Rhythm is a Dancer Noah & Christoph

Der Unterricht war vorbei und doch saß ich noch in diesem Raum und sah nochmals zu der Musikanlage. Schaltete sie anschließend an und lauschte den rhythmischen Klängen mit einem zufriedenen und genießenden Grinsen auf den Lippen.
Musik ist mein Leben und meine große Liebe, mein ein und alles. So gut konnte ich den Klängen nachdenken und noch besser konnte ich auch abschalten und vergessen. Meistens nutze ich diesen großzügigen Raum um zu tanzen, in unseren Zimmern ist hierzu nämlich nicht genug Platz.
Aus diesem Grund war ich eigentlich auch heute hier her gekommen und doch saß ich nur da und starrte melancholisch aus dem Fenster.

"Was machst du hier eigentlich?", flüsterte ich zu mir selbst und schüttelte leicht den Kopf, weil ich wirklich nicht wusste, was ich hier machen sollte und wollte. Hoffentlich kam bald jemand zu mir und beschäftigte sich ein wenig mit mir.

Noah betrat den Musikraum, weil er eigentlich noch etwas Bass spielen wollte. Doch als er sah, dass da bereits jemand  im Raum saß und aus dem Fenster starrte, vor dem noch vereinzelte Schneeflocken rieselten, wurde sein bis dahin euphorischer Gang etwas langsam. Er erkannte Christoph, der sogar in seine Klasse ging. So wie er da saß, sah er beinahe traurig aus. Noah musterte ihn aus großen Augen. "H- hey Christoph", machte er vorsichtig auf sich aufmerksam. Er wollte den Jungen nicht erschrecken. "Sorry, ich will dich nicht stören, ich wollte nur etwas üben", murmelte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie waren zwar in der selben Klasse, aber so richtig viel zu tun hatten sie sonst eigentlich nicht miteinander. Deshalb konnte Noah den Jungen auch nicht so richtig einschätzen. Allerdings ging er sowieso immer erst einmal vom Besten aus. Freundlich sah er seinen Klassenkameraden an und schien schon fast auf eine Erlaubnis zu warten, dass er hier üben durfte. Stören wollte er den anderen auf keinen Fall, schließlich hörte der ja auch gerade Musik. "Was hörst du dir da an?", fragte Noah neugierig und trat einen kleinen Schritt näher an die Musikanlage heran.

In Gedanken versunken hatte er das Öffnen der Türe welche in den alten Saal führte. Genauso überrascht sah er zu Noah, der auf einmal da zu sein schien. "Hey Noah, ich hab dich gar nicht kommen gehört", schmunzelte er kurz und sah anschließend wieder zu dem Kerl, mit dem er aus der ganzen Klasse noch am Wenigsten gesprochen hatte.
Zwar saß er fast neben mir, zwischen uns war nur der Gang zwischen den Tischen, doch irgendwo hatten sie trotzdem nicht gesprochen. "Du kannst ruhig üben, mich störst du nicht. Ich kann auch gehen, wenn es dich stört. Für normal bin ich immer hier um ein wenig zu tanzen, aber irgendwie ist mir heute kein bisschen danach", erkläre er warum er diesen Raum eigentlich blockiere.
"Eigentlich nur irgendwas damit es im Raum nicht still ist", schmunzelte er und das Lied wechselte in diesem Moment, zwar immer noch die Band Skillet doch nun lief das Lied "Not Gonna Die". "Was willst du denn hören?", fragte er warm und stoppte die Anlage, "Oder spielen? Ich höre dir gerne zu", schmunzelte er sehr warm.

Noah hatte es manchmal wirklich drauf sich anzuschleichen, gewollt oder ungewollt. Schüchtern lächelte er dem anderen zu. Er hoffte, dass er ihn nicht erschreckt hatte. Oder ihm gar auf die Nerven ging. Doch Christoph schien nichts gegen seine Gesellschaft zu haben, war freundlich und höflich. Noah war erleichtert darüber. Er wollte es sich ungern mit seinem Klassenkameraden verscherzen. Eigentlich fand er es ziemlich schade, dass sie bisher nichts miteinander zutun gehabt hatten. Er wusste nicht einmal wirklich, warum dies so war.
"Nein, du störst überhaupt nicht. Außerdem warst du ja zuerst hier", beeilte er sich zu sagen und fuhr sich schon fast nervös über seinen blonden Wuschelkopf. Er legte den Kopf schief und musterte Christoph. Irgendwie hätte er ihn so auf den ersten Blick nicht für einen Tänzer gehalten. Wobei.. wenn er ihn sich genauer betrachtete.. woran zur Hölle sollte man sowas überhaupt erkennen?? "Und warum ist dir nicht danach?", fragte Noah auch gleich nach. Er wollte zwar niemandem auf die Füße treten, aber er war eben auch verdammt neugierig und tat es deshalb leider doch des Öfteren.
Der Blonde sah von der Anlage zu Christoph und dann zu den Musikinstrumenten, die in der hinteren Ecke aufbewahrt wurden. Noah hatte sein Bass auch irgendwo dort untergebracht. Aber auch mit einigen der anderen Instrumente konnte er ganz gut umgehen. "Wenn du doch tanzen willst, kann ich vielleicht auch was passendes spielen", bot er vorsichtig an. "Lieber was Schnelles? I- ich meine du musst natürlich nicht.. du kannst auch einfach nur da sitzen. Also.. natürlich kannst du das, du kannst ja machen, was du willst. Ich wollte nur sagen, dass ich dir nichts vorschreiben will, was du wahrscheinlich auch gar nicht-" Noah stoppte mitten im Satz, denn nun merkte auch er, dass es immer peinlicher wurde. Entschuldigend sah er seinen Klassenkameraden an und musste schon fast über sich selbst lachen. "Sonst irgendwelche Musikwünsche?", fügte er schließlich mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen hinzu.

"Wie gesagt, ich würde auch gehen, wenn du lieber deine Ruhe hast, aber es ist natürlich umso schöner, wenn ich hier bleiben kann", schmunzelte ich ziemlich zufrieden, jemanden gefunden zu haben, der nicht gleich Reisaus nahm, wenn er mich sah. Klar, ich bin hin und wieder etwas anders und etwas schwierig, doch das würde ich im Leben nicht all zu schnell zeigen. Würde sonst Louis so an mir hängen? Zumindest hatte er noch Unterricht. So gern ich ihn hatte, doch ich hatte auch gerne mal meine Ruhe.
"Ich weiß nicht, kennst du das, wenn du irgendwie ohne irgendeinen Grund so was wie Liebeskummer hast?", ich schüttelte den Kopf: "Ich find da so n Kerl ziemlich gut, doch irgendwie kann ich nicht so ganz dazu stehen, dass mir ein Mann gefällt. Es ist schwierig... Aber du bist sicher nicht hier her gekommen, um Menschen zuzuhören, welche Probleme sie haben", versuchte ich irgendwie zu erklären und zu sagen, was ich dachte und was ich wollte.
"Wir können auch zusammen was spielen, ich kann zwar nur Klavier spielen, aber, dass hört sich sicherlich nicht schlecht an", schmunzelte ich frech um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen, immerhin sollte ich nicht zu viel an einen Mann denken, den ich nie haben werde, weil ich das meiner Familie nicht antun konnte.
"Also, fang einfach an zu spielen, ich bekomme dann schon was gebacken, mit diesen Worten trottete ich zum Klavier, setzte mich ziemlich gemütlich hin und klimperte kurz die Melodie von zwei drei Liedern, die ich gerade im Kopf hatte, hielt inne und sah zu Noah hin, frech grinsend, dass ich mich nun ablenken konnte.

Noah quittierte Christophs Worte mit einem Strahlen, wie nur er es vollbringen konnte. "Kannst du! Ich hab gern etwas Gesellschaft", sagte er. Es erstaunte ihn, dass Christoph ihm gleich etwas erzählte, was doch etwas persönlicher war, schließlich kannten sie sich kaum. Es freute ihn allerdings auch, dass sein Klassenkamerad ihm soweit zu trauen schien. Oder vielleicht brauchte er auch gerade einfach irgendjemand, dem er das an den Kopf werfen konnte. Noah war der Grund ziemlich egal. Er kannte das gut genug, wenn man einfach mal jemanden brauchte zum reden. "Ja, ich glaube ich kenne das auch", sagte er leise. Er lächelte sanft und wischte einen Moment lang mit seinen Blicken den Boden, überlegend, was er sagen sollte. Der Blonde schüttelte schließlich entschieden den Kopf. "Nein, ist schon okay. Du kannst gerne mit mir reden. Ich höre gern zu und versuche zu helfen, soweit ich das kann", sagte er beinahe schon enthusiastisch und sah wieder auf. "Darf ich.. fragen, warum du nicht so richtig dazu stehen kannst? Ich meine.. manchmal liegt das einfach an den Leuten, die einen so umgeben und beeinflusst haben. Vielleicht hat dir jemand das Gefühl gegeben, dass es problematisch wäre, aber das ist es nicht." Noah hatte nicht wirklich viel Ahnung von irgendwelchen Dingen, aber er versuchte immer so gut es eben möglich war andere Menschen zu verstehen, sich langsam vorantastend und des Öfteren auch mal voll mit dem Kopf durch die Wand. Und er hoffte, dass er Christoph nicht auf die Füße trat mit seiner Art irgendwo auch die Probleme anderer Menschen lösen zu wollen. "O- oder?", fragte er etwas verunsicherter nach.
Es freute ihn sichtlich, dass Christoph vorschlug etwas zusammen zu spielen. Er hatte schon länger nicht mehr einfach mit jemandem drauf losgespielt. Sicher, mittlerweile gab es da die Schulband, aber das war doch irgendwie was anderes als wie früher mit seinen Freunden in Schottland. Sich durch die blonden Haare fahrend, lief er rüber zu den Instrumenten und schnappte sich sein Bass. Während er sich einen Platz suchte, lauschte er dem Geklimper, das Christoph auf dem Klavier erzeugte. Es hörte sich definitiv gut an, was Noah zu einem seligen Lächeln veranlasste. Irgendwie war es sogar fast beruhigend. "Hört sich wirklich nicht schlecht an", sagte er, als Christoph ihn angrinste. Er begann ebenfalls zu spielen, einfach drauf los, begann erst mit ein paar ruhigen Tönen, noch überlegend, welche Stücke am besten zu einer Klavier-Bass Kombo passen würden und sobald ihm etwas einfiel, spielte er sich einfach rein. Er war sich sicher, dass Christoph seinen Takt schnell finden würde.

"Wir können auch regelmäßig zusammen spielen", scherzte ich, denn ich wusste wirklich nicht, ob ich noch so geschickt am Klavier war, wie in meiner Kindheit als man mich dazu gezwungen hatte dieses Instrument zu erlernen.
"Echt nett von dir. Ich hätte dich eher als den Stillen Aussenseiter eingeschätzt, der einfach nur Abstand von den Menschen will, doch so tickst du gar nicht, richtig?", schmunzelte ich zufrieden. So wie ich den jungen Kerl kennen lernen durfte, war er ziemlich freundlich und liebevoll, ein Kerl den man mögen musste, wenn man ein wenig was mit ihm zu tun hatte.
"Es liegt an meinen Eltern", meinte ich ganz ruhig, "Sie sind sehr Konsovativ und eigentlich bin ich ja schon so gut wie Verlobt. Sie haben für mich schon fast eine Frau ausgesucht, weil es für sie von Vorteil wäre. Bei uns ging es noch nie um Liebe, sondern immer darum, dass es sich rentiert"ich raufe mir durch die langen Haare.
"Alles gut Noah, ich habe keine Probleme damit, dass Menschen mich ausquetschen., als ich hinter dem Klavier saß, grinste ich zufrieden und spielte gemeinsam mit ihm einige Zeit lang. Nach einer gewissen Zeit hielt ich jedoch inne und außerdem wollte er etwas trinken: "Du spielst verdammt gut, das muss man dir lassen, Noah", zart klang meine Stimme und ich nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche welche ich in meinem Rucksack hatte. "Erzähl mal was über dich, woher kommst du und warum bist du hier?", neugierig sein konnte ich nämlich auch.

Noah war sichtlich überrascht über das Angebot und freute sich ebenso. "Wirklich? Wenn du möchtest - super gerne!", erwiderte er begeistert und wirkte vermutlich wie ein kleiner Junge unter dem Weihnachtsbaum. Es waren häufig solch kleine Dinge, die Noah wirklich glücklich machen konnten, denn für ihn bedeuteten sie mehr.
Etwas verwundert war er allerdings über Christophs nächste Aussage. Hatte Noah generell diese Wirkung auf Menschen? Dabei passte das gar nicht wirklich zu ihm. "N-nein, ich hab nur oft Angst, dass ich den Leuten auf die Füße trete, das passiert mir nämlich oft genug", meinte er ehrlich und rang sich ein schiefes Lächeln ab. "Aber eigentlich will ich bloß helfen und keinen Abstand", fügte er etwas leiser und unsicherer hinzu.
"Verlobt??", entwich es dem Blonden als Nächstes, nicht ganz so galant. Gebannt hing er an den Lippen seines Klassenkameraden. "Oh..ich verstehe. Glaub ich", murmelte er, auch, wenn er sich das nicht wirklich vorstellen konnte. Waren sie nicht zu jung für sowas? "Das tut mir Leid, das klingt nicht gerade schön." Mitfühlend sah er ihn an. "Ich bin da absolut kein Experte, aber ich finde Liebe ist schon ziemlich wichtig. Man kann sowas doch nicht einfach aufzwingen. Also deine Eltern sind in ihrem Denken wohl etwas.. altmodisch. Das geht mich nichts an, aber vielleicht solltest du einfach tun, was du wirklich willst. Irgendwann werden sie es doch sicher verstehen."
Christophs beruhigende Worte hatten den Jungen direkt noch etwas offener werden lassen. Außerdem genoss er es sichtlich mal wieder mit jemand anderem Musik zu machen. Er vermisste das und so umspielte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. "Oh, findest du? Danke", sagte er als sie fertig waren und fuhr sich verlegen durch die stets verwuschelten Haare. "Ich mache aber auch schon ewig Musik."
Die nächste Frage war dann schon schwieriger. Etwas worüber Noah nicht gern redete, aber war er seinem Gegenüber nicht eine ehrliche Antwort schuldig? Vielleicht wenigstens eine verkürzte Version? Noah biss sich auf die Lippe. Sein Lächeln war wieder verschwunden. "Uhm.. naja, eigentlich komme ich aus Schottland. Zuhause konnte sich keiner mehr um mich kümmern und  ich sollte selbstständiger werden oder sowas, also war das hier wohl der passende Ort..", murmelte er. Er verstand noch immer nicht, warum er so weit weg von Zuhause sein musste. Klar, zwar fühlte er sich deswegen etwas abgeschoben, aber vor allem machte ihn der Gedanke an all die Menschen, die er schon verloren hatte, so verdammt traurig. Dabei wollte er doch diese Stimmung hier gerade so gar nicht verbreiten! Christoph hatte seine eigenen Probleme und er wollte ihn nicht mit seinen behelligen. Vor allem nicht jetzt, wo sie sich gerade erst wirklich kennen lernten.

"Klar, ich habe ohnehin zu viel Freizeit", lachte ich und sah zu Noah hin, fuhr mit meinen langen Fingern durch meine aquamarinblauen Haare.
"Mir kannst du nicht auf die Füße treten, also sei so wie du willst", lachte ich schmunzelnd und sah anschließend genauer zu Noah hin, er wirkte irgendwie zufrieden, wie er so an seinem Bass herum zupfte. "Du solltest viel mehr an dich selbst glauben", gab ich zu, "Denn du bist sicher wundervoll so wie du bist", kurz unterbrach ich mich selbst mit einem tiefen durchatmen, "Das ist eben das Leben, welches man mir als Kind vorgelebt hat. Wir sind in einer Geschäftsfamilie groß geworden. Alles was wir taten und machten, jeder Schritt und jedes Wort sollte wir so wählen, dass es für die Familie von Vorteil ist", meinte ich ruhig und strich furch über die eleganten Tasten des Klaviers, "Meine Schwester hat versucht zu rebellieren, jetzt sitzt sie im Kloster. Es ist echt alles nicht einfach, es ist total bescheuert, wie wir dort leben...", meinte ich nochmals halb warm, halb müde, obwohl ich eigentlich nicht müde bin sondern eher ein Gefühl habe, als würde ich jetzt bald mal drauf gehen.
"Dann ist es ja gut", meinte ich lachend und sah anschließend zu Noah hin, denn man anmerkt , dass er die Musik liebt, wahrscheinlich mehr als mancher Menschen.
Als Noah von seiner Herkunft erzählt, stand ich auf und gig vor ihm in die Hocke, versuchte ein warmes Lächeln und strich leicht über seinen freien Oberschenkel: "Das wird alles wieder, Schottland ist sicher ein wunderschönes Land und dann kämpfst du dich hier durch, beginnst danach zu arbeiten und zeigst ihnen, was du alles kannst und wie selbstständig du sein kannst", diese Worte sollten als Aufmunterung gelten und es war mir wirklich wichtig, dass sie auch so rüber kamen.
"Du kommst nach dem Abschluss mit zu mir nach Italien und wir gründen gemeinsam eine Band und starten voll durch", das schmunzeln wurde immer breiter und so musste ich, an meinem eigenen Gedanken, anfangen zu lachen.