Die dunkle Ecke

Überall gibt es sie und immer wird sie besetzt sein~

Sherlock Holms ist im Einsatz! Heute gilt es einen mysteriösen Mordfall an einem Zombie zu ermitteln. Vermutlich waren es Vampire .... oder doch der Pirat. Ach es ist alles so chaotisch, wenn mal eine Party für die ganze Schule stattfindet. Da alle verkleidet zu einer Halloween-Party kommen, habe ich das auch getan. Sherlock Holms passt einfach perfekt zu mir. Als ich die Party betrete kann ich Nevo nirgendwo entdecken. Schade, ich hätte gerne mit ihm geplaudert. Gestern Abend hat mir Max auf Skype noch geschrieben dass er bald zu uns stoßen wird. Seine Eltern gehen davon aus, dass ihm ein Auslandsjahr oder gleich mehrere super guttun würden. Ich heiße es sehr willkommen, dass Max zu uns kommt. Er ist cool und wenn Nevo mal keine Zeit für mich hat unternehme ich halt was mit ihm. Hilflos schaue ich mich in der großen dekorierten Sporthalle um und entdecke im hintersten Winkel des Raumes ein Mädchen im Rollstuhl. Kaum zu übersehen. Sie wirkt irgendwie genauso hilflos wie ich. Da muss man doch die Initiative ergreifen. Entschlossen bahne ich mir einen Weg zu ihr und lächle sie an. "Du wirkst irgendwie verloren hier...", platze ich raus und grinse dann etwas entschuldigend. Ich will sie ja nicht überfallen.

Ich weiß nicht mal genau warum ich überhaupt hier her gekommen bin, ehrlich gesagt würde ich gerne im Erdboden verschwinden und einfach vergessen, wer ich bin oder wer ich war. Zumindest stand ich nach dem Halben Jahr wo ich mich endlich mal aufgerafft hatte auf meinen beiden Füßen um den Rollstuhl in meinen Katen zu befördern und ihn nicht mehr zu verwenden. Heute hatte ich mich auch noch ohne Krücken aus meinem Zimmer getraut, mich ziemlich aufwendig geschminkt und so stand ich in einer der dunklen Ecken, mit einem Becher Wodka - Bull in der Hand und nahm immer wieder einen Schluck aus dem Glas.
Ich weiß nicht mal warum ich hier bin... gab ich kleinlaut zu als ein Junge auf mich zukam und ich zu ihm hoch sah und ihn nur kurz unsicher anlächelte. Zumindest war es nicht Seraphim, das macht es schon um einiges besser.

Ihr Gesicht ist sehr aufwenig geschminkt, es erinnert mich ein bisschen an den Karnevall in Brasilien. "Vielleicht wolltest du Spaß haben", überlege ich laut und grinse sie an. Wobei mein Zylinder ein bisschen verrutscht weil ich mich wegen des Lärms ein bisschen näher zu ihr beuge. Sofort strecke ich die Hand hoch um zu verhindern dass er runter fällt. "Als was bist du denn verkleidet?", frage ich sie und bevor sie eine Antwort gibt fange ich an zu raten. "Eine Fee? Oder eine Elfe? Katy Perry aus einem Musik-Video?", grüble ich und mustere sie immer wieder.

Ich bin eher die, die allein im Zimmer sitzt und zockt meinte ich ganz ruhig zu dem jungen Mann und blieb gegen die Wand gelehnt, denn sie half mir gerade das meine Beine nicht weg klappen. Ich bin nicht wirklich aufwendig verkleidet, nur geschminkt weil es eine spontane Aktion war meinte ich ruhig und sah zu dem anderen als er begann zu raten und ich ihm dann einfach antwortete: Nein, keines von beiden. Mein Gesicht ist wie meine Verganenheit zwei gespalten. Einmal der tot und einmal die kaputte, blutende Puppe leicht grinste ich und strich mir durch meine dunklen braunen Haare. Nicht mal so gut Kombiniert Sherlok kurz schmunzelte ich und sah mich kurz nach meinem Peiniger um, irgendwo würde dieser Idiot ganz sicher rum rennen.

Interessant eine Spielerin, mein Genre und Max kann sicher auch mitquatschen, wenn er denn endlich da ist. Aber mein Gott ist ihre Verkleidung bzw. ihre Schminke kompliziert. Da komme ich mir schon fast ein bisschen schäbig in dem Fetzen den ich trage vor. "Na ja ich wärme mich noch auf", meine ich grinsend und stütze mich auf meinen Plastik-Stock. "Du zockst? Was denn so?", frage ich jetzt etwas ernster und neugierig. Fragen wird man wohl noch dürfen, oder?

Man, man, man was für eine lange stressige Fahrt. Das Problem bei diesen Zugreisen aus Deutschland ist die ständige Umsteigerei. Ich bin umgestiegen in: Köln, Lindau, Bregenz, St. Magreten, Zürich, Bern, Genf und schließlich Paris. Stressig, das ganze dauert mehrere Tage und gefühlte Wochen. Außerdem: Wenn dir die ganze Nacht ein Kind in die Ohren plärt und sich das alle fünf Minuten wiederholt, willst du nicht mehr. Ich bin fertig, fix und fertig, einfach K.O. Doch Sebastian hat mich gefragt, ob ich noch auf diese Halloween-Party kommen möchte, da er Nevo nirgendwo finden kann und er sonst ganz alleine da ist. Also: Anstatt auspacken und ankommen, erstmal die Sau raus lassen wie zu hause in Berlin. Deshalb suche ich jetzt schon verzweifelt nach 15 Minuten die Turnhalle. Bin an bereits Besoffenen, mehreren Heulenden und einem Kotzenden vorbei gekommen und hab mich schon gefragt, wo die Lehrer und Aufsichtspersonen stecken. Wenn das hier immer so abläuft, dann wird das hier wie Ferien. Schlussendlich hab ich sie gefunden, die Sporthalle, die zum Ballsaal umfunktioniert wurde. Um mich Halloween anzupassen habe ich meine Dagi-Bee Mütze und meinen Löwenkind-Pulli angezogen. Abschreckung genug, dachte ich mir und ging durch die Türe. Vermutlich verstehen nur Deutsch diesen Spaß. Na toll, das erste was mir ins Gesicht schlägt ist eine Welle von Menschen und in diesem Rudel soll ich Sebastian finden. Wir kennen uns von der GamesCom 2014 und 2015 aus Köln. Ich sags euch ein Riesenspaß. Nun ja ich schlängle mich durch die Reihen der Kinder... ähm entschuldigung der Mitschüler und entdecke im hintersten Winkel des Raumes einen Sherlock Holms. Hat Sebastian nicht irgendwas vom Sherlock gelabert?, rattert mein Gehirn. Ohne groß nach zu denken gehe ich rüber und klopf dem Sherlock auf die Schulter. "Maximilian Knakowski meldet sich zum Dienst, Sir", rufe ich gegen den Lärm und salutiere. Erleichtert stelle ich fest, dass es wirklich Sebastian ist.

Da ist ja eben auch noch Luft nach oben, lachte ich ruhig und keine Ahnung warum, aber meine Laune hob sich gerade von Sekunde zu Sekunde und auch von Minute zu Minute, was man mir ansehen konnte. Eigentlich bin ich niemand, der offen auf neue Leute zu geht, aber fragt mich nicht warum dieser Typ war mir sympatisch, schon allein wegen seiner Art und wie er sich gibt. Gta, Skyrim, Minecraft, Final Fantasy, Call of Duty, fing ich an aufzuzählen und kratzte mich kurz am Hinterkopf, wobei ich danach ein wenig mit den Schultern zuckte. Viel mehr hab ich aus Tschechien nicht mitgebracht, anschließend zuckte ich mit den Schultern. Meine Eltern wollten mich irgendwann besuchen kommen und mir meine restlichen Spiele mitbringen.
Als der andere zu uns stieß sah ich mit ein wenig hochgezogenen Augenbrauen zu ihm hoch und gleich wurde das Lockere durch Skepsis ausgetauscht.

Bei den Worten Minecraft und COD werden meine Augen sehr groß. Meine Spiele. "Minecraft spiel ich auch schon ne Weile", freue ich mich und grinse sie an. "Machst du eher PVP oder offline oder Build?", quetsche ich weiter. Na ja vielleicht doch nicht so Max Thematik, er spielt mehr diese Strategie-Scheiße.. ähm LoL. Ab und zu Minecraft und viel mehr Horrorgames. "Wir müssen mal gemeinsam spielen....", schlage ich vor und beginne schon mit der Aufnahmeplanung. "Sag mal kannst du Deutsch?", frage ich sie dann noch und grüble. Es wäre vorteilhaft, wenn sie Deutsch spricht. Eine Aufnahme auf Französisch für meine deutschen Zuschauer ist ein bisschen blöd. Plötzlich salutiert jemand neben mir und nennt mich Sir. Die Stimme kommt mir sofort bekannt vor und ein Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus. "Max!", rufe ich begeistert und umarme ihn kurz brüderlich, danach mustere ich ihn. "Schaurig siehst du aus", witzle ich und klopfe ihm auf die Brust, wo das Löwenkindlogo prangert.

Sebastians Reaktion auf mich bringt mich zum Lächeln. Ich erwidere seine Umarmung freudig und löse mich dann gleich wieder von ihm. "Dein Kostüm ist sehr aufwendig...", lobe ich meinen alten Bekannten und grinse. "Und wer ist das?", frage ich Sebastian und drehe mich zu dem Mädchen mit massenweise Schminke im Gesicht um. Sie trägt ausschließlich Schwarz und ist nur im Gesicht geschminkt. "Deine neue Freundin? Ersetzt du mich etwa?", frage ich Sebastian vorwurfsvoll und grinse dann.

Von allem ein wenig, eben immer das auf was ich gerade Lust habe, antwortete ich ihm und trank ruhig einen Schluck aus meinem Glas. Deutsch... Nun ja, ein wenig. Meine Oma war Deutsche, viel bekomme ich wahrscheinlich nicht mehr auf die Reihe aber so etwas wie eine Unterhaltung vielleicht, wieder zuckte ich mit meinen Schultern und sah zu dem anderen, der ja gerade er zu uns gekommen ist und den ich nur nochmal musterte, bevor ich einen Schluck aus meinem Strohhalm nahm.
Die Fragen des anderen beantwortete ich nicht, immerhin waren sie auch nicht an mich gestellt sondern viel mehr an Sebastian, so lege ich meinen Hinterkopf nur noch mehr gegen die Wand, welche sich noch immer hinter meinem Rücken befand.

Ich kichere über Max Witz, er ist irgendwie immer so drauf. "Ja, klar! Sie ist viel hübscher als du!", lache ich und boxe ihm in die Schulter. "Nein... das ist ähm...", ja wie hieß sie denn eigentlich? Mir fiel der Name nicht mehr ein... hatte sie sich überhaupt vorgestellt? Wir kannten uns nicht wirklich, vermutlich ging sie in eine andere Klasse. "Sag mal... wie heißt du eigentlich?", frage ich das Mädchen mit den dunkeln Haaren und der aufwendingen Schminke neben mir und Max. "Aber sie kann Deutsch.. ein bisschen!", rufe ich begeistert und schüttle Max. "Weißt du wie cool? Wir können dann zu dritt zocken und aufnehmen!", meine Begeisterung lässt sich nicht verbergen. Außerdem geht vollkommen unter, dass sie eventuell nur ein bisschen Deutsch spricht.

Sebastian ist ganz aus dem Häuschen mich zu sehen. Schön für ihn, denke ich müde, denn ich bin richtig müde. Die Fahrt war so beschissen anstrengend gewesen und so elends lange. Dennoch kennt Sebastian keine Hemmungen und ist drunter und drüber, richtig aufgedreht wie ein Kind an Weihnachten. Das Mädchen soll schöner sein als ich?, überlege ich und mustere sie. Ein zierliches Ding, ohne Schminke im Gesicht hätte man vieles besser beurteilen können, dunkle lange Haare und ganz in Schwarz gekleidet. Na ja viel zu erkennen war nicht. Es stimmte schon: Sie war hübsch keines wegs. "Wie ich wieder ersetzt werde", jammere ich gespielt und boxe Sebastian zurück. Sie könne Deutsch meint er. Mir entweicht nur ein lustloses: "Ach" Als er sie nach ihrem Namen fragt schaue ich in belustigt an. "Du bist ganz schön unhöflich", maule ich ihn an. "Vermutlich stehst du schon den ganzen Abend mit ihr hier, nutzt sie als Brücke bis ich komme und kennst nicht mal ihren Namen..", werfe ich ihm vor und grinse. Es ist einfach typisch Sebastian.

Lynn, stellte ich mich selbst ruhig vor und strich mir, mal wieder, durch meine langen Haare, sie sich wie jeden Abend über meinen Schultern lockten und da lagen, wie sie es eigentlich immer taten. Zwischen meinen Lippen hatte ich wieder den Stohhalm und als Max meinte, das Sebi unhöflich war, musste ich mir nur ein leises Lachen verdrücken, immerhin kannte ich einen anderen Typen auf dem Internat, der um Welten schlimmer war.
Als die Beiden dann auf Deutsch weiter sprachen, verstand ich es... halbwegs. Zumindest soweit, dass ich wusste um was es gerade ging, doch ich würde vorerst beim Französischen bleiben, immerhin musste ich das Deutsch auch erst wieder hin bekommen und dazu hatte ich einen unverkennbaren Armerikanischen Akzent, den man auch erst mal aushalten muss. Gut, wahrscheinlich ist er nicht mal so schlimm, aber was solls.

Ich hob die Hände, in der einen Hand meinen Gehstock, und machte ein bestürztes Gesicht. "Das hab ich vor lauter Aufregung total vergessen", rechtfertigte ich mich und spielte damit auf meine sonstige Verpeiltheit an. Man konnt mir ja nicht mal zutrauen, dass ich einen Stundenplan merken konnte, wie soll ich bitte auf die Idee kommen sie nach ihrem Namen zu fragen. "Und ich hab dich nicht ersetzt...", maule ich kleinlaut. Natürlich weiß ich, dass Max nur Spaß macht, aber vielleicht kann ich ihm ein schlechtes Gewissen einreden. "Es tut mir leid, Lynn", entschuldige ich mich bei dem Mädchen und benutze extra ihren Namen um klar zu stellen, dass ich ihn noch nicht vergessen hab.

Jetzt, da ich und Sebi wieder beisammen sind... na ja klingt falsch is aber so, wirkt das Mädchen irgendwie deplaziert. "Du findest auch schneller eine Ausrede als eine Maus ein Loch hat", rüge ich Sebastian und grinse ihn an. Natürlich machen wir nur Spaß, wir machen immer Spaß. Uns ernst zu nehmen wäre der größte Fehler. Er meint er würde mich nicht ersetzen wollen. Wie süß, kichere ich innerlich und grinse ihn vielsagend an, dann drücke ich ihm meine Lippen auf die Wange und schubse ihn weg. "Komm geh weg, du Lappen", meine ich und lache. In dieser Hinsicht ist er nicht mein erstes Opfer. Hoffentlich wird Nevo, Sebis bester Freund seit drei GamesComs, nicht eifersüchtig du, man man man.

Ich stand immer noch an die Wand gelehnt da und lächelte leicht. schon okay, mehr sagte ich nicht dazu und nahm nochmal einen Schluck aus meinem Becher, wobei ich zu Max sah, der Sebi die Lippen auf die Wange drückte und ihn danach durch den Halben raum schleudert. Meine Reaktion darauf war nur, dass ich eine Augenbraue nach oben ziehe und Max kurz ansah, mehr hatte ich nicht zu sagen, wirklich. Der Kerl war seltsam und ich war ziemlich froh, dass ich mit dem nicht viel zu tun haben werde.

Kaum fünf Minuten anwesend, schon ist Max einfach Max. Er küsst mich auf die Wange, wobei ich ihn aus großen Augen anschaue, dann schubst er mich weg und nennt mich Lappen. Ganz typisch, wie früher. Bevor ich mich den beiden wieder nähere werfe ich einen entschuldigenden Blick auf Lynn. Das Mädchen muss verstört sein, von einem meiner Freunde. Hoffentlich denkt sie nicht, dass ich genauso komisch bin. "Pass auf, kleines Fangirl, du schubst den Sherlock durch die Halle", warne ich Max und klopfe ihm mit meinem Gehstock gegen das Bein.

Sebi hat sich kein Stück verändert in diesem paar Monaten in denen ich nichts von ihm gehört hatte. Ich denke er hat einfach Zeit gebraucht sich einzuleben. Doch er war noch ganz der alte. Nur sein Kostüm passte überhaupt nicht zu ihm. Er war kein Sherlock, nein, eher ein kleiner Tollpatsch. Am besten wäre gewesen, wenn er als Gruselclown gekommen wäre oder so. "Ja, der Sherlock, der nichts gebacken kriegt", meine ich und trete sanft gegen den Stock. Wir waren schon wieder unhöflich. Das Mädchen stand wirklich nur mehr dabei und schlüfte ihr Lifestyle-Getränk. "Sag mal bist du nicht zu jung um Alkohol zu trinken?", frage ich sie nekisch und blicke auf sie herunter. Nun ja mit meinen 1, 90 m bin ich auch knapp zwei Köpfe größer als sie. Natürlich ist mir klar, dass sie alt genug ist, aber ich steh drauf Leute ein wenig aufzuwühlen.

Ich hatte mir gerade überlegt weg zu ein paar anderen Leuten zu gehen, klar, es war nicht wirklich nett aber ich stand nur unproduktiv hier und trank in aller Ruhe mein Getränk, doch dann sagte Maximilian etwas zu mir und ich sah ihn leicht belustigt an. Ich glaube mit 18 ist mal alt genug, antworte ich ruhig und nahm nochmal einen Schluck, wobei ich ziemlich zu dem jungen Mann hoch sehen musste, auch weil der Kerl irgendwie zu hoch gewachsen ist und den Kopf wohl hin und wieder in den Wolken hatte. Und wenn ich zu jung wäre würde ich einen Kerl anmachen damit er mir was holt, wieder schmunzelte ich ein wenig um mit meinen blauen Augen zu ihm hoch zu sehen.