Vor der Halle

Hier vor der Halle werden sich ziemlich sicher die ganzen Raucher tummeln.

Eigentlich wollte ich nicht auf den Ball, aber was solls. So stand ich ruhig vor der Eingangshalle und wartete auf, bis mein Freund kam, mit dem ich nun schon mehr oder weniger 7 Monate zusammen bin. Auch wenn er und Leon sich nicht verstanden, stand ich noch nie wirklich groß vor der Entscheidung mit wem ich jetzt was unternehme, auch wenn das ziemlich sicher noch kommen wird.
So stand ich ruhig vor der Türe, einen Dicken Pullover angezogen und mir nur schnell schnell das Gesicht eines Totenschädels angemalt, damit ich zumindest irgendwie an Halloween erinnerte.

Ich stand da und beobachtete ein Blatt, das durch den Wind getragen wurde. Es tanzte, immer wieder hoch und nieder. Immer wieder hin und her. Ja. Ich möchte dieses Gott verdammte Blatt sein und weg fliegen können, sobald ein kleiner Windstoß kommt. Ich wollte manchmal hier einfach weg. Ich lange, denn ich würde so manche Leute hier vermissen.
In der kleinen Menschenmasse sah ich Orion, wie er auf mich zu kam. Es versetzte mir einen Stich, das mein Herz ein wenig zusammen zuckte und ich zu ihm hoch sah, doch schnell legte ein Schlater um. Die Kombination aus "Wir müssen reden" und seiner jetzigen Ablehnung, er wollte die Beziehung nicht mehr weiter führen. Warum? Ein halbes Jahr hatte es geklappt. Nur mein Bruder hatte rum gespunen. Mein verdammter Bruder.
Nein meinte ich leise und wahrscheinlich konnte er es durch den Lärm drinnen nicht mal hören. Doch ich hörte nichts mehr, meine Ohren pfiffen ein wenig, wie so oft wenn ich kurz vor dem weinen stand.

Ich rieb mir mit meinem Handrücken über das Gesicht, meinen Pullover hatte ich über diese gezogen wobei ich den Kopf immer wieder schüttelte.
Ich bekam kein Wort aus meinem Mund und deshalb schüttelte ich nur meinen Kopf und versuchte die Tränen weg zu blinzeln, was ich aber nicht schaffte und so rann auch eine Träne nach der anderen meine Wange nach unten. Warum... brachte ich irgendwann raus und biss mir auf meine Unterlippe das ich sie irgendwann durch den Druck offen hatte und das Blut ganz langsam nach unten rann, ich es weg leckte und danach nur wieder auf den Boden blickte wobei ich meine augen schloss und trotzdem bahnten sich meine Tränen einen Weg nach unten.

Er wollte wirklich Schluss machen. Ich hätte nie im leben gedacht, das ich ihn einmal im Leben überhaupt an mich ran lassen würde und jetzt, jetzt wo ich ein halbes Jahr mit ihm zusammen gewesen bin ließ er mich Links liegen. Was war aus Spanien geworden? Aus unserem Kuss? Aus allem. Aus... uns. Ich bremste die Tränen nicht mehr, keine einzige.
Ich hätte mich jeder zeit auf deine Seite gestellt meinte ich nur ziemlich leise als ich mich auf den Boden hinunter rutschen lasse und auf dem klaten Asphalt zum Sitzen komme. Ich konnte mich nicht mehr kontrolieren und deshalb wimmerte ich leise beim Weinen, jede Träne brannte, jede Träne tat weh. Als ob meinte ich nur leise, als er sagte, es tut ihm leid und zog meine Knie an um meine Stirn auf diese zu legen. Soll er doch zur Hölle fahren und dort bleiben.

Nein, ich antwortete ihm nichts mehr. In diesem Moment schuldete ich ihm gar nichts mehr, keinen Augenblick, keine Antwort keinen Blick, gar nichts. In diesem Moment ist das erste mal in meinem kurzen Leben jemand für mich endgültig gestorben. Ich wollte gerade nur noch in mein Zimmer, schlafen, in mein Bett, eine warme Tasse Kakao und in den Armen von irgendwem liegen, ich wüste nicht mal in den Armen von wem ich schlafen will. Leon ist ja zu sehr mich sich selbst und seinem Kleinen beschäftigt.
Immer mehr Tränen flossen über meine bleichen Wangen und ich blieb auf dem Boden sitzen, die Kälte fraß sich zwar durch meinen ganzen Körper, aber soll sie, so blieb ich zumindest bei mir selbst auch wenn alles in mir zerbrach.

Es hatte länger gedauert als gedacht den Erdbeerjoghrtfleck aus dem Arztkittel zu bekommen, deshalb hatte die Party bzw. der Ball alias Massenbesäuffnis schon begonnen und ich hetzte den Weg zur Turnhalle hinunter. Dort hörte ich ein Schluchzen. Oh bitte nicht, dachte ich. Fest nahm ich mir vor einfach weiter zu gehen und dem heulenden Wesen an meinem freien Tag die kalte Schulter zu zeigen, bis ich erkannte dass es Sara war. Seufzend war ich meinen Plan über den Haufen und setzte mich einfach zu ihr. "Schätzchen... was ist los?", frage ich sie mit einem aufmunternden Grinsen, während ich ihr die Hand auf den Rücken legte und sie streichelte. Ich bin eindeutig und immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Definitiv.

So saß ich hier und hatte immer mal wieder den Rauch in der Nase, welchen die anderen Schüler durch die Gegend pusten. Orion hat Schluss gemacht, antwortete ich ganz leise und drehte den Kopf ein wenig zu Lucas, bevor ich mir mit dem Handrücken über meine Augen rief, damit ich die Tränen ein wenig los wurde. Keine Ahnung warum, aber ich hatte das erste mal in meinem verkorksten Leben Lust mich zu betrinken, auch wenn ich das noch nicht darf. Vorsichtig legte ich meinen Kopf an seine Schulter und konzentrierte mich nur noch auf das Streicheln seinerseits.