Ich wage einen kurzen Seitenblick, auch wenn ich mich nur schwer vom Anblick des Meeres lösen konnte. Aimee hat ihre Augen geschlossen und weshalb ich unbesorgt sie mustern konnte. Was muss passiert sein, dass man so viel Angst hat? Ich fragte sie nicht. Ich hatte kein Recht dazu, sie zu irgendwas drängen oder sie nach etwas so privatem zu fragen.
Ich spürte ihre Haare auf meiner Hand, die ich dann leicht bewegen musste, weil es mich etwas kitzelte.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich schon die ganze Zeit kein T-Shirt anhabe, weil sie es ja anhat, und dementsprechend fühlte ich mich kurze Zeit lang entblößt, das Gefühl wurde aber schnell davon verdrängt, dass ich mich eigentlich nicht schämen muss. Was nicht eitel klingen soll, aber manche sind ja sehr unzufrieden mit ihrem Körper. Ich finde mich selbst einfach nur ok. Durchschnitt eben.
Ich überlegte mir, wie ich sie auf andere Gedanken bringen könnte, und beschloss ihr einfach eine Geschichte aus meinem Leben zu erzählen. „Als ich das letzte Mal in Alaska - mein Geburtsort – war, habe ich mit meinem Vater eine Wette abgeschlossen, dass ich es nicht schaffe, einen ganzen Tag lang immer das zu machen, was sie sagen. Würde ich gewinnen, bekäme ich die Reise nach Australien für mich allein, würden sie gewinnen, fliegen sie nach Australien ohne mich und ich müsste hierbleiben. In Australien war da nämlich so ein cooles Angebot, dass man quer durch Australien reist und ganz viele Abenteuer erlebt und verrückte Sachen macht. Natürlich war ich total scharf darauf, weshalb ich auch bei der Wette mitmachte. Allerdings konnte ich nicht ahnen, dass meine Eltern Teufel sind und mich in einem Kleid rumlaufen lassen und den ganzen Tag ihre Arbeit machen lassen. Ich wurde an einem Tag noch nie so oft dumm angegafft und blöd von der Seite angesprochen. Aber hey, ich habe letztendlich die Reise gewonnen.“ Ich lächelte leicht und atme tief ein und aus.