with Aiden Kowalczyk
Ich zucke mit den Schultern, als er ironisch meint, dass ich schnell sei. Allerdings sehe ich, wie sein Mundwinkel leicht zuckt, was verrät, dass er deutlich weniger genervt von mir ist, als er vorgibt.
Als er meine Hand nimmt, bin ich doch einen kurzen Moment überrascht, weil ich gedacht hätte, dass er das nicht tun würde. Es ist komsich, dass ich seine Hand halte - selbst wenn es nur dieser eine kurze Moment ist. Ehrlich gesagt ist er auch irgendwie der Einzige, dem ich meine Hand gegeben habe. Selbst der Rektorin hatte ich diese einfache - und eigentlich selbstverständliche - Geste heute verweigert. Vielleicht ist es kindisch, aber ich liebe es, wenn ich allein schon so gegen Autoritätspersonen rebellieren kann. Und es ist vermutlich noch kindischer, dass ich es liebe, nicht den Erwartungen zu entsprechen.
Ich grinse, als er mich verwirrt fragt, wer Katy ist.
"Ich dachte du", kontere ich amüsiert, bevor ich ebenfalls mit den Schultern zucke.
"Meine zukünftige Mitbewohnerin. Aber mal sehen...", füge ich an, da ich bezweifle, dass sie sehr viel Spaß mit mir haben wird. Ich bin nicht so, wie ich auf den ersten Blick aussehe. Ich kann mich zwar anders geben, als ich bin, aber letztendlich ist das eine Lüge, welche ich nicht lange aufrechterhalten will. Ich ziehe daraus keinen Nutzen und wieso sollte ich für jemand anderen vorgeben, anders zu sein? Das ergibt für mich keinen Sinn.
Als er sich vorstellt, schenke ich ihm ein Lächeln - eins von der ehrlichen Sorte, das nur wenige zu Gesicht bekommen.
"Hi Aiden", begrüße ich ihn dann richtig. Ich lasse meinen Blick durch das Zimmer wandern und deute dann auf sein Bein, an dem ein Salatblatt hängt.
"Ja, klar", meine ich, bevor ich den Kopf schüttle.
"Schon gut, aber ich schätze, dass ich in meinem richtigen Zimmer wohnen sollte. Was ja aber nicht heißt, dass ich nicht öfters hier vorbei sehen könnte -", erwidere ich und zwinkere ihm mit einem amüsierten Grinsen zu. Ob er das versteckte Angebot versteht, kann ich nicht sagen. Und auch nicht, ob ich das wirklich ernst meine. Ich bezweifle, dass Aiden der richtige Typ für eine Nacht voller Spaß wäre. Außerdem - hält mich davon irgendetwas ab.
Ich sehe ihn an und nicke ihm zu.
"Okay, dann los", fordere ich ihn auf und kann nicht verhindern, dass ein herausforderndes Funkeln in meine Augen tritt. Das Schmunzeln, welches auf seinen Lippen erscheint, bemerke ich natürlich. Ich sehe kurz weg und verschränke die Arme vor der Brust. Als er meint, dass er schon sein zweites Jahr hier wäre, mustere ich ihn wieder genauer.
"Also versicherst du mir gerade, dass ich hier auch irgendwie zurecht kommen werde - obwohl ich gegen sämtliche Regeln der Hausordnung verstoßen werde?", hake ich nach und versuche ein Grinsen zu unterdrücken. Es war nervig, dass es wie von selbst meine Lippen verzog. Ich wollte nicht die ganze Zeit Grinsen, als fände ich es hier ach so toll.
Ich wende meinen Blick wieder ihm zu, als er meint, dass er Counter-Strike spiele. Als er dann auch gleich mutmaßt, dass ich das nicht kennen würde, ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Doch. Ich bin nicht mal so schlecht. Wenn meine Spielpartner nicht bekifft oder betrunken wären, hätte ich es sicherlich auch mal ins Gewinner-Team geschafft", antworte ich. Es kam nicht oft vor, dass ich spielte. Wenn ich irgendwo war, rückte das Spiel letztendlich im Laufe des Abends immer mehr in den Hintergrund, während ich die Aufmerksamkeit bekam, die ich wollte. Und die meine Dämonen für den Moment daran hinderte, mich zu zerreißen.