what do you think about dancin'?

Na also, so lange hatte das dann doch nicht gedauert. Manson hatte dennoch gut zehn Minuten gebraucht, um Manolis erdbeerrotes Haar auszumachen. Nicht unbedingt, weil hier ach so viele Menschen waren, sondern einfach weil sie/er in der vollkommen falschen Ecke gesucht hatte. Seit sie sich vor einiger Zeit kennengelernt hatten, hatten sie immer wieder mit einender geschrieben. Nur selten hatte der/die Dunkelhaarige etwas gesagt, wenn er/sie zum Beispiel im Vorbeigehen mal "Hey" sagte, oder sich überstürzt verabschiedete, weil sie/er die Zeit verpeilt hatte, aber ansonsten hatten sie stehts geschrieben. Ein Block und ein kleiner Kugelschreiber war sogar zu ihrem/seinem alltäglichen Inventar geworden, beinahe wie die Piercings in ihrem/seinem Gesicht. Das war jetzt ein echt toller Vergleich. Der/die Ältere machte nicht auf sich aufmerksam, bevor er/sie der stummen Schülerin auf die Schulter tippte. Sie stand gerade nahe an der Wand und schien etwas in ihren Block zu schreiben. Selbstgespräche der anderen Art? Immerhin schrieb jeder Mensch sich mal selbst SMS, oder redete mit sich selbst. Nun ja, das war auch egal. Sie/er hatte jetzt erst mal ne Frage, zwar war ihm/ihr das nicht im Geringsten anzusehen, es schien einfach so als würde er/sie einfach zufällig vorbeigekommen zu sein. Aber dann machte sich ein typisches schiefes Grinsen auf Mansons gesicht breit, und er/sie zog einen ordentlich gefalteten, sauberen Zettel aus der Hosentasche, faltete ihn gekonnt mit den Fingern auf, und zeigte ihn der deutlich Kleineren. Auf dem Papier stand, in kantiger aber ansonsten fast schon ordentlicher Schrift: "Willst du mit mir zum Ball gehen?" Ihm/ihr war ziemlich egal, ob Herren- oder Damenwahl war, da für sie/er eh beides oder gar nichts galt - sie/er hatte mal versucht, eine "Intersexuellen/Transsexuellen-Wahl" zu erwirken, aber er/sie hatte ziemlich allein dagestanden, abgesehen von ein paar Alternativen udn Klassenclowns, die das lustig gefunden hätten.

Sie hatte ihn/sie nicht bemerkt, war zu vertieft gewesen ins Schreiben und augenscheinlich auch ins Musikhören, und zuckte deshalb zusammen, als Manson sie berührte. Manoli ließ den Block sinken und sah ihn/sie aus ihren dunkelbraunen Augen an, sodass dieser/diese noch ein wenig breiter lächelte. Das Zusammenzucken hatte nichts gejagtes an sich, sondern war einfach eine Reaktion auf eine unerwartete, plötzliche Berührung. Er/sie mochte es, wenn sein/ihr Auftauchen eine Reaktion auslöste. Nicht unbedingt wegen eines Dranges, im Mittelpunkt zu stehen, sondern um bemerkt zu werden, und zu wissen, dass man hier einen Standpunkt hatte. Seltsame Gedanken vielleicht, besonders für einen Menschen, der wegen seines Selbstbewusstseins und seiner Eigenarten bekannt war, aber insgeheim kannte dieses Gefühl jeder. Und Manson hatte das Problem, sich selbst wegen seiner/ihrer Andersartigkeit unterwebsusst abzugrenzen. Zwar wollte sie/er es nicht, aber zum anderen wusste sie/er dass sie/er anders war, und dieses Wissen reichte aus, für eine unterbewusste Selbstausgrenzung. Während die Erdbeerhaarige schnell den Satz auf dem Zettel las, weiteten sich ihre Augen. "Überraschung.", murmelte der/die Größere in Gedanken. Wahrscheinlich war sie zu schüchtern irgend wen zu fragen, und wenn sie jemand gefragt hätte, hätte Manson das trotz seiner/ihrer Abneigung gegen Klatsch schon mitbekommen - zuletzt weil Manoli es ihm/ihr erzählt hätte. Also hatte er/sie beschlossen, seine/ihre "neue" Freundin zu fragen. Die Erdbeerhaarige schrieb etwas auf den Block, und als sie ihn zu Manson umdrehte, sah dieser/diese dass es sich vorhin nicht um ein Selbstgespräch, sondern um eine Einkaufsliste für Hundefutter und Haarklemmen gehandelt hatte. "Klar gerne.", stand in schnellen geschwungenen Buchstaben darunter. Das Nicken vorhin hatte schon soetwas angedeutet. Dann wollte Manoli wissen, warum er/sie ausgerechnet sie fragte. Der/die Dunkelhaarige zog seiner/ihrerseits einen Block aus der Jackentasche und antwortete. Ein Buchstabe für ein Kästchen, damit der Spaß auch lesbar blieb. "Yeah, freut mich. Und ich frage dich weil ich dich mag und du hübsch bist. Wenn dir das nicht reicht zähl ich dir noch zwei Seiten weitere Gründe auf, okay?" Dann zeigte er/sie dem Mädchen das Blatt.