„Dann kann man es auch nicht ändern,“ erwidere ich gelassen. Ich hatte ihre Kälte und Härte heraushören können, ließ mich aber davon nicht beirren. Nie im Leben würde ich das Gefühl verspüren, dass alles perfekt ist. Für mich hörte sich das Wort so surreal und ungläubig an. Ich lachte leise. Das tat ich immer: In den unpassendsten Situationen zu lachen, zwar nicht vor Glück, sondern einfach aus der komischen Situation heraus.
Als sie mir zu stimmte, verzogen sich meine Mundwinkel ganz kurz zu einem Lächeln, aber so schnell es auch da war, ist es wieder verschwunden. Ich lächle nicht gerne. Also ich meine so ein wirkliches, ehrliches Lächeln, ohne Spott oder Sarkasmus. Nein, eher eins, wo man einfach unwillkürlich lächeln muss.
„Vielleicht bin ich ja doch so. Vielleicht ist das alles nur eine Masche, um dich rumzukriegen,“ meine ich sarkastisch. Es ist nämlich offensichtlich nicht der Fall, denn sonst würde ich mit ihr anders umgehen. Ich bin aber derzeit nicht interessiert an Sex, geschweige denn Liebe. Eher frisst mich langsam diese grauenhafte Schule auf, wenn ich nicht bald mal von hier weg komme.
Sie stimmte mir auch zu, als ich die Vergangenheit als scheiße bezeichnete. Ich legte die Stirn leicht nachdenklich in Falten und fragte mich, was wohl sie erlebt hat. Es gibt immer zwei Menschen: Die, die wirklich etwas Schlimmes erlebt haben, und die, die selbst einen kleinen Streit mit ihren damaligen Ex-Freund als das schlimmste Erlebnis ihres Lebens empfanden. Ich fragte nicht nach, denn genau das erwarte ich auch von ihr.
Ich setzte mich erneut etwas auf und zuckte schmerzvoll zusammen wegen dem Bluterguss. Immer wieder vergaß ich, dass ich einen habe. Sie will nich Neuseeland, da angeblich die Natur dort so schön sein. Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern. Geografie ist nicht meine Stärke.
Es ist der nächste Satz, der mich ruckartig hochsehen lässt. Hat sie mich gerade als einen Betrunkenen bezeichnet? Sofort tauchen erneut Bilder auf, diesmal von mehreren, leeren Flaschen, die ich als Zehnjähriger immer und immer wieder zusammengetragen und weggeschmissen habe. Ich verabscheue Alkohol. Ich verabscheue die Leute, die ihn trinken, nur um ihre Hemmungen zu verlieren und Spaß zu haben, nur weil sie ansonsten für immer elendige Feiglinge wären.
Ich starre auf meine Hände, die zum Zittern anfangen, weshalb ich sie zu Fäusten balle. „Ich trinke nicht,“ presse ich scharf aus meinen zusammengepressten Zähnen hervor. Unwillkürlich hatte ich das dringende Bedürfnis, irgendetwas zu zerstören. Denn in dieser Sache bin ich gut. Ich zerstöre alles und jeden. Ob ich will oder nicht.