Sisters like you and me

Skye Bates

Heute sollte ein besonderer Tag sein. Nachdem der Rest meiner Familie schon unser neues Familienmitglied kennengelernt hatte war wohl nun ich an der Reihe. Wie meine Mutter uns eine Schwester vorenthalten konnte. Es hatte einen Streit gegeben was klar war. Aber nun saß ich in dem kleinen Cafe und wartete auf sie. Ich wusste nicht wie sie so drauf war und konnte nur hoffen das wir uns verstehen würden. Sie war wesentlich länger als wir in England geblieben, konnte sie schon genug Französisch? Alles fragen über Fragen, aber es würde zumindest keine Sprachbarriere geben immerhin konnte ich auch noch immer fließend Englisch. Nun aber sah ich nervös auf die Uhr, ich hoffte das sie auch wirklich kommen würde.

mit Inara

Ich trat meine Zigarette auf dem Bordstein aus und sah noch einmal auf das Schild des Cafés. Das war das Richtige, eindeutig. Langsam stieß ich die Tür auf und trat hinein. Nicht viele Tische waren belegt und es war eindeutig, wo ich meine Verabredung finden würde. An jedem Tisch saßen mindestens zwei Personen, außer an einem. Zielstrebig ging ich auf diesen einen Tisch zu. War das das Erste, was ich von meiner Halbschwester sah? Kurz sah ich noch einmal um mich, ehe ich mich an den freien Platz zu ihr setzte, ohne vorher zu fragen. "Hi", sagte ich knapp und sah noch einmal kurz um mich, als würde ich an einer paranoiden Schizophrenie leiden oder sowas. "Ähm, Inara, oder?" Ganz ehrlich, irgendwie erwartete ich fast, dass sie es nicht war. Dass hier jetzt eine unglaublich peinliche Situation entstehen und ich letztendlich wieder aufstand, mich tausendmal für die Störung entschuldigen würde und dann aus dem Café stürmen würde. Ein Teil von mir wünschte sich dieses Szenario sogar. Aber irgendetwas sagte mir, dass es eben nicht so verlaufen würde. Oh Gott Skye. Du hättest einfach in deinem Salisbury bleiben sollen, bei Kit und deinem richtigen Zuhause...

Die Tür des Cafés ging auf, und ich lies meinen Blick kurz über das Mädchen das herein kam gleiten. War sie das? Ich war mir unsicher wie ich mich nun verhalten sollte. So wartete ich erstmal ab. Und tatsächlich kam sie auf mich zu und setzte sich ungefragt direkt hin. Als sie dann auch fragte begann ich zaghaft zu lächeln.
„Ja dann bist du Skye?“
Stellte ich nun also die Gegenfrage die eigentlich unnötig war.
„Ähm wie geht es dir?“
Wollte ich nun als nächstes wissen. Es war nicht sonderlich geistreich aber immerhin mal ein Anfang von einem Gespräch hoffte ich zumindest. Ich wusste nicht so recht was ich tun sollte immerhin war es eine merkwürdige Situation einer Schwester gegenüber zu sitzen die man nicht kannte.

Das Mädchen bestätigte meine Annahme. Das ist also meine Halbschwester... Kurz musterte ich sie mit einem Hauch von Skepsis, als sie die unnötige Gegenfrage stellte. "Skye, richtig", bestätigte ich also ihre Annahme und bevor ein total peinliches Schweigen ausbrechen konnte, fragte Inara mich nach meinem Befinden. "Äh, mir geht es ganz gut soweit", sprach ich diese leeren Floskelworte und fügte schnell ein "...und dir?" hinzu.
Es war eine eigenartige Stimmung, fast etwas nervös sah ich mich in dem Raum um, so als würde mich die Wandfarbe auf einmal zutiefst interessieren. "Ähm, und du gehst nicht mehr auf die...Schule?", fragte ich dann irgendwann und sah meine Halbschwester auch nur irgendwie halb an. Schon verrückt, wenn man auf einmal neue Familienmitglieder kennenlernt. Meine Familie schien mir mit Kit immer vollständig genug zu sein. Dass mir eine Mutter gefehlt hätte, würde ich so nicht sagen. Auch wenn viele Möchtegernbesserwisser gerne was von einer fehlenden weiblichen Bezugsperson faseln. Ich war ja nicht 24/7 bei meinem Dad oder komplett von der Außenwelt isoliert. Vor allem: Wie viele Mädchen nehmen sich ihre Mutter tatsächlich als Vorbild oder reden mit ihr über...Dinge? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand vor seinem ersten Mal zu Mutti geht. "Hey, Mum. Mein zehn Jahre älterer Freund, den ich seit drei Tagen kenne, und ich wollen heute Abend Sex haben. Wie funktioniert das eigentlich?" Ganz ehrlich. Nein. Einfach nein.

Es war irgendwie schon komisch hier so einer weiteren Schwester gegenüber zu sitzen. Ich hatte ja auch bis vorkurzem angenommen, mit den mir bekannten Menschen wäre meine Familie komplett. So richtig schien sie auch nicht zu wissen, was sie sagen sollte und so war ich zumindest schon einmal froh nicht die einzige zu sein der es so ging.
„Auch soweit.“
Erwiderte ich also auf ihre Gegenfrage hin. Klar waren das alles nur leere Floskeln, doch irgendwie musste man doch beginnen.
„Nein ich bin schon mit der Schule fertig. Ich mache gerade eine Ausbildung bei meinem Stiefvater, ich glaube den hast du ja schon kennengelernt.“
Ich schwieg einen Moment nicht sicher wie ich weiter machen sollte.
„Du bist in England aufgewachsen?“
Zumindest hatte ich das von meiner… unserer Mutter gehört. Ich selbst war ja noch als kleines Kind nach Frankreich gekommen und kannte England eigentlich nur von Besuchen bei unseren Verwandten. Vermutlich war vieles hier für sie neu, immerhin waren das hier andere Lebensweisen als auf der Insel. Ich zerbrach mir gerade eindeutig zu viel den Kopf, also seufzte ich einmal und sah sie leicht gequält an.
„Echt eine merkwürdige Situation oder?“