich nur groß an. Ich denke an Minhos Worte. "Willst du... Nachher mit kommen? Ich kann auch nur Spazieren gehen. Oder wander?", meine Augen waren sehr fragend und doch unsicher, vorsichtig und anschließend beiße ich mir leicht auf meine Unterlippe.

Justus nickte verständnisvoll. Dass man einfach mal frische Luft brauchte, konnte er nachvollziehen und das mit der Bewegung zumindest ansatzweise. Zumindest bei einem Hund war es absolut nachvollziehbar und lag eben in seiner Natur. Aus dem Augenwinkel beobachtete Just wie der Junge auf seinen Hund reagierte – und umgekehrt. Irgendwie wirkte es unglaublich vertraut und liebevoll. Tiere schienen es zu schaffen im Menschen eine andere Seite hervorzuheben, das hatte Justus schon öfters beobachtet. Es war ein durchaus interessantes Phänomen, dachte er, wandte sich aber wieder ab und schrieb eifrig weiter. Nicht, dass Lars ihn noch für einen Kandidaten zum nächstbesten Stalker hielt.
Lars hatte gleich mal ein Beispiel in puncto Klischee parat. Justus schnaubte, halb belustigt, halb unbegeistert über das Thema. „Tja, ein durchaus gutes Beispiel, das ganz sicherlich nicht auf alle Koreaner zutrifft. Und, das vermute ich mal ganz verwegen, auf dich erst recht nicht. Schließlich wäre es angesichts der Tatsache, dass du selbst einen Hund besitzt, ein wenig makaber ebenfalls einen auf dem Mittagsteller liegen zu haben“, meinte er mit einem Seitenblick auf Lars Hund. Seine Stimme hatte mal wieder einen etwas zu sachlichen Tonfall angenommen. Just überlegte ob ihm ein typisches kalifornisches Klischee einfiel. Sofort fielen ihm die typischen Hollywood Promis des exotischen Außenpostens ein. Und da gab es ja noch soo viel mehr Klischees. Justus schmunzelte bei dem Gedanken leicht und ließ weiter seinen Stift über das Papier wandern.
„Ah ein Wolfshybrid, das erklärt das Aussehen“, erwiderte er, froh darüber, dass Lars ihm überhaupt eine Antwort gegeben hatte. „Ist ja interessant! Wie kommst du denn zu ihr? Und wie heißt sie?“ War es nicht sogar etwas selten solche Hybriden als Haustier zu haben? Immerhin galten manche ihrer Art als womöglich gefährlich, da sie eben auch noch viel Wolf innehatten. Zumindest hatte Justus das schon öfters gelesen. Umso neugieriger hatte er deshalb den Kopf wieder gehoben, nachdem er sein letztes Wort aufgeschrieben hatte. Erwartungsvoll sah er Lars in die Augen, fast so als warte er gespannt darauf, dass dieser ihm nun eine super Geschichte erzählte.
Just hatte nun wirklich mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem Angebot mitzukommen. Das brachte ihn sichtlich aus dem Konzept, auch wenn er versuchte es zu verbergen. Sein ungenierter, direkter Blick glitt davon und die hellblauen Augen wanderten durch den Raum wie Scheinwerfer. Doch schnell fing er sich wieder, wollte er dem Anderen doch nicht unbedingt mit einem Zaunpfahl ins Gesicht klatschen , wie überrascht er über das Angebot war. Vielleicht half ihm dabei sogar die Tatsache, dass Lars auch irgendwie verunsichert wirkte. „Uhh, tja, wenn du das ernst meinst und mich wirklich mitschleppen willst, wird es wohl sowieso zwangsläufig früher oder später zum Spaziergang werden. Eher früher. Ich bin nicht so der Überflieger bei sportlichen Aktivitäten. Und ich bleibe gerne mal stehen, um Fotos zu machen, wenn ich meine Kamera dabei habe“, antwortete er kleinlaut und strich sich ein paar verirrte Haarsträhnen aus den Augen. „Wenn dir das allerdings wirklich nichts ausmacht, nehme ich das Angebot natürlich an und versuche mich anzupassen“, fügte er schnell hinzu, zwar unsicher, ob das nun wirklich die beste Idee war, aber schon alleine, weil das seiner Höflichkeit entsprach. Und aus Neugier. Und vielleicht auch, weil ihn das Angebot freute, wobei er hoffte, dass Lars ihn nicht nur gefragt hatte, weil er nicht unhöflich sein wollte und eigentlich fest auf eine Absage gewartet hatte.
"Soviel übrigens zur Herkunft", murmelte er und schob seine bisherigen Notizen etwas zu Lars hinüber. Nicht, dass der doch noch dachte, dass sie hier gar nicht voran kamen.

"Ich habe es schon mal probiert, doch es schmeckt nicht", meinte ich nüchtern und zucke mit den Schultern, lehne mich wieder an den Stuhl und lege den Kopf kurz in den Nacken und fahre meine Haare nach hinten und sehe Justus nochmals an.
Warum auch immer schießt mir nun Minho durch den Kopf, die Wärme des jungen Mannes und die Worte, die er mir gegenüber immer bringt und alles was er für mich tut, schüttle anschließend den Kopf und sehe ihn wieder an.
"Ich habe sie mit zwei Wochen bekommen und mit der Flasche groß gezogen... Ich hab sie im Wald gefunden. Und sie heißt Sun", erzähle ich schon etwas freundlicher und mache anschließend weiter: "Sie ist eine Art Assistenz Hund, deshalb darf sie überall dabei sein", meinte ich ganz leise und streiche über ihr Fell und vergrabe meine Hände in ihrem Fell, grinse ihn an.
"Du kannst gerne mir kommen", meinte ich etwas ruhiges und sehe ihn kurz an, lese mir danach eine Aufzeichnungen durch, denn meine lagen ja schon bei ihm.
"Vielleicht musst du dann ein wenig joggen, aber das hat noch keinem geschadet",meinte ich etwas zu trocken und streiche nochmals über den Zettel den er mir gegeben hatte und reiche ihn ihm zurück, schnappe mir meinen Laptop und fahre ihn hoch, um anschließend an der Präsentation zu arbeiten, die wir vorgesehen hatten.
"Ich würde mal mit der Präsentation anfangen, du kannst ja zu mir rüber kommen und zusehen", schlag eich einfach vor, immer darauf bedacht, freundlich, höflich und offen zu sein.

Einen Moment blinzelte Justus irritiert über diese Aussage vor sich hin, doch dann konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Manche hätten diesen Spruch wohl eher erschreckend gefunden, aber Just mochte diese unverfrorene Art irgendwie. Bei solchen Leuten musste man nicht darauf achten die Gefühle anderer mit jedem einzelnen Wort womöglich wie einen dünnen Ast zu durchbrechen.
Ehrlich interessiert hörte er sich an wie Lars zu seiner Hündin gefunden und sie großgezogen hatte. "Im Wald..", wiederholte er leise und dachte nach, behielt seine Gedanken aber ansonsten für sich. "Ich verstehe. Assistenz Hund für..?", hakte er nonchalant nach.
Lars schien es jedenfalls mit seinem Angebot ernst zu meinen. "Es sind schon Leute beim joggen gestorben", warf Just fachmännisch ein. Einverstanden war er trotzdem. "Dann lass uns mal sehen, dass wir hier fertig werden. Damit diese körperliche Betätigung wenigstens in der Sonne stattfinden kann."
Lars Angebot die Präsentation zu machen war wirklich nett, aber Just war nicht der Typ, der gerne anderen seelenruhig beim arbeiten zusah während er selbst nichts machte. Vermutlich wären ihm dann eher etliche Handgriffe aufgefallen, die er anders gemacht hätte. Wenn er allerdings nebenbei auch noch etwas zu tun hatte, würde er sich mit Ratschlägen sicher zurückhalten können. Zumal er Lars plötzlich doch recht nette Art nicht gleich wieder vertreiben wollte. "Wie wäre es, wenn ich parallel zu der Präsentation schon einmal das Handout anfertige?", schlug er vor. "Das müssen wir ja sowieso abgeben." Er legte die Notizen von Lars und seine Eigenen bereit und kam zu Lars rüber, der bereits seinen Laptop vor sich aufgebaut hatte.

Justus schien kein Problem mit meiner Ehrlichkeit zu haben und deshalb, genau deshalb, wurde er mir irgendwie nochmals sympatischer, was er, warum auch immer, schon von Anfang an war. Er schien nicht so, als könnte man ihn mit nur einem falschen Blick verletzen, sondern viel mehr so, als könnte man schon fast auf ihn einprügeln und er würde einen immer noch ziemlich treuseelig ansehen, was er ganz sicher ist.
"Epilepsie", meinte ich knapp und Sun hebt ihren Kopf, setzt ich auf und legt den Kopf sehr sanft auf meine Oberschenkel, wobei ich sie nur lächelnd weiter kraulen konnte und anschließend wieder versuchen mich zu konzentrieren. "Nicht, dass du mir noch zu müde bist", versuche ich schmunzelnd und mich irgendwie zusammen zu reißen, was nach einiger Zeit immer weniger klappen wollte. Schon fast zufrieden streife ich durch meine Haare und sehe nochmals zu ihm. "Sehr gerne, dann muss ich das nicht machen, die Grammatik ist noch nicht immer mein Freund", mein Lächeln wurde immer wieder breiter und ich tippe noch ein paar Minuten auf meinem Laptop rum, vielleicht auch eine halbe Stunde und ich schaffe es dann fertig zu werden und Justus die Präsentation zuzudrehen: "Schau sie dir mal durch, dann sehen wir, ob wir es so lassen können oder nicht"

Fast war er etwas erleichtert darüber, dass Lars sich bisher nicht über seine neugierige Fragerei beschwert hatte. Da waren ihm auch schon ganz andere Reaktionen untergekommen. Allerdings konnte es ihm andererseits doch auch egal sein, was dieser Junge oder überhaupt irgendjemand von ihm dachte, oder nicht? Wie so oft war Justus ein wenig verwirrt über manche seiner Gefühlsregungen. Er schob die Unsicherheit jedoch beiseite und konzentrierte sich mit festem Blick auf das Geschehen und auf Lars Worte.
Nun erfuhr er auch weshalb Sun unter anderem an der Seite des Jungen war. Durch Justus Kopf gingen sofort sämtliche Informationen, die er zum Thema Epilepsie aufweisen konnte. Und schon fing er fast automatisch an zu reden. "Epilepsie.. eine ziemlich vielfältige Erkrankung des zentralen Nervensystems. Chronisch. Dabei sind die Symptome wiederholte epileptische Anfälle, die recht unterschiedlich sein können und aus diesem Grund -", Justus stockte und hielt mit seinem sachlichen Tonfall inne. Konnte er solche Gedanken nicht zur Abwechslung auch mal für sich behalten? Lars brauchte vermutlich nicht unbedingt einen sprachlichen Lexikoneintrag über seine eigene Krankheit. "Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein", murmelte er kopfschüttelnd während er beobachtete wie Sun sich von ihrem Herrchen kraulen ließ. "Ich wusste nicht, dass es auch Assistenzhunde gibt, die zum Teil Wolf sind", dachte er laut nach. Lars schien mit seinem Hund wirklich ein anderer Mensch zu sein. Vielleicht lag es auch daran, dass er momentan wohl generell etwas aufzutauen schien. Er wirkte nicht mehr so genervt und lächelte sogar. "Ich bin total wach! Zu jeder Zeit. Fast", behauptete Justus mit einem schiefen Grinsen, welches recht schnell wieder verschwand.
"Kein Problem, dann werde ich das erledigen." Just freute sich, dass sein Vorschlag auf Zustimmung stieß und er etwas Sinnvolles machen konnte. Also arbeitete er parallel zu Lars Präsentation das Handout aus. Es war ein ruhiges nebeneinander her arbeiten, was Just durchaus als angenehm empfand. Auch weil es um sie herum in der Bücherei wieder leiser geworden war. Lars brauchte nicht allzu lange, aber zumindest lang genug um sich wohl Mühe zu geben. Justus hob den Kopf, strich sich die Haare aus der Stirn und beugte sich näher zu seinem Nachbarn rüber um die Präsentation besser durchgehen zu können. Erneut stellte sich heraus, dass Lars kein schlechter Arbeitspartner war. "Super! Okay.. ich gehe das mal kurz durch und gleiche dabei auch gleich die Reihenfolge mit dem Handout ab", murmelte er etwas abwesend und versank auch schon im Lesefluss, im Bestreben auch den kleinsten Fehler zu entdecken, falls es denn einen gab. Mit einem unterdrückten Gähnen griff er blind nach der Schokoladentafel, was jedoch eher in blindem Umhertasten endete, als in einem wirklichen Erfolg. "Wir sind eigentlich ziemlich schnell voran gekommen.. fehlt jetzt noch etwas?", gab er von sich ohne Lars dabei anzusehen.

Ganz langsam schieben sich meine Augenbrauen immer weiter nach oben, als Justus anfängt mir schon fast einen Wikipediareifen Artikel an den Satz zu werfen, was meine Krankheit angeht, doch ich wusste, dass er auch mal wieder atmen muss und so schüttle ich schon fast amüsiert den Kopf: "Ich glaube ich weiß alles über meine Krankheit, aber danke, dass du mich nochmals aufklärst", anscheinend klappt das mit dem "nett" sein immer besser und ich musste nicht mehr so ganz verkrampft sein, was das alles angeht, ich meine, es fällt mir schon fast schwer genug nicht aufzustehen und zu gehen, denn seine besserwisserische Art konnte echt nervig sein.
"Man kann aus allem und jedem alles machen, aus einem Analphabeten einen Arzt und aus einem Wolf einen Assistenzhund.", ich sehe von meiner Hündin hoch zu ihm, "Alles was man dazu braucht, ist die Beharrlichkeit und den Willen Rückschläge zu verkraften und am Punkt weiter zu arbeiten, wo man davor war", ich musste dazu glaube ich nicht mehr sagen, denn mehr wollte ich auch nicht, das würde ihm ganz sicher auch klar sein.
Justus schien sogar ein kleines Grinsen für ihn über zu haben und so sehe ich ihn nochmals kurz an, bevor ich wieder mit meiner Nase im Bildschirm verschwinde, meine Hündin am Boden und mein Kopf beim Vortrag, wobei Justus zumindest zufrieden scheint, als ich ihm das ganze Zeug zeige nehme ich einen großen schluck aus meiner Wasserflasche und stelle sie wieder neben mir ab. "Ich glaube, wir haben alles. Es ging eigentlich eh ziemlich schnell voran, ich hätte nicht gedacht, dass wir noch so schnell fertig werden", stelle ich ziemlich neutral fest und schiebe ihm dann die Schokoladentafel unter die Finger, damit er sie finden würde und lehne mich anschließend im Stuhl zurück und genieße den Moment Ruhe zwischen uns dreien.

"Kein Problem", erwiderte Just selig bis ihm dann einfiel, dass Lars Dank wohl eher weniger ernst gemeint war. Innerlich schlug er sich gegen die Stirn, äußerlich zuckte er nur unbeeindruckt mit den Achseln. "Ich kann das nicht wirklich lassen..", murmelte er schon fast kleinlaut, froh darüber, dass Lars ihm nicht wirklich böse war. Zumindest schien es so. Richtig gut einschätzen konnte Justus weder diesen Jungen, noch sonst irgendwen. Vielleicht plante Lars ja innerlich schon seinen Fluchtplan um möglichst schnell seiner fragwürdiger Gesellschaft zu entkommen?
"Stimmt wohl. Das ist eine durchaus gute Einstellung. Man sollte nicht so einfach aufgeben, wenn man ein Ziel vor Augen hat, selbst wenn es womöglich viel Arbeit ist ausgerechnet einen Wolf zum Assistenzhund zu machen. Hauptsache man lässt sich nicht unterkriegen und die Herausforderung daran ist doch grade das Interessante dabei", stimmte Just den Worten seines Klassenkameraden zu. Das ein oder andere hatten sie beide wohl doch gemeinsam. Zumindest Justus war ein sehr ehrgeiziger Mensch, der Herausforderungen mochte und sich ungern unterkriegen ließ. Wenn etwas zu einfach war, war es doch langweilig!
Während er fertig las, schob Lars ihm die Schokolade unter die Finger, was er mit einem etwas überraschten, aber dankbaren Gesichtsausdruck abnickte. "Beharrlichkeit und Engagement eben", stimmte er mit einem leichten Lächeln zu und schob sich noch ziemlich abwesend ein Stück der Süßigkeit in den Mund. Eine Minute lang blieb es noch still, dann sah Justus Lars endlich wieder an und lächelte kaum merklich. "Wie es aussieht, sind wir wirklich schon fertig. Wenn du möchtest, können wir uns innerhalb der nächsten Tage auch nochmal treffen um den Vortrag durchzugehen, aber ich denke das bekommen wir auch so gut hin." Zufrieden lehnte der Dunkelhaarige sich zurück. Er war froh darüber, dass das gemeinsame Arbeiten, wie er es prophezeit hatte, so schnell abgelaufen war. Zum einen, weil er damit recht behielt und zum anderen, weil es eventuell sogar bedeutete, dass Lars und er gar keine so schlechten Arbeitspartner darstellten und besser miteinander klar kamen, als gedacht. Klar, vielleicht war das auch Einbildung oder sogar so etwas wie Wunschdenken, aber das war ihm für den Moment erst einmal egal. "Nun.. heißt das, du möchtest jetzt nach draußen?", fragte er. Irgendwie ging er immer noch davon aus, dass Lars im Laufe des Gesprächs nur höflicher geworden war und keine Lust hatte Just wirklich mitzuschleppen. Deswegen begann er nur zaghaft und langsam seine Bücheransammlung wieder einzusortieren. Eilig hatte er es jedenfalls nicht, egal wo es nun hin ging.

"Schon okay, nur denke ich, ich weiß darüber genug", trocken wie selten jemand sprechen konnte kamen diese Worte zwischen meinen Lippen hervor und genauso sehe ich ihn an, versuche ein kleines Lächeln, das aber eher in einer waagrechten endet als so etwas zu werden, wie ich es gerne gehabt hätte.
"Ganz ehrlich, das Leben ist schwer genug. Da muss man es sich nicht umsonst noch Schwierigkeiten machen", meinte ich nochmals zu ihm und sehe tatsächlich nochmals in die Augen des jungen Kerls mir gegenüber. "Ich muss das nicht durchgehen", mehr kommt von mir nicht und würde von mir auch nicht kommen, ich meine, was soll ich noch sagen?
"Ja, lass uns gehen. Ich brauche Bewegung. Hast du was an wo dir dazu passt oder willst du dich nochmal umziehen?, Freundlichkeit ist für normal nichts was mir sonderlich am Herzen liegt und auch aus diesem Grund wirkt das alles ein wenig fahrig und schon fast tollpatschig. Insofern eine Stimme tollpatschig klingen kann.
Als meine verrückte aufsteht tue ich es ihr gleich und lächle sie warm an, streiche ihr durch die weiche Fellstruktur."Wieviel Ausdauer hast du?", frage ich ihn, um heraus zu finden, wie weit ich mit ihm gehen konnte.

Justus nickte nachdenklich. Klar, brachte es nichts, sich das Leben unnötig zu erschweren, aber hin und wieder schien es beinahe notwendig zu sein, wollte man weiter kommen. Wie erwartet hatte Lars auch nicht vor die Sachen noch einmal durchzugehen, was Justus einfach abnickte. Damit hatte er gerechnet und sah darin auch kein Problem. Sie waren beide nicht unbedingt blöd und würden es mit Leichtigkeit schaffen ihren Vortrag richtig und kompetent zu halten.
Lars Frage brachte Just irgendwie aus dem Konzept. Die Sache mit der Kleidung hätte er gar nicht bedacht. "Ähm", er räusperte sich, "Ich denke das geht schon. Mit einer anderen Hose werde ich auch nicht viel beweglicher. Aber vielleicht ziehe ich mir trotzdem noch etwas Lockereres an, wenn ich sowieso noch meinen Kram wegpacke." Er zeigte auf seine Tasche, die er jetzt fertig gepackt hatte. Irgendwie war das hier gerade schon etwas ungewöhnlich, fand Justus. Wahrscheinlich wirkte diese Unterhaltung zwischen ihnen generell ein wenig unbeholfen und er war schon fast froh darüber, dass ihnen gerade keiner zuhörte. Und trotzdem fühlte er sich zumindest einigermaßen wohl. Noch. So langsam hatte er das Gefühl Lars wollte ihn quer durch die Stadt jagen. "Wenn ich unter lebensbedrohlichen Zuständen leide, kann ich eine überraschend große Ausdauer aufweisen. Andernfalls.. weniger", antwortete er umständlich und stand nun ebenfalls auf. Sein Blick flog quer über die Buchregale und wieder zurück, nur nicht zu Lars. Just war absolut kein Fan davon seine Schwächen darzulegen, aber ehrlich wollte er trotzdem sein und Lars würde nachher ja sowieso selbst merken, wie er sich machte. "Aber du musst dich auch nicht unbedingt wegen mir anpassen. Tu einfach.. was du tun willst", murmelte er. Himmel, hörte sich das merkwürdig an! "Wenn du möchtest, kannst du vor dem Eingang auf mich warten, außer du musst auch noch deinen Kram wegpacken", schlug er vor, diesmal wieder mit deutlich festerer Stimme, wobei er Lars kaum merklich anlächelte. Dann nahm er seine Sachen und stapfte nach draußen.

"Eben, ich meine, ich ziehe mich auch noch um und danach können wir direkt los", meinte ich schon fast enthusiastisch, denn ich wollte wirklich los legen, los rennen und weiter kommen, wie ich bisher gekommen bin. Vielleicht kennt Justus sich hier etwas aus und konnte mich, im weitesten Sinne, herum führen und mir zeigen, wo was ist und wo welche Joggingwege wo sind, auch wenn er lieber wandern wollte, bin ich dabei, ich würde alles machen, was mit Sport zu tun hat und mich etwas auspowert.
"Dann wirst du jetzt regelmäßig mitkommen, damit du etwas davon abbekommst", meinte ich schon fast bestimmend und hoffe, dass er nicht Nein sagen würde. Ich wollte nicht immer alleine unterwegs sein, auch Minho konnte ich nicht immer aus dem Zimmer klopfen, denn auch mein bester Freund sollte mal Ruhe von mir bekommen. "Ausdauer ist etwas, das man trainieren kann und was man ausbauen kann", stelle ich nochmals fest.
"Wir haben die Zimmer gegenüber, wenn du fertig bist, kannst du klopfen", meinte ich nur ruhig, denn ich musste irgendwo noch das Geschirr von Sun suchen, das ich in einem Koffer liegen hatte und nicht wusste, wo ich den Koffer hin gepackt hatte. Als Justus dieses leichte Lächeln auf den Lippen trägt sehe ich ihn kurz schon fast irritiert an und stehe danach auf, tappe hoch zum Zimmer und ziehe mir eine bequeme Hose an, ein lockeres Top und darüber eine Weste, Sun ziehe ich ihr Geschirr über und streiche ihr sanft über den Kopf. "Das wird schon werden Mädchen, am Abend gehen wir wieder alleine", drei bis vier mal am Tag Sport - für mich eine Leichtigkeit. Die Erste Runde drehe ich meistens alleine Mit Sun in den frühen Morgenstunden, die Zweite in der Mittagspause, die Dritte am Nachmittag und die Vierte irgendwann Nachts, nach dem Lernen und Arbeiten. Irgendwann dazwischen kam dann noch einiges an Krafttraining und Kampfsport. Für mich, der ganz normale Wahnsinn.

Wie es schien konnte Lars es kaum erwarten los zu ziehen und sich einen Wolf zu rennen. Justus Gefühl wurde dabei eher mulmiger, was er jedoch weiterhin gekonnt zu ignorieren gedachte. Das Lars plötzlich meinte, das er ab jetzt regelmäßig mitkommen sollte, brachte ihn jedoch wirklich aus dem Konzept. Das kam so.. plötzlich und unerwartet. Irgendwie war Just sich einfach noch immer sicher, dass Lars froh war, wenn er erstmal wieder seine Ruhe vor Just hatte. Der Dunkelhaarige räusperte sich um erstmal über eine geeignete Antwort nachzudenken. Keinesfalls wollte er verunsichert wirken, obwohl er genau das gerade war. "Nunja, vielleicht solltest du erst einmal die erste gemeinsame sportliche Aktivität mit mir abwarten bevor du solche Entschlüsse ziehst. Nicht, dass du dich am Ende wieder umentscheiden musst, weil es dich sonst zur völligen Verzweiflung treibt", meinte er umständlich und schmunzelte leicht. Das Ausdauer durchaus ausbaufähig war milderte seine Bedenken hierbei nur gering. Irgendwie wunderte es ihn außerdem, dass Lars sich bewusst darüber war, dass ihre Zimmer gegenüber lagen. Aufgefallen war ihm das ebenfalls. Klar, so etwas fiel einem irgendwann wohl zwangsläufig auf, doch die meisten Schüler achteten nicht wirklich auf Justus und so brachte ihn diese Kleinigkeit sogar zu einem weiteren flüchtigen Lächeln, welches er jedoch dem Boden sendete. Lars sah ihn ja sowieso schon so verwirrt an. "Gut, bis gleich."
Kaum war Lars verschwunden und hatte ihn irgendwie leicht überfordert zurück gelassen, schleppte auch Just seine Bücher zurück auf sein Zimmer, in dem gerade eine gespenstische Stille herrschte. Einen kurzen Moment erlaubte er sich die Ruhe zu genießen, während er seine Bücher alphabetisch wieder in sein Sortiment einsortierte. Dann schnappte sich Just ein schwarzes T-shirt und eine irgendwie sporttauglich wirkende Hose aus dem Schrank, zog sich um und nahm sich noch eine Flasche Wasser mit ehe er auf den Flur trat und kräftig gegen Lars Tür klopfte. "Bist du soweit?", ließ er selbstsicher durch die verschlossene Tür vernehmen.

"Ich gehe mindestens drei mal am Tag laufen, glaub mir, einmal kann ich es verkraften weniger zu machen", meinte ich ganz ruhig und streiche mir durch die Haare, die dann auch endlich wieder dort halten und mich nicht weiter belästigen.
Ich hatte meine Sportkleidung an, die eigentlich immer gleich aussah. Eine schwarze Jogginghose und ein Tanktop in anthrazit. Meine Hündin wird immer etwas ungeduldig wenn ich mich anzog, denn dann wusste sie, dass wir gleich los legen, doch irgendwie konnte ich mein Oberteil nicht finden und höre es klopfen: "Gleich, komm rein", meinte ich nur ruhig und schicke meinen Hund auf ihren Platz, wo sie sich bereitwillig hin legt und die Türe anstarrt wer da rein kommt. "Ich finde nur mein Oberteil nicht", murmelte ich mehr zu mir selbst, wobei einen das ganz schön wundern konnte, denn alles was mir gehört liegt penibel und genau aufgeräumt an seinem Platz. Mit einem schon fast genervten Ausdruck in den Augen gehe ich zu dem Kleiderschrank zu, auf welchem mein Name steht und werfe die Türe auf, suche ein neues Oberteil und schüttle leicht meinen Kopf. "Gut, wir können los", mit diesen Worten schlüpfe ich in meine Laufschuhe und nicke in die Richtung meiner Hündin, die gleich aufspringt und zu mir kommt, ungeduldig, dass es hoffentlich bald los gehen würde. "Dann gehen wir nur eine kleine Runde, nicht das ich dich heim tragen muss"

Wie jemand auf die Idee kam, nicht nur einmal, sondern gleich dreimal wie ein Irrer durch die Gegend zu rennen und sich anzustrengen, konnte Justus nicht verstehen. Vorallem fragte er sich, wie der Junge es dann überhaupt schaffte auch noch Zeit für andere Dinge zu finden. Noch während er darüber nachdachte, hörte er eine gedämpfte Antwort durch die Tür. Vorsichtig öffnete Just die Tür und schob sich in Lars Zimmer. Dieser war ganz offensichtlich auf der Suche nach seinem Oberteil. Justus, der nicht wirklich wusste, wo er den Blick hinrichten sollte und seine Augen deshalb unkontrolliert von Lars über das Zimmer wieder zurück zu Lars schwirren lies, konnte ihm dabei auch nicht wirklich helfen. Alles sah ordentlich aus, aber woher sollte er denn wissen, welches Oberteil der Junge überhaupt meinte? Schließlich riss Lars einfach ungeniert seinen Schrank auf um sich was anderes zum Anziehen zu suchen. Auch eine Möglichkeit. "Schönes.. Zimmer", meinte Just und sah sich neugierig um. Irgendwie angenehm mal ein so ordentliches Zimmers zu betreten. Es gefiel Just, wenn alles seinen Platz hatte und eine gewisse Ordnung aufwies. Wie Lars wohl mit seinen Mitbewohnern klar kam? Als Lars mit einer schnellen Bewegung in seine Laufschuhe glitt, war Just schon fast froh darüber, dass sich zumindest seine Sportschuhe gefunden hatten. So machte er zumindest keinen komplett unsportlichen Eindruck.
Lars Hündin schien um einiges begeisterter darüber zu sein, dass es jetzt zur Bewegung kommen sollte. Sie schien es kaum erwarten zu können und ihre Freude war irgendwie schön mitanzusehen. Fast ermunterte sie Just ein wenig. Typisch Hund eben. "Tragen? Es reicht auch, wenn du mich im Notfall hinter dir her ziehst", meinte der Schwarzhaarige mit einem Schmunzeln. Zusammen liefen sie durch das Internatsgebäude und erreichten schließlich den Ausgang. "Warum machst du das eigentlich? Ich meine, Sport, klar. Warum jemand Sport macht ist mir natürlich bewusst und ich sehe die positiven Seiten. Aber so oft? Normalerweise gehen doch nur Leute so oft trainieren, wenn sie vorhaben an irgendetwas Großem teilzunehmen." Dachte er zumindest. Just blieb kurz stehen und sah Lars fragend an. "Wo lang?"

"Sieht glaube ich aus wie jedes andere Zimmer, nicht?", frage ich warm und streiche nochmals durch meine dunklen Haare und nehme nochmals einen Schluck aus meine Wasserflasche und genieße es kurz, dass jemand nicht wusste, wo er hin schauen wollte, "Nett wie du versuchst alles anzusehen, nur nicht mich", musste ich dazu noch etwas sagen? Nicht oder. Als ich dann endlich alles an habe, was ich brauche, meine Hündin sich endgütlich nicht mehr halten kann und auch Justus anscheinend so weit ist endlich los zu legen, kratze mich kurz an meinem Nacken, warte ab, was Justus noch so sagen wird, denn ein Mann der Großen Worte war ich noch nie. Ich mag Menschen auch nicht sonderlich. Frauen sind okay fürs Bett, doch was anderes musste ich mit Menschen nicht unbedingt am Hut haben.
"Keine Angst, zur Not lasse ich dich liegen und komme dich dann irgendwann wieder abholen", dabei wäre er ganz sicher nicht der erste. Doch er ist der Erste, den ich von mir aus gefragt habe, ob er mit kommt zum Joggen, meistens meinen irgendwelche Weiber, dass sie mit mir gemeinsam Joggen gehen müssen um sich selbst was zu beweisen.
"Ich will an nichts teil nehmen, ich brauche etwas, um alles raus zu lassen. Verstehst du? Ich liebe es wenn nach dem Joggen meine Lunge brennt, wenn meine Muskeln weg knicken, wenn mein Körper aufhört zu funktionieren und ich ihn dann nochmals weiter pushen kann", stelle ich warm fest und lache kurz auf, "Das Training ist mein Ausgleich, mein… Ritalin um es so zu nennen. Oder wohl eher mein Anti Depressiva", ich bin ein Workaholic, ein Sportfreak, ein fröhlicher Mensch, ein Mensch, der leben und lieben will, doch ich kann es nicht und ich werde es auch nie können.
"Hier Links", schmunzle ich und beginne in einem moderaten Tempo zu joggen, damit Justus sich erst mal einlaufen kann. Mal sehen wie lange er durchhält

"Ordentlicher als die meisten würde ich sagen", erwiderte Just. Das Lars sein konzentriertes Wegsehen so bemerkt hatte und es auch noch direkt ansprach, führte dazu, dass er sich irgendwie ertappt fühlte. Und keine Ahnung hatte, was er dazu sagen sollte. Also versuchte er nicht allzu verlegen auszusehen während er schwieg und hoffentlich nicht rot anlief. Himmel, in sowas war er wirklich nicht gut. Sonst redete er gerne mal viel und war selbstbewusst, aber in solchen Situationen war seine Schlagfertigkeit und Redegenwandheit irgendwie dahin.
"Zu freundlich", schnaubte er, halb belustigt, halb schmollend. "Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass ich in der Zeit nicht gekidnappt werde."
Lars lieferte ihm eine Antwort auf seine Frage, die Just zumindest zum Teil verstehen konnte. Zumindest machte sie ihn irgendwie neugierig. "Dies ist nicht gerade meine bevorzugte Art des Stressabbaus, aber nachvollziehbar erscheint es mir trotzdem. Benötigt nicht jeder so irgendetwas, was ihn vielleicht auch mal an die Grenzen treibt, einfach um einen Ausgleich zu haben zum Alltag und um alles mal rauszulassen und sich auszupowern?", philosophierte er schon fast. Insgeheim fragte er sich, was er selbst wohl diesbezüglich tat. Viel Zeit um darüber nachzudenken nahm er sich allerdings nicht mehr, denn nun hies es laufen. Justus gehorchte Lars Richtungsanweisung und begann ebenfalls schneller zu laufen um sich an den Anderen anzupassen. Kaum hatte er zu joggen begonnen, kam er sich irgendwie etwas dämlich vor. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war es kompletter Unsinn, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass man ihm ansah, dass er einer der unsportlichsten Menschen unter der Sonne war. "Und was für Aktivitäten bevorzugst du sonst so, wenn du nicht gerade durch die Gegend rennst und deinen Körper malträtierst?", fragte er neugierig. Solange er noch gut mithalten konnte, konnte er die Zeit ja wenigstens noch ausnutzen um seinen Mitschüler besser kennen zu lernen. Sobald der das Tempo ordentlich erhöhte, würde Just vermutlich sowieso kein Wort mehr heraus bekommen.

"Glaub mir, da kommen Energiereserven hoch mit denen du weg rennen kannst", schmunzle ich. Irgendwie vermisse ich in diesem Moment Minho, doch er meinte selbst, ich solle mir auch andere Freunde suchen.
"So ist es. Früher hab ich das mit Alkohol gehalten und deshalb ist es mir lieber, es so zu handhaben. Meinem Körper geht es besser, meiner Mentalität und auch allem anderen", zufrieden sehe ich zu Justus und beobachte ihn wie er anfängt zu joggen, was mich sogar schmunzeln ließ und so beobachte ich ihn weiter, jogge zufrieden weiter und werde wohl das Tempo beibehalten. Immerhin wollte ich ihn beim Ersten Mal nicht überfordern und er wird jetzt hoffentlich öfter mit kommen, wenn nicht sogar einmal pro Tag.
"Ich Babysitte bei zwei Familien in der Stadt um mir ein wenig Geld dazu zu verdienen", das grinsen auf meinen Lippen, welches erscheint, ist ziemlich selig, zufrieden und glücklich. Ich liebe Kinder und hätte nichts dagegen, selbst mal welche zu haben. "Eine Familie hat zwei Töchter und die andere einen Jungen, bin dort schon ziemlich lange", meinte ich zufrieden grinsend und laufe anschließend gemütlich Richtung Wald.

"Stimmt. Eine extreme Gefahrensituation oder Bedrohung kann eine schlagartige Freisetzung von Adrenalin bewirken. Das würde unter anderem das Herzminutenvolumen, die Körperkraft und die Atemfrequenz erhöhen um schneller aktiv zu werden und besser fliehen oder kämpfen zu können. Natürlich gibt es außer hohem Stress auch noch andere mögliche Auslöser. Zum Beispiel Alkohol oder zu viele Medikamente.", gab Just auch gleich mechanisch zum Besten, wobei er heilfroh war noch nicht so außer Atem zu sein, dass er keine zwei Worte mehr vernünftig hintereinander herausbrachte. Wenn er nicht gerade am joggen wäre, hätte er den Vortrag wohl noch fortgesetzt.
Er verzog kurz das Gesicht, als Lars meinte, dass er seinen Druck mit Alkohol abgebaut hatte. Er hielt nicht wirklich etwas von Drogen jeglicher Art. Um genau zu sein konnte er sich nicht daran erinnern überhaupt jemals schon einmal etwas getrunken zu haben. Jedenfalls nicht bewusst. Wer wusste schon, ob seine Freunde ihm nicht mal etwas untergejubelt hatten? Aaron würde er so etwas zutrauen. "Gut, dass du dein Verhalten diesbezüglich so geändert hast", sagte Just anerkennend. "Sport ist definitiv eine bessere Art damit umzugehen. Wie kam es denn zu dem Sinneswandel, wenn man fragen darf?"
Er bewunderte Lars aber generell dafür, dass er hier so locker vor sich hin trabte und es dabei auch noch schaffte nicht wie der letzte Depp auszusehen. Wie machte der Kerl das? Just nickte bloß abgehackt als Lars erzählte, dass er nebenbei noch jobbte. Irgendwie hätte er Lars auf den ersten Blick nicht für jemanden gehalten, der so viel mit Kindern anfangen konnte, dass er sogar als Babysitter arbeitete. Zum Glück verließ sich Just nicht bloß auf erste Eindrücke.. "Und dafür hast du nebenbei auch noch Zeit?", schnaubte er. "Wie alt sind die Kinder denn?", fragte er, denn Kinder konnten je nach Alter wirklich anstrengend sein.
"Hör mal, wenn dir das Tempo auf die Nerven geht..", Justus holte tief Luft um den Rest des Satzes in einem Rutsch herunter bringen zu können, "dann musst du nicht unbedingt Rücksicht auf mich nehmen." Im Moment war das Tempo noch erträglich, aber Just konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass dies Lars normales Lauftempo war.

"Weißt du eigentlich immer alles besser oder legt sich das mit der Zeit, wenn du weißt, dass dein Gegenüber auch nicht gaz auf den Kopf gefallen ist?", frage ich ihn schon fast provokant. Oder war es genervt? Nein, eher provokant.
"Durch meine Krankheit, die mich mir selbst zuzuschreiben habe. Hätte ich nicht dauerhaft harte Drogen konsumiert und gesoffen, wäre ich heute noch gesund", auf der anderen Seite war da meine Hündin, die von Jahr zu Jahr mehr von mir forderte und auch jetzt mit Leichtigkeit neben und her trabte, in einer für sie ungewohnt langsamen Geschwindigkeit.
"Franzsika und sophie sind drei und fünf, Jonas ist acht. Zeit ist etwas relatives. Für Sachen, die man Liebt hat man immer Zeit oder man nimmt sie sich ganz einfach", stelle ich nur trocken fest und jogge weiter gemütlich neben Justus her, der bisher noch keine all zu großen Probleme hat mit uns mit zu halten. "Wir haben keinen Zeitdruck. Ich passe mich dir an, meine Prinzessin kommt auch super damit zurecht und wir gehen ja Abends nochmal etwas zügiger"m, versuche ich ihn zu beruhigen.
"Komst du morgends, mittags oder abends mit?", frage ich ruhig, denn inzwischen hatte ich mir fest vorgenommen, dass ich ihn jedes mal mit schliefen werde, mindestens einmal täglich.

Der leicht provokante Unterton seines Gegenübers entging Just nicht, auch wenn er sich fragte, ob er gerade letztendlich doch dabei war Lars zu vertreiben. Er wusste ja, dass er ein ziemlicher Besserwisser sein konnte, aber er war nun mal nicht blöd und er fand immer ein gewisse Genugtuung darin dies auch zu zeigen. War er dadurch ein Angeber? Vielleicht, aber er hatte sich nie wirklich Gedanken deswegen gemacht. Der Schwarzhaarige meinte es wirklich nicht böse, er konnte einfach nicht anders. "Entschuldige, ich zweifle ja nicht unbedingt am Intellekt meines Gegenübers, ich.. lege einfach gern mein Wissen dar. Ich versuche es mir zu verkneifen", versuchte er irgendwie seine Gedanken in Wort zu verpacken, wusste aber genau, dass dieser Versuch sowieso nicht richtig klappen würde.
"Du meinst deine Epilepsie?", hakte der Schwarzhaarige zwischen zwei Atemzügen nach. Zu viel Alkohol konnte schon epileptische Anfälle auslösen, aber Lars musste es wohl wirklich ganz schön übertreiben haben damals. Er fragte sich warum. Justus schwieg eine Weile nachdenklich. "Ich hab noch nie wirklich Alkohol getrunken", gab er schließlich zu. Es klang schon fast kleinlaut, obwohl er meistens stolz darauf war, sich nicht wie die meisten anderen das Gehirn zu vernebeln, aber manchmal hatte er auch das Gefühl als Langweiler oder Spaßbremse da zu stehen. Oder vielleicht war es auch die Neugierde, wie das wohl war, sich einfach so sehr zu besaufen, dass man für ein paar Stunden womöglich alles vergessen konnte, die ihn verunsicherte.
In Just lösten Lars nächste Worte sofort einen Gedankengang über Einsteins Relativitätstheorie aus, aber diesmal verkniff er sich erfolgreich jedwedes unnötiges Kommentar. Schwer, aber machbar. "Das ist eine gute Einstellung", sagte er stattdessen ganz einfach. "Nur scheint das nicht jeder so zu sehen. Wenige Leute nehmen sich wirklich noch Zeit für die Dinge oder Menschen, die ihnen wichtig sind - oder wichtig sein sollten", sagte er langsam während sie joggend um die nächste Ecke bogen. "Sag mal, haben wir eigentlich auch ein Ziel oder joggen wir nur wieder die Runde zum Internat zurück?", fragte er und bekam allmählich das Gefühl, dass er bald Seitenstechen haben würde, auch wenn sie ihr stetiges, eher langsames Tempo beibehielten. Es war allerdings nett von Lars, dass er ihm klar machte, dass sie nicht unter Zeitdruck standen. Na immerhin ein Trost.
Lars Frage nach der Zeit irritierte Justus allerdings erstmal, so viel er normalerweise auch verstand. Er gab einen fragenden, weniger intellektuell klingenden Laut von sich, denn es dauerte ein paar Sekunden bis der Groschen fiel. "W-was? Du.. willst mich echt nochmal mitschleppen? Ich meine bist du sicher? Ich kann verstehen, wenn du lieber alleine ohne mich.. in deinem Tempo.. und" Justus letzte Wortfetzen endeten nur noch in leisem Gemurmel. Offenbar wusste er gar nicht so recht, was er eigentlich von sich geben wollte. Es wunderte ihn einfach, dass Lars tatsächlich noch immer ernsthaft daran dachte ihn regelmäßig mitzunehmen. Dabei wäre etwas regelmäßiger Sport wohl gar nicht so übel, auch wenn Just sich nicht ganz sicher war, ob er das täglich überleben würde. TÄGLICH. Oh gott, irgendwann würde er einfach zusammenbrechen oder sterben, weil er zu viel Sport gemacht hatte. So hatte er sich seinen Tod nicht vorgestellt. "Ich glaube Abends ist gut..", antwortete er schließlich zaghaft und hoffte, dass man seinen Gedankengang nicht auf seinem Gesicht ablesen konnte. Normalerweise hatte er ein ziemlich gutes Pokerface.

"Justus, es ist alles gut. Du kannst nur nicht entspanen, wenn dein Gehirn dauerhaft rattert und du kaum einen Ausweg siehst und hörst. Hast du schon mal an nichts gedacht? Einfach nur die Seele baumeln lassen? Die Welt um dich auf dich wirken lassen, die Bäume hier, jeden Stein, jedes Gebüsch und jede Pflanze hat einen wissenschaftlichen Namen und eine Definition, aber hast du sie dir schon einfach nur angeschaut? Einfach nur versucht, sie zu sehen, wie sie ist", die Stimme des jungen Sportlers war immer noch warm und sehr entspannt, er versuchte seinem Gegenüber irgendwie klar zu machen, dass er sich doch das Leben nicht schwerer machen sollte, als es ohnehin schon war.
"Ja", mals als dieses Knappe Wort kam nicht aus deiner Kehle und er rannte einfach in diesem für ihn sehr langsamen Tempo weiter, doch alles förderte einen anderen Teil seines Körper. Wie hieß es immer: "Du kannst etwas erst gut, wenn du es in allen Geschwindigkeiten kannst", "Dann lass am Besten die Finger davon. das Zeug hat schon so viele Leben zerstört", mehr hatte er dazu nicht zu sagen, immerhin wusste er wie viel passieren konnte, wenn man etwas so heillos übertrieb.
"Weil die meisten Leute in ihrem Leben noch nie etwas mit Verlusten zu tun hatten und aus diesem Grund nicht wissen, wie wertvoll gemeinsame Zeit ist", meinte er ziemlich warm und ging neben dem jungen Kerl her.
"Wir gehen nur eine kleine Runde, das Ziel ist mehr oder weniger, dass du am Abend müde bist", Justus war sicher einer dieser Menschen, die schon lange nicht mehr richtig müde waren.
Abrupt blieb er stehen und hielt ihn am Arm fest und drehte ihn zu sich um ihm fest in die Augen zu sehen: "Justus, wenn ich sage, ich nehme dich nun täglich mit, dann mach ich dies, weil ich es gerne mache. Auch du wirst dich steigern, verbessern, wirst an deinen Herausforderungen wachsen", eine Stimme, die keine Wiederrede zulässt kroch aus der Kehle des Koreaners und deshalb ließ er im Druck leicht nach, doch die Hand an seinem schlanken Oberarm blieb bestehen.
"Gut, dann hole ich dich ab jetzt jeden Tag gegen 20:00 Uhr ab, außer du hast was anderes vor, dann kannst du bei unserer Nachtrund nochmals mit gehen", seine Hündin stand mitten auf dem Waldweg und wartete ungeduldig, tappte auf uns zu und grummelte, wie nur sie es konnte. Sanft fuhren die schlanken langen Finger der freien Hand durch das weiche Fell der Hündin. "Willst du dich kurz setzen, damit du nicht zu viel auf einmal machst", versuchte er warm den Kerl zu beruhigen. "Immerhin solltest du dich nicht übernehmen", die fürsorgliche Seite in ihm kam immer wieder hoch, sobald er jemanden sah, des um einiges schwächer war als er. Kurz drifteten seine Gedanken ab zu Minho, dem Mann, der ihm irgendwo gezeigt hatte, das Frauen in seinem Leben zweitrangig waren. Minho und er. Ein Herz und eine Seele. Doch irgendwo tat es gut, jemanden wie Justus kennen zu lernen.

Lars hatte offenbar gerade zu Konfuzius gefunden und stachelte auch Just dazu an ernsthaft darüber nachzudenken. Hatte er das jemals gemacht? An nichts denken und  einfach nur sehen und genießen? Naja, vielleicht schon. Wenn er ganz alleine war und mal für ein paar Minuten nicht alles versuchte nur aus der logischen und wissenschaftlichen Sicht zu sehen? Vielleicht.. "Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie das gehen soll.. an gar nichts denken. Wusstest du, dass das Gehirn im Prozess gar nichts zu denken genauso viel Energie verbraucht wie bei konzentrierter Kopfarbeit? So viel also dazu. Und - oh.. ich tue es schon wieder, oder?" Justus stöhnte laut. So ab und an fand er sich sogar selbst anstrengend.
Bei Lars knapper Antwort wusste Justus das dieses Thema damit erledigt war und das war okay so. Scheinbar würde er in nächster Zeit so oder so noch mehr über den Jungen erfahren, wenn sie weiterhin gemeinsam Sport trieben. "Ein wahres Wort", murmelte Justus und genoss es einfach mit jemandem unterwegs zu sein, der nicht auf den Kopf gefallen war.
Just fuhr sich durchs Haar und nickte bestätigend. Er war froh jemanden neben sich zu haben, der ihm nicht zu sagen versuchte, dass er doch mal was trinken sollte, dass es ihn schon nicht umbringen würde und er sich nicht so anstellen sollte und so weiter. Nein, hier hatte er jemanden, der gut genug wusste, was das Zeug anrichten konnte. Lars hatte es ja schließlich am eigenen Leib erfahren. Klar, er hatte es geschafft da wieder raus zu kommen, aber das traf so nicht auf jeden Menschen zu. Just kam jedenfalls zu dem Schluss, dass Lars auf jeden Fall eine gewisse Stärke in sich trug, für die ihn die ein oder andere Person sicherlich bewundern konnte.
Justus meinte auch, dass Lars irgendwo auch auftaute. Seine Stimme kam ihm.. weniger eisig vor. Seine Haltung schien auch nicht mehr so ablehnend zu sein wie noch zu Beginn ihrer Arbeit. Ja, in solchen Beobachtungen war Just gut. Er war verdammt aufmerksam, aber was ihm das nun genau sagen sollte, das wusste der Dunkelhaarige bei solchen Dingen nicht recht zu deuten. Lars war nun mal keine Pflanzenart, die er einfach so bestimmen und analysieren konnte. Er hörte Lars warme Stimme und konnte ihm bei seinen Worten nur recht geben. Langsam nickte er. "Ja, stimmt..", murmelte er gedankenverloren. "Aber, leider lernt man bei solchen Verlusten eben auch, wie schnell man einen Menschen und diese gemeinsame Zeit verlieren kann und wie sehr sowas weh tut", sagte er und hoffte nicht allzu verdrossen zu klingen. Etwas unterkühlt fügte er hinzu: "Und ich glaube deshalb sollte man sich ganz genau überlegen mit wem man diese gemeinsame Zeit verbringt und ob man es überhaupt tut." Ja, denn immerhin musste man stets damit rechnen, dass man diesen Menschen dann auch verlor und dann sollte der Schmerz sich doch wenigstens gelohnt haben.
Nur eine kleine Runde klang ja schon gar nicht so schlecht, aber bei Lars Wortwahl musste er doch ein Schmunzeln unterdrücken. "In Ordnung", sagte er nur, dabei war Just, ob man es nun glaubte oder nicht, erstaunlich gut darin müde zu sein. Er war nur eben ebenso gut darin es zu verstecken. Es war nicht immer ein Segen, wenn einem ständig tausend Gedanken durch den Kopf rasten. Erst recht nichts nachts. Außerdem hatte er schon immer ziemlich schräge, teilweise sehr schlechte Träume, schon seit seiner Kindheit. Allerdings musste er das dem Anderen ja nicht gleich unter die Nase binden. Zumal diesen das sicherlich auch nicht gerade interessiert hätte.
Allerdings riss Lars ihn kurz darauf sowieso aus seinen Gedanken. Justus zuckte ungewollt zusammen und verkrampfte sich leicht als der Andere ihn so plötzlich am Arm fasste und zu sich drehte. Obwohl er nun so versteift vor dem Jungen stand, erwiderte er den festen Blick ebenso sicher. So sicher er konnte zumindest. Er hörte Lars Worte, der offenbar so gar keinen Widerspruch hören wollte. Justus zweifelte eigentlich nicht daran, dass er sich irgendwo immer noch in Bereichen verbessern konnte. Nein, er war extrem ehrgeizig und fühlte sich gerade schon wieder herausgefordert. Und genau deswegen war er ja eigentlich auch aufs Internat gekommen. Er hatte sich gelangweilt und wollte neue Dinge lernen, sich in anderen Bereichen beweisen. Nur der Gedanke jeden Tag mit Lars joggen zu gehen.. irgendetwas daran schüchterte ihn beinahe ein wenig ein, was ihm in Anbetracht seines sonstigen Egos ziemlich lächerlich erschien. Darüber musste er wohl später mal genauer nachdenken. Oder das Gefühl einfach ignorieren. Eine der beiden Optionen würden schon funktionieren. Vielleicht war er einfach unsicher, weil er es nicht so gewohnt war jemanden so oft um sich zu haben, der nicht gerade Aaron oder Fynn war. Immerhin war es beinahe unausweichlich, dass man dadurch irgendwann eine kleine Beziehung zueinander aufbaute. Und sowas kam Just irgendwo immer etwas gefährlich vor. Diese ganze Situation gerade war ihm irgendwie unangenehm. Manchmal hasste er es wirklich, dass er in solchen zwischenmenschlichen Situationen so eine Niete war, denn gerade wusste er überhaupt nicht, wie er reagieren sollte. Und genau deshalb ist es so viel einfacher alles einfach aus wissenschaftlicher Seite zu betrachten, dachte er bei sich. Auch, wenn es ein noch so schöner Baum oder eben eine verdammte Blume ist. Trotzdem nickte Just und zog sachte an seinem Arm, den Lars immer noch fest hielt, in der Hoffnung bald mal wieder losgelassen zu werden. "Ja, okay, ich weiß", antwortete er ungewohnt wortkarg. Justus beobachtete schon fast etwas nervös wie Lars feingliedrige Finger durch das Fell seiner Hündin fuhren und nickte erneut. "Ach, eine Nachtrunde gibt es auch noch?", fragte er und versuchte nochmals so etwas wie Humor in die Situation einzustreuen, auch wenn er gerade sichtlich unentspannt schien. Es war irgendwo wirklich lieb von Lars, dass er Justus nicht zu viel zumuten wollte und er war ihm dankbar dafür. Eigentlich wäre das wohl auch keine schlechte Idee sich mal kurz hinzusetzen, wenn man sonst nie Sport trieb, aber Just fühlte sich jetzt erst recht angespornt. "Nein, schon gut. Lass uns noch etwas weiter laufen", antwortete er und schaffte es sogar zu einem leichten Lächeln.

"Es ist nicht so, dass ich an nichts denke, ich denke einfach nur daran, wie schön der Gegenstand ist. Wie sehr mir diese Blume gefällt. Es ist alles in allem ganz einfach und deshalb würde es dir sicher auch gut tun, mal an so gut wie nichts zu denken. Egal wie viel Energie dein Gehirn verbraucht", Justus war in der kurzen Zeit zu so etwas wie seinem Projekt geworden, dass er irgendwo ein annähernd normales Leben brauchen kann.
"Außerdem zum Thema Energie und Sport: Dein Körper verbraucht, sobald er gut trainiert ist, auch in Ruhe um ein vielfaches mehr Energie, als wie zuvor", so bewegte er sich gemütlich weiter und achtete eine Sekunde nur um seine Umwelt. Auf alles was hier so wuchs, die frische Luft, welche nicht von Schadstoffen zugepflastert war. Er genoss das Leben, auch wenn ihm seine Heimat fehlte.
"Klar tuen Verluste weh, doch noch mehr schmerzt es, etwas nicht getan zu haben, weil man der Meinung war, das der Verlust welcher dahinter stehen wird zu weh tun wird.", mehr konnte er dazu in diesem Moment nicht sagen, immerhin hatte er in seinem Leben schon zu viele Menschen verlassen. Als er gegangen war, weg aus Korea, hatte er nur Minho bei sich, mit welchem er auch immer weniger zu tun hatte, als es ihm lieb war. Zurück gelassen hatte er seine jetzige Exfreundin, seine Familie, die es auch nicht unterstützt hatten, das ihr ältester Sohn gegangen war, immerhin hatte er, auch wenn die Familie reich war, nebenher gearbeitet. Er hatte seine fünf Geschwister zurück gelassen, welche ihn noch oft anriefen. Er wusste ganz sicher, das irgendjemand von den kleinen noch hier kommen würde. Freuen würde er sich. Die Abwesenheit sah man in seinen Augen, doch das war ihm egal.
Klar, Justus erschrak bei seinem doch ziemlich herben Griff und deshalb sah er den jungen Kerl kurz an, ließ aber nicht los und blieb so bei ihm stehen. Man konnte Justus buchstäblich beim Denken zusehen und auch deshalb ließ der Koreaner ihn los, bevor er noch einen Herzinfarkt vor lauter Körpernähe bekam.
"Morgens um 4:30 Uhr, Vormittags in der Pause, Mittags in der Mittagspause, Nachmittags nach dem Unterricht, Abends um 20:00 Uhr und Nachts um 23:00 Uhr, sonst komme ich auf Ideen die mir nicht gut tun, mein Hund zerlegt das Zimmer oder meine Mitbewohner nerven mich", warum er wirklich so viel Sport machte, verschwieg er. Er wollte sich so viel bewegen weil er sich jeden Tag übertreffen wollte, weil er sich an seine Grenzen treiben wollte, weil er wissen wollte, wie viel er geben muss, damit sein Körper nachgab.
"Sicher?", diese fürsorgliche Seite kam normalerweise nur bei Minho raus. Doch er konnte es irgendwo ignorieren und nickte alles ab, joggte wieder los und lächelte zufrieden. "Was willst du später nach der Schule machen? Hast du eine Freundin?"