Er nahm sie in den Arm, sprach ihr gut zu und meinte, dass Menschen, die sie nicht akzeptieren würden, nicht wüssten, dass ihnen ohne Melody etwas im Leben fehlen würde. Dann fühlte sie, wie etwas nasses ihre Wangen herunter rann. Damals hatte sie einmal ihre Mutter weinen sehen und sie hatte gesagt, dass es Regen wäre, was da aus ihren Augen kam. Tränen. Sie hatte schon lange keine Tränen mehr vergossen. Sie dachte, dass sie schon alle Tränen die sie besaß geweint hatte, aber anscheinend war es doch nicht so. Jetzt kam alles zusammen. Die Trauer um ihren Bruder, um ihre Mutter, die Frustration, dass sie so geworden war, wie sie nun einmal war, die inakzeptanz der Menschheit um sie herum und die Freude darüber, dass Keith da war und sie tröstete. Die sonst so starke Melody begann zu schluchzen und begann zu weinen, fürchterlich zu weinen. Auch war es ihr peinlich. Keith hatte bestimmt selbst einen ganzen Arsch voller Probleme und ausgerechnet sie lag hier, bei ihm, einem der wundervollsten Menschen, der ihr je unter die Augen gekommen war, und heulte sich bei ihm aus, weil sie jahrelang alles in sich hineinfressen musste und zusehen musste, wie sie mit ihrem Leben, mit ihrer Welt, mit ihrem Ich und mit ihren Problemen alleine klarkommen musste, weil kein anderer für sie da war. Der Bruder war weg, die Mutter Tot, der Vater liebte Mutters Sekretärin und stopfte seine Tochter in ein Leben dass sie nie gewollt hatte, sodass Melody regelrecht in dieses Internat geflohen war, auch wenn sie niemals in ein Internat gewollt hatte. "Danke, dass du da bist", sagte sie unter einigen Schluchzern. Es tat gut zu weinen, aber es war ihr immernoch peinlich.