Ame Ledoux & Mika Terwell

Das Lächeln, welches auf meinen Lippen thront, ist von mir schon gar nicht mehr weg zu denken. Immer gut gelaunt, immer fröhlich, immer warmherzig und eigentlich immer hungrig, so wie jetzt gerade. So suche ich mir etwas zu essen und setze mich in alles Seelenruhe an einen Tisch und grinse schon fast zufrieden vor mich hin, streiche mir über den Unterarm und lege meine Mappe auf den Tisch vor mir.
So blättere ich durch eines der nächsten Kapitel und werfe es anschließend wieder zu, vergesse den Moment und kratze mich am Hinterkopf. "So, was soll ich machen?", meinte ich leise und schlage mein Buch wieder zu, warte ab und schüttle den Kopf. Packe es wieder ein. Nehme meine Trinkflasche aus meinem Rucksack und sehe mich ein wenig um. In dem Moment erblicke ich Ame, die mit mir in die Klasse geht. So grinse ich freundlich: "Hallo Ame, alles gut?", freundlich wie ich immer wieder bin, "Weißt du zufällig, ob wir nächste Woche was schreiben?", so sehe ich ihm nochmals in die Augen, lache kurz fröhlich, "Willst du dich setzen? Hast du Durst?", ich wirke mehr als nur ein wenig freundlich, offen und neugierig.

Nirvana mit "Come as you are" dröhnte Ame in den Ohren, in denen ihre Kopfhörer steckten. Die Hände in den Jackentaschen ihrer Lederjacke sah sie sich ein bisschen gedankenverloren um. Ihr Tag war bisher nicht der Beste gewesen, es regnete draußen, ihre Prothese zwickte heute etwas und ihr Bruder hatte sich heute noch nicht gemeldet. Normalerweise schrieb er ihr jeden Tag mindestens eine Nachricht. Eigentlich wollte sie einen Ort finden, an dem sie in Ruhe ihre Musik genießen konnte und sich etwas abreagieren konnte, weswegen sie durch das Internat gestreift war.
In der Aula angekommen, bemerkte sie zunächst nicht, dass sie nicht alleine war, bis sie Blicke auf sich ruhen spürte. Ame schaute sich um und sah Mika, der sie offensichtlich ansprach. Sie zog sich einen Kopfhörer aus den Ohren.
"Was gibt's? Hab Musik in den Ohren," brummte sie leise, wollte bei dem freundlichen Lächeln, das er ihr entgegen brachte, nicht unhöflich sein und setzte sich auf seine Frage hin zu ihm, ließ aber erst einen Kopfhörer in den Ohren, das brauchte sie aktuell.
"Ob wir nächste Woche was schreiben? Nee, sorry, weiß ich nicht." Den Klausurenplan hatte sie noch nicht ganz im Kopf.
Sie schmiss ihren Rucksack auf den Tisch und zog selbst eine Wasserflasche heraus.
"Danke, aber hab selbst noch was." Mika war wirklich merkwürdig freundlich und irgendwie schwankte ihr Gefühl diesbezüglich immer zwischen ernst gemeint und aufgesetzt.
Die Wasserflasche zischte und Kohlensäure entwich aus der halbleeren Flasche, bevor sie ein paar Schlucke trank.
"Was machst du alleine hier?", fragte das Mädchen, als sie die Flasche wieder zu drehte und auf den Tisch stellte, vorsichtiger als sie ihre Tasche auf den Tisch gepackt hatte. Das Lied wechselte zu einem etwas ruhigeren Lied, Fleedwood Mac - "The Chain", das aber zu den Regentropfen auf den Scheiben passte.

"Ah Sorry, das hab ich nicht gesehen, ich hoffe, ich störe dich nicht", entschuldige ich mich ziemlich warm und vorsichtig, bevor ich meinen Stift auf den Tisch lege und ihn anschließend doch gleich versorge, sonst vergesse ich ihn zuletzt.
"Schade, dann muss ich wohl doch irgendwen anders fragen. Oder... Vielleicht einen dieser Klassenstreber", letztes spreche ich schon fast etwas genervt aus, denn von denen hatten wir wohl oder übel genug in der Klasse.
"Ah okay", stelle ich nur fest und trinke nochmals einen Schluck, wobei ich meinen Apfel noch fertig esse und die Reste anschließend in einer kleine Dose packe um sie anschließend im Rucksack verschwinden zu lassen. Die Leute, die mich gut kennen wissen, dass ich wirklich ein von Grund auf freundlicher und offener Kerl bin, der sein Leben liebt und genießt.
"Eigentlich wollte ich lernen, aber irgendwie fehlt mir dazu jetzt die Lust, doch ursprünglich bin ich aus meinem Zimmer raus, weil die Jungs nerven und ich ein wenig Luft zum Atmen brauche", versuche ich zu erklären. Doch irgendwie klingt das etwas idiotisch und doch ist es wahr. Selbst ich brauche hin und wieder, ganz selten, Zeit für mich. Ame ist hierbei eine willkommene Abwechslung, denn schon im Unterricht war sie mir mehr als sympatisch, auch wenn sie sich noch so unnahbar gibt. Genau dieser Punkt macht sie interessant. "Und du? Flüchtest du auch?", kurz lache ich vor mich hin und lege den Kopf ein wenig schief als ich sie nochmals mustere. "Eigentlich wollte ich mir mein Motorrad schnappen und etwas fahren gehen, aber das macht alleine auch keinen Spaß", lache ich kurz.

"Schon gut, hätte mich ja nicht zu dir setzen müssen, wenn du stören würdest", gab ich auf seine Entschuldigung zurück. Es war schließlich die Wahrheit.
Kaum merklich zog Ame eine Augenbraue hoch, als Mikas Stimme einen leicht genervten Unterton erhielt, als er meinte, dass er einen Streber fragen müsste. Sie wunderte sich, dass Jemand wie er so eine Meinung von den Klassenkameraden mit den guten Noten hatte. Er war doch nicht neidisch oder dergleichen oder?
Ame zuckte wieder mit den Schultern. Es wirkte gleichgültig."Lass sie doch. Sie geben sich immerhin Mühe. Es ist schließlich das letzte Schuljahr." Jedem das Seine, dachte sie noch hinterher. Ausnahmsweise behielt sie diesen Satz für sich.
Während Mika seinen Apfel weiter aß, trank Ame noch einen Schluck Wasser. Neben den Tropfen auf der Scheibe wechselte ihre Musik den Song und 'Fell on Black Days' von Soundgarden ertönte in ihrem Ohr mit dem Kopfhörer.
Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des blonden Mädchens, als der Schüler versuchte zu erklären, was er hier machte. Sie kannte diese Unlust am Lernen nur zu gut und von dem Mädchen in ihrem Zimmer war sie von Anfang an leicht genervt gewesen. Dennoch waren beides auf Dauer unumgängliche Dinge.
"Was heißt flüchten", begann sie und drehte beiläufig ihre stehende Flasche auf dem Tisch. "Jeder braucht mal Zeit für sich und wenn man sich das Zimmer teilt, ist das ein bisschen schwieriger." Der Grund war irgendwie derselbe wie bei Mika und sie schmunzelte über diese Feststellung. Steckte Mikas freundliche und positive Art etwa an?
Ame schaute den Jungen leicht überrascht an. Dass er Motorrad fuhr, hatte sie nicht so ganz erwartet um ehrlich zu sein. "Bei dem Wetter ist das Mist. Da kann man draußen generell nicht groß was machen." Sie blickte ihm ins Gesicht. Für seine so dunklen, ja richtig schwarzen Haare, hatte er verdammt auffällig blaue Augen. Das war ihr vorher gar nicht groß aufgefallen.
"Alleine macht Motorrad fahren keinen Spaß? Es kann doch eh nur einer fahren und die Richtung bestimmen." Ein kurzes Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und ließ ihre Hände wieder in den Jackentaschen verschwinden. Sie fand wie in jeder Jacke ein paar Münzen und spielte daran herum. Konnte man das schon als schlechte Angewohnheit bezeichnen? Oder war das eher so ein schlichter Zeitvertreib, den jeder irgendwie machte und wenn es das Klicken auf das Ende des Kugelschreibers oder das Ploppen des Füllerdeckels im Unterricht war.

"Stimmt also nerve ich dich zumindest nicht", schmunzle ich und sehe Ame nochmals zufrieden an, denn sie wirkt auf mich wirklich wie eine sehr angenehme und freudige Person, die aber auch ganz sicher ganz anders kann, wenn man sie zu sehr nervt oder provoziert.
"Ich würde nie etwas schlimmes gegen sie sagen, immerhin bin ich auch gut in der Schule aber ich verstehe die Leute einfach nicht, die Tag und Nacht über ihren Büchern hängen", mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sehe ich zu meiner Mappe und tippe auf ihr rum.
"Ich bin nicht immer so gut mit Menschen", meinte ich leise und sehe anschließend nochmals in ihre Augen und beobachte sie kurzzeitig, ihre Gestik und Mimik, die hin und wieder etwas schwierig zu deuten ist.
"Man kann schon, aber oft macht es wenig Sinn, ich meine, man ist ziemlich schnell Krank und verschnupft... Das brauche ich kein bisschen", erkläre ich mal wieder und versuche auch irgendwo Ame einzuschätzen, was sie mir ziemlich schwer macht.
"Klar, aber es ist was anderes wenn man wo hin fährt, irgendwo im nirgendwo absteigt, was trinkt, Zeit dort verbringt und das alles einfach nur genießt wie es dort aussieht... Weißt du wie ich meine?", flüsterte ich ganz ruhig und sehe anschließend in ihre Augen, wobei ich mir nochmals einen Schluck aus der Flasche die vor mir steht. "Darf ich fragen was du hörst?", frage ich warm und bin ziemlich neugierig, wobei ich es nicht anders kann als nachzufragen.

"Wer ist schon gut mit Menschen", erwiderte Ame leise. Die musternden Blicke ignorierte das Mädchen vorerst.
Als Mika sagte, dass man draußen schon was unternehmen könnte, man sich aber schnell was weg hole, huschte ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht. Er hatte recht, aber wenn es um das Knipsen von Fotos ging, war es schon schwieriger draußen im Regen. Die Kamera könnte Wasser auf oder in die Linse bekommen und man müsste ständig darauf achten, dass sie trocken blieb, da die Fotos sonst auch hässlich werden würden. Und das war bei fast jeder Kamera so.
"Ja, ich verstehe und das klingt wirklich nicht schlecht." Ame verschwieg, dass sie noch nie in ihrem Leben Motorrad gefahren war. Die Gelegenheit hatte sie nie gehabt und mit Autos war sie seit dem Unfall nicht mehr gerne unterwegs - eigentlich vermied sie eine Autofahrt wo sie nur konnte.
Ame erwiderte Mikas Blick. "Versuchst du in meinen Kopf hinein zu gucken?" Das blonde Mädchen sprach direkt aus, was sie in diesem Moment dachte. Das Lied sprang über zu einem Neuen und es spielte 'Lithium' von Nirvana. Die alten Songs waren irgendwie ihre liebsten Songs.
"Klar, darfst du fragen." Ame nahm eine Hand aus de Jackentasche und hielt Mika zum Hineinhören einen Kopfhörer hin. Sie war sich nicht ganz sicher, ob Grunge seine Musikrichtung war, aber den Musikgeschmack anderer Leute nach dem Aussehen zu beurteilen, war ohnehin schwierig. Die Musikrichtung, die man gut fand, trug ja nicht jeder, so wie sie, nach außen. Ame wippte zum Song mit dem rechten Bein mit und spielte weiterhin mit den Münzen in ihrer Jackentasche.

"Ich glaube keiner so wirklich", meinte ich leicht grinsend und schüttle dabei auch noch den Kopf. Menschen sind ohnehin eine seltsame Spezies. Die einzige Spezies die sich selbst ausrottet und in nichts besser ist als das.
"Wir können irgendwann mal gemeinsam fahren wenn du das willst", stelle ich ganz warm fest und sehe Ame in die Augen, wobei ich anschließend meine Flasche in den Rucksack packe und mich am Oberarm kratze. "Aber natürlich nur wenn du willst und Lust hast", meinte ich in aller Ruhe und höre ihren Worten weiterhin zu.
Mein Kopf legte sich schief und ich lache kurz: "Nein, aber irgendwie muss ich sagen, dass du irgendwie etwas faszinierendes an dir hast", meine Art zu sagen, dass sie irgendwie auf mich etwas verschlossen wirkt. "Aber wir hatten bisher nichts miteinander zu tun", lache ich einfach und sehe weiter zu ihr hin, nehme den Kopfhörer dankend an und stecke ihn in mein Ohr, wobei meine Mundwinkel noch weiter nach oben wandern wie sie ohnehin schon sind. Meine Lippen bewegen sich leicht, da ich den Text auswendig kenne. "Ich hätte dir so schnell diese Musik nicht zugeschrieben", meinte ich schmunzelnd und sehe wieder zu ihr hin, da mein Blick während des hörens auf den Tisch gewandert ist. Mit einem warmen Lächeln gebe ich ihr den Kopfhörer zurück und muss kurz gähnen. "Ist schon ziemlich lange her, dass ich das Lied gehört habe", erzähle ich in aller Ruhe und lehne mich in meinem Stuhl zurück. "Wie findest du es hier?"


OOC: Sorry, ich hatte viel um die Ohren, hab einen Welpen und bin am umziehen, viel am Arbeiten weil zwei Leute gegangen sind, aber ich hoffe ich schaffe es jetzt wieder regelmäßig <3

Ame sah Mika überrascht ein. Eine Einladung auf eine Motorrad-Fahrt hatte sie jetzt eher weniger erwartet.
"Äh... Ja, warum eigentlich nicht. Wenn das Wetter gut genug ist bestimmt mal," entgegnete sie leicht zögerlich. Eine Fahrt klang schon gut. Und wenn sie es nur einmal machte, um es gemacht zu haben.
Als Mika dann sagte, dass sie irgendwie etwas Faszinierendes an sich hatte, fiel sie innerlich aus allen Wolken, zog nach außen hin aber nur überrascht eine Augenbraue hoch.
"Du bist die erste Person, die mir sowas sagt," sagte sie feststellend zu ihm. Das Mika der Erste war, der das zu ihr sagte, konnte aber auch daran liegen, dass viele einfach von vornherein einen Bogen um sie machten, was sie ja auch wollte. Aber dennoch - selbst wenn Jemand mal mit ihr sprach - Niemand würde dann spontan so etwas zu ihr sagen.
Das blonde Mädchen beobachtete ihren Mitschüler genau, als er in ihre Musik hineinhörte und musste feststellen, dass er die Band kannte, denn er sang exakt mit Kurt Cobain mit, wenn auch tonlos.
"Ich hätte dir diese Musik genauso wenig zugeschrieben, du sprichst ja sogar mit," gab sie zurück und nahm den Kopfhörer wieder entgegen. Das Lied sprang einige Sekunden später um zu 'Psycho Killer' von den Talking Heads, aber sie stellte die Musik vorerst aus und nahm auch den zweiten Kopfhörer aus den Ohren. Mika hatte nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit - die hatte er aber wahrscheinlich schon eher von ihr bekommen. Mit den üblichen Handbewegungen rollte sie die Kopfhörer zusammen und steckte sie in ihre Jackentasche.
"Naja... ich bin ja schon zum zweiten Mal auf dem Internat," begann sie. Das erste Mal war schon länger her und sie erinnerte sich nicht mehr an alle Mitschüler, aber die paar, an die sie sich erinnerte, waren auch schon nicht mehr da. Für einige war das Internat wohl auch eher eine einjährige Geschichte - wie bei einem Schüleraustausch. "War beim ersten Mal nicht so klasse und ist beim zweiten Mal noch schlimmer: neue Leute und die bekannten Gesichter fehlen und neue Mitbewohner, die mit einem klarkommen müssen und ich mit ihnen."Ame grinste kurz, rutschte aber leicht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, um eine andere Sitzhaltung zu bekommen, saß letzten Endes aber so wie zuvor auch schon; zurückgelehnt und mit den Händen in den Jackentaschen, in der einen Tasche mit Kleingeld spielend, dessen Geräusch aber bei dem prasselnden Regen auf die Scheiben unterging.
"Und wie gefällt es dir hier?"

OOC: Schon gut, ich bin mit der Vollzeitstelle auch gut beschäftigt und konnte deswegen jetzt erst schreiben, versuche es aber wieder öfter und regelmäßiger ^^"

"Das wird im Sommer ganz sicher wieder besser!", meinte ich fröhlich und gleichzeitig glitzern meine Augen, als hätten sie nie etwas anderes getan als sich zu freuen. Gut, es ist auch wirklich sehr selten, dass ich mich nicht freue. Schlechte Laune ist nicht wirklich etwas, was ich oft kenne.
"Du wirkst auch auf viele, die nicht sonderlich selbstbewusst sind, einschüchternd", erkläre ich warm und beobachte ganz genau, wie sie reagiert, schaut und was ihre Körpersprache sagt, doch sie weiß wirklich, wie sie es handhaben muss, dass man ihr nichts anmerkt.
Sie hatte wohl einen Blick, mit dem sie schon fast in einen hinein schaut, als würde sie etwas in meinem Inneren suchen. Doch da würde sie sehr wenig finden, ich meine, ich weiß ja auch nichts über mich selbst. Oder wohl eher, zu wenig?
"Ich mag die Band", meinte ich ganz warm und kratze mich leicht im Nacken, "Aber ich bin auch sehr flexibel was das alles angeht", lache ich nochmals und sehe wieder zu ihr, als sie die Kopfhörer aus den Ohren nimmt, wobei mein Grinsen nochmals fröhlicher wird.
Du wirkst nicht so, als ob es hier so schlimm ist. Ich meine, du strahlst, irgendwo, doch etwas entspanntes aus", grinse ich warm und streiche nochmals durch meine Haare, "Mir? Nun ja, es ist etwas schwierig...", meinte ich eher leise und kratze mich im Nacken, "Ich bin aber auch zum zweiten mal hier", kurz überlege ich und schüttle leicht den Kopf, "Dazwischen war ich einige Monate in der Psychiatrie", stelle ich einfach nur fest, "Aggressionsprobleme", mehr musste ich dazu glaube ich nicht sagen oder soll ich auch noch auspacken? Das ich ja eigentlich gar kein Kerl bin? Nein, den scheiß lass ich, das musste niemand wissen!
Kurzzeitig sehe ich etwas betrübt aus und kaue kurz auf etwas Luft rum - eine schlechte Angewohnheit, die ich nie im Leben los werde.

OOC: Schon gut, das hast du mir ja erzählt Aber jetzt hab ich mal 3 Wochen Zeit

Einschüchternd wirkte sie. Hm. Vielleicht war es irgendwo ihre Absicht gewesen. So kam keiner nahe an sie heran und sie konnte Ärger aus dem Weg gehen. Oder umgekehrt: Der Ärger ging ihr aus dem Weg.
Ame zuckte mit den Schultern. "Naja, man macht das Beste aus seiner Situation oder wie heißt es so schön?" Entspannt war sie eigentlich selten. Schließlich musste sie sich beim zweiten Mal das Zimmer mit neuen Personen teilen, die auf kurz oder lang erfuhren, dass sie nichts weiter als ein Krüppel war; ein Bein und Phantomschmerzen, die mal mehr und mal weniger vorhanden waren. Aber wenn sie so daran dachte, was für Schüler hier ein und aus gingen, war sie vermutlich nicht ganz alleine.
Das blonde Mädchen schmunzelte kurz in sich hinein, als Mika seinen Besuch in der Psychiatrie erwähnte. Nicht aus Schadenfreude, viel mehr, weil sie sich freute, dass es neben ihr also wirklich Leute gab, die auch schon das ein oder Andere hinter sich hatten. Aber Ame wunderte sich, als er ihr den Grund für seinen Aufenthalt nannte.
"Du und Aggressionsprobleme?" Ame sah ihn an grinste leicht. Der Junge war so ruhig und ständig am Grinsen und Lachen, der konnte doch gar keine Aggressionen haben... oder?
"Naja, stille Wasser sind bekanntlich tief." Sie wandte den Blick wieder zum Fenster, wo der Regen leicht nachgelassen hatte. Nun waren sogar die Münzen in ihrer Jackentasche zu hören, die sie immer noch zwischen ihren Fingern hin und her drehte. Einen kurzen Moment dachte sie an ihren Bruder, der sich bis jetzt noch nicht gemeldet hatte. Ob es ihm gut ging? Er hatte vermutlich einen besseren Tag als sie. Und vielleicht schien bei ihm in England ja sogar sie Sonne.
Da war es wieder; dieses nervige Zwicken, dass sich den ganzen Tag schon immer wieder meldete. Ame verzog kaum merklich das Gesicht und tat so, als würde sie ihren Oberschenkel kratzen, rückte in Wahrheit aber leicht ihren Formausgleich zurecht, damit auch die Prothese wieder besser saß. Von außen sah es, laut Kilyan, höchstens so aus, als würde sie sich einen Strumpf unter ihrer Hose zurecht ziehen.
"Ist bei dem Wetter bei dir heute noch was geplant? So wie es aussieht wird der Regen heute wohl nicht mehr aufhören." Das blonde Mädchen versuchte die Unterhaltung wieder etwas aufleben zu lassen.

"so heißt es wohl, da hast du recht", pflichtete der junge Boxer freundlich und zuckte dabei, wie so oft nichtssagend mit den schultern. Klar, er war ein freundlicher Kerl, das war aber auch kein Wunder, wenn man ihn so kannte wusste man auch, dass er immer mal wieder so leicht verrückte Allüren hatte.
"Ja, ich bin nicht unbedingt der umgänglichste", lachte er und schüttelte dabei ganz leicht den Kopf. Der schwarzhaarige hatte nicht wirklich ein Problem mit Menschen, auch keines mit anderen, aber er konnte eben auch was ganz anderes sein Kai wusste, wie er tickte und er wusste, dass er oftmals nicht viel Lust hatte wirklich der freundliche Kerl zu sein. Doch Ame war irgendwie nett, auch wenn sie ihm wahrscheinlich ihre Münzen an den Kopf werfen würde wenn sie das hören würde.
"Ich wollte nachher noch einen Film anschauen, ich meine, ich weiß nicht ob du Lust hast dort mit zu gehen oder sowas? Ich meine das klingt jetzt wie eie bescheuerte Frage nach einem Date, was ich absolut nicht will, aber...", er zuckte mit den Schultern und strich sich einmal durch die schwarzen Locken.
Die kleine war irgendwie total lieb und irgendwie war das etwas, was Mika nicht wirklich gewohnt war. "Oder vielleicht nachher in die Cafeteria, Hunger hab ich ja nicht gerade wenig wenn ich ehrlich sein will, meinte er ruhig und lachte kurz. Irgendwie wusste er gerade selbst nicht, was er noch sagen sollte. So gesprächig wie er nochmal war, war er jetzt gerade nicht. Er hatte gerade mit sich selbst zu kämpfen, nicht daran zu denken, wie er Kai geküsst hatte, seinen verdammten großen Bruder, der ja eigentlich auch gar nicht mit ihm verwandt war. Sie waren beide adoptiert worden und eigentlich war ja auch Kai schuld daran, dass er selbst absolut nichts mehr wusste. Auch irgendwie nicht ganz okay, aber das machte doch alles irgendwie interessant, nicht?
Sie hatten sich aber darauf geeinigt, das es wirklich nichts war, was sie besprechen sollten, da konzentrierte er sich lieber mit einem Kopfschütteln wieder auf Ame. "Also, Kaffee und etwas zwischen die Zähne, wie sieht da bei dir aus?", fragte er neugierig nach.

Vor Verwunderung erstarrte Ame in ihrer Fingerbewegung. Hatte Mika sie gerade allen Ernstes nach einer Verabredung ins Kino gefragt? Der Junge schien sich selbst nicht so sicher zu sein mit dieser Frage, denn er schien diese ein wenig zu stammeln.
"Bei dem Wetter will ich nicht ins Kino gehen. Aber nett, dass du fragst." Die Antwort gab sie vermutlich nur, weil sie nach wie vor auf eine Nachricht ihres Bruders Kilyan hoffte. Denn der Regen hatte bereits etwas nachgelassen und würde vermutlich noch in der nächsten Stunde aufhören.
Als hätte Mika mit einer Absage gerechnet, fragte er als nächsten Versuch, ob sie mit ihm in die Cafeteria gehen würde. Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr in der Aula. Es war mitten am Nachmittag und zu Mittag hatte sie nichts gegessen, weil ihr die Schmerzen so auf den Magen geschlagen hatten. Essen müsste sie mittlerweile also etwas. "Scheint dir ja relativ egal zu sein, dass du da gerade mich zu fragst." Sie war immerhin nicht das beliebteste Mädchen des Internats. Und er als Sportler gehörte da doch zur deutlich beliebteren Clique. Aber gut, wenn ihm das soweit egal ist... Während sie einen kurzen Moment über eine vernünftige Antwort auf die Frage nachdachte, begann sie wieder die Münzen zu drehen. Sie wusste nicht warum, aber das hatte tatsächlich etwas Beruhigendes an sich. Der leise Klopf-Ton ihres Handys ließ sie vor Schreck hochfahren.
"Äh... Moment." Mit einer schon ungewöhnlich zackigen Bewegung griff Ame nach ihrem Handy. und entsperrte es fast noch im gleichen Moment. War es Kilyan? Die Hoffnung des Mädchens schwand, als sie den Namen des Absenders sah. Es war ihre Tante. Ach du Scheiße, ist was passiert? Ame überflog die Nachricht: "Hallo Ame, ich hoffe du machst dir nicht allzu große Sorgen. Kilyan ist heute nach der Schule in eine kleine Auseinandersetzung geraten. Dabei ist sein Handy unter den Bus geraten, der gerade los fuhr. Ich sitze jetzt mit ihm vor dem Büro des Schuldirektors, weil eine Mutter des anderen Schülers wutentbrannt in der Schule angerufen hat. Hast du deinem Bruder gezeigt wie man jemanden die Schulter auskugelt? Warum macht ihr beide nur immer so einen Ärger? Du brauchst nicht zu antworten. - Tante Sophie"
Das Gesicht der Schülerin verzog sich zu einem grimmigen Grinsen. Ehe sie sich versah warf sie das Handy mit einem nicht überhörbaren "Merde." in die nächstgelegene Ecke. Wie der Zufall es so wollte, sie befand sich ja in der Aula, traf sie das Becken des Schlagzeugs, das unverändert dort stand. Es gab ein lautes Scheppern, das Handy flog vom Becken auf eine Trommel, was ein dumpfes Geräusch verursachte, ehe es mit dem Display zuerst auf dem Boden aufschlug.
"Ups," gab Ame nach einem Moment der Stille, in der das Scheppern verklang, von sich.
"Ja, Essen klingt gut glaube ich," brummte sie wieder leise, doch die Wut war noch nicht ganz verflogen. Natürlich hatte Ame ihrem Bruder das gezeigt. Als sie das letzte Mal zu Besuch gewesen war, hatte er ihr erzählt, dass in der Schule so ein paar Jungs aus der höheren Klasse immer wieder zu ihm kamen und ihm Sachen wegnahmen und ihn beleidigten. Einmal hatten sie ihm auch auf den Kopf gespuckt. Und nachdem Kilyan erzählt hatte, dass ein Lehrergespräch das Ganze noch schlimmer gemacht hatte, weil da nur lauter altes konservatives Dörrobst lehrt. Da hatte Ame ihm gezeigt, wie man sich Typen wie die vom Hals halten konnte: Man schnappt sich den Nächsten und kugelt ihm die Schulter aus. Denn wenn es etwas gab, das das Mädchen nicht leiden konnte, dann war es Mobbing jeder Art; ganz besonders, wenn es gegen sie oder ihren Bruder ging.