Josephine Hale
Ich lächelte etwas verlegen - mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich laut geredet hatte.
Das ihre Schule nicht so schön war ließ ich unkommentiert, was hätte ich auch groß sagen sollen? Das ich das letzte Mal vor etwa acht Jahren eine Schule als Schüler von innen gesehen hatte? Das würde unweigerlich Frage nach sich ziehen, die ich zu beantworten noch nicht bereit war. Also beschränkte ich mich wieder auf etwas unverfängliches. "Wie kommt es eigentlich, dass Du schon unterrichtest?"
Sie war kaum älter als ich und hatte hier den Status einer Lehrerin. Selbst wenn ich ein paar AGs bekäme und vielleicht auch Religionsunterricht - darauf hoffte ich sehr, wagte mich allerdings kaum daran zu denken - oder Ethik, vielleicht auch Workshops zu sozialen Themen oder verschiedene Social Days; ich selbst wäre auch dann kein Lehrer. Ich war Hausmeister. Männchen für alles.
Wie hatte sie es geschafft, in so kurzer Zeit ihr Abi und ihr Studium zu bewältigen? Das wäre vermutlich der Hauptgrund, weshalb ich nie Lehrer wäre: mir fehlte sowohl der Schulabschluss als auch das Studium. Nicht hingegen die Intelligenz oder das Wissen. Doch ich sah - noch? - keinen Sinn darin, einen Abschluss nachzuholen oder eine Ausbildung oder ein Studium auch nur in Erwägung zu ziehen. Mein Wissen konnte ich, solange man mich ließ, auch so vermitteln. Und meine Kernkompetenzen lagen ohnehin wo anders, ich sah meine Lebensaufgabe nicht daran, Wissen zu vermitteln - auch wenn das ein netter Nebeneffekt war. Immerhin hatte ich einen guten Mentor gehabt ...
"Weißt Du, wie viele Schüler hier leben?"