Phobe, (Hennes)
Damien holte seinen Collegeblock aus seiner Schultasche heraus. Origami. Das hilft immer, dachte er und riss ein Stück des rechteckigen Papiers ab, damit ein Quardrat entstand.
Auch, wenn er nicht wusste, was genau er eben zu Phobe gesagt hatte, wusste er, dass es etwas falsches war. Denn Phobe sah immer mal wieder zu ihm hin. Natürlich merkte er das, wusste aber nicht genau, welche Miene sie dabei zog. Er seufzte einmal. Irgendwie war er jetzt schüchtern um das erste Wort zu ergreifen. Denn wenn er das tat, würden ihm so oder so Peinlichkeiten heimsuchen. Das war nichts neues, also blieb er einfach auf dem Stuhl sitzen und trat abwechselt auf seine Füße um seine Nervosität ein bisschen zurück zu halten.
Er faltete das Quardrat zweimal einmal vertikal, einmal horizontal und zweimal diagonal. Dabei biss er auf seine Zunge um sich bei den Linien möglichst gut, gerade, sorgfältig und genau hin zu bekommen.
Doch er hielt Inne, als Phobe ihn wieder ansprach. Während sie sprach, betrachtete er ihre Lippen, die sich geschmeidig auf- und abbewegten. Er hätte nichts lieber tun wollen als sie zu küssen. Aber wie bekannt, war er zu schüchtern. -Und er wusste noch nicht einmal, ob Phobe ihn mochte.
Damien war erleichtert, als Phobe das Thema wechselte und wieder von irgendwelchen Zeugs redete, was bei ihm in das eine Ohr hereinströhmte und aus den anderen wieder heraus. Aber dennoch verstand er teilweise, was sie sagte. Und lächelte dann: "Ja. Würde es den Bunsenbrenner nicht geben, wären wir alle wohl ein wenig arm dran, oder? Und natürlich freue ich mich auch wieder auf Chemie.", er merkte erst hinterher, dass seine Stimme ein wenig bebte. Seine Wangen bekamen plötzlich wieder einen purpurroten Schein, der wiederum etwas niedlich bei ihm aussah. Er hoffte, dass Phobe es nicht merkte. Aber nur um sicher zu gehen, wandte er sich wieder seinem Stück Papier zu und faltete weiter. Jetzt sah das 'Stück Papier' so wie ein Drache aus, bei dem Damien die Ecken wie bei einem Papierflieger ein faltete.
Doch Damien wandte sich wieder Phobe zu, die den Anschein nach irgendwas von ihm wollte. Denn sie sah ständig zu ihm hin.
Nur um sicher zu gehen wollte er ein 'Was ist los?' von sich geben. Aber genau in dem Moment fing sie schon wieder an zu reden.
Als sie zu Ende sprach, Seufzte er und sah mit leicht trauriger Miene auf sein Origamipapier. Nur noch ein kleinen Schritt müsste er machen und dann wäre es fertig. Aber die Worte von Phobe stiegen so sehr in sein Herz ein, dass er einfach nur mitreden konnte: "Ja... aber ich bin an so etwas gewohnt.", meinte er und seufzte erneut, "Man kann mir ruhig das Leben zerstören. Ich habe doch ehe nur 2 richtige Freunde."
Damien sackte etwas tiefer in seinen Stuhl zusammen und verschrenkte die Arme: "Aber ich hoffe, dass ich die beiden Freundschaften nie im Leben verlieren würde." Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen, "Ich könnte mir garnicht vorstellen, wie es mir ergehen würde, wenn ich eine von diesen beiden Personen auf irgendeiner Art und Weise verlieren würde."
Natürlich sprach er von Phobe und Raphaél. Aber er traute sich nicht diese Namen auszusprechen, weil Phobe sonst gleich denken würde, er wäre in sie verliebt, was 100%-ig stimmte. Aber Damien wusste nicht, wie sie reagieren und was sie dann von ihm halten würde. Würde sie die Freundschaft kündigen?
Plötzlich öffnete er die Augen und sah sich um, als er ein paar leicht wütend klingende Schritte hörte. Als ihm ein Junge mit guten Körperbau und schwarzen, wuscheligen Haaren auffiel, der gerade im Gang herumschlenderte, bekam er große Augen. Hatte er diesen Jungen hier heute nicht schon einmal gesehen? Und wieso war er hier?
Damien hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Doch er merkte, dass er irgendwie ein wenig zitterte. "Sei leise, Phobe. Hier ist jemand.", flüsterte er so leise es ging und wandte sich dann zitternd seiner Origamitechnik zu. Nur noch ein Knick und er wäre fertig.